Haut und Psyche

Wenn sich alles um die Haut dreht

Die Haut besteht aus drei Schichten: außen die Oberhaut, in der Mitte die Lederhaut und innen die Unterhaut.

Die Oberhaut umfasst wiederum mehrere Schichten, wovon die oberste die Hornhaut darstellt, die aus abgestorbenen, kernlosen Zellen besteht, die laufend abgestoßen und durch neue Zellen aus den unteren Schichten der Oberhaut ersetzt werden.

Die Lederhaut besteht aus elastischem Bindegewebe, ist von Gefäßen durchzogen und enthält die Haarwurzeln, die Talgdrüsen, die Rezeptoren für Sinnesqualitäten wie Druck und Temperatur sowie jene Nervenfasern, die als Schmerzrezeptoren dienen und frei in der Oberhaut enden.

Die Unterhaut besteht vor allem aus Fettgewebe und enthält neben Gefäßen und Nerven auch die knäuelartigen Endstücke der Schweißdrüsen, deren Gänge durch die Lederhaut führen und in den zahlreichen Poren der Oberhaut enden.

Haut Psyche

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Die Haut und das zentrale Nervensystem sind im frühesten Stadium der Menschwerdung aus den gleichen Anlagen entstanden: Haut- und Nervenzellen stammen entwicklungsgeschichtlich gesehen aus demselben Keimblatt.

Dies erklärt auch die Reaktion der Haut auf heftige Gemütsbewegungen. Die Haut hat auch dadurch einen engen Bezug zum Nervensystem, dass einige Hautzellen bestimmte Botenstoffe (Neurotransmitter) produzieren, die Impulse zwischen den Nerven weiterleiten.

Bestimmte Hautbereiche (so genannte Segmente) haben über das Rückenmark enge Verbindungen zu den verschiedenen Körperorganen wie etwa Herz, Magen, Darm oder Leber.

So kann man therapeutisch von außen (von der Massage bis zum Einspritzen in bestimmte Hautareale) Einfluss auf innere Organe nehmen. Umgekehrt können innere Organe, wenn sie erkrankt sind, dies durch entsprechende Missempfindungen auf den zugeordneten Hautarealen ankündigen (z.B. zeigen sich Herzbeschwerden im Bereich der linken Schulter und des linken Arms).

Die Haut ist mit einer Fläche von 1,5 bis 2 m2 das größte Organ des menschlichen Körpers.

Die Haut ist jenes Organ, mit dem wir uns nach außen hin abgrenzen und gleichzeitig präsentieren.

Mit ihr nehmen wir körperlichen Kontakt zu unserer Umwelt auf und durch sie werden Sinnesreize über das Nervensystem zum Gehirn vermittelt.

Der Zustand der Haut bestimmt unser Aussehen und Erleben und damit auch unser Selbstbewusstsein.

Die Art der Hautdurchblutung und der Schweißdrüsenaktivität zeigt unsere emotionale Befindlichkeit an, ob wir dies nun wollen oder nicht.

Zusammenfassend gesehen erfüllt die Haut neben verschiedenen anderen Funktionen auch zahlreiche Aufgaben in der Regulierung der Person-Umwelt-Beziehung:

Die Haut als Grenzorgan zwischen der eigenen Person und der Umwelt schützt unseren Körper vor Umwelteinflüssen (Temperatur, Feuchtigkeitsschwankungen, UV-Licht, Schadstoffen, Gewalteinwirkungen, Pilzen, Bakterien, Parasiten).

Die Haut kann im Krankheitsfall von innen (Entzündung, Ausschlag, Abszess) oder von außen (Verletzung, Operation) durchbrochen werden.

Die Haut als Kontaktorgan zur Umwelt ermöglicht eine Kommunikation mit anderen Menschen durch körperliche Berührung.

Die Haut ist beim Kind für die emotionale, soziale und körperliche Entwicklung von zentraler Bedeutung und ermöglicht Jugendlichen und Erwachsenen jene Nähe, die die Basis für eine gute Partnerbeziehung darstellt.

Die Haut als Sinnesorgan ermöglicht die Wahrnehmung von Tastempfindungen, Kälte, Wärme, Brennen, Jucken, Schmerz, Kitzeln sowie sexuellen Empfindungen und Berührungen. Die Haut ist in diesem Sinn Quelle von Sinnesfreuden, aber auch Ort vieler Leidenszustände.

Die Haut als Eindrucksorgan für den Beschauer hat eine ästhetische Funktion, wenn sie etwa als schön, sauber, hässlich, braun oder blass erlebt wird. Make-up, der Besuch bei der Kosmetikerin und vielleicht sogar beim Schönheitschirurgen sollen unsere Ausstrahlung auf andere Menschen verstärken. Narben als Folge eines Unfalls, einer Operation oder einer schweren Hauterkrankung können je nach Lage und Aussehen nicht nur auf der Haut, sondern auch auf der Seele Spuren hinterlassen; sie können das Selbstwertgefühl und die soziale Attraktivität schwer beeinträchtigen.

Die Funktion der Haut als Ausdruck erotisch-sexueller Ausstrahlung wird vor allem auch sichtbar in Form von Ringen, Schmuckgegenständen oder bestimmten Hautzeichnungen wie Tatoos.

Die Haut als Ausdrucksorgan spiegelt das innere Empfinden und Fühlen wider. Emotionale Reaktionen werden über die Haut für alle gut sichtbar. Dies gilt für Hautveränderungen wie erröten, erblassen, eine Gänsehaut bekommen, vor Aufregung schwitzen, kalte oder feuchte Hände, Haaresträuben. In diesem Sinn ist die Haut der „Spiegel der Seele“ und wirkt wie ein aufgeschlagenes Buch, in dem man lesen kann.

Über ein Biofeedback-Gerät ist die elektrische Leitfähigkeit der Haut auch messbar.

Der Hautleitwiderstand gilt seit Jahrzehnten als Maß für die psychische Aktivierung.

Wenn wir lügen, beginnt unsere Haut unmerklich zu schwitzen, was zu einer Änderung des Hautwiderstands führt.

Beim bekannten Lügendetektor soll auf diese Weise die emotionale Erregung aufgezeigt werden, mithilfe eines Biofeedback-Geräts dagegen die zunehmende emotionale Entspannung.

In der Psychosomatik hat man sich schon sehr früh für die Einflüsse äußerer Faktoren auf die Haut sowie für die Auswirkungen von Hautveränderungen auf die Sozialbeziehungen interessiert.

Aussehen vermittelt Ansehen: Eine makellose Haut hat angesichts des gesellschaftlichen Diktats der Schönheit einen hohen Stellenwert.

Ein perfektes Äußeres verspricht nach den verschiedenen Werbeslogans ein stabiles Ich und ein hohes Sozialprestige.

Teure kosmetische Produkte und intensive Pflege der Haut sollen über den Eindruck auf andere das Selbstwertgefühl stärken.

Hautkrankheiten können andererseits zu vermindertem Selbstbewusstsein und sozialen Kontaktproblemen führen.

Denn es ist ein Faktum: Unser Körperbild und unsere Haut stehen in engem Zusammenhang, und wir wirken auf andere so, wie wir durch die Haut erscheinen.

Die engen Zusammenhänge von Haut und Psyche zeigen sich auch in vielen bekannten Redewendungen.

Wir sind dünnhäutig, haben ein dickes Fell oder eine Elefantenhaut, laufen vor Scham, Verlegenheit oder Wut rot an, werden vor Schreck ganz bleich oder erblassen vor Neid.

Wir fühlen uns in unserer Haut öfter nicht wohl, können aus unserer Haut aber nicht heraus und möchten manchmal doch aus der Haut fahren.

Mitunter geht uns etwas tief unter die Haut, erleben wir etwas ganz hautnah mit, setzen wir unsere Haut für eine Sache aufs Spiel, kommen wir gerade noch mit heiler Haut davon, wehren wir uns unserer Haut, möchten wir wenigstens unsere Haut retten, tragen wir unsere Haut zu Markte.

Wir können uns in einem Prozess befinden, wo wir uns „häuten“.

Manchmal juckt uns etwas oder kratzt uns etwas gar nicht.

Zum Bereich der Haut zählen auch die Hautanhangsorgane (Haare, Nägel, Schweiß- und Talgdrüsen), zu denen ebenfalls zahlreiche Redewendungen existieren.

Gelegentlich haben wir Angstschweiß auf der Stirn, schwitzen wir Blut und Wasser, bricht kalter Schweiß aus, bekommen wir eine Gänsehaut.

Wir finden etwas haarsträubend oder an den Haaren herbeigezogen. Es sträuben sich manchmal unsere Haare vor Entsetzen oder sie stehen uns zu Berge, doch lassen wir uns keine grauen Haare wachsen.

Wir geraten uns öfter in die Haare oder möchten jemandem kein Haar krümmen.

Hauterkrankungen sind weit verbreitet und nehmen immer mehr zu.

In den letzten Jahrzehnten sind einige Hautkrankheiten fast schon zu Volkskrankheiten geworden.

Vor allem bei Kindern treten Hautkrankheiten und Allergien immer häufiger auf. Chronische Hautkrankheiten stellen mehr als die Hälfte aller Berufskrankheiten dar und führen zu großen psychischen Leidenszuständen und hohen volkswirtschaftlichen Kosten.

25 bis 30 % der Patienten mit Hautkrankheiten weisen gleichzeitig auch psychische Probleme auf.

Bei psychischen Erkrankungen, vor allem bei Depressionen, Schizophrenie und Alkoholabhängigkeit, treten oft Hautprobleme auf.

Bei Depressionen zeigen sich öfter folgende Symptome: Hautüberempfindlichkeit, Hautbrennen, unklarer Juckreiz, reduzierter Spannungszustand des Gewebes, trockene, faltige, blasse oder grau-fahle Haut, müder Gesichtsausdruck, Haarausfall, sprödes, struppiges oder glanzloses Haar.

Eine hypochondrische Störung zeigt sich in bestimmten hautbezogenen Krankheitsängsten, etwa in der Angst vor Hautkrebs oder Hautallergien, die durch bestimmte Nahrungsmittel oder chemische Substanzen ausgelöst werden könnten.

Die schwer therapierbare Angst vor Entstellung (Dysmorphophobie) kann sich im Bereich der Haut äußern in Form von völlig übertriebenen Besorgnissen über Falten, Flecken, durchscheinende Blutgefäße, Narben, blasse oder gerötete Gesichtsfarbe, übermäßige Behaarung oder Haarausfall.

Die Betroffenen erleben sich als hässlich, ziehen sich sozial zurück und entwickeln ein ausgeprägtes Vermeidungsverhalten.

Oft werden die vermeintlich entstellenden Hautareale penibel durch die Bekleidung verborgen oder durch kosmetische Maßnahmen überschminkt.

Eine befriedigende Änderung wird meistens nur von schönheitschirurgischen Maßnahmen erwartet.

Psychosomatisch relevante Hautprobleme

Funktionelle Störungen

Nichtorganische Störungen:

  • situative vegetative Symptome (Erröten, Schwitzen)
  • somatoforme und dissoziative Störungen (Juckreiz, Brennen, Sensibilitätsstörungen)

Erröten

Das Erröten der Haut im Gesichts-, Hals- und Oberkörperbereich in emotional stark besetzten Situationen ist ein gefürchtetes Symptom und mündet meist in die Angst vor dem Erröten (Erythrophobie).

Die Symptomatik kommt vor allem bei einer sozialen Phobie vor, wo die Betroffenen eine negative Bewertung durch die Umwelt fürchten.

Schwitzen

Übermäßiges Schwitzen tritt vor allem im Achselbereich und an Händen und Füßen auf; sichtbare Schweißflecken werden gefürchtet.

Die Betroffenen sind oft selbstunsicher, ängstlich und gehemmt und reagieren in sozialen Situationen mit unkontrollierbarem Schwitzen.

Soziale Angststörungen sind nicht nur die wichtigste Ursache, sondern auch eine häufige Folge übermäßigen Schwitzens.

Die Schweißbildung bei körperlichen Anstrengungen dient vor allem der Temperaturregelung des überhitzten Körpers, denn durch die Verdunstung auf der Haut entsteht Kälte.

Bei Angst oder psychischer Belastung ergibt sich dasselbe Reaktionsmuster.

Chirurgische Maßnahmen (operative Durchtrennung der sympathischen Nervenbahnen, die für das Schwitzen verantwortlich sind) sind mit Sicherheit das falsche Mittel gegen emotional bedingtes Schwitzen, weil der Effekt oft nicht dauerhaft ist; zudem ist dann mit vermehrtem kompensatorischen Schwitzen in anderen Körperregionen zu rechnen, vor allem jedoch bleibt die zugrunde liegende Ängstlichkeit ohne Psychotherapie weiterhin bestehen.

Somatoformer Juckreiz (psychogener Pruritus)

Somatoformer Juckreiz und ständige nichtorganische Hautmissempfindungen (vor allem Brennen oder Schmerzen) sind als somatoforme autonome Funktionsstörung der Haut anzusehen, wenn sie durch körperliche Ursachen nicht (ausreichend) erklärt werden können.

Menschen mit einem somatoformen Juckreiz sind innerlich oft sehr angespannt und leiden dann unter plötzlich auftretenden Kratzanfällen; sie beschäftigen sich in der Folge ständig mit ihrem Juckreiz oder dem Hautzustand, vor allem dann, wenn sie zur Ruhe kommen und Zeit zur Selbstbeobachtung haben.

Ein nichtorganischer Juckreiz ist gewöhnlich intensiver bzw. häufiger bei Zuwendung der Aufmerksamkeit, subjektivem Gefühl des Kontrollverlusts, psychischen Belastungen und depressiver Verstimmung.

Juckreiz mit dem Bedürfnis zu kratzen ist ein zentrales Symptom vieler dermatologischer Erkrankungen.

Zahlreiche Menschen klagen auch über Brennen oder sonstige Missempfindungen der Haut und weisen oft gleichzeitig eine depressive Symptomatik auf.

Dissoziative Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen

Bestimmte nichtorganische Missempfindungen auf der Haut (Unempfindlichkeit im Sinne von Taubheitsgefühlen und fehlender Schmerzwahrnehmung oder Überempfindlichkeit im Sinne verstärkter Schmerzempfindungen) werden als dissoziative Störungen bezeichnet und zu den dissoziativen Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen gezählt.

Die Betroffenen weisen völlig normal auslösbare Reflexe in den angeblich unempfindlichen Hautarealen auf.

Mangelndes Schmerzempfinden auf der Haut kann sehr eindrucksvoll sein und bedeutete im Mittelalter den sicheren Beweis, mit dem Teufel im Bunde zu sein.

Organische Störungen

Psychosomatisch relevante Haut- und Haarerkrankungen:

  • Neurodermitis
  • Schuppenflechte
  • Akne
  • Kontaktekzem
  • Nesselsucht
  • Herpes
  • flache Knötchenflechte
  • Weißfleckenkrankheit
  • Kollagenosen
  • Haar-Erkrankungen

Neurodermitis

Neurodermitis stellt die häufigste Hautkrankheit dar: 10 % der Bevölkerung sind betroffen, im Kindesalter sogar bis zu 20 % pro Geburtsjahrgang.

Rund 60 % der Patienten erkranken bereits im ersten Lebensjahr, 85 % bis zum fünften Lebensjahr.

Die Erkrankungswahrscheinlichkeit liegt bei 60 %, wenn ein Elternteil und bei 80 %, wenn beide Elternteile unter einer allergischen Symptomatik leiden.

Unter Neurodermitis versteht man eine häufig chronisch oder mit Rückfällen verlaufende Hautentzündung mit starkem Juckreiz an den Beugeseiten von Armen und Beinen sowie an Hals und Händen.

Die Krankheit äußert sich zunächst in Form von Rötungen im Gesichtsbereich, die nässen und sich beim Eintrocknen mit Schuppen bedecken (Milchschorf).

Im Laufe der Zeit weiten sich die Symptome auf Arme und Beine aus.

Ohne Spontanheilung, die durchaus nach einigen Jahren relativ häufig auftritt, bleiben die Symptome oft bis zur Pubertät, vielfach sogar bis ins höhere Erwachsenenalter bestehen.

Die Krankheit befällt immer häufiger erstmalig auch ältere Menschen und tritt gehäuft gleichzeitig mit Heuschnupfen oder Asthma auf.

Der extrem heftige Juckreiz, der zum Kratzen verleitet, gilt als Leitsymptom und zentrale Ursache für die weiteren Krankheitsfolgen.

Die chronischen Entzündungen und das heftige Kratzen führen zu einer Verdickung und Vergröberung der Haut und begünstigen die Ausbildung von Infektionen.

Die organischen Ursachen der Neurodermitis sind weitgehend unbekannt, wenngleich die immunologischen Fehlsteuerungen und die allergischen Reaktionsformen im Detail beschrieben werden können.

Allergische Faktoren sind zentrale Auslöser, vor allem der Kontakt mit Hausstaub, bestimmten Nahrungsmitteln oder ähnlichen Stoffen.

Wie beim Asthma gibt es auch eine Form der Neurodermitis, bei der äußere Auslöser keine Rolle spielen, sondern bestimmte Faktoren im Organismus krankheitsauslösend wirken.

Bei etwa 30 bis 40 % der Fälle spielen psychosoziale Faktoren eine Rolle im Krankheitsverlauf, vor allem in Hinblick auf den Juckreiz und das Kratzen.

Schuppenflechte (Psoriasis vulgaris)

Die Schuppenflechte (Psoriasis vulgaris, vom Griechischen psora = Schuppung, Krätze) ist nach der Neurodermitis die zweithäufigste Hautkrankheit (bei rund 2 % der Bevölkerung).

Sie gilt allgemein als genetisch determinierte, familiär gehäuft auftretende Verhornungsstörung (gestörte Verhornung der Hautzellen); meist setzt sie sehr früh im Leben ein und verläuft chronisch.

Die Hornzellen wachsen schneller bzw. vermehrt, weil entweder die Haut äußerlich durch chemische Reize immunologisch verändert wurde oder weil innere Prozesse wie Infektionen ablaufen.

Der Hauterneuerungsprozess ist durch einen Angriff auf das Immunsystem massiv beschleunigt: Beim gesunden Menschen erneuert sich die Haut innerhalb von 26-27 Tagen, bei Menschen mit Schuppenflechte innerhalb von 6-7 Tagen.

Die betroffenen Hautareale sind stark durchblutet und gerötet, die Zellen der obersten Hautschicht gelangen etwa siebenmal schneller an die Hautoberfläche als bei normaler Haut, wo sie eine glänzende, silbrig-weiße Schuppenschicht bilden.

Die Haut ist im Allgemeinen trocken, häufig bilden sich schmerzhafte Risse oder Blasen. Bei der Hälfte sind auch die Fingernägel betroffen.

Typische Merkmale Kennzeichen sind also scharf umrissene oder weitflächige, nicht schmerzhafte Entzündungsherde an Armen, Beinen, Rumpf und behaartem Kopf, die von silbrig-weißen Schuppen an bedeckt sind.

Die geröteten und schuppenden Herde können sehr klein sein, meist sind sie aber münz- bis handtellergroß und treten oft symmetrisch an beiden Körperhälften auf, am häufigsten betroffen sind Ellenbogen, Kniescheiben und -streckseiten und Kopf.

Die Psoriasis zeigt sich in vereinzelten scharf begrenzten Flächen oder weitflächig am ganzen Körper.

Die Ursachen dafür, dass die T-Lymphozyten, d.h. bestimmte Blutzellen, die dem Körper eigentlich die Abwehr von Krankheiten ermöglichen, plötzlich überaktiv werden und fehlgeleitet die körpereigenen Zellen der Oberhaupt  angreifen, sind bislang unbekannt.

Krankheitsvoraussetzung sind eine genetische Veranlagung und das Auftreten bestimmter auslösender Faktoren wie Stoffwechselstörungen, hormonelle Faktoren, Hautverletzungen oder -reizungen, grippale Infekte, Rauchen, Übergewicht, Alkoholkonsum, bestimmte Medikamente, Ernährungsgewohnheiten, klimatische Einflüsse und psychischer Stress.  

Schubweise Verschlechterungen treten häufig im Herbst und im Frühjahr auf.

Symptomfreie Intervalle können kürzer oder länger sein. Es ist wichtig, die Auslöser von Schüben zu erkennen und zu vermeiden.

Akne (Akne vulgaris)

Von Akne sind so gut wie alle Jugendlichen zeitweilig betroffen, unter der 25- bis 44-jährigen Bevölkerung sind es 12 % der Frauen und 3 % der Männer.

Akne besteht in einer Entzündung bzw. krankhaften Veränderung der Talgdrüsen, charakterisiert durch eine Behinderung des Talgabflusses (Verschluss des Talgdrüsenausführungsganges) bei gleichzeitig vermehrter Talgproduktion.

Akne weist eine genetische Komponente auf und tritt vor der Ausreifung der Talgdrüsen in der Pubertät nicht auf, weil deren Tätigkeit erst durch die männlichen Geschlechtshormone angeregt wird.

Die Symptomatik besteht in Mitessern, eitrig-entzündlichen Knötchen und teilweise ausgedehnten Abszessen, besonders im Gesicht und am Rücken, wobei eine narbige Verheilung erfolgt.

Neben 90 % der Jugendlichen sind vor allem Frauen Ende zwanzig mit steigender Tendenz betroffen.

Kontaktekzem (Kontaktdermatitis)

Das Kontaktekzem, das bei etwa 1 bis 2 % der Bevölkerung auftritt, ist eine Überempfindlichkeitsreaktion auf Metalle, Modeschmuck (z.B. Nickel), Kosmetika, Arzneimittel oder Chemikalien.

Es äußerst sich in nässenden Ekzemen, Bläschen, Entzündungen und Juckreiz an den Kontaktstellen mit dem Allergen, vor allem an den Händen und im Gesicht.

Die Hautentzündung führt zu einem chronischen Verlauf und zur Verdickung der Haut.

Nesselsucht (Urtikaria)

Die Quaddel- oder Nesselsucht besteht bei 1 bis 4 % der Bevölkerung und tritt im Laufe des Lebens bei 10 bis 15 % aller Menschen mindestens einmal im Leben auf.

Ihre Kennzeichen: flüchtige Quaddeln mit Hautrötung. Eigentlich handelt es sich um ein Ödem der Lederhaut, also um eine Flüssigkeitsansammlung.

Die Quaddeln jucken oder brennen sehr stark, vor allem am Rumpf.

Wegen der Hautschwellungen in den tiefer liegenden Hautschichten kommt es eher zum Reiben oder Scheuern als zum Kratzen, weshalb die Quaddeln trotz starken Juckreizes nie aufgekratzt werden.

Herpes

Herpes simplex labialis und genitalis ist eine Virusinfektion im Mund- und Genitalbereich, die durch zuerst juckende, später schmerzende, mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen charakterisiert ist.

Die Herpesbläschen tauchen oft in regelmäßigen oder unregelmäßigen Abständen immer wieder auf.

Vom ersten Juckreiz bis zum Abheilen vergehen etwa 8 bis 10 Tage. Die Übertragung erfolgt direkt durch Küssen oder den Geschlechtsverkehr.

Die meisten Menschen infizieren sich bereits in der Kindheit.

Über 90 % der Erwachsenen tragen das Herpes-Virus in sich, die Bläschen treten gewöhnlich dann auf, wenn der Körper aus verschiedenen Gründen unter starkem Stress steht und seine Abwehrkraft geschwächt ist.

Flache Knötchenflechte (Lichen ruber planus)

Lichen ruber planus, die flache Knötchenflechte, ist eine relativ häufige, bei 1 % der Bevölkerung auftretende, schubartig verlaufende, chronisch-entzündliche Erkrankung der Haut und der Schleimhäute.

Typisch sind zahlreiche kleine, rötliche oder bräunliche Knötchen (Papeln), die an der Oberfläche eine weißliche netzartige Zeichnung aufweisen und im Bereich der Handgelenke, der Unterschenkel-, Knöchel- und Fußregion oder ausschlagartig am ganzen Körper auftreten.

Die Hautveränderungen sind mit einem unterschiedlich stark ausgeprägten Juckreiz verbunden.

Neben der Haut kann sich die Symptomatik auch im Bereich der Schleimhäute (Mund oder Genitalbereich) ausbilden.

Weißfleckenkrankheit (Vitiligo)

Vitiligo oder Weißfleckenkrankheit besteht im Verlust von Pigmenten, das heißt von Körperfarbstoffen.

Vor allem an den Händen, im Gesicht und am Rumpf entstehen weiße Hautflecken, sogar die Haare an den entsprechenden Hautzonen können weiß werden.

Das „scheckige“ Aussehen kann zu erheblichen psychischen Beeinträchtigungen führen.

Kollagenosen

Die Bezeichnung „Kollagenosen“ gilt als Oberbegriff für verschiedene Hauterkrankungen mit systematisierten Bindegewebsveränderungen.

Die bekanntesten Formen sind der Lupus erythematodes mit charakteristischen Veränderungen an Haut, Gelenken und inneren Organen und die Sklerodermie mit einem Befall von Gefäßen, Gelenken und einer Haut mit teigigen oder knotigen Schwellungen, Pigmentverschiebungen, Verhärtungen und absterbendem Gewebe.

Haar-Erkrankungen

Unter den Haar-Erkrankungen werden vor allem beim kreisrunden und beim diffusen Haarausfall – neben Vererbung und organischen Faktoren – psychosomatische Aspekte im Sinne einer länger dauernden emotionalen Belastung diskutiert.

Der kreisrunde Haarausfall (Alopecia areata), der bei 0,3 % der Bevölkerung auftritt, bezeichnet einen scharf begrenzten, kreisrunden Ausfall der Kopfhaare, teilweise auch der Körperbehaarung, oft gleichzeitig an mehreren Stellen.

Die Symptomatik kann sich spontan zurückbilden, später aber neuerlich auftreten.

Die Krankheit hängt mit Autoimmunprozessen zusammen, deren Ursachen noch unbekannt sind, kann aber durch länger dauernden Stress verstärkt werden.

Allgemein anerkannt sind die psychischen und sozialen Folgeprobleme, unter denen viele Menschen bei frühzeitigem bzw. krankheits- oder behandlungsbedingtem Haarausfall leiden.

Psychosomatische Konzepte

Psychologische Faktoren

Psychologische Faktoren bei Hautkrankheiten können nur in Zusammenhang mit den organischen Ursachen diskutiert werden.

Die organischen Ursachen der meisten Hautkrankheiten beruhen im Wesentlichen auf immunologischen Mechanismen; diese sind wiederum die Folge einer erblich bedingten allergischen Reaktionsbereitschaft der Betroffenen.

Bei bestimmten chronisch-entzündlichen Hautkrankheiten wie etwa Neurodermitis, Urtikaria und Kontaktekzem bestehen Intoleranzreaktionen (Allergien), also eine erhöhte Sensibilisierung gegenüber Antigenen, die für den Körper normalerweise nicht schädlich sind.

Bei vielen Hautkrankheiten ergibt sich folgender Teufelskreis:

Zunächst werden verschiedene Gewebeschäden durch an sich heilende Prozesse in der Haut beseitigt, die dabei auftretenden entzündlichen Mechanismen lösen gleichzeitig aber auch die chronischen Hautveränderungen aus (etwa Erweiterung und gesteigerte Durchlässigkeit der Blutgefäße, Austritt von Gewebsflüssigkeit, Infiltration von Entzündungszellen).

Infektionen durch Übertragung spielen bei den Herpes-simplex-Viren die entscheidende Rolle.

Autoimmunmechanismen sind für andere dermatologische Störungen verantwortlich wie etwa den kreisrunden Haarausfall oder die Sklerodermie.

Viele der im Laufe von Jahrzehnten entwickelten Hypothesen über die Zusammenhänge von Haut und Seele mögen zwar auf den ersten Augenschein plausibel erscheinen, halten jedoch einer genaueren wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand.

Die in der Populärliteratur so selbstverständliche Verknüpfung von Hautkrankheiten und psychologischen Faktoren ist wissenschaftlich noch keineswegs so eindeutig erwiesen, wie dies oftmals hingestellt wird.

Bestimmte Persönlichkeitszüge wie erhöhte Ängstlichkeit oder Depressivität sind eher Folge als Ursache der Hauterkrankungen und können die weitere Krankheitsentwicklung ungünstig beeinflussen.

Es gibt weder typische Persönlichkeitsmerkmale noch bestimmte Familienstrukturen, die die Entstehung von Hauterkrankungen bewirken würden.

Kratzen ist dagegen ein zentraler krankheitsfördernder Faktor, denn es hält eine Neurodermitis und andere juckende Hautkrankheiten aufrecht.

Die Betroffenen vermindern durch das Kratzen zwar kurzfristig den Juckreiz, weil sie auf diese Weise das Jucken überlagern, sie senken jedoch daraufhin die Juckreizschwelle durch die eingetretene Verwundung der Haut so stark, dass ein erneuter Juckreiz auftritt, den sie mit noch stärkerem Kratzen „behandeln“ – ein fataler Teufelskreis!

Kratzen führt zu Entzündungen, Entstellungen und zur Vergröberung der Haut, was die soziale Auffälligkeit erhöht. Kratzen kann nicht nur durch einen Juckreiz, sondern auch durch andere Umstände wie soziale Spannungssituationen, mentale Anspannung, Ärger, Langeweile, Warte- und Einschlafsituationen ausgelöst werden.

Häufig wird der Juckreiz beim Übergang von Anspannung zur Ruhe wahrgenommen, zahlreiche Hautkranke kratzen aber auch in der Nacht ohne bewusste Wahrnehmung. Kratzen ohne Juckreiz („Spannungskratzen“) ist Ausdruck einer angespannten emotionalen Befindlichkeit.

Als Auslöser gelten Emotionen wie Wut, Ärger oder Aufregung.

Die psychosomatischen Aspekte von dermatologischen Störungen können in möglichen psychischen Ursachen und/oder Folgen der Symptome gesehen werden.

Psychologische Faktoren können Hauterkrankungen auslösen, aufrechterhalten und verschlimmern.

Von besonderer Bedeutung sind kritische Lebensereignisse, großer Stress und chronische Belastungsfaktoren in Verbindung mit genetisch-konstitutionellen Faktoren.

Bei Patienten mit Neurodermitis, Schuppenflechte, Nesselsucht, Herpes-Infektionen und kreisrundem Haarausfall wurden belastende und lebensverändernde Ereignisse vor Krankheitsausbruch oder vor einem Krankheitsschub gefunden.

Zusätzlich gingen bei Neurodermitis- und Nesselsucht-Patienten alltägliche Belastungen mit einer Verschlechterung der Hautsymptomatik, vor allem mit einem verstärkten Juckreiz, einher.

Psychischer Stress bewirkt eine intensive immunologische Reaktion.

Starke und anhaltende Belastungen führen nach neueren wissenschaftlichen Untersuchungen zu einer Störung der Immunzellen der Haut, die dann vermehrt Entzündungssubstanzen ausschütten.

Diese Störung wird einerseits durch die Ausschüttung von Stresshormonen in den Blutkreislauf verursacht, andererseits durch die Ausschüttung von Entzündungssubstanzen aus den Nervenenden in der Haut.

Bei chronisch-entzündlichen Hautkrankheiten führt Stress über verschiedene Mechanismen zu einer Fehlregulation des Immunsystems der Haut, insbesondere der Mastzellen. Grundsätzlich gilt bei vielen dermatologischen Erkrankungen unabhängig von den Ursachen: Durch eine stressbedingte Schwächung des Immunsystems heilen Hauterkrankungen schlecht.

Was krank machender Stress ist, kann je nach Mensch unterschiedlich sein: Ärger, Liebeskummer, Angst, Depression, Zeitdruck, familiäre oder berufliche Überlastung sind in gleicher Weise geeignet, das Immunsystem so zu schwächen, dass vermehrt Infektionskrankheiten, Herpesbläschen an den Lippen oder Hautausschläge auftreten.

Soziale Ängste und soziale Defizite können Hautkrankheiten dann verschlimmern, wenn es den Betroffenen nicht gelingt, sich anderen Menschen gegenüber durchzusetzen oder gehasste Aufgaben abzulehnen.

Sichtbare Hauterkrankungen und ständiger Juckreiz und daraus resultierendes Kratzen können das psychische und soziale Wohlbefinden sowie das körperliche Aussehen so schwer beeinträchtigen, dass daraus Angst, vermindertes Selbstwertgefühl, Depressionen und sozialer Rückzug resultieren.

Ein Teufelskreis, denn eine schwere Depression lässt die Haut dann noch dazu fahl und unattraktiv aussehen! Hautkranke fühlen sich oft hilflos den unberechenbaren und unkontrollierbaren Krankheitsverläufen ausgeliefert, leiden darunter und entwickeln eine ängstliche Erwartungshaltung mit ständiger innerer Anspannung.

Der krankheitsbedingte Stress kann dann die Hauterscheinungen zusätzlich verschlimmern.

Das negative Selbstwertgefühl und geringe Selbstvertrauen von Hautkranken zeigt sich möglicherweise auch in dem Umstand, dass unter jungen Menschen mit starker Akne die Arbeitslosenrate höher ist als unter gesunden Gleichaltrigen.

Gerade Jugendliche können durch Pickel oder Hautausschläge extrem verunsichert und in ihrem sozialen Status geschwächt sein, denn im Jugendalter ist das äußere Erscheinungsbild für das Selbstwertgefühl noch wichtiger als bei Älteren.

Bei der Neurodermitis werden von Fachleuten keine rein psychologischen Erklärungsmodelle mehr vertreten, wohl aber weiterhin in der populären Literatur.

Die häufigsten psychogenen Komponenten scheinen kritische Lebensereignisse, psychosozialer Stress und Beziehungsprobleme zu sein.

Bei Kindern könnte ein ungünstiges Familienklima eine Rolle spielen.

Als Krankheitsfolge treten oft Depressionen und Angststörungen auf.

Der Psychoanalytiker Alexander, der die Neurodermitis zu den klassischen psychosomatischen Störungen zählt, unterstellte den Betroffenen unterdrückte Aggressionen und interpretierte das Kratzen als Ausdruck von Selbstbestrafung bzw. Befriedigung masochistischer Impulse.

Die häufig vorgebrachte psychoanalytische Erklärung einer gestörten Mutter-Kind-Beziehung (vor allem einer Ablehnung durch die Mutter) ist aufgrund des Forschungsstandes nicht haltbar und diskriminiert viele sehr bemühte Mütter.

Bei der Schuppenflechte (Psoriasis vulgaris) können Stress und seelische Belastungen durch Unfall, Krieg, Tod von Angehörigen oder Prüfungsangst regelrechte Schübe auslösen.

Die Betroffenen haben aber auch ohne psychosoziale Belastungsfaktoren einen großen Leidensdruck – wegen der sehr auffälligen und entstellenden Hauterscheinungen.

Eine nicht gelungene Krankheitsbewältigung kann die Schuppenflechte so verschärfen, dass Schübe schneller und schwerer auftreten.

Bei der Akne vulgaris können Stress und ständige Hautmanipulationen („Ausdrücken“ der Pickel) eine Verschlechterung bewirken.

Die Pubertätsakne führt wegen des dadurch verminderten Selbstwertgefühls oft zu sozialphobischen und depressiven Reaktionen.

Bei der Nesselsucht (Urtikaria), insbesondere in der chronischen Form, scheinen Stressfaktoren eine Rolle als psychische Auslöser zu spielen; eine lang anhaltende Symptomatik kann zudem eine depressive Verstimmung begünstigen.

Bei einem Kontaktekzem bestehen öfter erhöhte Aggressionstendenzen sowie Depressionen oder Angststörungen.

Bei Herpes können emotionale Faktoren wie Stress und Ekel die Symptomatik verstärken, vermittelt durch eine herabgesetzte Immunreaktion.

Bei der flachen Knötchenflechte (Lichen ruber planus) wurden vereinzelt psychische Auslöser und deutliche Belastungen in der psychosozialen Verarbeitung beschrieben. Psychischer Stress kann einen Schub auslösen.

Bei der Weißfleckenkrankheit (Vitiligo) ist in knapp einem Drittel der Fälle Stress der Auslöser.

Die Kollagenosen Sklerodermie und Lupus erythematodes können zumindest in bestimmten Fällen durch kritische Lebensereignisse beeinflusst werden und führen oft zu Hoffnungslosigkeit, Depressionen, verstärkter Schmerzsymptomatik und in Abhängigkeit von der Schwere der Erkrankung auch zu deutlichen Einschränkungen der Lebensqualität.

Therapeutische Aspekte

In der psychologisch-psychotherapeutischen Behandlung von Menschen mit Hautkrankheiten ist es zuerst einmal wichtig zu erkennen, welche Gefühle, Verhaltensweisen, Ereignisse und Umweltbedingungen vorliegen, die die Hauterkrankung mitauslösen, verschlechtern oder verbessern.

In der weiteren Therapie gibt es verschiedene Vorgangsweisen, die allerdings nicht spezifisch sind für Hautkrankheiten: Psychoedukation (Patientenschulung durch Vermittlung von Informationen über die Krankheit und deren Behandlung), Stressbewältigungstraining, Entspannungstechniken (Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Atemtechniken), Biofeedbacktraining, Vorstellungsübungen (visuelle Vorstellungsbilder des Heilungsprozesses), Hypnose, Änderung der Denkmuster, Problemlösetraining und partner- bzw. familienorientierte Interventionen.

Durch Entspannungsverfahren und neue Sichtweisen lernen die Betroffenen, ihre Spannungszustände abzubauen, ihr Selbstwertgefühl anzuheben, ihren Körper zu akzeptieren und sich nicht mehr so extrem und einseitig auf den Hautzustand zu fixieren.

Soziale Defizite können durch Rollenspiele und ein soziales Kompetenztraining vermindert werden.

Insgesamt gesehen ist bei Hauterkrankungen therapeutische Bescheidenheit angebracht, da sie oft chronisch, unheilbar und multifaktoriell bedingt sind.

Es geht gewöhnlich „nur“ darum, die Beschwerden zu lindern, eine weitere Verschlechterung zu verhindern, das Selbstbewusstsein zu stärken und ängstlich-depressive Reaktionen zu vermeiden oder abzubauen.

Ging es früher einseitig darum, mögliche psychische Auslösefaktoren herauszufinden, so steht gegenwärtig die verbesserte Krankheitsbewältigung immer stärker im Mittelpunkt der Behandlung.

Der psychologische Schwerpunkt hat sich also stärker von den psychosomatischen auf die somatopsychischen Aspekte verschoben, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Weder schulmedizinische noch psychotherapeutische Verfahren können bei vielen Hautkrankheiten eine vollständige Heilung bewirken, sie können jedoch zur wesentlichen Besserung beitragen.

In der Therapie der Neurodermitis ist es zusätzlich von zentraler Bedeutung, vorerst einmal das alles verschlimmernde Kratzen, Reiben oder sonstige Manipulieren der Haut durch geeignete Strategien zu unterbinden, bevor nach spezifischen psychologischen Belastungsfaktoren und deren besserer Bewältigung gesucht wird.