Herz und Psyche

Wenn sich alles um das Herz dreht

Das Herz – ein etwa faustgroßer Hohlmuskel mit vier Hohlräumen – ist von der körperlichen Funktion her eine Saug-Druck-Pumpe mit zwei hintereinander geschalteten Pumpsystemen, die den Blutkreislauf regulieren.Es besteht aus zwei Herzkammern (Ventrikeln) und ihren Vorhöfen (Atrien). Je ein Vorhof und eine Kammer bilden zusammen ein Pumpsystem.

Der rechte Vorhof saugt das verbrauchte Blut aus den Venen an und befördert es über die rechte Herzkammer in den Lungenkreislauf, wo es in den Lungenbläschen mit Sauerstoff angereicht wird. Von der Lunge gelangt das Blut in den linken Vorhof, die linke Kammer pumpt das Blut dann mit großer Kraft in die Hauptschlagader (Aorta), von wo es durch die Arterien und Arteriolen in den Körper weitergeleitet wird.

Der Herzmuskel wird durch drei große Koronararterien versorgt, die an der Wurzel der Aorta entspringen und sich dann in kleinere Gefäße verzweigen, die sich netzförmig im Herzmuskel verteilen.

Herz Psyche

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Das Herz pumpt das Blut über die arteriellen Gefäße in den Körper und erhält das Blut über die venösen Gefäße. Die arteriellen Gefäße werden von der Aorta ausgehend immer dünner. Über die feinsten Blutgefäße, die Kapillargefäße, wird der Körper mit Sauerstoff, Nährstoffen, Abwehrzellen, Hormonen und anderen lebenswichtigen Stoffen versorgt, gleichzeitig werden von dort aus auch die Abbaustoffe wie etwa Kohlendioxid abtransportiert.

Pro Minute werden 4 bis 5 Liter Blut durch den Körper gepumpt. In Ruhe schlägt das Herz langsamer (bis zu 60mal pro Minute), bei körperlicher oder seelischer Belastung schneller (bis zu 180mal pro Minute).

Jeder Herzschlag besteht aus einer Füllungsphase (Diastole), in der das Blut aufgenommen wird, und einer Austreibungsphase (Systole), in der das Blut ausgepumpt wird. Herzklappen, die sich abwechselnd öffnen und schließen, verhindern, dass das Blut vom Kreislauf in die Kammern und von dort in die Vorhöfe zurückfließen kann.

Der Herzrhythmus wird durch den Sinusknoten am Anfang des linken Vorhofs reguliert.

Der Sinusknoten wird durch das vegetative Nervensystem beeinflusst: Das sympathische Nervensystem beschleunigt, das parasympathische Nervensystem verlangsamt den Herzschlag.

Das Herz ist nicht nur körperlich, sondern auch emotional das Zentrum unseres Körpers.

Es gilt als der Sitz unserer stärksten Gefühle – der Sitz der Liebe, des Mitgefühls und der Warmherzigkeit.

Das Herz wurde seit Jahrtausenden als der Motor des Lebens und im Altertum und in anderen Kulturen auch als der Sitz der Seele bzw. des Bewusstseins angesehen.

Das Herz ist das psychosomatische Organ schlechthin.

Die emotionale Bedeutung des Herzens kommt in vielen Redewendungen zum Ausdruck – hier eine Auswahl:

Wir können herzlich, warmherzig, kaltherzig, weichherzig, hartherzig, offenherzig, halbherzig, leichtherzig oder herzlos sein.

Es kann uns leicht, schwer oder warm ums Herz werden.

Unser Herz kann verhärtet, verschlossen oder für jemanden offen sein.

Es kann verschenkt, gebrochen, gestohlen, verloren oder im Sturm erobert werden.

Wir machen etwas aus vollem Herzen, aber auch weil wir ein gutes Herz haben, unser Herz am rechten Fleck haben, uns etwas zu Herzen nehmen oder uns etwas am Herzen liegt.

Wir haben jemanden von Herzen gern, schließen ihn in unser Herz, sind mit ihm ein Herz und eine Seele oder schütten ihm unser Herz aus.

Manchmal fassen wir uns ein Herz, bringen wir etwas nicht übers Herz, haben wir etwas auf dem Herzen, machen wir unserem Herzen Luft, fällt uns ein Stein von Herzen, lässt jemand unser Herz höher schlagen oder tut uns das Herz weh.

Unser Herz schlägt vor Aufregung bis zum Hals, bleibt vor Schreck fast stehen, rutscht uns vor Angst in die Hose, zieht sich aus Beklemmung zusammen, verkrampft sich aus Anspannung, zerspringt vor Glück, zerreißt fast aus Mitleid oder bricht vor Schmerz.

Was geschieht nun aber tatsächlich bei sehr starken Emotionen?

Jede körperliche oder seelische Belastung erhöht grundsätzlich die Aktivität des Herzens.

Bei Stress, Erregung, Ärger, Wut und Angst wird durch das sympathische Nervensystem der Herzschlag beschleunigt, die Pumpleistung des Herzens erhöht, die Herzkrankgefäße erweitern sich, der Blutkreislauf steigt.

Subjektiv wird dies als starkes Herzklopfen, Herzrasen oder Herzstolpern, Stechen, Schmerzen oder Engegefühl in der Brust erlebt.

Als Folge dessen glauben viele, sich körperlich besonders schonen zu müssen.

Die fatalen Folgen: Bald rast das Herz schon bei ganz geringer Belastung, weil seine fehlende Kraft durch mehr Herzschläge ausgeglichen werden muss.

Ein untrainiertes Herz kann oft keinen ausreichenden Druck mehr durch die Kraft seiner Kontraktion aufbauen und versucht dann häufig, dies durch eine vermehrte Schlagzahl auszugleichen, damit der Körper ausreichend durchblutet wird. Bewegung und Konditionstraining sind sehr wichtig, um Herzrasen und Atemnot vorzubeugen und das Herz leistungsfähiger zu machen.

Funktionelle Herzprobleme treten auch bei verschiedenen psychischen Störungen auf.

Bei Panikattacken steht mehrheitlich das als lebensbedrohlich erlebte Herzrasen im Vordergrund.

Bei Depressionen findet man häufig Herzrasen, unregelmäßigen Herzschlag, Extrasystolen (das sind außerhalb des regulären Grundrhythmus vorzeitig oder verspätet auftretende Herzschläge) und Schmerzen in der Herzgegend (Stechen, Brennen, Klopfen, Druck).

Psychosomatisch relevante kardiale Störungen

Funktionelle Störungen

Somatoforme autonome Funktionsstörungen des kardiovaskulären Systems:

  • Herzphobie
  • funktionelle Herzrhythmusstörungen

Herzphobie

Somatoforme Herzbeschwerden kommen bei 10 bis 25 % der Bevölkerung und bei 15 bis 20 % der Patienten in Allgemeinarzt- und Facharztpraxen vor.

Nichtorganische Missempfindungen wie Herzklopfen, Herzstolpern, Herzrasen und Herzschmerzen verstärken die Befürchtung, an einer Herzkrankheit zu leiden.

Die häufigste somatoforme Störung aus dem kardiovaskulären Bereich ist eine Symptomatik, die früher Herzphobie oder Herzneurose genannt wurde.

Es handelt sich dabei um eine ausschließlich auf das Herz zentrierte Angst, die wegen ihrer Spezifität als Phobie bezeichnet wird. Eigentlich handelt es sich dabei um den Ausdruck großer Krankheitsangst, die in vielen Fällen lebensgeschichtlich verständlich ist (koronare Herzkrankheiten oder tödlicher Herzinfarkt in der Familie, Verwandtschaft oder Bekanntschaft).

Eine Herzangst ist charakterisiert durch folgende Symptome:

Anfallsartig auftretende Symptome wie bei einer Panikattacke, jedoch mit dem Schwerpunkt auf Herzsensationen: Herzrasen (bis zu 160 Herzschläge pro Minute), plötzliche Blutdrucksteigerung (bis zu 210/110 mm Hg), unregelmäßiger Herzschlag (Extrasystolen), Brennen und Hitzegefühle an der Herzspitze, Stiche, Schmerzen oder Ziehen im (linken) Brustbereich.

Schwitzen, Hitze- oder Kältegefühle, Hyperventilationsneigung, Atemnot, Beklemmungs- und Erstickungsgefühle, Schwindelgefühle, Körpermissempfindungen (Parästhesien), Übelkeit.

Panikartiges Todesgefühl, bedingt durch die Symptome, die als Anzeichen einer Herzerkrankung gewertet werden.

Ständige ängstliche Konzentration auf das Herz aus Sorge, an einer bisher nicht erkannten Herzkrankheit zu leiden, obwohl zahlreiche Untersuchungen keinen organischen Befund erbracht haben.

Misstrauen in die automatische Herzfunktion, sodass übertriebene Kontrollen erfolgen (häufiges Fühlen und Zählen des Pulses und Messen des Blutdrucks). Die ständige Konzentration auf das Herz führt zu einem abnormen Herzbewusstsein und verstärkt die Herzangst bei jeder noch so kleinen Unregelmäßigkeit. Ein Teufelskreis beginnt, denn alleine die angespannte, erhöhte selektive Aufmerksamkeit auf die Herztätigkeit bewirkt schon eine leichte Frequenzsteigerung.

Hypochondrische Ängste, sodass bereits normale körperliche Zustände als Vorzeichen eines möglichen Herzinfarkts gewertet werden.

Ständiges Kreisen um medizinische Sicherheitsmaßnahmen (Aufenthalt in der Nähe von medizinischen Einrichtungen, Information über ärztliche Notdienstregelungen).

Ausgeprägte Schonhaltung, um das Herz nicht zu sehr zu belasten. Herzphobiker schonen sich mehr, als selbst Patienten nach einem Herzinfarkt zur Schonung geraten wird.

Einbeziehung der Familienmitglieder in die Herzängste und die krankheitsbezogene Lebensweise, sodass die Wohnung wie ein Sanatorium wirkt. Achtung: Die Angehörigen verstärken die Krankheitsfixierung, wenn sie ein derartiges Schonklima fördern.

Klammern an die engsten Familienmitglieder, vor allem an den Partner, der oft Sicherheit und Geborgenheit in einem Leben vermitteln soll, das häufig von frühen Verlusterlebnissen geprägt ist. Herzphobiker neigen zu symbiotischen Beziehungsmustern und erleben jede Verunsicherung in der Partnerbeziehung mit starken Ängsten.

Häufiges Aufsuchen von Internisten und nicht von Psychiatern und Psychotherapeuten, weil sich die Betroffenen ja körperlich und nicht psychisch krank fühlen.

Je nach Art und Intensität der herzbezogenen Ängste kann man drei Gruppen von Herzphobikern unterscheiden:

Herztod-Phobiker. Sie erleben Panikattacken und eine Angstüberflutung.

Herztod-Hypochonder. Sie erleben keine Angstausbrüche, sondern leiden unter der subjektiven Gewissheit, einen Herztod zu erleiden. Die Mitteilung, dass das Herz gesund ist, wirkt nicht beruhigend. Wegen der Angst vor einem Herztod werden häufige Herzuntersuchungen gewünscht.

Herz-Hypochonder. Sie sorgen sich ständig um ihr Herz, haben aber keine Todesangst.

Funktionelle Herzrhythmusstörung

Nichtorganische Herzrhythmusstörungen sind die zweithäufigste somatoforme Symptomatik im Herzbereich.

Dabei wird durch Stresshormone die normale Automatik des Sinusknotens (Taktgeber) so verändert, dass Symptome wie Herzklopfen, -stolpern und -rasen oder Aussetzen des Pulses auftreten.

Wenn diese als gefährlich interpretiert werden, entwickeln sich oft Panikattacken.

Bei diesen dominiert dann wie bei einer Herzphobie die Angst vor einem Herzinfarkt und zwar auch nach erfolgter organmedizinischer Abklärung.

Die beiden wichtigsten Funktionsstörungen sind Störungen der Herzfrequenz (Tachykardie: mehr als 100 Schläge pro Minute, Bradykardie: weniger als 60 Schläge pro Minute) und unregelmäßiger Herzschlag.

Es handelt sich dabei um eine ungefährliche supraventrikuläre Arhythmie im Gegensatz zu einer gefährlichen ventrikulären Arhythmie, die von den Herzkammern ausgeht und zu schweren Komplikationen bis hin zu plötzlichem Herztod führen kann.

Nichtorganische Extrasystolen sind Herzschläge „außer der Reihe“ und entstehen bei raschem Umschalten auf Beschleunigung oder Verlangsamung der Herzschläge.

Nach raschen Herzschlägen macht das Herz eine von vielen Menschen als beängstigend erlebte kurze Pause (Refraktärzeit), um den natürlichen Rhythmus wiederherzustellen.

Dies ist eine völlig normale, ungefährliche Reaktion! Zur Unterscheidung zwischen gefährlichen und ungefährlichen Herzrhythmusstörungen ist jedoch immer eine genaue medizinische Untersuchung erforderlich.

Stress, Erregung und Angst können zu einer nervös bedingten Verkrampfung der Herzkranzgefäße führen („spastische Angina pectoris“ infolge spastischer Verengung); mangelnde Durchblutung und Sauerstoffversorgung des Herzens sind die Folge, oft verbunden mit ausstrahlenden Schmerzen vorwiegend in den linken Arm und Herzinfarktängsten.

Es treten dann ähnlich massive und beängstigende Schmerzen auf wie bei einer Angina pectoris. Im Gegensatz dazu sind diese jedoch vorübergehend, weil sie rein „nervös“ bedingt sind.

Organische Störungen

Koronare Herzkrankheit:

  • Angina pectoris
  • Herzinfarkt

Organische Störungen treten dann auf, wenn es zu einem Missverhältnis zwischen Blut- und Sauerstoffbedarf im Herzmuskel und dem entsprechenden Angebot durch die Herzkranzgefäße kommt.

Koronare Herzkrankheiten beruhen auf einer Arteriosklerose (Verkalkung) des arteriellen Gefäßsystems.

Dadurch werden die Gefäße immer weniger elastisch, das Gefäßvolumen wird eingeschränkt und die Herzkranzgefäße können nicht mehr das leisten, was nötig wäre (Koronarinsuffizienz).

Das Herz bekommt weniger Sauerstoff, als es braucht. Die Folgen: Angina pectoris, Herzrhythmusstörungen und Herzinfarkt.

Arteriosklerotische Gefäßveränderungen sind auch die Basis für einen Schlaganfall oder eine Thrombose, meistens in den Beinen.

Als Risikofaktoren erster Ordnung für eine arteriosklerotische Gefäßverengung gelten vermehrte Lipoproteine im Blut (insbesondere zu viel Cholesterin in Form eines erhöhten LDL-Cholesterin-Spiegels), Bluthochdruck (arterielle Hypertonie), Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) und Rauchen.

Als von den Lebensgewohnheiten unabhängige Risikofaktoren gelten männliches Geschlecht, höheres Alter und familiäre Belastung.

Als Risikofaktoren zweiter Ordnung gelten ungünstige Ernährungsgewohnheiten, Übergewicht, Bewegungsmangel, erhöhte Harnsäurekonzentration im Blut, Veränderungen von Blutplättcheneigenschaften, sowie Stress in Form bestimmter psychosozialer Faktoren (emotionale Probleme, berufliche Überbeanspruchung, lebensverändernde Umstände, mangelnde soziale Unterstützung, ungünstige sozioökonomische Bedingungen).

Angina pectoris

Die Angina pectoris (auf Deutsch: „Enge der Brust“) ist die häufigste, aber nicht zwingend bei einer koronaren Herzkrankheit auftretende Symptomatik.

Sie besteht in der Verengung einer Koronararterie, und damit ist die Durchblutung vermindert.

Sie wird dann als stabile Angina pectoris bezeichnet, wenn die Symptome konstant unter körperlicher und psychischer Belastung auftreten.

Die Betroffenen spüren dabei anfallsartig auftretende, drückende, hinter dem Brustbein liegende Schmerzen, die meistens in die linke Brust und den linken Arm ziehen, aber auch in die obere Brust, den Hals, die Schultern, den Rücken oder den Oberbauch ausstrahlen können.

Die Schmerzen werden als enormer Druck auf der Brust, als beklemmendes, schmerzendes, brennendes Gefühl beschrieben.

Bei schweren Anfällen treten auch Kollapszustände auf, verbunden mit Übelkeit, Atemnot, Schwitzen und Angstgefühlen.

Die Brustschmerzen dauern gewöhnlich nur einige Minuten an und bessern sich durch Schonung, Ruhe, Entspannung und Medikamente.

Bei einer instabilen Angina pectoris treten die Symptome in Ruhe oder bei geringer Belastung auf, und zwar immer länger und intensiver.

Wegen der drohenden Herzinfarktgefahr ist sofortiger Handlungsbedarf gegeben.

Eine koronare Herzkrankheit kann oft schon aus der typischen Symptomatik der belastungsabhängigen Angina pectoris vermutet werden und wird durch ein Belastungs-EKG sicher abgegrenzt gegenüber funktionellen Herzbeschwerden oder Schmerzen, die von der Wirbelsäule ausgehen.

Bei bereits verengten Herzkranzgefäßen kann Stress zu einer vorübergehenden Minderdurchblutung und damit zu Brustschmerzsymptomen führen.

In psychosomatischer Hinsicht ist bedeutsam, dass vor allem intensive Emotionen wie Wut und Ärger bei vorhandener Erkrankung die Symptomatik einer Angina pectoris provozieren können.

Herzinfarkt

Herzinfarkt ist die häufigste einzelne Todesursache.

Die Herzinfarktrate ist in den westlichen Industrienationen aufgrund der verbesserten Akutbehandlung und Vorsorgemedizin zurückgegangen, die Zahl der Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit ist jedoch angestiegen.

Ein Herzinfarkt besteht im Verschluss eines Herzkranzgefäßes durch ein Blutgerinnsel, wodurch das dahinter liegende Gewebe kein Blut und keinen Sauerstoff mehr erhält und die Stoffwechselabbauprodukte nicht entfernt werden, sodass es nach wenigen Sekunden abstirbt.

Ist ein großes Blutgefäß und damit ein großer Herzbereich vom Infarkt betroffen, kommt es zum sofortigen Tod, ansonsten tritt eine Angina pectoris auf mit heftigen Schmerzen hinter dem Brustbein, oft ausstrahlend in den linken Arm, mit Blutdruck- und Pulsabfall, kaltem Schweiß und schwerer Atemnot.

Ist nur ein sehr kleiner Herzbereich betroffen, bleibt der Infarkt fast unbemerkt („stummer Infarkt“ mit kurzen Brustschmerzen und eher uncharakteristischen Beschwerden).

Die Mehrzahl der Herzinfarkt-Patienten erlebt einen Herzinfarkt wie einen „Blitz aus heiterem Himmel“ und übersieht lange Zeit alle warnenden Vorzeichen. Voraussetzung für einen Herzinfarkt sind Mikroverletzungen der innersten Blutgefäßschicht.

Ablagerungen (Plaques), die durch einen vielschichtigen und lang dauernden Prozess entstanden sind und den Gefäßdurchmesser verengt haben, können durch eine erhöhte Gefäßwandspannung oder gefäßverengende Prozesse einreißen und das Gefäß verstopfen.

Psychosomatische Konzepte

Psychologische Faktoren

Bei funktionellen Herzrhythmusstörungen führen Stress und bestimmte Gefühle wie Wut oder Angst zu Veränderungen des Herzschlags.

Hinter einer Herzphobie steht nach psychoanalytischer Auffassung oft ein partnerbezogener Konflikt: einerseits wird mehr Unabhängigkeit gewünscht, andererseits der Verlust der Abhängigkeit gefürchtet.

Häufig handelt es sich bei einer Herzphobie um den Ausdruck einer allgemein erhöhten Krankheitsängstlichkeit, einer hypochondrischen Körperbeobachtung, einer lebensgeschichtlich bedingten Fixierung auf Herzsensationen oder einer nicht gelungenen Verarbeitung des Herzinfarkts eines nahen Angehörigen bzw. Bekannten.

Bei einer koronaren Herzerkrankung sind nach zahlreichen Untersuchungen folgende psychische und psychosoziale Faktoren für das Auftreten und den Verlauf dieser Erkrankung von großer Bedeutung:

Feindseligkeit und die Neigung, sich total zu verausgaben

Ende der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde der so genannte „Typ-A“ als die Risikopersönlichkeit schlechthin für einen Herzinfarkt beschrieben. Dieses Verhaltensmuster war das erste psychosoziale Erklärungsmodell, das dann einige Jahrzehnte lang die Psychosomatik des Herzinfarkts dominierte. Demnach sollen überehrgeizige, ungeduldige, ständig angespannte und beschäftigte, hektisch-gestresste Persönlichkeitstypen leicht herzkrank werden. Es ist in der Fachwelt längst als zu simples Erklärungsmodell widerlegt, aber fatalerweise in der Populärliteratur noch immer zu finden. Vieles an diesem Modell musste revidiert werden – einige Komponenten haben sich aber tatsächlich als herzinfarktgefährdend erwiesen:

feindselige Einstellung, aggressive Gefühle und ständiger Ärger, vor allem in Verbindung mit der Unfähigkeit, Feindseligkeit und Ärger konstruktiv zu bewältigen. Akuter Ärger kann tatsächlich eine Herzkranzgefäßverengung und in der Folge davon einen Herzinfarkt auslösen: Er begünstigt den Riss der arteriosklerotischen Plaques und den Verschluss der Herzkranzgefäße durch die dabei ausgelöste Bildung eines Thrombus. Das Risiko eines Herzinfarkts ist bei Menschen mit koronarer Herzkrankheit in den ersten zwei Stunden nach großem Ärger deutlich erhöht.

Depressivität, Hoffnungslosigkeit und Erschöpfung

Diese Faktoren haben sich in den letzten Jahren als erhebliche Risikofaktoren herausgestellt, weil sie über eine verminderte parasympathische Aktivität (keine Ruhe und Entspannung) die Entwicklung einer koronaren Herzkrankheit begünstigen. Die neuen Erkenntnisse weisen darauf hin, dass auch psychisch bedingte Störungen ernst genommen und behandelt werden müssen, denn diese können im Langzeitverlauf durch ein überaktives Stresshormonsystem (ständig erhöhter Spiegel des Dauerstresshormons Kortisol) körperliche Störungen begünstigen.

Akuter und chronischer Stress

Andauernder Stress, der weder durch eigenen Einfluss kontrolliert noch durch Entspannung und Erholung abgebaut werden kann, geht mit zahlreichen psychobiologischen Reaktionen einher, die über Blutdrucksteigerung, ungünstige Blutfettwerte, veränderte Blutgerinnungsfaktoren, Herzkranzgefäßverengungen, lebensbedrohliche Rhythmusstörungen und Risse arteriosklerotischer Plaques zu einem Herzinfarkt führen können.

Mangelnder sozioemotionaler Rückhalt

Fehlende soziale Unterstützung, mangelnde emotionale Wertschätzung und soziale Isolation erschweren den Umgang mit verschiedenen körperlichen, psychischen und sozialen Stressfaktoren und können in der Folge davon das koronare Krankheitsrisiko erhöhen. Bei geringer sozialer Unterstützung weisen Herzkranke eine zweifach erhöhte Sterblichkeitsrate auf.

Hohe berufliche Beanspruchung bei fehlenden Einflussmöglichkeiten auf die Arbeitsplatzbedingungen

Belastungen im Beruf sind dann Herz-Kreislauf-Risikofaktoren, wenn die Anforderungen zu groß und die Kontrollmöglichkeiten hinsichtlich der Arbeitsprozesse zu gering sind, wenn also kein eigener Entscheidungsspielraum, keine Autonomie und keine Nutzung der persönlichen Fähigkeiten möglich sind. Wenn dann auch noch der soziale Rückhalt am Arbeitsplatz fehlt, stellt dies einen zusätzlichen Stressfaktor dar.

Ungleichgewicht zwischen beruflichem Engagement und Anerkennung

Das Herzinfarktrisiko ist nachweislich erhöht, wenn eine hohe Verausgabung nicht mit entsprechenden Belohnungen in Form von Bezahlung, Achtung, Aufstiegsmöglichkeit und Arbeitsplatzsicherheit einhergeht.

Niedriger sozioökonomischer Status

Die koronare Herzkrankheit hat sich von der früheren „Managerkrankheit“ zu jener unterer Sozialschichten entwickelt. Mögliche Erklärungen dafür: geringerer Einfluss auf die Lebens- und Arbeitssituation, ungesünderer Lebensstil, schlechtere Ernährungsgewohnheiten, geringeres Gesundheitsbewusstsein, schlechtere medizinische Versorgung.

Die angeführten psychosozialen Faktoren sind zumindest bei bereits vorhandener koronarer Herzkrankheit als Risikofaktoren anzusehen, weil sie zu einer ständigen Überaktivierung des sympathischen Nervensystems und zu einer Hemmung des parasympathischen Nervensystems führen; dadurch kann langfristig eine arteriosklerotische Neigung verstärkt werden.

Bei Herzinfarkt-Patienten wurden im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen folgende Belastungsfaktoren gefunden:

Überstunden (mehr als 40 pro Monat), Zeitdruck, häufiges Unterbrechen des Arbeitsablaufs, widersprüchliche Anforderungen, Probleme mit Vorgesetzten, drohende Rationalisierungsmaßnahmen, drohende Versetzungen und Statuseinbußen. Krankheitsrelevant wurden diese Umstände jedoch nur dann, wenn diese zusätzlich mit Belastungen außerhalb der Arbeitswelt wie etwa Verlusterlebnissen, Krankheitsfällen und Konflikten im Privatleben einhergingen.

Herzinfarkt-Patienten mit großen Belastungen im beruflichen und privaten Bereich wiesen viermal häufiger als gesunde Personen bestimmte Persönlichkeitsmerkmale auf, die dem so genannten Typ-A-Verhaltensmuster entsprachen (Ehrgeiz, Konkurrenz, Ungeduld, hohes Aktionspotenzial für Aggressivität und Feindseligkeit).

Diese komplexen Zusammenhänge zwischen beruflichen, privaten und persönlichkeitsspezifischen Faktoren mahnen zur Vorsicht, allzu simple Stressmodelle zur Erklärung psychosomatischer Störungen heranzuziehen oder diese nur eindimensional bzw. monokausal erklären zu wollen.

Es gibt bislang keine wissenschaftlich gesicherten Hinweise darauf, dass Stress und emotionale Faktoren allein eine koronare Herzkrankheit bewirken können.

Nach dem heute gängigen biopsychosozialen Krankheitsverständnis sind viele Faktoren beteiligt.

Selbst wenn psychische Komponenten eindeutig nachgewiesen werden können, muss stets auch eine medizinische Intervention erfolgen mit dem Ziel, eine Herzinfarktgefahr zu vermeiden.

Die Zusammenhänge zwischen koronarer Herzkrankheit und psychosozialen Belastungssituationen wurden bis vor kurzem ausschließlich bei Männern nachgewiesen.

In einer Studie zum Herzinfarktrisiko bei Frauen konnte das bekannte Bild auch bei Frauen bestätigt werden: Das Risiko einer koronaren Herzkrankheit erhöht sich bei Frauen aus sozial schwachen Schichten, mit familiären Belastungen und Partnerproblemen, mit großem Stress am Arbeitsplatz sowie bei sozialer Isolierung.

Bei Frauen mit einer koronaren Herzkrankheit ist das Risiko eines neuerlichen Herzinfarkts durch chronischen Stress in der Ehe größer als durch Stress am Arbeitsplatz.

Fazit: Die tieferen Ursachen für einen Herzinfarkt sind immer körperliche Beeinträchtigungen, als Auslöser dafür reicht jedoch eine situativ bedingte starke Aufregung oder Wut.

Therapeutische Strategien

Menschen mit somatoformen Herzrhythmusstörungen benötigen vorerst einmal die beruhigende Information, dass die meisten Herzrhythmusstörungen bei Herzgesunden ungefährlich sind.

Die Patienten müssen die Zusammenhänge zwischen emotionaler Befindlichkeit und psychosozialen Belastungssituationen einerseits und ihren Herzsensationen andererseits erkennen lernen, um nicht ständig organmedizinische Erklärungsmodelle zu entwickeln.

Herzphobische Patienten sollen nicht nur ihr Herz angstfreier beobachten und spüren lernen, sondern entdecken, was sie wirklich fürchten: den Verlust des Partners durch Trennung oder Tod, eine schwere Erkrankung bzw. den Tod eines Elternteils, den Verlust des Arbeitsplatzes durch Kündigung, unangenehmes Versagen und diesbezügliche Kritik vonseiten der Umwelt u.ä.

Die Sorgen um vermeintliche Herzprobleme lenken oft von den tatsächlichen Lebensproblemen ab, sodass es notwendig ist, sich diesen mehr als bisher zu stellen und in der Therapie konstruktive Lösungen zu entwickeln.

Darüber hinaus ist es sinnvoll, den Betroffenen durch Provokationstests zur raschen Herzbeschleunigung (wie etwa rasche Kniebeugen) die Angst vor unangenehm erlebten Herzempfindungen zu nehmen.

Entspannungsverfahren wie das Autogene Training können herzphobische Patienten erst dann gewinnbringend einsetzen, wenn sie gelernt haben, sich ihrem Körper angstfrei zuzuwenden, ohne den Herzrhythmus bewusst zu beeinflussen.

Wenn die Betroffenen ihre Herzsensationen besser tolerieren und verstehen gelernt haben, werden ständige Herzuntersuchungen unnötig.

Bis zur Erreichung dieses Ziels sollten kardiologische Untersuchungen nur nach einem bestimmten, ärztlich festgesetzten Abstand symptomunabhängig erfolgen, um die herzphobische Symptomatik nicht unnötig zu verstärken.

Eine emotional bedingte Aktivierung des sympathischen Nervensystems ist völlig ungefährlich und erfordert keine Behandlung; die Verschreibung von Betablockern verstärkt nur das oft vorhandene organische Krankheitskonzept der Betroffenen.

Trotz der eindeutigen Belege für den Einfluss psychischer und psychosozialer Faktoren auf den Verlauf einer organischen Herzkrankheit fehlen überzeugende Studien, die belegen, dass Psychotherapie den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen kann.

Psychologische Interventionen bei einem Herzinfarkt sind jedoch erfahrungsgemäß hilfreich, um mit der Erkrankung besser zurechtzukommen.

Sie bestehen in einer Kombination verschiedener Strategien

Aufklärungs- und Schulungsprogramme (Psychoedukation)

Sie dienen der Verbesserung der Mitarbeit an der Behandlung (Compliance) und beinhalten eine umfassende Aufklärung, um unnötige Ängste durch Unwissenheit abzubauen.

Soziale Unterstützung

Optimismus, Beruhigung und persönliches Engagement im sozialen bzw. helfenden Umfeld sind im akuten Rehabilitationsstadium sehr wichtig.

Entspannungstraining

Einzelne oder kombinierte Entspannungstechniken sollen die Grundspannung vermindern und den Erholungswert steigern.

Stressmanagement

Der bessere Umgang mit Stress in jeder Form im Rahmen eines möglichst individuell abgestimmten Stressbewältigungstrainings bewahrt den Körper zukünftig vor Überlastungen.

Konfrontative Therapieelemente

Die Betroffenen müssen mit Herz-Kreislauf-Symptomen besser umgehen lernen durch ein adäquates körperliches Training.

Unterstützung bei der Lebensstiländerung

Veränderungen in der Lebensweise wie etwa gesunde Ernährung, körperliche Bewegung und Sport, Reduktion von Alkohol- und Zigarettenkonsum sowie weniger Stress vermindern die Risikofaktoren für eine koronare Herzkrankheit.

Wenn sich alles um den Blutdruck dreht

Blutdruck und Psyche

Das Herz pumpt das Blut zur Versorgung des Körpers mit Sauerstoff und Nährstoffen in das Gefäßsystem, in dem je nach Energiebedarf unterschiedliche Druckhöhen bestehen.

Unter Blutdruck versteht man den vom Herzmuskel erzeugten Druck, unter dem die Blutmasse des ganzen Körpers durch die Arterien (vom Herzen wegführende Gefäße) getrieben wird.

Der Blutdruck ist abhängig von der Pumpleistung (Schlagkraft) des Herzens und dem Widerstand des arteriellen Gefäßsystems.

Der Blutdruck steigt durch die erhöhte Herztätigkeit und die Verengung der arteriellen Blutgefäße der Haut.

Der höhere (systolische) Wert bezeichnet den Blutdruck bei der Kontraktion des Herzens, wenn das Herz mit maximaler Leistung das Blut auswirft.

Der niedrigere (diastolische) Wert beschreibt die Restspannung im Gefäßsystem bei der Erschlaffung (Ruhephase) des Herzmuskels und stellt ein Maß für die Elastizität des arteriellen Gefäßsystems dar.

Ein zu hoher diastolischer Blutdruck (über 95 mm Hg) weist auf eine Verengung der Gefäße durch Verkalkung oder durch chronische psychische Anspannung hin.

Der Blutdruck ist keine konstante Größe, sondern schwankt in Abhängigkeit von der Tageszeit (am niedrigsten in der Nacht), der Jahreszeit, der Aktivität, emotionalen Faktoren und zahlreichen anderen Bedingungen.

Der Blutdruck wird in Millimeter Quecksilbersäule (mm Hg) gemessen.

Er gilt als optimal („normoton“) um 120/80 mm Hg und wurde früher als „noch“ normal angesehen bei 130-139/85-89 mm Hg.

Eine Hypertonie (Bluthochdruck) besteht bei Werten über 160/95 mm Hg, mehrfach gemessen am Oberarm nach fünf Minuten Sitzen über einen Zeitraum von drei Monaten, eine Hypotonie (niedriger Blutdruck) bei Werten unter 100/70-65 mm Hg.

Als Grenzwerthypertonie galt bisher ein Blutdruck von 140-160/90-95 mm Hg.

Aufgrund neuester Erkenntnisse wurde von der amerikanischen Gesundheitsbehörde ein Blutdruck von 120/80 als normal und wünschenswert erklärt, während systolische Werte von 121-140 bereits zu einer Gefäßwandschädigung führen können und daher als „Vor-Bluthochdruck-Phase“ bezeichnet werden. Ausschlaggebend war auch der stagnierende Absatzmarkt der Blutdruckmedikamente, der durch Senkung der Grenzwerte einen neuen Umsatzaufschwung erfuhr. Natürlich sind Blutdruckwerte auch altersabhängig. Ältere Personen benötigen zwangsläufig einen höheren Druck, da die Gefäße schon rein altersbedingt einem gewissen Verschleiß unterliegen.

Die emotionale Komponente des Blutdrucks kommt in einigen Redewendungen gut zum Ausdruck:

Man ist auf 180.

Das Blut gerät in Wallung oder es kocht in den Adern.

Jemand behält nur schwer ruhig Blut und es schwellen ihm die Adern an. Da hilft nur: ruhig Blut bewahren, bevor die Augen blutrot vom Zorn werden.

Die psychische Befindlichkeit beeinflusst die Höhe des Blutdrucks direkt und stark: bei Wut, Ärger, Angst, Aufregung und Stress steigt er im Extremfall bis zu 240/130 mm Hg an.

Wenn er stressbedingt dauerhaft erhöht ist, kann eine funktionelle Störung in eine organische übergehen. Der Körper lernt dies als Normalzustand zu verstehen und verlernt die Maßnahmen zur Senkung des Blutdrucks.

Bei Ruhe und Entspannung sinkt der Blutdruck infolge der reduzierten Herztätigkeit und der Erweiterung der kleinen arteriellen Blutgefäße der Haut. Schock- und Schreckreaktionen sowie überfordernder Stress führen zu einer parasympathischen Überaktivität mit starkem Blutdruckabfall bis hin zum Kreislaufzusammenbruch.

Subjektiv macht sich dies bemerkbar in Schwindelgefühlen, eventuell sogar in kurzer Ohnmacht.

Die Aktivität des sympathischen Nervensystems führt zur Umverteilung des Blutes im Körper:

Dies bewirkt eine Erhöhung des arteriellen Blutdrucks, eine Beschleunigung der Herzfrequenz und eine stärkere Durchblutung der Muskeln, während die Durchblutung des Magen-Darm-Bereichs, der Nieren und der Haut abnimmt.

Die körperlichen Veränderungen bei einer Stressreaktion erfolgen über die so genannte Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse.

Ziel des Dauerstresshormons Kortisol ist vor allem die Blutdrucksteigerung, um dem Körper mehr Energie zur Verfügung zu stellen; diese wird bei emotionalem Stress mangels Bewegung jedoch nicht abgerufen.

Bluthochdruck-Patienten weisen eine erhöhte Ausscheidung des Blutdruck steigernden Dauerstresshormons Kortisol auf. Hypertoniker neigen bereits zur Blutdruckerhöhung in Situationen, die bei Menschen mit normalem Blutdruck zu keinen Veränderungen führen.

Blutdruckschwankungen und Kreislaufstörungen kommen auch bei verschiedenen psychischen Störungen vor.

Bei Panikattacken oder Alkoholentzug steigt der Blutdruck, bei Depressionen kann der Blutdruck fallen. Angst- und Panik-Patienten haben oft große Angst vor Herzrasen, weil sie dies aufgrund medizinischen Unwissens mit der drohenden Gefahr eines Herzinfarkts verbinden, tatsächlich jedoch weisen sie bei Panikattacken oft nur einen geringfügig erhöhten Puls auf, den sie aufgrund ihrer gesteigerten Herzschlagwahrnehmung überbewerten.

Psychosomatisch relevante Blutdruckstörungen

Funktionelle Störungen

Somatoforme autonome Funktionsstörungen des kardiovaskulären Systems:

  • hypertone Fehlregulation (Situationshypertonie, sympathikovasaler Anfall)
  • hypotone Fehlregulation (vagovasale Synkope)

Hypertone Fehlregulation

Eine Situationshypertonie ist eine vorübergehende, kurzfristige hypertone Regulationsstörung; dabei ist der Blutdruck – bedingt durch psychische Faktoren wie Stress, Ärger, Wut oder Angst – immer wieder erhöht, im Rahmen einer 24-Stunden-Blutdruckmessung findet sich jedoch ein normales Blutdruckprofil mit einem Tagesmittel unter 140 mm Hg.

Aus ständigen Blutdruckschwankungen im Sinne eines labilen Bluthochdrucks kann über einen längeren Zeitraum ein stabiler Bluthochdruck entstehen, bedingt durch Anpassungsvorgänge des Gefäßsystems (z.B. Verdickung der Gefäßwand, vor allem der Nierengefäße), und zwar auch dann, wenn die den Bluthochdruck ursprünglich verursachenden Faktoren weggefallen sind.

Ein sympathikovasaler Anfall ist eine psychisch bedingte Unruhe und Anspannung (bewirkt durch Stress, Wut, Ärger, Schlafmangel usw.) und führt plötzlich zu Tachykardie (120-160 Herzschläge/Minute) und Bluthochdruck (Werte bis 240/110 mm Hg), häufig in Verbindung mit Hyperventilationsneigung, Schweißausbruch und Todesangst.

Hypotone Fehlregulation (vagovasale Synkope)

Eine Synkope ist ein vorübergehender, einige Sekunden bis wenige Minuten dauernder Bewusstseinsverlust sowie Spannungsverlust der Haltemuskulatur.

Auslöser ist eine vorübergehende zu geringe Durchblutung oder Stoffwechselstörung jener Gehirnregionen, die das Bewusstsein aufrechterhalten.

Dabei treten nach zwei bis drei Sekunden Symptome wie Schwäche, Benommenheit, Schwarzwerden vor den Augen und Schwindel auf, nach zehn Sekunden setzt die Bewusstlosigkeit ein, nach zehn bis zwanzig Sekunden treten zusätzlich noch Muskelkrämpfe auf.

Vagovasale Synkopen werden oft ausgelöst durch plötzlichen Schreck, mentalen oder emotionalen Stress und Schmerzzustände, wobei zahlreiche Betroffene diesen Auslösern gegenüber besonders sensibel sind.

Die Ursache liegt in einer biologischen Reaktion mit einer Mehrdurchblutung der Muskulatur zur Vorbereitung einer Fluchtreaktion, die jedoch aufgrund einer zentralen Hemmung nicht ausgeführt wird, sodass relativ viel Blut in den Beinen verbleibt und der verminderte Rückstrom des Blutes zum Herzen eine vorübergehende Mangeldurchblutung des Gehirns bewirkt.

Synkopen sind ein Symptom und keine bestimmte Krankheit.

Neben zahlreichen organisch bedingten Synkopen gibt es auch funktionell bedingte, die sogar den Großteil der Fälle darstellen.

Im psychosomatischen Kontext bedeutsam ist vor allem die vagovasale Synkope.

Sie ist meist ein Resultat der so genannten orthostatischen Hypotonie (damit ist ein Blutdruckabfall bei längerem Stehen gemeint, wenn das Blut in den Beinen versackt).

Ihre Vorzeichen sind:

Schwindel, Benommenheit, Schwarzwerden vor den Augen, Muskelschwäche, Übelkeit, Schweißausbruch, Unruhe, Blässe, Seufzeratmung, Gähnen (als Zeichen von Sauerstoffmangel). 30 % aller gesunden Erwachsenen haben schon einmal eine vagovasale Synkope erlebt.

Angst- und Panik-Patienten haben oft große Angst vor Ohnmacht durch einen niedrigen Blutdruck; dies ist aber völlig unbegründet, denn bei Panikattacken steigt der Blutdruck im Gegenteil oft sogar stark an.

Lediglich bei drei Viertel der Menschen mit einer Blut-, Verletzungs- oder Spritzenphobie ist der Blutdruck schon einmal so weit abgefallen, dass sie eine kurze Ohnmacht erlebt haben.

Bei etwa zwei Drittel der Menschen, die einmal eine situationsbedingte Synkope erlebt haben (z.B. bei schwülem Wetter oder einem Hitzestau), bleibt es bei diesem einmaligen Ereignis.

Die Erfahrung einer Synkope, die subjektiv als Todesgefahr empfunden wird, kann ein derart einschneidendes Erlebnis sein, dass die Betroffenen ein ausgeprägtes Vermeidungsverhalten im Sinne einer Platzangst (Agoraphobie) entwickeln und einen sozialen Rückzug antreten aus Angst, unangenehm aufzufallen – was in weiterer Folge zu immer größerer Ängstlichkeit und Depressivität führt.

Organische Störungen

Primäre Blutdruckstörungen:

  • essenzielle Hypertonie
  • essenzielle Hypotonie

Arterielle Hypertonie

Hypertonie gilt vielfach als Volkskrankheit Nummer 1: Ein behandlungsbedürftiger Bluthochdruck findet sich bei 20 bis 25 % der Bevölkerung.

Bedenklich sind auch folgende Daten: Nur etwa die Hälfte der Hypertoniker ist angemessen diagnostiziert, bei rund zwei Drittel der diagnostizierten Bluthochdruck-Patienten erfolgt keine ausreichende Therapie, das heißt der Blutdruck liegt nicht im Normbereich.

Bluthochdruck bedeutet, dass sich das Herz zu sehr anstrengen muss, um das Blut zur Versorgung des Gewebes durch den Körper zu pumpen.

Der Blutdruck wird zu hoch, weil das Herz mit jedem Zusammenziehen eine erhöhte Blutmenge ausstoßen oder einen erhöhten Widerstand der Arterienwände überwinden muss.

Deswegen wächst der Herzmuskel an, benötigt nun aber noch mehr Sauerstoff, der jedoch gerade bei Gefäßverkalkungen nur unzureichend zugeführt wird. Arterielle Hypertonie ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für eine Arteriosklerose, weshalb eine Blutdruckstabilisierung unbedingt erforderlich ist.

Bluthochdruck wird von den Betroffenen oft gar nicht erkannt, weil eigentlich kaum spezifische Beschwerden auftreten.

Allgemeine Unruhe und Nervosität, kräftiger spürbarer Puls am Handgelenk, pochende Schläfen und pulsierende Kopfschmerzen (insbesondere bei Anstrengung), Hitzegefühl, gerötetes Gesicht bei leichter Anstrengung, Schwindel (oft mit Ohrensausen und Flimmern vor den Augen), Kribbeln in Armen und Beinen, Wetterfühligkeit, Nasenbluten, leichter Druckschmerz in der Brust, Atemnot (besonders bei physischem und psychischem Stress), Herzbeschwerden, Müdigkeit und Leistungsminderung sind oft bereits Symptome einer Hypertonie und nicht einfach deren Vorzeichen.

Langzeitschäden sind Beeinträchtigungen des Herzens, der Nieren, der Augen und der Hirngefäße.

Die Spätfolgen äußern sich in Form einer Sklerose, das heißt einer Verhärtung und Verengung der Gefäße, die eine Minderdurchblutung mit der Gefahr eines Herzinfarkts oder eines Schlaganfalls birgt.

Bei etwa 95 % der Fälle von erhöhtem Blutdruck besteht eine essenzielle oder primäre Hypertonie, das ist ein gewöhnlich lebenslang vorhandener Bluthochdruck ohne erkennbare Grundkrankheiten – zumindest sind mögliche Ursachen bislang unbekannt.

Die sekundäre Hypertonie als Folge von Krankheiten, vor allem von Nierenerkrankungen, tritt dagegen nur bei etwa 5 % auf.

Eine essenzielle Hypertonie ist jedenfalls als multifaktorielles Krankheitsbild anzusehen:

Ungesunde Ernährung, Übergewicht, mangelnde Bewegung, überhöhter Salzkonsum, zu viel Alkohol und Nikotin sowie Vererbung und verschiedene Grunderkrankungen (z.B. Diabetes) tragen ebenso dazu bei wie chronischer familiärer, partnerschaftlicher oder beruflicher Stress und verschiedene Persönlichkeitsaspekte (vor allem ständiger Ärger oder chronische Angst).

Stress führt zur Zurückhaltung von Wasser und Salz sowie zur Ausschüttung des Hormons Renin, was sich negativ auf die Nierenfunktion auswirkt und über diesen Weg einen Bluthochdruck begünstigt. Emotional bedingter Stress ist eine Indikation für eine psychologisch-psychotherapeutische Behandlung.

Hypotonie

Niedriger Blutdruck ist keine Krankheit, sondern ein Zustand.

Wenn es sich dabei doch um eine krankheitswertige Störung handelt, können die folgenden Informationen nützlich sein: Bei einer essenziellen Hypotonie sind die Gefäße durch eine Fehlsteuerung der Gefäßnerven so erweitert, dass die vom Herzen ausgeworfene Blutmenge nicht ausreicht, um einen normalen Blutdruck herzustellen.

Dies führt zu Blut- und Sauerstoffmangel im Gehirn sowie zu Beeinträchtigungen aller Körperfunktionen.

Unangenehm niedriger Blutdruck äußert sich in folgenden Symptomen: Müdigkeit, Antriebsschwäche, Erschöpfung, Unlust, Konzentrations- und Leistungsschwäche, Schwindelgefühle, Ohnmachtsneigung, Ohrensausen, Kopfschmerzen, Schwarzwerden vor den Augen, blasses Gesicht, kalte Hände und Füße, Herzschmerzen (Mangeldurchblutung des Herzmuskels und damit Sauerstoffmangel), Herzklopfen (Ankurbelung des Blutdrucks), Herzstechen, Krämpfe innerer Organe (Mangeldurchblutung), Übelkeit, Appetitlosigkeit, Magendrücken, Blähungen, bei Frauen oft Unterleibskrämpfe, Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, depressive Verstimmung, Wetterfühligkeit, erhöhtes Schlafbedürfnis, Durchschlafstörung (Blutleere im Gehirn, besonders zwischen 2 Uhr und 4 Uhr).

Psychosomatische Konzepte

Psychologische Faktoren

Ein vorübergehender Blutdruckanstieg ohne körperliche Betätigung ist Ausdruck einer starken emotionalen Betroffenheit mit entsprechender Aktivierung des sympathischen Nervensystems. Gefühle wie Wut, Ärger oder panikartige Angst führen zu einer plötzlichen, einige Zeit andauernden Blutdrucksteigerung, die die Betroffenen als sehr bedrohlich interpretieren, sodass ein weiterer Anstieg erfolgt und verstärkte Besorgnis besteht.

Die gewöhnlich herzgesunden Betroffenen möchten entweder ständig oder zur Vermeidung von Beunruhigung am liebsten nie den Blutdruck messen, sodass sie in der Therapie neben der Bearbeitung der Hintergrundsprobleme auch einen angemessenen Umgang mit dem Blutdruckmessgerät erlernen sollten.

Die Zusammenhänge zwischen psychosozialen Gegebenheiten und Blutdruck kann man nur dann wirklich verstehen, wenn man den Einfluss der verschiedenen Faktoren wie Nierenfunktion, vegetatives Nervensystem und Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-System berücksichtigt – Wechselwirkungen, die in Zukunft noch besser erforscht werden müssen.

Bluthochdruck entsteht durch Veränderungen der Nierenfunktion.

Wenn psychosoziale Faktoren tatsächlich eine Blutdrucksteigerung bewirken können, muss dies über die Beeinflussung der Nierentätigkeit erfolgen.

Bei akutem Stress steigt in der Niere der Gefäßwiderstand an, der Blutfluss fällt ab, Salz wird nur in geringem Ausmaß ausgeschieden – der Blutdruck steigt.

Wenn großer Stress, Ärger oder Angst lange genug andauern, können die überhöhte Sympathikusaktivität (vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen) und die verminderte Parasympathikusaktivität (zu wenig Ruhe und Erholung) zu einem dauerhaft erhöhten Bluthochdruck führen.

Denn es kommt dabei auch zur vermehrten und anhaltenden Ausschüttung von Stresshormonen (Kortisol), Glukose und Insulin.

In Verbindung mit den bekannten Risikofaktoren können psychosoziale Belastungen wie hoher beruflicher Stress, Emigration, Katastrophen und Krieg zu vorübergehendem oder bleibendem Bluthochdruck führen.

Blutdrucksteigernd wirkt vor allem auch ein Missverhältnis zwischen hohen beruflichen Anforderungen und geringer Entlohnung.

Interessant ist, dass der Blutdruck bei Ärger stärker ansteigt als bei Angst und Furcht.

Das haben 24-Stunden-Blutdruckmessungen ergeben. Menschen mit unterdrücktem Ärger entwickeln laut Studien im frühen Erwachsenenalter eher eine Hypertonie und weisen im Vergleich zu anderen Personen eine erhöhte Todesrate auf.

Daraus folgt: Wer nicht lernt, seine negativen Emotionen wie Ärger und Wut zu verarbeiten, belastet Herz und Kreislauf und läuft Gefahr, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu bekommen.

Psychische Faktoren wie emotionaler Stress lösen oft auch organisch bedingte Synkopen wie etwa beim Herzinfarkt, bei Arhythmien oder beim plötzlichen Herztod aus.

Bestimmte vagovasale Synkopen werden dagegen ausschließlich durch psychosoziale Belastungsfaktoren verursacht. Derartige „emotionale Synkopen“ werden durch psychische Faktoren wie Schockzustände (z.B. Nachricht vom plötzlichen Tod eines nahen Angehörigen), Ekelgefühle oder Angst vor Blut (Blutphobie) in Verbindung mit fehlenden Bewältigungsstrategien ausgelöst, aber auch durch Schwächeanfälle z.B. bei jungen Menschen im Rahmen von Massenveranstaltungen wie etwa Rockkonzerten.

Psychogene Ohnmacht wird psychodynamisch als Mechanismus gesehen, einer ausweglos erscheinenden Situation zu entkommen, da Kampf oder Flucht nicht möglich sind oder nicht gewagt werden.

Die Betroffenen fühlen sich in großen seelischen Belastungssituationen hilflos und „ohnmächtig“. So genannte dissoziative Anfälle mit Ohnmacht ereignen sich dagegen ohne Blutdruck- und Herzfrequenzänderungen.

Dem Psychoanalytiker Franz Alexander zufolge soll eine chronisch unterdrückte Aggression, gleichgesetzt mit Feindseligkeit, die Ursache des Bluthochdrucks sein.

Die unbewusste Erwartung des Bluthochdruck-Patienten, sich jederzeit gegen einen Angriff körperlich wehren zu müssen, führe zu einer Blutdruckerhöhung mit dem Ziel einer körperlichen Bereitstellungsreaktion.

Alexander, der den Bluthochdruck zu den typischen psychosomatischen Störungen zählt, betrachtet die unterstellte Feindseligkeit als verdrängt, das heißt als unbewusst.

Nach anderen Fachleuten sind sich die Betroffenen ihrer Feindseligkeit durchaus bewusst, sind aber nicht in der Lage, ihren Ärger entsprechend zu verarbeiten, sodass sie angespannt bleiben und einen erhöhten Blutdruck bekommen.

Trotz jahrzehntelanger Forschungen gibt es bislang keine eindeutigen Beweise dafür, dass psychische und psychosoziale Faktoren allein eine Hypertonie bewirken können.

Anhaltender Stress und negative Emotionen scheinen jedenfalls die Blutdruckeinstellung zu erschweren, falls bereits eine arterielle Hypertonie besteht.

Die Aggressions- und die Stresshypothese zählen seit vielen Jahren zu den interessantesten psychologischen Konzepten zur Erklärung von Bluthochdruck.

In der Mehrzahl der Fälle wird man bei seiner Behandlung jedoch nicht auf Medikamente verzichten können.

Im Gegensatz zum Bluthochdruck gibt es zum niedrigen Blutdruck keine allgemein akzeptierten psychologischen Konzepte.

Hypotonie wird erst dann zur Belastung, wenn der seit Jahren problemlos tolerierte niedrige Blutdruck in Verbindung mit anderen Faktoren zu weit absinkt.

Nach Meinung verschiedener Fachleute können bei einer Hypotonie eine mangelnde psychische Aktivierung, ein allgemeines Ohnmachtserleben gegenüber den Anforderungen des Alltags und ein Unvermögen, Konflikte zu lösen, zu Erschöpfung und Blutdruckabfall führen.

Therapeutische Strategien

Bei niedrigem Blutdruck sollte auf eine ausreichende körperliche Aktivierung geachtet werden, um auf diese Weise nicht nur den Blutdruck zu steigern, sondern auch das häufige Schonverhalten der Betroffenen zu überwinden.

Viele Frauen, die früher einmal aus völlig unterschiedlichen Gründen einen Kreislaufzusammenbruch erlebt haben, fürchten oft auch später einen weiteren Ohnmachtsanfall und entwickeln dann eine Einschränkung des Bewegungsspielraums im Sinne einer Platzangst (Agoraphobie).

Bei vagovasalen Synkopen sind zwei Aspekte von besonderer Bedeutung: einerseits intensive Bewegungen der Beine, um den Blutkreislauf rasch zu verbessern, und andererseits eine Analyse der allgemeinen Lebenssituation und der möglichen Auslöser, um der ängstlichen Erwartungsspannung bezüglich der nächsten Synkope besser begegnen zu können.

Das psychosomatische Behandlungskonzept von Bluthochdruck ist vielfältig. Bluthochdruckmittel, Anregungen zur Änderung der ungesunden Lebensgewohnheiten sowie bestimmte psychologisch-psychotherapeutische Vorgehensweisen werden dabei sinnvoll miteinander kombiniert:

Psychoedukation

Grundlegend ist eine Informationsvermittlung über den derzeitigen Stand des Wissens über Bluthochdruck, seine Ursachen, seine Folgen und seine medikamentösen und nichtmedikamentösen Behandlungsmöglichkeiten. Nur etwa die Hälfte der Bluthochdruck-Patienten achtet auf eine ausreichende medikamentöse Therapie, sodass die Compliance (Mitwirkung) durch eine umfassende Aufklärung verbessert werden muss.

Änderung der Ernährungsgewohnheiten

Ratsam ist vor allem die Einschränkung des Konsums von Kochsalz, Nikotin, Kaffee und Alkohol.

Abbau von Übergewicht

Ein vorhandener Bluthochdruck wird durch eine Gewichtsreduktion und nicht primär durch einen verminderten Salzkonsum gesenkt.

Bewegungstherapie

Sportliche Betätigung führt nachweislich zur Reduktion eines erhöhten Blutdrucks.

Entspannungstraining

Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Atemtherapie, Biofeedback und Yoga fördern eine entspanntere Grundbefindlichkeit, weil sie die erhöhte Aktivität des sympathischen Nervensystems reduzieren. Die anfängliche Euphorie ist jedoch verflogen: Mit Entspannungstechniken werden nach zahlreichen Studien insgesamt nur geringfügige Blutdruckabsenkungen erzielt (rund 10 mm Hg oder weniger).

Stressbewältigungstraining

Ein besserer Umgang mit Stress und psychosozialen Belastungssituationen vermittelt ein Gefühl der Kontrollierbarkeit von Lebenssituationen. Eine Änderung der Denkmuster vermindert gleichzeitig den ständigen inneren Druck, alles im Griff haben zu müssen.

Ärgermanagement

Es ist wichtig, statt der Unterdrückung von Ärger und dem unkontrollierten Ausleben von Wut eine adäquate, situationsgerechte Wahrnehmung und Äußerung dieser Emotionen zu erlernen.