Wie das Gehirn das Fürchten lernt

Wie das Gehirn das Fürchten lernt

Gerhirn fürchtet - Psychologie

Wie das Gehirn das Fürchten lernt

Vor Chefs, Hunden oder Spinnen fürchten sich Menschen nicht von Geburt an. Viele Ängste lernen wir erst im Laufe des Lebens. Das Gehirn ist dafür ideal eingerichtet: An alles, was es fürchtet, erinnert es sich besonders gut.

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei der Furchtkonditionierung wird ein bedrohlicher Reiz in der Amygdala mit einem vorher neutralen Reiz verknüpft.
  • Die Amygdala ist verantwortlich für das Verknüpfen von Erinnerungen mit Emotionen.
  • Emotionale Ereignisse brennen sich dank verschiedener, vom Gehirn ausgeschütteter Botenstoffe besonders tief in das Gedächtnis ein.

Krankhaft ohne Angst

„Wenn mir’s nur gruselte!“, sehnt sich auch der Junge, der in einem Märchen der Gebrüder Grimm „auszog, das Fürchten zu lernen“, – ein Wunsch, den Patienten mit dem Urbach-Wiethe-Syndrom kennen. Denn bei den Betroffenen verkalken die Gefäße innerhalb der Amygdala, sodass die umliegenden Zellen absterben. Ihr Furchtempfinden ist meist stark gestört.

Im Fachmagazin „Current Biology“ berichtete Justin Feinstein zusammen mit Kollegen von der University of Iowa von einer Patientin (abgekürzt SM): In einer Zoohandlung griff sie interessiert nach Schlangen und hätte auch gerne eine Tarantel angefasst. Weder die Geisterbahn noch der Film „Das Schweigen der Lämmer“ erschreckten SM. “Der einzigartige Fall der Patientin SM bietet einen seltenen Einblick in die widrigen Folgen, ein Leben ohne funktionierende Amygdala zu leben. Für SM waren die Folgen schwerwiegend“, schrieben die Neurowissenschaftler. Da sie Gefahren nicht erkannte, wurde SM Opfer zahlreicher Verbrechen. Patienten ohne funktionsfähige Amygdala leiden häufig unter einem weiteren Defizit: Emotionale Inhalte können sie nicht besser erinnern als neutrale.

Löschen der Furcht

Watsons Experiment mit dem kleinen Albert wurde häufig kritisiert. Nicht nur wegen einiger methodischer Mängel – Watson schlug nur gegen die Eisenstange, wenn Albert die Hand nach dem Tier ausstreckte – sondern auch, weil Watson den kleinen Albert nicht von seiner Angst kurierte. Am Ende des Experimentes fürchtete sich Albert nicht nur vor weißen Ratten, sondern auch vor Nikolausbärten, Kaninchen und Hunden. Doch Albert verließ die Klinik, in der Watson ihn entdeckt hatte, bevor der Psychologe die Angst wieder aus Alberts emotionalem Gedächtnis löschen konnte.

Das Verlernen der Furcht bezeichnen Psychologen und Neurowissenschaftler als Extinktion (siehe auch Themenkomplex „Verlernen“). Bei der Extinktion folgt auf den wiederholt dargebotenen konditionierten Reiz kein unangenehmer Reiz. Watson hätte also Albert die weiße Ratte mehrfach ohne gleichzeitigen Lärm zeigen müssen. Hierbei handelt es sich um einen eigenständigen Lernprozess, bei dem der ventromediale präfrontale Cortex beteiligt ist. Zellen aus diesem Bereich des Cortex senden Fasern zu hemmenden Zellen im lateralen Kern der Amygdala. Eigentlich wird die Furcht also nicht gelöscht, sondern lediglich gehemmt. Daher können Ängste vor allem unter Stress spontan wieder auftreten.

Spur der Angst

Entscheidend für das emotionale Erinnern sind die N-Methyl-D-Aspartat-Rezeptoren, kurz NMDA-Rezeptoren in der Amygdala. Blockiert man bei Tieren die NMDA-Rezeptoren in der Amygdala, können sie keine neuen Ängste durch Konditionierung erwerben. Das Besondere an diesen Rezeptoren ist, dass sie nicht reagieren, wenn sie nur durch einen Reiz erregt werden, sondern erst, wenn ein zweiter Reiz kurz darauf folgt. Über die geöffneten Rezeptoren strömen Calcium- und Natriumionen ins Zellinnere ein, wodurch die Zelle empfindlicher auf eingehende Reize reagiert. Tritt beim nächsten Mal nur der Ton auf, kann er allein die Zelle erregen, ein Prozess, bei dem die so genannte Langzeitpotenzierung von Bedeutung ist Lernen von Zelle zu Zelle.

Die Erregung der Zellen im lateralen Kern wandert über verschiedene andere Kerne schließlich zum Ausgang der Amygdala: dem zentralen Kern. Wie ein General erteilt der zentrale Kern Befehle an verschiedene Strukturen des Zwischen- und Stammhirns, die die angeborenen Angstreaktionen auslösen, um das Tier für Flucht oder Kampf zu wappnen.

Albert schreit. Der Säugling dreht sich nach links, fällt vorne über, rappelt sich hoch – und krabbelt schließlich weg, so schnell er kann. Eine weiße Ratte hat den elf Monate alten Knirps erschreckt. Noch zwei Monate zuvor hatte Albert zutraulich die Hand nach dem Tier ausgestreckt. Doch dann wurde der kleine Junge im Jahr 1920 Proband des Psychologen John B. Watson von der Johns Hopkins University. Und der schlug immer dann mit einem Hammer kräftig gegen eine Eisenstange, wenn er Albert die weiße Ratte zeigte – bis schon der Anblick des Tieres den kleinen Albert weinen und flüchten ließ. Watson war es gelungen, Albert das Fürchten zu lehren.

Auf der Suche nach der Angst

Die Methode, die heute wenig kindgerecht erscheint, war bereits als Furchtkonditionierung aus Tierexperimenten bekannt: Wenn ein furchtauslösender Reiz oft kurz nach oder gemeinsam mit einem zweiten Reiz auftritt, erzeugt auch der bis dahin neutrale Reiz Angst. „Ich kenne kein Tier, das nicht konditioniert werden kann“, schreibt der Neurowissenschaftler Joseph LeDoux von der New York University. Offenbar hat sich erlernte Angst in der Evolution als sinnvoll erwiesen – und das auch beim Menschen. Das Kind, das nach der ersten Brandblase den Herd fürchtet, profitiert genauso von diesem uralten Mechanismus wie die Katze, die vor dem Bellen des Nachbarhundes erschrickt.

Manche Ängste lassen sich besonders schnell erlernen, etwa die Angst vor Schlangen: Schon in der Frühzeit überlebten Urmenschen eher, wenn sie sich gegenüber allem fürchteten, was sich schlängelte. Doch die meisten heutigen Gefahren bedrohten vor tausenden von Jahren niemanden. Wären Menschen nicht in der Lage, Angst zu erlernen, wären sie möglicherweise bereits ausgestorben: von Zügen überrollt, von Autos überfahren oder durch Stromschläge umgekommen.

Was beim Lernen und Erinnern der Angst im Kopf passiert, hat der Neurowissenschaftler Joseph LeDoux an Ratten untersucht. Er setzte die Nager in eine Versuchsbox, ausgestattet mit einem Lautsprecher und einem Bodengitter aus Metall. Wenn ein Ton erklang, spürte die Ratte gleichzeitig über das Metallgitter einen leichten, aber unangenehmen Stromschlag. Wie zu erwarten, reagierte sie nach kurzer Zeit mit großer Furcht auf den Ton.

Das emotionale Gedächtnis: die Amygdala

Als der Angstforscher jedoch die Amygdala des Nagers zerstörte, zeigte das Tier plötzlich keine Furcht mehr. Versuchstiere mit geschädigter Amygdala konnten das Fürchten gar nicht erst erlernen. Auch bei Menschen mit Störungen der Amygdala zeigte sich, dass dieses Areal für das Lernen von Angst unerlässlich ist. Dieses Hirnareal, aufgrund seiner anatomischen Struktur auch Mandelkern genannt, ist eine Ansammlung von Kernen tief im linken und im rechten Schläfenlappen, in unmittelbarer Nähe des Hippocampus.

Mit bildgebenden Verfahren konnten Neurowissenschaftler mittlerweile auch beim Menschen zeigen, dass die Amygdala gesteigerte Aktivität aufweist, wenn der Angstschweiß strömt und der Puls steigt. „Eine Ratte würde durch die Nachricht eines Börsencrashs niemals eine Panikattacke bekommen“, so LeDoux, „und ein Mensch fürchtet sich normalerweise nicht vor einer Katze. Doch die Weise, wie unsere Körper auf die Neuigkeit eines Börsencrashs reagieren, ist der Reaktion einer Ratte, wenn sie eine Katze sieht, sehr ähnlich.“

Doch was genau passiert in den Kernen, aus denen die Amygdala besteht? Der Thalamus, die sensorische Schaltzentrale des Gehirns, informiert den lateralen Kern der Amygdala sowohl über die Präsentation des Tones als auch über den unangenehmen Fußreiz. Am Tor der Amygdala werden die Informationen über den Signalton und den Stromschlag miteinander verknüpft. Die Zellen dort sind multimodal. Das bedeutet, sie können die Informationen verschiedener Sinnesorgane verarbeiten – also Gesehenes, Gehörtes, aber auch Schmerz oder Berührung. Dass der elektrische Reiz auf den Ton folgt, gräbt sich in das „Gedächtnis“ der Amygdala ein.

Amygdala

Die Amygdala ist ein wichtiges Kerngebiet im Temporallappen, welches mit Emotionen in Verbindung gebracht wird. Es bewertet den emotionalen Gehalt einer Situation und reagiert besonders auf Bedrohung. Die Amygdala – zu Deutsch: Mandelkern – wird zum limbischen System gezählt. © dasGehirn.info

Angst im Korrekturmodus

Das ungute Gefühl beim Erklingen des Tones, die emotionale Erinnerung, entsteht somit in der Amygdala. Doch für die bewusste Furcht benötigt der Mensch weitere Gehirnregionen: Den jeweiligen sensorischen Cortex, den unimodalen sowie den polymodalen Assoziationscortex und den Hippocampus. Wie die Amygdala erhalten auch diese Areale ihre Informationen vom Thalamus. Doch statt einer groben Skizze des Geschehens erhält und verarbeitet der Cortex eine detaillierte Aufnahme der Situation. Auf diese Weise kann er ähnliche, aber unterschiedlich bedrohliche Reize wie etwa zwei verschiedene Töne unterscheiden. Manchmal entpuppt sich durch die Analyse des Cortex die bereits aufwallende Angst der Amygdala als Fehlalarm: Der Einbrecher an der offenen Balkontür war doch nur der Vorhang im Wind.

Haben sich Ängste erst einmal entwickelt, bestehen sie meist für lange Zeit. Denn Angst entsteht nicht nur im Gehirn, sie verändert es auch: Lernen von Zelle zu Zelle. Es besteht aber auch die Möglichkeit, die Angst wieder abzuschwächen – mit einer Art umgekehrter Konditionierung.

Wenn das Gehirn eine Angst erlernt, speichert es nicht nur genaue Informationen über den furchtauslösenden Reiz ab, sondern es merkt sich auch den Kontext. Schließlich ist eine Schlange auf dem Waldboden gefährlicher als eine Schlange hinter Glas. Dafür, dass wir uns solche Kontextinformationen einprägen, sorgt der Hippocampus im Schläfenlappen, der eine wichtige Rolle beim Merken und Erinnern von Fakten spielt.

Emotionale Erinnerungen haften besser

Die Verknüpfung der Emotion mit der Erinnerung hat einen Grund: Die Amygdala drückt den Erinnerungen den Stempel „wichtig“ auf. Deshalb können sich Menschen emotional aufgeladene Erinnerungen besser merken. Ängstigende Erlebnisse zu erinnern, ist besonders wichtig. Schließlich kann es das Leben retten, Höhen, Schlangen oder brutale Mitmenschen zu meiden. Daher aktiviert der zentrale Kern der Amygdala in einer furchteinflößenden Situation nicht nur das Kampf- oder- Fluchtsystem, sondern auch das emotionale Gedächtnis. Indem die Amygdala den Nucleus basalis im basalen Vorderhirn erregt, bewirkt dieser, dass in nahezu allen Strukturen des Cortex der Botenstoff Acetylcholin ausgeschüttet wird. Dieser Neurotransmitter unterstützt das Gehirn dabei, möglichst viele Sinneseindrücke aufzusaugen. Zudem sorgt die Amygdala dafür, dass verschiedene Stresshormone freigesetzt werden. Diese spielen eine wichtige Rolle, wenn Menschen sich emotionale Erlebnisse einprägen oder erinnern.

Dass Albert sich an das Scheppern der Eisenstange erinnerte, sobald er die Ratte sah, ist also ein genauso komplexer wie lebenswichtiger Mechanismus. Um Ängste vor Ratten, Hunden oder auch Chefs zu lernen, benötigt der Mensch nicht nur eine formbare Amygdala, sondern auch verschiedene Cortexareale und den Hippocampus. Nur so können wir den Dackel vom Rottweiler unterscheiden, die Angst vorm Hund bewusst empfinden und uns erinnern, wie uns einst ein Rottweiler in die Wade gebissen hat.

Angststörung

Angststörung

Angststörung-Psychologie

Symptome und Therapien bei überwältigender Angst

Angst ist ein notwendiges Gefühl. Sie hilft uns dabei, Gefahren zu erkennen und uns vor möglichen negativen Folgen zu schützen. Sind Angstreaktionen jedoch überwältigend und völlig übertrieben, kann man von einer Angststörung sprechen. Wir erklären dir, welche Symptome es gibt und wie du eine Angststörung therapieren kannst.

Was man unter einer Angststörung versteht

Von einer Angststörung spricht man, wenn das normale Angstgefühl ins Extreme umschlägt und das Leben der Betroffenen stark einschränkt. Angst ist ganz normal. Sie stellt sich in vielen Situationen ein. Man kann zwischen Furcht, Angst und Panik unterscheiden. Während Furcht sich meist auf einen konkreten Gegenstand bezieht, ist Angst eher abstrakt und ein allumfassendes Gefühl. Panik bezeichnet man als eine übermächtige Angst, bei der es schwer fällt klar zu denken. Der Betroffene reagiert meist völlig unüberlegt und handelt reflexartig.

Angststörungen gehen oft mit Panik einher, beispielsweise in Form von Panikattacken. Die Angst tritt hier in völlig harmlosen Situationen auf – wie in einem Café, in dem man gerade mit der besten Freundin einen Kaffee trinkt. Oft gibt es keinen speziellen Auslöser. Die Angst tritt ganz plötzlich auf und trifft den Betroffenen völlig unvorbereitet und in stärkster Ausprägung. Körperliche Symptome treten auf und die Panikattacke ist nicht mehr zu stoppen.

Spätestens wenn Angst in einer Panikattacke mündet, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Dieser untersucht den Patienten auf eine mögliche Angststörung und schließt weitere mögliche Ursachen aus, denn Angstzustände können auch auf andere psychische und körperliche Erkrankungen hinweisen.

Angststörungen sind keine Seltenheit. Sie zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Circa jeder achte Deutsche leidet an einer Angststörung. Frauen sind dabei häufiger betroffen als Männer. Zu den Angststörungen zählen Panikstörungen, Phobien und die Generalisierte Angststörungen. Unbehandelt können sie schwerwiegende Folgen wie Depressionen mit sich bringen. Traumatische Ereignisse können ebenfalls zu Ängsten führen.

Angststörungen: Die Ursachen

Die Ursachen für Angststörungen sind vielfältig. Oft spielen mehrere Faktoren zusammen, so dass jede Angststörung für sich ganz individuell verläuft. Das können zum Einen genetische Veranlagungen, belastende oder traumatische Ereignisse oder ein Vermeidungsverhalten sein, das die Ängste noch weiter schürt. Angeborene Eigenschaften wie ein labiles vegetatives Nervensystem, das Funktionen der inneren Organe kontrolliert, begünstigen die Ausprägung verschiedener Ängste. Auch die Konfliktfähigkeit spielt bei der Bildung von Angst eine Rolle. Ist der Betroffene in einzelnen Situationen schnell überfordert, kann er in diesen Situationen vermehrt Ängste entwickeln.

Angststörungen und ihre Symptome

Eine Angststörung ist der Oberbegriff für eine Vielzahl von Krankheiten. Die Krankheitsbilder sind dabei sehr verschieden und mit ihnen die Symptome. Obwohl manche Krankheiten ineinander übergreifen, muss man sie und ihre Symptome klar voneinander trennen.

Phobien

Phobien beschreiben die Angst vor bestimmten Gegenständen, Situationen oder Personen. Nicht jede Phobie muss behandelt werden. Erst wenn die Angst den Alltag des Betroffenen einschränkt, muss man eine Therapie in Erwägung ziehen. Phobien kann man in bestimmte Kategorien einteilen:

  • Agoraphobie: Diese Phobie bezeichnet man auch als Platzangst. Diese beschreibt die Angst vor der Außenwelt bzw. vor öffentlichen Situationen. Der Betroffene fürchtet einen Kontrollverlust, der es ihm nicht ermöglicht, in einer Notfallsituation zu fliehen.
  • Soziale Phobien: Soziale Phobien beziehen sich vor allem auf andere Menschen. Betroffene fürchten sich vor der Beurteilung oder Bloßstellung anderer Menschen und vermeiden darum vermehrt soziale Events.
  • Spezifische Phobien: Phobien können sich auf allerlei Gegenstände und Situationen beziehen. Während ein Teil davon weniger belastend ist und eher selten zum Problem wird, können andere Formen sehr belastend sein. Beispiele sind:
  • Klaustrophobie, die die Angst vor engen Räumlichkeiten beschreibt
  • Hypochondrie, bei der sich Betroffene vor Krankheiten fürchten
  • Glossophobie, die die Angst vor dem Sprechen bezeichnet

Die Symptome können sich je nach Art der Phobie unterscheiden. Während bei einer sozialen Phobie schon Händezittern, Übelkeit und Harndrang für eine Diagnose ausreichen können, gehen andere Formen mit starken Panikattacken einher.

Panikstörung

Panik

Panikstörung

Panikstörung als Angststörung

Die Panikstörung kennzeichnet sich vor allem durch wiederholtes Auftreten von Panikattacken. Diese treten ohne offenkundigen Grund in den verschiedensten Situationen auf und treffen den Betroffenen völlig unvorbereitet. Eine Panikattacke macht sich vor allem durch körperliche Beschwerden bemerkbar. Dazu zählt Atemnot, Schwindel und Herzrasen. Die Attacken können nur einige Minuten oder bis zu zwei Stunden andauern. Im Anschluss sind die Betroffenen psychisch und körperlich ausgelaugt und benötigen einige Zeit, um wieder zu Kräften zu kommen. Dazu kommt, dass eine Panikattacke sehr traumatisch für die Betroffenen sein kann. Die Angst vor einer weiteren Panikattacke schränkt diese in ihrer Lebensqualität stark ein. Sie versuchen Panikattacken vorzubeugen, indem sie Situationen vermeiden, in denen eine Panikattacke möglich ist. Mit dieser Vermeidungsstrategie schränken sie sich jedoch stark ein.

Die Symptome sind:

  • Atemnot
  • Schwindel
  • Herzrasen
  • Übelkeit
  • Angst vor einer weiteren Attacken

Generalisierte Angststörung

Die Generalisierte Angststörung bezeichnet eine ständige Angst, die die Betroffenen nur in seltenen Momenten loslässt. Diese Angst begleitet sie meist über Monate oder Jahre hinweg und wird in vielen Fällen erst spät erkannt. Erste Anzeichen für diese Form der Angststörung ist eine innere Unruhe und stetige Besorgnis, die die Betroffenen in ihrem Denken und Tun zu kontrollieren scheint. Die Angst muss sich auf keine bestimmte Bedrohung beziehen, sondern kann allgemein und ganz ohne Grund sein. Dennoch können die Betroffenen das Gefühl nicht ablegen, dass ein schlimmes Ereignis bevorzustehen scheint. Die Generalisierte Angststörung kann mit Symptomen wie Ruhelosigkeit, Schlaflosigkeit, Muskelverspannungen und Zittern einhergehen. In schweren Fällen kann es zu Depressionen oder Panikattacken kommen. Besonders häufig sind Menschen betroffen, die das 30. Lebensjahr bereits überschritten haben.

Die Symptome sind:

  • Schlaflosigkeit
  • Muskelverspannungen
  • Zittern
  • Ruhelosigkeit
  • Starkes Schwitzen

 

Posttraumatische Belastungsstörung

Auch die Posttraumatische Belastungsstörung – kurz PTBS – zählt zu den Angststörungen. Diese kann nach stark belastenden Erfahrungen auftreten, bei dem der Betroffene um seine Sicherheit fürchten musste. Zu diesen Erlebnissen können sowohl Krieg und Terror als auch Unfälle und Naturkatastrophen zählen. Die Betroffenen sind oft sehr reizbar und unruhig. Häufig leiden sie unter Schlafstörungen und Albträumen, die sie das traumatische Erlebnis erneut erleben lassen. Auch hier versuchen die Betroffenen ein Wiedererleben eben dieses traumatischen Ereignisses zu vermeiden und isolieren sich von ihren Mitmenschen.

Die Symptome sind:

  • Reizbarkeit
  • Innere Unruhe
  • Schlafstörungen
  • Albträume
  • Isolation

Selbsttest: Leiden Sie an einer Angststörung?

Wenn Ihnen einige der genannten Symptome bekannt vorkommen und Sie nun auch befürchten, an einer Angststörung zu leiden, können Sie sich mit unserem Schnelltest ein wenig Klarheit verschaffen. Natürlich ersetzt dieser keinen Arztbesuch – der ist auch nach Beendigung des Tests unweigerlich – doch kannst du mit diesem einen ersten Eindruck erhalten.

Im Folgenden haben wir Ihnen einige Aussagen aufgelistet, die Sie entweder bejahen oder verneinen können. Trifft die Mehrzahl der Aussagen auf Sie zu, solltenSie zur Sicherheit einen Arzt hinzuziehen, dem Sie Ihre Beschwerden näher schildern. Dieser kann Ihre Symptome besser einschätzen und Ihnen eine erste und genauere Diagnose stellen. Auch wenn Sie die meisten der Aussagen verneinen, ist es nicht ausgeschlossen, dass Sie nicht doch an einer Angststörung leiden.

  • Sie haben in letzter Zeit Schwierigkeiten, sich zu entspannen.
  • Sie machen sich sehr viele Sorgen über Gefahren, Ihre Mitmenschen oder Ihre Gesundheit.
  • Sie sind vermehrt gereizt.
  • Sie leiden unter einer innerlichen Anspannung und Nervosität, ohne dass Sie einen Grund dazu hätten.
  • Sie wissen nicht, wie Sie Ihre Ängste kontrollieren können.
  • Sie leiden unter Schlafstörungen.
  • Sie verspüren vereinzelt oder ständig eine Angst, die Ihnen ein Gefühl von Unheil vermittelt.
  • Ihnen fällt es seit einiger Zeit schwer, Ihren Alltag zu meistern.
  • Sie erinnern sich willkürlich an psychisch belastende Situationen aus Ihrer Vergangenheit.
  • Sie leiden unter Konzentrationsstörungen.
  • Sie ängstigen sich in völlig harmlosen Situationen.
  • Wenn Sie weniger Sorgen und Ängste hätten, könnten Sie mehr Leistung bringen.

Therapie: So können Sie eine Angststörung behandeln

Eine Angststörung kann gut therapiert werden, allerdings nur, wenn diese schnell erkannt wird. Daher ist es wichtig, bereits erste Anzeichen ernst zu nehmen und medizinisch abklären zu lassen. Je länger eine Angststörung besteht, desto schwieriger erweist sich auch die Therapie. Dennoch gibt es einige Behandlungsansätze. Diese können ambulant, stationär oder in spezialisierten Kliniken stattfinden.

Verhaltenstherapie

Die Verhaltenstherapie ist eine wirksame Methode der Psychotherapie und wird bei vielen unterschiedlichen Leiden eingesetzt. Dabei werden verschiedene Ansätze verfolgt. Zum Einen werden positive Eigenschaften des Patienten hervorgehoben, sodass er Konflikte selbstständig zu lösen lernt. Zum Anderen sollen schlechte Gewohnheiten durch positives Verhalten ersetzt werden, um so neuen Konflikten vorzubeugen. Auch die Konfrontationstherapie wird als Teil der Verhaltenstherapie eingesetzt. Dabei wird der Patient direkt mit seinen Ängsten konfrontiert und zum Umdenken angeregt. Dieser Prozess wird durch einen Therapeuten begleitet.

Medikamente

Eine medikamentöse Behandlung hat sich bei Angststörungen bewährt, vor allem wenn sie mit einer psychotherapeutischen Behandlung kombiniert wird. Es kommen vorwiegend Antidepressiva zum Einsatz, die eine durchaus positive Wirkung bei Angststörungen zeigen. Sie helfen dabei Ängste zu lindern und sorgen gleichzeitig für eine bessere Stimmung bei den Patienten. Darüber hinaus bleibt die Leistungsfähigkeit des Patientin bestehen, so dass er seinen Alltag wieder alleine meistern kann. Jegliche Medikamenteneinnahme sollte zuvor mit einem Arzt abgesprochen werden.

Entspannungstechniken

Spezielle Entspannungstechniken können sich positiv auf eine Vielzahl von Angststörungen auswirken. Besonders die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson hat sich bei Angststörungen bewährt. Dabei werden einzelne Muskelpartien abwechselnd an- und wieder entspannt. So wird Stress abgebaut und Verspannungen gelöst. Die Patienten lernen auf diese Weise, den Zustand der Anspannung von Entspannung zu unterscheiden und diese Unterscheidung bewusster wahrzunehmen. Des Weiteren lernen die Patienten Anspannung bewusst zu kontrollieren und somit Ängsten und Panikattacken vorzubeugen.

Informieren

Angehörige und Patienten sollten sich ausreichend über Angststörungen, deren Symptome und Folgen informieren. Darüberhinaus sollten die Patienten über mögliche Ursachen der Angst informiert werden. Dazu bietet sich ein Gespräch mit einem Psychotherapeuten an. So können die Patienten mit diesen zusammen eine individuelle Lösung finden. Angehörige sollten den Patienten bei der Heilung unterstützen und die Angsterkrankung als eine Erkrankung akzeptieren, die therapiert werden muss und nicht nur durch die reine Willenskraft des Patienten geheilt werden kann.

Psychische Belastung am Arbeitsplatz deuten und handeln

Psychische Belastung am Arbeitsplatz deuten und handeln

Burnout

Ausgebrannt – Psychische Belastung bei Mitarbeitern

In Zeiten der Digitalisierung muss alles „schneller, höher, weiter“ gehen. Doch was passiert dabei mit dem Menschen? Viele Arbeitnehmer*innen setzt die heutige Arbeitswelt enorm unter Druck. Flexibel sein, zunehmend komplexe Aufgaben lösen und das hohe Tempo unserer Zeit sind echte Belastungen.

Stressbelastungen können krank machen und die Arbeitsfähigkeit von Mitarbeiter*innen reduzieren. Langfristiges Nicht-Handeln kann zu Burnout, Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen führen. Gesundheitsmanagement ist vor allem eine Frage der Führungsebene. Was können und müssen Führungskräfte tun, um die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu schützen?

Psychische Belastung

Psychische Belastung umfasst alle objektiven, äußeren Einflüsse, die auf die Psyche des Menschen einwirken. Beispiele für Belastungsfaktoren in der Arbeit sind die Arbeitsumgebung, die Dauer der Arbeitszeit und soziale Beziehungen. Wichtig: Der Begriff Belastung ist wertneutral. Unsere Psyche bekommt in der Arbeit ständig Eindrücke von außen – das ist per se nichts Negatives. Eine „Fehlbelastung“ kann z. B. durch zu hohen Zeit- und Leistungsdruck entstehen und so gesundheitliche Gefährdungen für Mitarbeiter mit sich ziehen.

Psychische Beanspruchung

Unter Beanspruchung versteht man alle subjektiven Folgen, die durch äußere Belastung entstehen. Sie beschreibt die „innere Reaktion“ auf eine Belastung, die positiv oder negativ sein kann. Lautes Sprechen kann bei einem Zuhörer zu mehr Aufmerksamkeit führen, bei einem anderen dagegen Stress verursachen. Die Beanspruchung ist von vielen individuellen Voraussetzungen, wie z. B. der Gesundheit, der Persönlichkeit oder der Tagesform abhängig.

Belastung Beanspruchung

„Sprungbrett-Metapher“

Die Gesundheit des Menschen ist wie ein Sprungbrett. Im Normalzustand steht das Brett gerade. Trifft eine Belastung von außen auf das Brett, verbiegt sich dieses. Die Beanspruchung beschreibt, wie sehr sich das Brett nach einer Belastung biegt. Bei jedem Menschen ist die körperliche und mentale „Flexibilität“ unterschiedlich. Ist die Beanspruchung negativ, dann sprechen wir von Stress.

Psychische Erkrankungen

Psychische Erkrankungen sind gesundheitliche Schäden, die durch falsche, häufige oder übermäßige Belastungssituationen (Fehlbelastungen) entstehen. Ein Konflikt mit einem anderen Mitarbeiter kann einmalig Stress verursachen. Findet der Konflikt jeden Tag statt, weil ein Mitarbeiter den anderen wiederholt schikaniert (Mobbing), kann eine psychische Erkrankung, wie eine Angststörung, bei dem gemobbten Mitarbeiter entstehen.

Psychische Erkrankungen sind im Vergleich zu anderen Krankheiten besonders lang. Sie dauern durchschnittlich 40 Tage. Eine Umfrage der Deutschen Depressionshilfe zeigt auch, dass jeder fünfte Beschäftigte Erfahrungen mit Depression hat. Die Krankheitskosten für psychische Erkrankungen liegen bei ca. 44,4 Milliarden Euro pro Jahr. Die Gesundheit der Mitarbeiter über ein professionelles Gesundheitsmanagement zu schützen, ist heute auch aus wirtschaftlichen Gründen eine Empfehlung für Unternehmen.

Häufige psychische Erkrankungen:

  • Angststörung
  • Burnout
  • Boreout
  • Depression
  • Sucht

Ursachen für psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz:

  • Überforderung (Zeit-, Konkurrenz- und Leistungsdruck, Komplexität der Aufgaben, zu hoher Flexibilitätsanspruch etc.)
  • Unterforderung (z. B. durch monotone Arbeit)
  • Arbeitsbedingungen (Hitze, Lärm, Arbeitszeiten etc.)
  • Störungen des Arbeitsablaufs
  • Soziale Konflikte
  • Mobbing

Symptome für psychische Erkrankungen erkennen

Was müssen Arbeitgeber tun, um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu schützen?

Das Arbeitsschutzgesetz fordert nach § 5 ArbSchG vom Arbeitgeber eine Gefährdungsbeurteilung für psychische Belastung bei der Arbeit. Ziele des Arbeitsschutzes sind die Prävention von gesundheitsschädigenden Faktoren und die Sicherung einer menschengerechten Gestaltung der Arbeit. Eine Gefährdungsbeurteilung ist ein Instrument zur Messung von potenziellen Belastungen von Mitarbeitern am Arbeitsplatz, noch bevor etwas passiert. Die Gefährdungsbeurteilung kann in folgenden Schritten erfolgen:

  1. Befragungen
  2. Interviews
  3. Workshops
  4. Begehung
  5. Auswertung

Verschiedene Berufsgenossenschaften stellen kostenlos Schulungen, Merkblätter und Fragebögen zur Gefährdungsbeurteilung für Unternehmen zur Verfügung. Diese sind erste Anlaufstelle, um die Arbeitsbedingungen im Unternehmen zu untersuchen, Störungen in Arbeitsprozessen zu identifizieren und zwischenmenschliche Konflikte zu finden – und schließlich auch zu vermeiden.

Wo tun sich Unternehmen beim Thema Gesundheitsförderung schwer?

Eisberg

Noch heute ist die Gesundheit der eigenen Mitarbeiter für viele Unternehmen ein Thema, das stiefmütterlich behandelt wird. Ca. 1/7 der Kommunikation nehmen wir über das Verhalten anderer Menschen wahr. Ca. 6/7 spielen sich im Innenleben mit Gefühlen, Gedanken und Einstellungen ab. „Gesundheitsmanagement“ kratzt in vielen Unternehmen nur die Oberfläche dieses Eisbergs an. Die erste Herausforderung fängt bereits bei der Bestandsaufnahme und Analyse des psychischen Wohlbefindens (wie z. B. der Gefährdungsbeurteilung) der eigenen Mitarbeiter an. Darüber hinaus werden gesundheitsfördernde Maßnahmen oft auf Einzelhandlungen wie Ausflüge oder Yoga-Kurse reduziert, die keine langfristigen Lösungen für psychische Belastung und Erkrankungen darstellen.

In der Praxis hapert es nach der Gefährdungsbeurteilung oft an konkreten Verbesserungsmaßnahmen. Diese betreffen vor allem Veränderungen zu:

  • Arbeitsinhalt
  • Arbeitsorganisation
  • Arbeitsumfeld
  • Soziale Beziehungen (Arbeitnehmer, Arbeitgeber, Kolleg*innen)

Wie können Unternehmen ihre Mitarbeiter gesund und glücklich halten?

Das Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) hat sich aufgrund des hohen Bedarfs an der Auseinandersetzung mit der Gesundheit der Belegschaft als eigenständiger und wertvoller Unternehmensbereich entwickelt. BGM umfasst alle strategischen und systematischen Maßnahmen, die Menschen helfen, sich am Arbeitsplatz besser zu fühlen. Beispiele für BGM-Maßnahmen sind Mitarbeiterschulungen zum Stressmanagement, die Wiedereingliederung von Langzeitkranken und eine positive Unternehmenskultur. Diese werden von einem internen oder externen Gesundheitsmanager übernommen.

Die Akzeptanz und Überzeugung der Führungsebene ist wichtige Voraussetzung, damit BGM-Maßnahmen ihren gewünschten Effekt erreichen. Im Kern geht das BGM von der Unternehmensführung aus, die „gesunde Change-Prozesse“ im Unternehmen ermöglicht und durchsetzt. Die Erfahrung zeigt, dass BGM-Verantwortlichen andernfalls viele Hürden in den Weg gestellt werden. Dagegen gewinnen Unternehmen, die sich der Gesundheit ihrer Mitarbeiter widmen.

Wissenswert: Im BGM-Ansatz ist Feedback entscheidend, um das Wohlbefinden der Mitarbeiter zu ergründen und langfristige Erkrankungen, wie Burnout oder Depressionen, zu verhindern. BGM ist damit auch ein Beispiel für agiles Arbeiten, das Feedback als Beginn von Veränderung sieht.

 

BGM – Ein gesundes Unternehmen schaffen

Eisberg

Unternehmen haben heute viele Möglichkeiten, die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter positiv zu beeinflussen. Arbeit ist nicht nur Belastung, sondern kann sinnstiftend sein, die persönliche Weiterentwicklung fördern oder jedem Menschen ein Zugehörigkeitsgefühl zu einem Team geben. Studien belegen, dass gute Laune ein Erfolgsfaktor ist. Glückliche und gesunde Mitarbeiter sind engagierter bei der Arbeit. Gesundheitsmanagement ist deshalb eine unschätzbare Investition in das eigene Unternehmen.

Angststörung

Angststörung

Angststoerung-Abenteuer-Psychologie-Stefan Ferner

Angst zu haben, ist etwas ganz Normales. Allerdings kann sich Angst manchmal verselbstständigen und zu einem quälenden Problem werden. Fassen Sie Mut, gehen Sie zu einem Experten! Ihre Angst ist wahrscheinlich gut behandelbar.

Das Wichtigste in Kürze

Angst ist eine zentrale Emotion in unserem Leben, die uns dabei hilft, Schaden von uns abzuwenden, gefährliche Situationen zu meiden und uns durch den Alltag zu navigieren. Ohne sie würde es uns wahrscheinlich heute nicht geben.

Viele Dinge machen Menschen Angst: Kaum jemand mag giftige Tiere streicheln, freie Reden vor großem Publikum halten oder in vollkommen überfüllten U-Bahnen fahren. Angst macht sich auch körperlich bemerkbar: Der Herzschlag erhöht sich, die Muskeln spannen sich an und unsere Atmung beschleunigt sich.

Obwohl Angst etwas sehr Natürliches ist, kann sie sich bei manchen Menschen ins Unerträgliche steigern und so zu einem quälenden Problem werden: Dies markiert den Übergang zu einer Angsterkrankung, bei der die Angst das Leben kontrolliert. Angst hat dann ihre eigentlich nur schützende Funktion verloren und kann unseren Alltag bestimmen und damit zur Hölle machen. Hier sollte professionelle Hilfe gesucht werden. Sie können dafür Ihren Hausarzt fragen oder auch direkt im Internet nach einem Therapeuten in Ihrer Nähe suchen.

Ein häufiges Leiden

Angsterkrankungen sind keine Seltenheit: Die Häufigkeit (Prävalenz) von Angsterkrankungen in Deutschland wird auf über 15 Prozent in der Gesamtbevölkerung geschätzt. In jedem Fall sollten Sie das nicht als ein Zeichen von Schwäche oder Minderwertigkeit auffassen – eine Angsterkrankung kann jeden treffen.

Viele Menschen mit Angsterkrankungen warten aus missverstandener Scham oft Jahre, bevor sie sich ihr Problem eingestehen und den Mut fassen, einen Arzt oder Psychotherapeuten zu konsultieren. Dabei sucht sich doch niemand selbst bzw. bewusst aus, ob er krank oder gesund ist! Angsterkrankungen verschwinden selten von selbst und je länger Sie eine Behandlung vermeiden, desto schwieriger wird sich die Therapie gestalten.

Finden Sie den Mut für einen Termin bei einem Spezialisten

Was sollten Sie also tun, wenn Sie aufgrund Ihrer Ängste kein normales Leben mehr führen können? Die Antwort ist zunächst sehr einfach: Fassen Sie den Mut und gehen Sie zunächst zu Ihrem Hausarzt, einer psychologischen Beratungsstelle oder einem Psychotherapeuten (dafür brauchen Sie keine Überweisung!) und schildern Sie Ihre Probleme offen. Lassen Sie sich helfen: Je mehr Sie sich öffnen, desto mehr Details stehen dem Experten bei der Untersuchung zur Verfügung und umso genauer kann er sich ein Bild von Ihrer Situation machen und helfen.

Können körperliche Ursachen (z.B. eine Schilddrüsenüberfunktion) ausgeschlossen werden, erhärtet sich der Verdacht einer Angsterkrankung. Ihr Hausarzt wird Sie in diesem Fall an einen Facharzt überweisen, der die weitere Diagnostik und gegebenenfalls Therapieoptionen mit Ihnen bespricht. Ihre Familie wird Sie auf diesem Weg begleiten und Ihnen den Rücken stärken – nehmen Sie die Hilfe an und sagen Sie, was Sie sich wünschen oder was konkret getan werden kann, um Ihnen zu helfen. Bedenken Sie, dass Ihre Erkrankung auch Ihre Familie betrifft und beziehen Sie sie in Entscheidung mit ein.

Was passiert nach einer Diagnose?

Eine Diagnose kann sowohl Erleichterung als auch zusätzliche Belastung verursachen. Behalten Sie aber im Hinterkopf, dass zu wissen, was Ihnen fehlt, der erste Schritt in Richtung Heilung ist. Angsterkrankungen lassen sich heute auf viele unterschiedliche Weisen erfolgreich und sicher behandeln.

Generell gibt es sowohl medikamentöse als auch psychotherapeutische Ansätze, die bei der Behandlung von Angsterkrankungen zur Anwendung kommen können. Oft werden auch beide kombiniert, um so den Effekt für den Patienten zu optimieren. Entspannungsverfahren können dabei für zusätzliche Entlastung hilfreich sein.

Die Medikamententherapie zielt auf eine Normalisierung der Signalübertragung im Gehirn ab, die mit der Entstehung und Aufrechterhaltung von Angsterkrankungen in Verbindung gebracht wird. Dazu gibt es mittlerweile viele verschiedene Medikamente, die Ihr Arzt mit Ihnen im Detail bespricht, um dann das für Sie optimale auszuwählen. In jedem Fall sollten Sie sich vor online angebotenen Mitteln hüten, die eine schnelle Hilfe versprechen.

Medikamente oder Psychotherapie oder beides?

Neben der Medikamententherapie hat sich in der Vergangenheit insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie bewährt. Die Grundlage der kognitiven Verhaltenstherapie ist es, angstauslösende bzw. angstkonservierende Gedanken (Kognitionen) zu erkennen. Auf diese Weise wird zusammen mit Ihnen ein grundlegendes Verständnis der Erkrankung erarbeitet, was erfahrungsgemäß bereits erste Erleichterung verschafft. In weiteren Sitzungen werden Sie Schritt für Schritt mit den angstauslösenden Reizen konfrontiert und angeleitet, sich Ihrer Angst zu stellen. Dies passiert zuerst mental, später dann virtuell – zum Beispiel am Computer, wo man das Bild einer Spinne präsentiert bekäme und per Joystick näher heranholen kann. Schließlich folgt die Begegnung mit einer echten Spinne. Die Stärke der Angstauslöser wird also kontinuierlich gesteigert, allerdings nur in engmaschiger Absprache mit Ihnen.

Ziel ist es, die körperlichen und geistigen Symptome der Angst voll zu erleben. Sicherheitsverhalten (z.B. Verlassen der Situation) oder Beruhigungsmittel sind dabei nicht erlaubt. Mit der Zeit werden Sie merken, dass die Angst von selbst nachlässt und Sie sich beruhigen. Sie lernen dabei, wie Sie am besten mit ihr umgehen und dass sie letztendlich von selbst verschwindet.

Machen Sie sich keine Sorgen: Auch wenn sich diese Herangehensweise sehr belastend und unangenehm anhört, erfolgt kein Schritt ohne Ihre Zustimmung und ohne ärztliche beziehungsweise psychologische Aufsicht. Zudem werden alle Übungen vorher sehr genau mit Ihnen besprochen und an das, was Sie sich selber zutrauen, angepasst.

Als weitere Hilfestellung werden Ihnen in der Therapie Fähigkeiten vermittelt, die Sie  dabei unterstützen, mit Ihrer Angst besser umzugehen. Damit lernen Sie, angstauslösende Situationen aus einer realistischen Perspektive zu sehen und Ihr eigenes Verhalten besser zu verstehen.

Was Sie selbst tun können

Informieren Sie sich über Ihre Erkrankung! Wissen ist Macht und kann Ihnen dabei helfen, Ihr eigenes Verhalten, Ihre Gefühle und Emotionen zu verstehen. Außerdem kann das Erlernen von Entspannungsverfahren – wie z.B. die progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen – helfen, Stress abzubauen.

Bleiben Sie aktiv, treiben Sie Sport und versuchen Sie, sich angstauslösenden Situationen bewusst zu stellen. Viele Menschen vermeiden diese, stellen sich ihnen nur in Begleitung anderer Menschen oder greifen zu ihrer „Notfallmedizin“. Das können angstlösende Medikamente sein, oder auch “nur” ein Talisman. Versuchen Sie, sich den für Sie belastenden Situationen auszusetzen und die Angst ohne Ablenkung und Hilfsmittel zu ertragen. Sie werden erleben, dass die Angst bald von selber nachlässt.

Selbsthilfegruppen sind immer eine gute Anlaufstelle für Personen mit Angsterkrankungen. Hier können Sie sich in einem ungezwungenen Rahmen austauschen und sich gegenseitig Rat geben. Menschen in ähnlichen Lebenslagen können oft am besten verstehen, wie Sie sich fühlen.

Seien Sie offen und ehrlich zu Ihrem Partner, Ihrer Familie und Ihren Freunden. Erzählen Sie, was Sie bedrückt, wie Sie sich fühlen, was genau Ihre Sorgen sind und wie Ihnen Ihre Mitmenschen konkret helfen können. Verstehen Sie aber auch die Probleme Ihres Gegenübers und respektieren Sie Grenzen.

Achten Sie auf das Wohlbefinden Ihres Partners / Ihrer Familie, aber auch auf Ihr eigenes. Gehen Sie Hobbys nach, treffen Sie Freunde und tun Sie, was Ihnen Spaß macht. Das alles kann dabei helfen, sich wieder gut zu fühlen.

Krankheit und Stress einfach sichtbar machen

Krankheit und Stress einfach sichtbar machen

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Herzfrequenzvariabilität

Als Herzfrequenzvariabilität (englisch heart rate variability, HRV) wird die natürliche Variation der Zeit zwischen zwei aufeinanderfolgenden Herzschlägen bezeichnet. Bei gesunden erwachsenen Menschen beträgt diese Variation in Ruhe ca. eine Zehntelsekunde. Die Herzfrequenzvariabilität ist ein Indikator für die Fähigkeit eines Organismus (Mensch, Säugetier), die Herzfrequenz den körperlichen und mentalen Anforderungen anzupassen. Maße für die Herzfrequenzvariabilität lassen sich statistisch im Zeitbereich als Streumaße (Mittelwert, Standardabweichung, Varianz) oder spektral im Frequenzbereich (low frequency, high frequency) ableiten; eine dritte Möglichkeit bieten nicht-lineare Methoden (z. B. Poincaré-Abbildung, Fluktuationsanalyse).

Über autonome physiologische Regulationswege passt ein gesunder Organismus die Herzschlagrate beständig momentanen Erfordernissen an. Körperliche Beanspruchung oder psychische Belastung hat deswegen in der Regel eine Erhöhung der Herzfrequenz zur Folge, die bei Entlastung und Entspannung normalerweise wieder zurückgeht. Dabei zeigt sich eine höhere Anpassungsfähigkeit an Belastungen in einer größeren Variabilität der Herzfrequenz. Unter chronischer Stressbelastung ist beides dagegen wegen der beständig hohen Anspannung, die dafür typisch ist, mehr oder weniger eingeschränkt und infolgedessen reduziert.

Übrigens ist das Zeitempfinden eine artspezifische Größe, die sich zwischen Menschen und manchen Tieren grundlegend unterscheidet – so besitzen Schnecken etwa einen Moment von 4 Reizen pro Sekunde, während Raubvögel sogar eine Gewehrkugel verfolgen können, denn sie verarbeiten etwa 100 Reize pro Sekunde. Da sich der Matrix-Effekt einer experimentelle Untersuchung verschließt, vermutet man als Ursache, dass das Gehirn in lebensbedrohlichen Situationen deshalb damit reagiert, da die Reize mit der Existenz des Betroffenen und dessen Übeleben zusammenhängen, sodass das Gehirn bzw. das neuronale System in eine Art Überlebensmodus schaltet.

EKG

Bereits im 3. Jahrhundert nach Christus erkannte der chinesische Arzt Wang Shu-he, dass ein variabler Herzschlag ein Zeichen für Gesundheit ist. Er dokumentierte dies in seinen Schriften Mai Ching (The Knowledge of Pulse Diagnosis). Da es keine Messinstrumente wie beispielsweise Stethoskop oder EKG gab, musste der Arzt sich sehr sensibel auf die Erfassung des Zusammenspiels der Körpersignale eines Patienten einstellen, um eine Krankheit daraus diagnostizieren zu können. Dass Wang Shu-he die Variabilität des Pulsschlags nicht zur Prognose verwendet hat, ist in „Von Spechten, Regentropfen und Herzschlägen … (s.u.)“ nachzulesen.

Aktuell existiert ein breites Forschungsspektrum zur Herzfrequenzvariabilität, das vorwiegend auf drei Bereiche konzentriert ist:

  • Klinischer Bereich: Risikostratifizierung und Gesundheitsprognose mit Parametern der HRV
  • Rehabilitative Medizin: klassische und nichtlineare HRV-Methoden für die Prognose- und Leistungsobjektivierung
  • Stressmedizin und Psychophysiologie: HRV-Biofeedback

Zur Leistungsdiagnostik und Belastungssteuerung wurden im Bereich der Sport- und Trainingswissenschaften neue Methoden entwickelt.

Der Abstand zwischen zwei Herzschlägen wird meistens definiert als die Zeit zwischen dem Beginn zweier Kontraktionen der Herzkammern. Dieser Beginn der Kammerkontraktion erscheint im Elektrokardiogramm (EKG) als so genannte R-Zacke. Der Abstand zwischen zwei R-Zacken wird daher als RR-Intervall bezeichnet (Es wird auch von NN-Intervallen gesprochen:

  1. um eine Verwechslung mit der Blutdruckangabe RR (nach Riva-Rocci) zu vermeiden und
  2. b) um R-Zacken zu kennzeichnen, die einer regulären, also vom Sinusknoten ausgehenden Herzerregung entstammen – im Gegensatz z. B. zu supraventrikulären und ventrikulären Extrasystolen. Das RR-Intervall lässt sich als Kehrwert in die Herzfrequenz umrechnen (60 BPM ~ 1000 ms: 60 Beats per minute ~ 1000Millisekunden RR-Abstand).

Die RR-Intervalle sind im Regelfall nicht gleich lang, sondern unterliegen Schwankungen. Die Quantifizierung dieser Schwankungen bezeichnet man als Herzfrequenz- oder Herzratenvariabilität (HRV).

Physiologie der Herzratenvariabilität

Ein Herzschlag wird beim gesunden Individuum durch einen Impuls des Sinusknotens als zentralem Taktgeber des autonomen Erregungssystems des Herzens ausgelöst. Dieses steht seinerseits unter dem Einfluss des übergeordneten vegetativen Nervensystems, wobei über den Sympathikus ein aktivierender Einfluss ausgeübt wird, der u. a. eine Erhöhung der Herzfrequenz zur Folge hat. Körperliche und psychische Belastungen gehen mit einer Steigerung der Aktivität des Sympathikus einher, während parallel dazu Körperfunktionen reduziert werden, die vom Vagus reguliert werden, wie etwa die Verdauung. Grob vereinfachend kann man sagen, dass der Sympathikus die Teilsysteme (Kreislauf, Muskulatur, Zucker) für Angriff und Flucht aktiviert, der Vagus im Gegenzug die hierfür erforderlichen Ressourcen aufbauen hilft, wenn sich der Mensch in einem entspannten Ruhezustand befindet. Äußere Einflüsse (Reize), psychische Vorgänge (Gedanken) oder mechanische Abläufe (Atmung) greifen dabei komplex ineinander, können sich dabei aber je nach eigenem Gewicht auch unterschiedlich auf den Herzschlag auswirken.

Messverfahren

Das EKG ist nach wie vor zentrales Diagnoseverfahren in der Kardiologie. Aus ihm lässt sich eine sog. Zeitreihe der RR-Intervalle bestimmen. Die Schwankung dieser Zeitreihe lässt sich mit Hilfe verschiedener Verfahren hinsichtlich ihrer Stärke, Zeitskala oder innerer Muster quantifizieren. Im Vergleich zum normalen Elektrokardiogramm, bei dem die Kurvenform diagnostische Bedeutung hat, steht bei der Messung der Herzratenvariabilität die zeitliche Auflösung der RR-Abstände im Vordergrund.

Eine einfache statistische Größe zur Bestimmung der Streuung ist die Standardabweichung der RR-Intervalle. Man unterscheidet heute drei Bereiche (Domänen), die zur Analyse der Herzfrequenzvariabilität genutzt werden:

  • Zeitbereich (z. B. Standardabweichung der RR-Intervalle)
  • Frequenzbereich (z. B. Spektrum der Herzfrequenzvariabilität)
  • nichtlinearer Bereich (z. B. Poincaré-Abbildungen).

Hinsichtlich ihrer Zeitskala lassen sich die Schwankungen der Herzfrequenz durch Verfahren der Spektralanalyse näher charakterisieren. In jüngerer Zeit werden auch komplexe empirische Parameter, wie z. B. die fraktale Dimension herangezogen.

Die Spektralanalyse ist ein sehr genaues Verfahren zur Feststellung der Frequenzanteile, aus denen sich die Variabilität der Herzfrequenz zusammensetzt. Sie gibt beispielsweise Auskunft über die Kopplung von Atmung und Herzschlag (also deren Kohärenz) im entspannten Zustand. Sind Atmung und Herzschlag gut gekoppelt, ergibt die Spektralanalyse einen eindeutigen Peak (Spitzenwert). Das betreffende Mess-Spektrum wird in der HRV-Forschung in drei Frequenzbänder aufgeteilt, VLF (very low frequency), LF (low frequency, mitunter auch als MF (middle frequency) bezeichnet) und HF (high frequency), teilweise zuzüglich eines vierten Frequenzbandes: ULF (ultra low frequency). Diese Frequenzen repräsentieren

Eine weitere Darstellungsform der Herzratenvariabilität ist das Histogramm. In einem Verlaufsdiagramm einer Biofeedback-Messung wird gezählt, wie viele der Herzschläge in eine bestimmte Klasse fallen. Bei größerer HRV verteilen sich die Herzschläge gleichmäßig über möglichst viele Klassen. Unter starker Belastung verschiebt sich die vegetative Balance und die HRV schränkt sich auf wenige Klassen ein.

Bedeutung

Da die Herzratenvariabilität ihren Ursprung in der Funktion des vegetativen Nervensystems hat, lassen sich prinzipiell Krankheiten erkennen, bei denen es zu Auswirkungen auf den Herzschlag kommt. Dabei sind Erkrankungen zu unterscheiden, die direkt das autonome Nervensystem schädigen, und Krankheiten, die sich etwa über dauerhaft erhöhte Stoffwechselbeanspruchungen indirekt auf das autonome Nervensystem auswirken.

Ein Beispiel für die erste Gruppe von Krankheiten ist die diabetische Neuropathie, eines aus der zweiten Gruppe die koronare Herzkrankheit. Auch psychische Erkrankungen können über eine Erhöhung des Katecholaminspiegels (Adrenalin, Noradrenalin) und die Sympathikusaktivierung erkennbare Folgen auf die Herzaktivität haben; die Herzfrequenzvariabilität kann daher auch im Bereich der Neuropsychiatrie zu diagnostischen Zwecken herangezogen werden.

 

HRV in Stressmedizin und Psychophysiologie

In den letzten Jahrzehnten wurden verschiedene Biofeedback-Techniken und -Geräte entwickelt, um die Variabilität der Herzfrequenz zu messen. Dabei wurde besonderes Gewicht auf die Messung der Koppelung von Herz und Atmung gelegt, um so den Grad der Kohärenz bzw. Synchronisation von Herzrhythmus und Atemfrequenz bestimmen zu können.

Synchronisation und chaotischer Verlauf von Atemrhythmus und Herzfrequenz sind bei diesen Biofeedback-Verfahren bildlich oder akustisch darstellbar. Die Messung des Pulses erfolgt dabei mit Hilfe eines Brustgurtes oder eines Ohrclips, wobei die Daten dabei auf spezielle Weise ausgewertet werden.

Festgestellt wurde, dass bei so komplexen Reaktionen wie Liebe oder Dankbarkeit, die mit der emotionalen Reaktion der Freude verbunden sind, eine messbare Synchronisation der Rhythmen von Herz und Atmung (Respiratorische Sinusarrhythmie) erfolgt. Diese Balance zwischen Atmung und Herzschlag verschwindet jedoch bei Reaktionen wie Hetze („Stress“), Ärger oder Angst, die mit vermehrter Ausschüttung von Stresshormonen einhergehen. Einige Studien sowie Übersichtsarbeiten und Metaanalysen weisen darauf hin, dass die Herzfrequenzvariabilität psychisch Kranker niedriger ist als psychisch gesunden Personen.

Von den USA ausgehend werden in den letzten Jahren zunehmend Forschungen unternommen um festzustellen, inwieweit Kohärenz von Herz und Atmung trainierbar ist, und welche Therapieerfolge mit unterschiedlichen Settings erreicht werden können. Dabei werden Biofeedback-Techniken eingesetzt und in verschiedenen Variationen das emotionale Erleben der Trainees zusätzlich oder alternativ gezielt zu beeinflussen gesucht. Dabei werden spezielle musikalische Kompositionen eingesetzt, Atemtechniken, Achtsamkeitsübungen, Tranceinduktionen oder gelenkte Imaginationen mit Konzentration auf Herz und Atmung in Verbindung mit der Aktivierung besonders positiver, etwa liebevoller Reaktionen.

Das HRV-Biofeedback wird als Coaching-Methode oder komplementärmedizinische Methode schon länger in der verhaltenstherapeutisch orientierten Psychotherapie genutzt. Nach Studien in den USA sind dadurch Depressionen, Herzerkrankungen, Asthma, Angststörungen und Schlaflosigkeit günstig beeinflussbar. Die Verbesserung der Kohärenz von Atmung und Herz kann auch beim Abbau von Anspannungen helfen, bei der Bewältigung von Stress und Angst, und dazu beitragen, im Alltag gelassener zu reagieren.

HRV-Biofeedback wird seit einiger Zeit in der betrieblichen Gesundheitsförderung eingesetzt.

Laut einer 2017 veröffentlichten Studie kann HRV-Biofeedback auch angewandt werden, um die Leistungsfähigkeit von Sportlern zu verbessern. Die Autoren erwähnen aber auch den Bedarf an weiteren Studien.

Auch bei Patienten, die an Atemnot, Müdigkeit oder Ödemen und zusätzlich unter Ängsten und Depressionen litten, half ein sechswöchiges Herzfrequenzvariabilitäts-Training.

HRV-gesteuertes Training im Spitzensport

Im Spitzensport wird in zunehmendem Maße die Trainingsbelastung mit HRV kontrolliert und gesteuert, um Überbelastungen zu vermeiden. So haben z. B. die vier neuseeländischen Ruderweltmeister 2015 ihr Training in den intensiven Phasen vor der Weltmeisterschaft mit HRV von Tag zu Tag periodisiert. Hierbei haben sie als Bezugsgröße den rMSSD (root mean square of successive differences = quadratischer Mittelwert der Differenzen aufeinanderfolgender R-R-Intervalle) herangezogen. Hierdurch kann rechnerisch die Wirkung einzelner Ausreißer minimiert werden. Da Ausdauersportler in der Regel bereits einen sehr niedrigen Ruhepuls haben, wird auch dem Einfluss des Parasympathikus Rechnung getragen.

Der Sinn im Leben

Der Sinn im Leben

Als Menschen haben wir es selbst in der Hand. Wir erschaffen Sinn, indem wir unser Leben leben. Und dieser Sinn ist real. Wir dürfen optimistisch sein. Wir sind keine bloße Halluzination in unserem Kopf, wir sind die Welt, die wir erfahren und auf vielfältige Weise mitgestalten. Die Konsequenzen für unser Lebensgefühl sind groß. In Harmonie mit der Welt um uns herum zu handeln ist unbedingt erforderlich, denn diese Welt sind wir. Was auch immer wir in der Welt bewegen oder hervorbringen, ist ein Teil von uns. Die Erkenntnis, dass wir die Welt sind, die wir gestalten und erleben, hat Implikationen auf unser Verhalten. Es gibt uns unter anderem ein rationales Argument, altruistisch zu sein und eine ökologisch ausgerichtete Lebensform zu verfolgen.
Sinn des Lebens
Für alle, die in eine Sinnkrise geraten sind hier vorab eine Ermunterung: da sich Sinn im Handeln erweist, liegt er in unserer Hand. Sobald wir Dinge tun und Ziele verfolgen, die uns wertvoll erscheinen, tritt unser Grübeln automatisch in den Hintergrund – bestenfalls verschwindet es ganz. Die Welt mitzugestalten, sei es im Kleinen oder im Großen, bedeutet Sinn zu schaffen. Man spürt es im Grunde selbst. Wenn man Dinge tut und Ziele verfolgt, die einem liegen hört die Sinnfrage auf, einen zu beschäftigen. Sie wird hinfällig. Und genauso sollte es sein.