Zähne und Psyche
Wenn sich alles um die Zähne dreht
Die Mundhöhle ist der Ort verschiedener Tätigkeiten wie Kauen, Beißen, Saugen oder Schlucken.
Die Zähne haben eine Werkzeugfunktion, indem sie die Kau- und Sprachfähigkeit ermöglichen, können aber auch als Waffe verwendet und als Schmuck gesehen werden.
Der Mund und die Zähne sind zentrale Bereiche für die Wahrnehmung und den Ausdruck von Emotionen.
Die Affekte können mimisch ausgedrückt werden durch Lächeln und attraktiv-sympathisches Zähne-Zeigen, durch aggressives Zähne-Zeigen, Zähne-Knirschen, Kiefer-Zusammenpressen oder Lippen-Beißen.
Der Mund-, Wangen- und Zahnbereich ist von einem dichten Nervengeflecht durchzogen, das Schmerz als hilfreiches Warnsignal ermöglichen soll, gleichzeitig ist damit aber auch eine besondere Schmerzempfindlichkeit gegeben.
Zwischen dem Kauapparat und der Seele bestehen engere Beziehungen, als allgemein angenommen wird.
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Bei Stress beißen viele Menschen buchstäblich die Zähne zusammen.
Der Zusammenhang zwischen den Zähnen und der emotionalen Befindlichkeit kommt in zahlreichen Redewendungen zum Ausdruck:
mit den Zähnen knirschen oder klappern, jemandem die Zähne zeigen, jemandem auf den Zahn fühlen, jemand zum Fressen gern haben, die Zähne zusammenbeißen, sich durchbeißen, sich die Zähne ausbeißen, sich in etwas verbeißen, verbissen an etwas arbeiten, an Problemen herumkauen, an etwas schwer zu knabbern haben, etwas mit Zähnen und Klauen verteidigen, auf Granit beißen, etwas zähneknirschend ertragen, auf dem Zahnfleisch gehen, in den sauren Apfel beißen.
Statt des Mottos „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ sollten wir diesen Spruch beherzigen: „Lächeln ist die eleganteste Art, seinem Gegner die Zähne zu zeigen“.
Zahnprobleme können auch bei psychischen Erkrankungen auftreten, am häufigsten bei Depressionen und Angststörungen, da die Betroffenen im Kieferbereich meist chronisch verspannt sind.
Depressive haben trotz unauffälliger Befunde oft Zahnschmerzen oder klagen über einen schlecht sitzenden Zahnersatz trotz mehrfach überprüfter Prothese.
Zahnprobleme können auch im Rahmen einer Dysmorphophobie „erfunden“ werden und zwar im Sinne einer vermeintlichen Entstellung durch hässliche Zähne.
Psychiatrische Patienten haben auch gehäuft parodontale Entzündungen, Karies, Prothesenunverträglichkeit und weiter unten beschriebene Parafunktionsschmerzsyndrome.
Bei Kindern und Jugendlichen hat anhaltendes Daumenlutschen zur Spannungsreduktion im Laufe der Zeit erhebliche kieferorthopädische Probleme zur Folge.
Bei einer notwendigen Zahnregulierung ergibt sich noch eine weitere Gefahr: Durch eine Zahnspange werden die Zähne etwas nach hinten gedrückt, durch ständiges Lutschen am Daumen und an den Fingern dagegen nach vorn gezogen, sodass die Zähne wackelig werden können, wenn das Daumenlutschen nicht beendet wird.
Ein bedeutsamer psychischer Aspekt bei der Zahnbehandlung ist die weit verbreitete Angst vor dem Zahnarzt, die in leichterer bis mittlerer Form bei 75 % der Bevölkerung zu finden ist.
Die krankhafte Form wird heute richtigerweise Zahnbehandlungsangst (Oralophobie) genannt.
Rund 15 % der Bevölkerung leiden darunter und gehen deshalb nur unter großen Ängsten oder überhaupt nicht zum Zahnarzt.
Es ergibt sich ein Teufelskreis: Aus Angst vor Schmerzen werden alle zahnärztlichen Kontrollen gemieden, was im Laufe der Zeit zu kaputten Zähnen und damit erst recht zu großen Problemen und schlimmen Schmerzen führt.
Psychosomatisch relevante Zahnprobleme
Funktionelle Störungen
Nichtorganische Störungen:
- dentale Parafunktionen: Bruxismus (Zähneknirschen)
- schmerzhafte Muskelverspannungen im Kiefer- und Gesichtsbereich (Myoarthropathie bzw. craniomandibuläres Schmerz-Dysfunktionssyndrom)
- Mundschleimhautbrennen bzw. Zungenbrennen
- Amalgam bezogene Beschwerden
Bruxismus
Die nichtorganischen Funktionsstörungen im Mund- und Kieferbereich werden dentale Parafunktionen genannt.
Es handelt sich dabei um Phänomene wie Knirschen, Mahlen und Pressen mit den Zähnen, Einsaugen der Wangen zwischen die Zähne und Drücken der Zunge gegen die eigenen Zähne oder Teile des Zahnersatzes.
Ein entspannter Mensch hat täglich normalerweise maximal 10 Minuten pro Tag Zahnkontakt, bei Stress erhöht sich dieser um ein Vielfaches.
Langfristig kommt es zu erheblichen Beeinträchtigungen, die oft erst später, wenn Schmerzen auftreten, zur Behandlung führen:
Folgeschäden an den Zähnen: abgeschliffene Zahnflächen mit der Folge von verkürzten Zahnkronen, also von Substanzverlusten im Bereich des Zahnschmelzes (bekannt als „Abrasion“ der Zähne), Risse im Zahnschmelz, abgebrochene Ecken, Defekte am Zahnhals (Bereich zwischen Krone und Wurzel), Sensibilisierung der Wurzel und des Zahnnervs mit der Folge von kariesähnlichen Schmerzen oder extremer Temperaturempfindlichkeit.
Folgeschäden am Zahnhalteapparat: Beeinträchtigung des Zahnbeins, Zahnlockerungen und -wanderungen sowie lockere Füllungen mit der Gefahr des Zahnausfalls.
Folgeschäden in der Muskulatur: Entzündungen, Gewebeveränderungen, Koordinationsstörungen im Bewegungsablauf und Druckschmerzen beim Kauen sind oft Folge der ständigen Muskelverspannung und der damit einhergehenden Störung der Gewebedurchblutung und des Stoffwechsels.
Folgeschäden in den Kiefergelenken: Bewegungseinschränkungen des Unterkiefers, erschwerte Mundöffnung, Gelenkgeräusche, Stellungsveränderungen und deformierende Kiefergelenksveränderungen als Folge der hohen Druck- und Zugbelastung.
Folgeschäden an der Mundschleimhaut und der Zunge: Verletzungen und Veränderungen der Mundschleimhaut und der Zunge als Folge der anhaltenden Bewegungen von Zunge und Wangen sowie des ständigen Beißens mit den Zähnen in das Gewebe.
Schmerzen: Kiefer- und Gesichtsschmerzen, ausstrahlende Schmerzen in den Nacken-, Schulter-, Schläfen- und Ohrenbereich mit der Folge von Kopfschmerzen, Migräne oder Tinnitus, schmerzhafte Mundöffnung.
Zähneknirschen ist die bekannteste Form der Parafunktionen. Darunter versteht man eine Überschussaktivität des Kausystems, die sich als unwillkürliches Knirschen und Pressen der Zahnreihen zu nicht funktionellen Zwecken vorwiegend in der Nacht äußert.
Bruxismus kann in extremen Konzentrationsphasen auch am Tag auftreten und ist dann vor allem durch das Aufeinanderpressen des Kiefers gekennzeichnet.
Nächtlicher Bruxismus besteht meist in Knirschen und Mahlen, zum Teil mit Press-Episoden. 8 % der Bevölkerung leiden mindestens einmal pro Woche unter Bruxismus, rund die Hälfte davon knirscht auch in der Nacht.
Etwa 80 % sind Frauen. Bruxismus ist – bedingt durch das stressreiche Leben – stark im Ansteigen begriffen; immer mehr Menschen zwischen 20 und 40 Jahren haben so stark abgewetzte Zähne, wie man dies eigentlich erst bei wesentlich Älteren erwarten würde.
Die Betroffenen bemerken das Ausmaß ihrer Verspannung und ihres Zähneknirschens oft gar nicht, denn sie führen ihre innere Anspannung gewöhnlich während des Schlafes durch das Knirschen ab (pro Stunde etwa eine Minute).
So ist es auch ganz verständlich, dass im Falle einer nächtlichen Aufbiss-Schiene (eines Zahnaufsatzes aus Kunststoff) zumindest vorübergehend tagsüber mehr Unruhe und Anspannung auftritt.
Die chronische Muskelverspannung führt zu langfristig erhöhten, unphysiologischen Zahnkontakten und massivem Druck auf die Zähne (z.B. besteht bis zu 40 Minuten lang ein Druck von bis zu 70 Kilo und starken Schmerzen im Kieferbereich).
Die Betroffenen setzen ihre Zähne und ihr Kausystem einem enormen Druck aus. Dieser Druck auf die Zahnreihen kann bei Frauen bis zu 300 Kilo, bei Männern bis zu 400 Kilo erreichen.
Myoarthropathie
Die häufigste somatoforme Form des Gesichtsschmerzes ist eine chronische Myoarthropathie des Kausystems, eine Störung, die ihren Ursprung in einer verspannten Kaumuskulatur (Myopathie), seltener in den Kiefergelenken (Arthropathie) oder in beiden (Myoarthropathie) hat.
Eine Myoarthropathie umfasst mindestens drei der folgenden Symptome: Gelenkgeräusche bei Kieferbewegung, limitierte oder ruckartige Kieferbewegung, Schmerz bei der Kieferfunktion, Kiefersperre beim Öffnen, Zusammenpressen der Zähne, Bruxismus oder andere orale Parafunktionen (Zungen-, Lippen- oder Wangenbeißen oder -pressen).
Die Störung wird auch temporomandibuläres Schmerzsyndrom oder craniomandibuläres Dysfunktionssyndrom genannt (die letztere Bezeichnung ist mittlerweile international anerkannt).
Es bestehen andauernde Schmerzen im Bereich der Kau- und Gesichtsmuskulatur (Mund, Zähne, Kiefergelenke) und der umliegenden Gesichtspartien (Kaumuskulatur, Schläfenmuskulatur, Augenbereich), die bis in die seitlichen Nackenregionen und in den Kopfbereich ausstrahlen können.
Nicht selten findet man Muskelverspannungen und Druckpunkte bei den beidseitigen Kaumuskeln, Knacken im Kiefergelenk und Beeinträchtigungen der Unterkiefer-Beweglichkeit.
Daneben geben die Betroffenen noch folgende Symptome an: schwindlige Benommenheit, depressive Verstimmung, Ängste, Bruxismus (insbesondere nächtliches Zähneknirschen), Muskelkrämpfe bis in die Wirbelsäule und die Schulter-Arm-Region.
Diese Schmerzen sind keine blitzartig einschießende, einseitig auftretende Trigeminusneuralgie, wie oft gemeint wird, sondern beständige oder zumindest wellenförmig anhaltende und oft beidseitig auftretende Schmerzen im ganzen Gesicht, auch außerhalb des Versorgungsbereichs des Trigeminusnervs.
Das Beschwerdebild der Myoarthropathie in der Zahnmedizin ist im HNO-Bereich als orofaziales Schmerz-Dysfunktions-Syndrom oder atypischer Gesichtsschmerz bekannt, beruht aber auf anderen Ursachen, wenngleich dieselben Begriffe oft auch im Bereich der Zahnmedizin verwendet werden.
Mundschleimhautbrennen
Brennen auf der Mundschleimhaut, der Zunge oder im Gaumen tritt meistens bei älteren weiblichen Personen auf, die oft Prothesenträgerinnen sind.
Die Symptome schwanken im Tagesverlauf: Sie sind am Morgen nur schwach vorhanden und abends gewöhnlich am stärksten und führen dann auch zu einer Schlafstörung.
Zusätzliche Beschwerden sind oft Mundtrockenheit und Missempfindungen wie Kribbeln, Jucken, Stechen oder Wundsein.
Sie schwanken in ihrer Intensität und in ihrer Lokalisation und entsprechen nicht dem Versorgungsgebiet bestimmter Nerven, das heißt es lassen sich keine organischen Faktoren dafür finden.
Als Ursache gelten unspezifische psychogene Faktoren wie etwa Depressionen und alltäglicher Stress.
Wenn nach Ausschluss organischer Ursachen ein einwöchiger Verzicht auf die Prothese keine Linderung des Mundschleimhautbrennens bringt, sind rein zahnärztliche Behandlungschancen gleich Null.
Amalgam bezogene Beschwerden
Amalgam bezogene Beschwerden werden von Fachleuten heute als umweltbezogene Beschwerden bezeichnet und zu den somatoformen Störungen gezählt.
Die Betroffenen sehen dies nicht so und erklären sich ihre Zahnprobleme oder andere unspezifische Körperbeschwerden mit schädlichen Amalgam-Zahnfüllungen.
Die dabei freigesetzte Quecksilber-Konzentration ist jedoch so gering, dass diese nicht als Ursache der angegebenen Beschwerden in Frage kommt.
Vor bestimmten zahnärztlichen Eingriffen oder bei ständigem Bedürfnis nach zahnmedizinischen Behandlungen trotz gesunder Zähne sollte daher öfter als bisher von Ärzten und Betroffenen die Möglichkeit psychischer Störungen in Betracht gezogen werden.
Organische Störungen
Psychosomatisch relevante Zahnerkrankungen:
- nichtentzündliche Zahnbetterkrankungen (Parodontitis)
- Prothesenprobleme (psychische Folgen von Zahnverlust und Prothesen)
Zahnbetterkrankungen
Nichtentzündliche Zahnbetterkrankungen (Parodontitis), die den Kieferknochen zerstören, stellen ein zunehmendes Problem dar.
Das erste Symptom ist meist Zahnfleischbluten.
Eine anfängliche Zahnfleischentzündung, hervorgerufen durch Bakterien im Zahnbelag, weitet sich vom weichen Gewebe auf den ganzen Zahnhalteapparat, also auch auf den Kieferknochen, aus und führt im schlimmsten Fall über die Rückbildung des Knochens zuerst zum Wackeln und schließlich zum Ausfall der Zähne.
Der Körper wehrt sich gegen die Eindringlinge, entwickelt dabei aber eine Überreaktion mit fatalen Folgen: Ein großer Teil der Gewebeschädigungen wird nicht von den Bakterien, sondern von der Reaktion des Immunsystems hervorgerufen.
Beachtliche 40 % der erwachsenen Deutschen weisen eine leichte Parodontitis auf, meist ohne es zu ahnen.
Diese Zahnerkrankung ist damit weiter verbreitet als Karies. Bereits 15 % aller 30-Jährigen leiden an einer derart aggressiven Form der Zahnfleischentzündung, dass ihnen ein Zahnausfall droht.
Bei Menschen aus Entwicklungsländern ist das Zahnumfeld dagegen deutlich besser.
Eine wichtige Aufgabe der Gesundheitserziehung ist es, auf die Bedeutung der Ernährung und der richtigen Zahnpflege hinzuweisen.
Karies fördernde Süßigkeiten und unregelmäßiges Zähneputzen führen über kurz oder lang zu Zahnschäden.
Prothesenprobleme
Zahnverlust, Prothesen und Prothesenunverträglichkeit können das psychische Befinden erheblich beeinträchtigen.
Menschen mit einer Prothesenunverträglichkeit (alte und neue Prothese werden als nicht richtig sitzend abgelehnt) wandern – analog zu somatoformen Patienten – von Zahnarzt zu Zahnarzt; sie suchen anfangs gewöhnlich eine rein dentale Lösung, ohne sich mit den häufig vorhandenen psychischen oder psychosozialen Hintergründen beschäftigen zu wollen.
Das Phänomen der psychogenen Prothesenunverträglichkeit bedeutet, dass der Zahnersatz aus seelischen Gründen nicht sitzen will.
Die künstlichen Zähne machen immer wieder zumindest unbewusst auf den schmerzhaft erlebten Verlust der echten Zähne aufmerksam und weisen damit auf die mit dem Alter abnehmende Unversehrtheit des Körpers hin.
Manchmal steht auch die nicht verarbeitete Angst dahinter, entstellt zu sein.
Psychosomatische Konzepte
Psychologische Faktoren
Die psychologischen Aspekte in der Zahnmedizin sind vielfältiger als allgemein bekannt ist und sollten in Zukunft ernster genommen werden.
Verspannungen im Mund- und Gesichtsbereich beruhen auf einer hohen emotionalen Anspannung, bedingt durch psychoreaktive Faktoren und Stress im Beruf und in der Familie.
Ohne Beseitigung der dahinter stehenden psychischen Probleme werden beim Bruxismus nach den zahnmedizinisch notwendigen Maßnahmen wie Aufbiss-Schienen oder Kronen bald neuerliche Schäden und Schmerzen auftreten.
Neben allgemeinen psychosozialen Belastungsfaktoren müssen in bestimmten Fällen auch so genannte Konversionsphänomene beachtet werden, vor allem konkrete Probleme im zwischenmenschlichen Bereich: Massive Wut über den Partner kann zu einer schmerzhaften Kieferverspannung führen.
Pressen, Knirschen und Zungenpressen haben kurzfristig durchaus positive Konsequenzen: Eine innere Anspannung kann dadurch zwar abgeführt werden, ähnlich wie manche Menschen durch Kratzen, Ritzen oder Einschneiden der Haut eine kurzfristige Erleichterung erleben, die Langzeitfolgen sind jedoch verhängnisvoll und das Grundproblem wird nicht gelöst.
Stress, psychosoziale Belastungen und emotionale Spannung wie etwa anhaltender Ärger, Angstzustände oder Depressionen sind auch der Hintergrund für eine Myoarthropathie.
Vor allem die Unterdrückung von Gefühlen führt zu einer Affektspannung, die sich auf die Muskeln überträgt.
Emotional bedingte Muskelverspannungen des Kauapparates stehen oft in Verbindung mit kämpferischem oder aggressionsgehemmtem Verhalten, individueller Überforderung und psychosozialen Belastungsfaktoren. Druck macht Druck!
Zahnbetterkrankungen können nach neuen Erkenntnissen mit chronischem Stress zusammenhängen, der die körperliche Widerstandskraft gegenüber Infektionen über ein geschwächtes Immunsystem mindert.
Einerseits vernachlässigen viele Menschen bei anhaltenden psychischen Belastungen ihre Mundhygiene, andererseits sinkt in Stresssituationen die Menge schützender Immunfaktoren im Speichel, sodass sich die Bakterien leichter vermehren können.
Prüfungszeiten, Jobkrisen oder Alltagsstress können regelrechte Parodontitis-Schübe auslösen.
Therapeutische Strategien
Es ist von zentraler Bedeutung, dass die Betroffenen das Ausmaß ihrer Verspannung im Kiefer- und Gesichtsbereich wahrnehmen lernen und in Zusammenhang mit ihren inneren Anspannungen und äußeren Belastungen sehen können.
Als psychologische Interventionen bei psychisch mitbedingten Zahn- und Kieferproblemen sind neben einem problemzentrierten Vorgehen (Hilfestellungen bei der Bewältigung der psychosozialen Belastungssituationen und emotionalen Anspannungen) unbedingt auch symptomspezifische Maßnahmen in Form verschiedener Entspannungstechniken anzuraten.
Bei gleichzeitig vorhandener Depression ist eine psychotherapeutische und/oder pharmakotherapeutische Behandlung angezeigt.
Oft reicht bereits eine umfassende Aufklärung des Patienten über die Körper-Seele-Zusammenhänge im Zahn- und Kieferbereich, um ihn angesichts fehlender Organbefunde von weiteren zahnärztlichen Behandlungsmaßnahmen abzubringen.