Fakten

Nachgefragt erklärt Ihnen die wichtigsten Begriffe aus der Psychologie

Psychologische Phänomene, Prinzipien und Effekte

– oder irre, wie wir Menschen ticken —

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Adonis-Komplex

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Der Adonis-Komplex ist die Gier nach Muskeln, wobei bis zu 15 Prozent aller magersüchtigen Männer sind, was durch die Ausübung gewisser Sportarten gefördert wird. Beim Adonis-Komplex handelt es sich um eine Körperschemastörung, denn ähnlich wie bei Magersüchtigen empfinden sich die Männer, obwohl sie viele Muskeln haben und oft Sport treiben als schmächtig und nicht ausreichend männlich. Meist steht hinter diesem Beschwerdebild eine komplexe Anzahl an psychischen Problemen, wobei Psychologen davon ausgehen, dass der Narzissmus sich schon in frühester Kindheit entwickelt hat. Wie Narzissten sind Männer mit dem Adonis-Komplex auf Äußerlichkeiten fixiert und stellen sehr hohe Ansprüche an ihr Äußeres. Zahlreiche Männer trainieren nicht zuletzt auf Grund des Angebotes von zahlreichen Studios viel zu viel und fühlen sich trotz aufgebauter Muskelmasse noch immer zu schlank. Ein möglicher Grund für einen solchen Fitnesswahn ist auch die Tatsache, dass Männer in den Medien mit einem Schönheitsideal konfrontiert werden, das sie kaum erfüllen können. Für Männer ist ein solches Schönheitsideal neu, können nicht damit umgehen und vertrauen sich nur in seltenen Fällen jemandem an. Ihre Unsicherheit kompensieren sie dann zusätzlich mit Sport. Manche Männer sind sie aber auch mit der Emanzipation und dem Eindringen von Frauen in Männerbastionen überfordert. In Fitnessstudio sind Männer mit 80 Prozent aller Angemeldeten deutlich in der Überzahl, 90 Prozent aller Marathonläufer sind ebenfalls männlich. Nach Ansicht von Experten müssen Männer lernen, sich nicht durch die Bilder in den Medien vereinnahmen zu lassen, wie es vielen Frauen ergangen ist, die aber durch den Feminismus große Fortschritte gemacht haben, indem sie erkannten, dass man nicht wie ein magersüchtiges Model aussehen muss, um als attraktive Frau zu gelten. Betroffene Männer schränken sich häufig bei der Nahrungsaufnahme ein, d. h., sie essen kein Fett oder nur Gemüse, wodurch sie sich wichtiger Nährstoffe berauben und kein Körperfett aufbauen etc., was sich auch auf kognitive Fähigkeiten auswirken kann, denn das menschliche Gehirn ist auf die Zufuhr von Fetten angewiesen. Die zusätzliche Einnahme von Abführmitteln, entwässernden Medikamenten und muskelaufbauenden Mitteln wie Anabolika und Steroide kann zum Teil schwere gesundheitliche Folgen haben, angefangen von einer Hodenatrophie und Osteoporose über erhöhten Blutdruck bis hin zum Herzinfarkt. Übermäßiges Training kann darüber hinaus zu Muskelzerrungen, Bänderüberdehnungen und anderen Verletzungen führen.

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Andorra-Effekt

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Der Andorra-Effekt ist ein Begriff aus der Sozialpsychologie, der besagt, dass sich Menschen oft an die Beurteilungen und Einschätzungen ihrer sozialen Umgebung anpassen und dies unabhängig davon, ob diese korrekt sind oder nicht. Der Effekt beschreibt damit eine Form einer sich selbsterfüllenden Prophezeiung, da sich eine Person mit der Zeit genau so verhält, wie man es ihr die ganze Zeit vorausgesagt hat, und vermutlich ohne diese Vorhersage aber nicht getan hätte. Oft sind es Erwartungen, die man in andere setzt, die deren Verhalten nachhaltig beeinflussen: „Man wird so, wie man beurteilt wird“, ist die Kurzformel, auf die dieser Beurteilungsfehler gebracht werden kann. Bemerkungen wie „Du wirst das nie lernen“, sind unter Umständen schicksalshafte Feststellungen. Erfolgt die Verhaltensbeeinflussung ausschließlich durch die Erwartungen einer konkreten Autoritätsperson (etwa eines Vorgesetzten, Lehrers, Arztes oder Versuchsleiters), spricht man eher vom Rosenthal- oder Pygmalion-Effekt. Aus der Sicht der betroffenen Person bedeutet der Andorra-Effekt, dass man sich nicht mehr zu dem bekennt, was man ist, sondern allmählich zu dem wird, wozu man im Vorurteil von anderen gemacht worden ist, d. h., der Andorra – Effekt ist die Bekräftigung des Vorurteils, indem man das zugeschriebene Verhalten annimmt. Wenn etwa ein Elektrikerlehrling neu in einem Betrieb anfängt und der Meister traut diesem neuen Mitarbeiter vor allem in diesem Alter noch keine Erfahrung und Fähigkeiten zu, schreibt er ihm jeden Handgriff genau vor. Nach einiger Zeit ist der Lehrling selbst der Ansicht, dass er eigentlich unfähig ist, selbständig zu arbeiten, und erledigt seine Arbeiten nur noch so wie der Meister sie vorgibt, wodurch er das Bild des Meisters bestätigt, dass er zu keinem selbständigen Arbeiten in der Lage ist.

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Aristotelische Täuschung

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Die Aristotelische Täuschung ist eine haptische Täuschung, also eine Täuschung des Tastsinns, die dann auftritt, wenn man zwei Finger der selben Hand übereinanderlegt und einen kleinen Gegenstand dazwischen hält, sodass ohne Beobachtung der eigenen Hand der Eindruck entsteht, es handle sich um zwei verschiedene Objekte. Anweisung Zeige- und Mittelfinger kreuzen, sodass zwischen den gekreuzten Kuppen eine kleine Mulde besteht. Einen Stift in dieser Mulde auf und ab bewegen. Dabei die Augen schließen. Am besten funktioniert das Experiment, wenn es zu zweit gemacht wird und einer der Teilnehmer, der andere die ausführende Person ist. Da die Außenseiten beider Finger in Kontakt mit dem Stift kommen und das normalerweise nur vorkommt, wenn man zwei Dinge berührt, denkt das Gehirn, dass es zwei Stifte sind, die einen gerade berühren. Diese Wahrnehmungstäuschung lässt sich auch mit gekreuzten Mittel- und Ringfingern beim Berühren des Nasenrückens feststellen, denn fährt man damit bis zur Nasenspitze, empfindet man dabei zwei Spitzen.

Die Aristotelische Täuschung ist eine haptische Täuschung, also eine Täuschung des Tastsinns, die dann auftritt, wenn man zwei Finger der selben Hand übereinanderlegt und einen kleinen Gegenstand dazwischen hält, sodass ohne Beobachtung der eigenen Hand der Eindruck entsteht, es handle sich um zwei verschiedene Objekte. Anweisung Zeige- und Mittelfinger kreuzen, sodass zwischen den gekreuzten Kuppen eine kleine Mulde besteht. Einen Stift in dieser Mulde auf und ab bewegen. Dabei die Augen schließen. Am besten funktioniert das Experiment, wenn es zu zweit gemacht wird und einer der Teilnehmer, der andere die ausführende Person ist. Da die Außenseiten beider Finger in Kontakt mit dem Stift kommen und das normalerweise nur vorkommt, wenn man zwei Dinge berührt, denkt das Gehirn, dass es zwei Stifte sind, die einen gerade berühren. Diese Wahrnehmungstäuschung lässt sich auch mit gekreuzten Mittel- und Ringfingern beim Berühren des Nasenrückens feststellen, denn fährt man damit bis zur Nasenspitze, empfindet man dabei zwei Spitzen.

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Attraktivitätsstereotyp

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Man spricht in der Psychologie vom Attraktivitätsstereotyp, wenn schönen Menschen deutlich positivere Eigenschaften zugeschrieben werden als nicht so attraktiven. Dieses Attraktivitätsstereotyp führt dazu, dass schöne Menschen in den meisten Bereichen des gesellschaftlichen Lebens positiver behandelt werden, d. h., hübsche Kinder bekommen in der Schule bessere Noten, attraktive Erwachsene können vor Gericht mit milderen Strafen rechnen, finden in Notlagen auf mehr Hilfsbereitschaft, und erhalten nach Untersuchungen auch höhere Gehälter. Das Attraktivitätsstereotyp lässt sich bereits im Alter von sechs Monaten nachweisen. Die Vermengung des Schönen mit dem Guten zeigt sich in allen Kulturen, Sprachen und Mythen, was gegen eine rein kulturelle Tradierung des Attraktivitätsstereotyps im Sinne von Sozialisation spricht. Wissenschaftler untersuchten jüngst, welche Rolle das Aussehen bei der Auswahl von Führungskräften spielt, und zwar auf dem Hintergrund, dass es keine nachweisbaren Zusammenhänge zwischen der Attraktivität und dem Charakter eines Menschen gibt. Studien haben gezeigt, dass Menschen sich aufgrund des Gesichts einer Führungskraft einen Eindruck über deren mögliche Eigenschaften bilden, und dass bestimmte Gesichtsmerkmale den Aufstieg in eine Führungsposition begünstigen. Es scheint sogar Gesichtsstereotype für bestimmte Professionen zu geben, die bei der Auswahl einer Führungskraft eine Rolle spielen (Olivola et al., 2014). Ein anderes Forschungsergebnis stützt allerdings das Attraktivitätsstereotyp in Bezug auf moralische Vorstellungen: Nach Urbatsch (2018) passen attraktive Menschen ihre Moralvorstellungen an ihre jeweiligen Lebensumstände an, was indirekt bestätigt, dass Menschen im Grunde ethische Opportunisten sind, d. h., sie passen ihre Moralvorstellungen an unsere jeweiligen Lebensumstände an, was vor allem für das Themenfeld Sexualität gilt. Attraktive Menschen akzeptieren eher Geschlechtsverkehr vor der Ehe und stimmen auch der gleichgeschlechtlichen Ehe oder einem liberalen Abtreibungsrecht eher zu, wobei zu berücksichtigen ist, dass diese Daten aus einer amerikanischen Studie stammen. Bei außerehelichen Beziehungen neigen sie nach Urbatsch (2018) auch dazu, diese nicht besonders verwerflich zu finden. Indirekt folgt daraus, dass unattraktive Menschen strengere sexuelle Moralvorstellungen vertreten, weil sie weniger Gelegenheiten zu körperlicher Nähe bekommen. Grundsätzlich empfinden Menschen Situationen als unfair und fragwürdig, in denen sie weniger als andere bekommen, und versuchen, diese Ungleichheit zu verändern, was auch in der Sexualität so sein könnte. Menschen leben nach Ansicht von Experten mit einem steinzeitlichen Gehirn in einer modernen Umwelt, wobei dieses mit alten aber bewährten Mechanismen Attraktivität und Schönheit bewertet. Zwar weiß man, dass etwa in Modezeitschriften nur bearbeitete Bilder zu sehen sind, dennoch wird das Belohnungszentrum aktiviert und der Eindruck wird als echt verarbeitet. Beim Anblick attraktiver Menschen steigt etwa der Dopaminspiegel im Blut, denn sehen etwa Männer Bilder solcher attraktiver Frauen, sind sie unzufriedener mit ihrer eigenen Beziehung und fühlen sich nicht mehr so gebunden. Vor Shootings werden Models stundenlang geschminkt, doch nach der Fotosession kommt Photoshop: Beine länger und dünner, Taille-Hüft-Verhältnis anpassen und betonen, Füße kleiner, Augen und Lippen größer, Nase schmaler und kleiner, Hals länger. Solche manipulierten Körperteile haben Signalwirkung, d. h., wenn Frauen Schuhe kaufen, kaufen sie diese eher eine halbe Nummer zu klein, doch je älter eine Frau wird, desto größer werden ihre Füße. Kleine Füße stehen nämlich für die Jugend. Die Augen hingegen werden aber mit der Zeit kleiner. Große und volle Lippen stehen vermutlich für eine höhere Konzentration des weiblichen Hormons Östrogen und dadurch für Fruchtbarkeit. Daher schminkt auch keine Frau Lippen oder Augen kleiner, die Beine werden schlanker gemacht und verlängert, denn das vermittelt Gesundheit und das Ideal, schlank zu sein. Bei Männern bearbeitet man vor allem Oberarme, macht die Schultern breiter und die Augen eher kleiner. Die Wahrnehmung der körperlichen Attraktivität ist in den verschiedenen Kulturkreisen auch unterschiedlich, insbesondere in Bezug auf die Körpergröße und Körperform von Frauen. Boothroyd et al. (2020) haben Hypothesen untersucht, ob visuelle Medien westliche, schlanke Ideale in andere Kulturkreise transportieren können. Sie lieferten dabei sowohl einen Querschnitts-, Längsschnitt- als experimentellen Nachweis mittels Feldforschung, dass die Medienexposition Veränderungen in der Wahrnehmung der weiblichen Attraktivität bewirken kann. Dabei wurde der Einfluss des Medienzugangs auf weibliche Körperideale in einer abgelegenen Region Nicaraguas überprüft, indem man Stichproben aus Dörfern (300 Männer und Frauen) mit und ohne regelmäßigen Fernsehzugang miteinander verglich. Es zeigte sich dabei, dass ein höherer Fernsehkonsum ein signifikanter Prädiktor für die Präferenz für schlankere, kurvigere Frauenfiguren ist. Während die erste Gruppe Frauen mit einem Body-Mass-Index von 22 am ansprechendsten fand, lag der durchschnittlich bevorzugte Body-Mass-Index bei der Vergleichsgruppe um fünf Punkte höher. Innerhalb eines Dorfes zeigten die Analysen über drei Jahre hinweg auch einen Zusammenhang zwischen dem erhöhten Fernsehkonsum und den Präferenzen für schlankere Figuren. Schließlich zeigt eine experimentelle Studie in zwei medienarmen Dörfern, dass sich der Kontakt mit Medienbildern von Modellen direkt auf die Ideale der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auswirkte. In einer Befragung hatte man nämlich manchen Dorfbewohnern Fotos von sehr schlanken Frauen gezeigt, anderen hingegen Aufnahmen von Frauen mit deutlich mehr Körperfülle, wobei sich danach die Einstellung der Probanden und Probandinnen in Richtung des ihnen präsentierten Schönheitsideals verschob.

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Bauchhirn – Darmnervensystem

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Im Bauchhirn lebt eine Hunderte Milliarden von Bakterien zählende Kolonie (Mikrobiom), deren Aktivität sich auf Persönlichkeit und Entscheidungen des Menschen auswirkt und die dafür verantwortlich ist, ob jemand etwa zurückhaltend oder verwegen reagiert. Nach der Entdeckung dieses zweiten Nervensystems setzt sich unter den Forschern allmählich die Überzeugung durch, dass das Gehirn im Kopf nicht der einzige Kapitän an Bord ist. Das Darmnervensystem bildet zusammen mit dem Sympathikus und dem Parasympatikus das vegetative Nervensystem und besitzt ebenso viele Neuronen wie das Rückenmark. Dieses komplexe Geflecht aus Nervenzellen ist nahezu in der gesamten Wand des gastrointestinalen Traktes verteilt. Der Darm sammelt mit seinen Millionen Nervenzellen ständig Informationen über den Körperzustand und ist über das Nervensystem eng mit dem Gehirn verbunden. Wenn im Darm etwas nicht stimmt, fühlen sich Menschen nicht nur körperlich schlecht, sondern auch psychisch. Die Neurone des gastrointestinalen Traktes verfügen sowohl über exzitatorische (erregende) als auch inhibitorische (hemmende) Efferenzen zu Muskulatur sowie sekretorischen und endokrinen Zellen.
Die Hauptaufgabe dieses Darmhirns, das den Verdauungstrakt wie ein feines Netz umspinnt, ist der Transport der Nahrung durch die verschiedenen Darmabschnitte, d. h., es erfühlt und erschmeckt, welche Art von Nahrung verdaut werden muss, und entscheidet etwa, wie viel Galle benötigt wird.

Evolutionäre Entwicklung des Darmnervensystems:
Es gibt übrigens im menschlichen Gehirn keine spezifische Region, die sich ausschließlich mit dem Darm beschäftigt, etwa ganz anders als beim Herz-Kreislauf-System, denn da gibt es ganz spezialisierte Zentren im Gehirn, die für Herz-Kreislauf-Funktionen verantwortlich sind, ebenso wie spezialisierte Zentren im Gehirn, die für die Atmung verantwortlich sind. Offensichtlich ist es evolutionär sinnvoll gewesen, den Darm nicht von der Zentrale aus zu steuern, sondern in die Peripherie, also direkt am Organ zu kontrollieren. Das Nervensystem des Darms ist evolutionär sehr alt und verwandt mit dem Bauchnervenstrang des Regenwurms, denn solche einfach strukturierten Tiere verlassen sich hauptsächlich auf die Nervenbahnen in ihrem Bauch, die sich in regelmäßigen Abständen nach rechts und links verzweigen.

Die Evolution hat das ursprüngliche Darmnervensystem bis zum Homo sapiens beibehalten und bei der Entwicklung des Embryos im Mutterleib zeigt sich, dass das Nervenzentrum im Darm aus demselben Gewebe wie das im Kopf entsteht. Der Darm ist durchzogen von zahllosen kleinen Schaltkreisen, die den Weitertransport der Nahrung organisieren. Dabei müssen an jeden Zentimeter immer wieder diese Schaltkreise aktiviert oder gehemmt werden, um den Transport koordiniert zu steuern, woran Millionen von Nervenfasern beteiligt sind. Es wäre viel zu aufwändig, diese in langen Nervenbahnen vom Gehirn her zu steuern.

Das Darm-Hirn ist ein zartes Nervennetz, das die Muskeln der Darmwand von der Speiseröhre bis zum Anus umschlingt und auf mehrere hundert Millionen Nervenzellen zurückgreifen kann. Jede Sekunde ertasten die Sensoren des Darm-Hirns, welche Bakterien sich gerade im Darminneren vermehren, welche Substanzen sie ausscheiden und was chemisch im Nahrungsbrei vor sich geht. Jede Sekunde trifft das Darm-Hirn flexibel und autonom seine Entscheidungen, passt den Blutfluss an, hält Nachbarorgane auf dem Laufenden, stellt klar, welche Stoffe in den Körper dürfen und welche abtransportiert werden.

Durch den intensiven Kontakt zwischen Darm-Hirn und Kopf-Hirn können die Nervensysteme den Energiehaushalt des Körpers optimal steuern, denn sollten Giftstoffe in den Darm gelangen, muss das Gehirn blitzschnell Durchfall und Übelkeit auslösen. An das Bewusstsein dringen meist nur solche Extremsituationen, doch unterschwellig sickern die vielen Informationen aus dem Darm ständig in das limbische System des Gehirns ein, dem Ort der Gefühle. Durch die große Kommunikationsvielfalt zwischen Darm und Gehirn entsteht vermutlich das, was Menschen als Bauchgefühl bezeichnen.
Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse deuten darauf hin, dass im menschliche Darm mit einer Gesamtoberfläche von 300 bis 400 m², also dem mit Abstand größten menschlichen Organ, nicht nur die Nahrung aufgespalten oder Hormone und Vitamine gebildet werden, sondern dass der Darm ein eigenständig funktionierendes Organ ist, das mit dem Gehirn und anderen Organen rege kommuniziert.

Im Nervensystem Bauchhirn befindet sich ein Netz mit etwa 100 Millionen Nervenzellen (enterales Nervensystem), das sich von der Speiseröhre bis zum Enddarm zieht. Im Darmhirn gibt es dieselben Nervenzellarten wie im Gehirn und sämtliche Neurotransmitter des Gehirns strömen auch durch den Darm wie Dopamin, Gamma-Aminobuttersäure, Serotonin und viele andere. Über diese Meditatoren kommuniziert das Darm-Hirn mit dem Kopf-Hirn, sodass das Gehirn immer gut informiert ist. Neuronen bringen zusätzlich Informationen aus dem Darm ins Gehirn, jedoch werden auch hormonelle Mediatoren im Gewebe produziert, die das Gehirn erreichen. In gleicher Weise hat das Gehirn einen Einfluss auf den Darm, sowohl auf die Darmmotilität als auch auf immunologische Prozesse. Das Forschungsgebiet der Neurogastroenterologie untersucht die anatomischen Strukturen der Darm-Hirn-Achse, wobei dafür vor allem der Vagusnerv verantwortlich ist, über den Gehirn und Darm direkt miteinander verschaltet sind. Heute weiß man, dass etwa zehn Prozent der Informationen vom Gehirn an den Darm gehen, während neunzig Prozent vom Darm ausgehen. Es gibt dabei zahlreiche Darmhormone, die als Signalüberträger zwischen Darm und Gehirn fungieren, ebenso wie Botenstoffe des Immunsystems. Hinzu kommen die zahlreichen Mikroorganismen, die im Darm leben und die selbst sehr aktiv sind und ebenfalls Signalstoffe abgeben, die direkt über den Blutweg an andere Organe und auch das Gehirn gelangen, aber auch die anderen Signalwege benutzen. Dieses Netz an Nervenzellen ist von der Evolution her wesentlich älter als das Gehirn, diesem aber neurochemisch sehr ähnlich, denn Zelltypen, Wirkstoffe und Rezeptoren sind im Wesentlichen gleich aufgebaut. Dass die Nervensysteme in Gehirn und Darm die gleichen Botenstoffe und Rezeptoren nutzen, zeigt sich daran, dass einige Medikamente sowohl Kopfhirn als auch das Bauchhirn beeinflussen. Medikamente, die den Serotoninspiegel und damit die Stimmung heben, steigern gleichzeitig die Motorik im Darm, sodass viele Menschen mit Magen- und Darmstörungen auf bestimmte Antidepressiva gut ansprechen. Grundsätzlich arbeitet das Darmnervensystem zwar weitgehend selbständig, kann aber in seiner Funktion durch das autonome und das zentrale Nervensystem moduliert werden. Das Bauchhirn arbeitet also teilweise ebenso wie das Gehirn im Kopf autonom vom restlichen Körper, d.h., seine Nervenzellen regeln logistisch den komplizierten Transport der Nahrung und den Verdauungsprozess und treffen alle für den Darm wichtigen Entscheidungen selbstständig. Der Darm bedient sich bei seinen Funktionen aber auch des Gehirns im Kopf und kommuniziert mit ihm, wobei diese Kommunikation in beiden Richtungen verläuft. Der Informationstransfer von Gehirn zu Darm und von Darm zu Gehirn (Bauch-Hirn-Achse) erfolgt einerseits über Hormone und andererseits über die Nervenbahnen. Kopf- und Bauchhirn stehen in ständigem Kontakt, wobei etwa neunzig Prozent der Informationen zum Gehirn geschickt werden und nur zehn Prozent in die andere Richtung. Letzteres geschieht etwa, wenn der Darm Gifte „nach oben“ meldet, sodass das Gehirn, dass das Bauchhirn motorische Reflexe auslöst und der Mensch etwa erbricht. Übrigens haben Wissenschaftler festgestellt, dass das Sättigungsgefühl beim Essen nicht alleine vom Darm entschieden wird, sondern dass das Hungergefühl auch von psychischen Faktoren abhängig ist. Probanden erhielten zum Frühstück ein Omelett aus drei Eiern, wobei einige die Information erhielten, dass es aus zwei, andere, dass es aus vier Eiern bestünde. Zum Mittagessen erhielten die Probanden ein Nudelgericht, wobei die, die im Glauben waren, nur zwei Eier gegessen zu haben, mehr vom Nudelgericht aßen. Blutproben mit Überprüfung des Ghrelinspiegels zeigten, dass das unterschiedlich starke Hungergefühl und Unterschiede beim Verzehr von Kalorien keine körperliche Reaktion war. Offenbar kann allein die Erwartung das spätere Hungergefühl bzw. das Sättigungsgefühl beeinflussen.

Probiotika, Präbiotika und Antibiotik

Die Darmbakterien haben nach neueren Erkenntnissen Einfluss darauf, wie sich das Gehirn im Bauch fühlt und wirken damit auch auf die Steuerzentrale im Gehirn, denn in Tierversuchen beeinflusste eine Behandlung mit Antibiotika, die viele Darmbakterien vernichtete, etwa auch das Lernvermögen von Mäusen. Da der Darm für das Immunsystem und die Hormone verantwortlich ist und sogar die Stimmung beeinflussen kann, ist eine darmbakterienfreundliche Ernährung ein guter Weg, um sich besser zu fühlen. Wenn Menschen ihre Darmbakterien mit den richtigen Lebensmitteln ernähren, schützen sie sich vor den schlechten Darmbakterien. Die guten Bakterien nennt man Probiotika, die man in probiotischem Joghurt, Kefir oder Sauerkraut findet.

Präbiotika sind Lebensmittel wie kalter Reis, Knoblauch, Chicorée, grüne Bananen oder Spargel, die gute Darmbakterien dabei unterstützen sich zu vermehren. Dass das Sättigungsgefühl etwa 20 Minuten nach einer Mahlzeit einsetzt, gilt nicht nur für Menschen, sondern vermutlich auch für die im Darm lebenden Bakterien, denn nahmen Escherichia coli-Bakterien im Darm Nährstoffe auf, vermehrten sie sich, um mit dem Stuhl verlorengegangene Bakterien zu ersetzen und hatten etwa zwanzig Minuten nach dem ersten Bissen der Mahlzeit genug und begannen, bestimmte Eiweiße zu produzieren und appetitregulierende Nerven im Gehirn zu aktivieren. Man vermutet nun, dass die Bakterienpopulation im Darm danach strebt, stabil zu bleiben, denn es für sie sinnvoll, wenn sie auf diese Weise einen Weg haben, mit ihrem Wirt zu kommunizieren, und ihm dadurch mitteilen können, wenn sie hungrig sind, und den Wirt dazu zu bringen, neue Nährstoffe zu sich zu nehmen. Nach neuesten Forschungen nutzt das Immunsystem den Schlaf, um ein Immungedächtnis zu formen. Ist es zu einer Erstinfektion gekommen, stürzen sich Makrophagen und andere Abwehrzellen auf die Erreger, fressen sie auf und präsentieren Bruchstücke ihrer Mahlzeit den Lymphozyten. Die Lymphozyten teilen sich und bilden nicht nur Zellen, die spezifische Antikörper gegen den Erreger herausbilden, sondern auch Gedächtniszellen, die sich an den Erreger erinnern. Sie reagieren bei der nächsten Infektion mit dem Erreger sehr schnell und können so seine Ausbreitung verhindern. Indizien sprechen auch dafür, dass der Tiefschlaf für diese Art der Gedächtnisbildung im Immunsystem fundamental wichtig ist, denn Versuchspersonen, die nach einer Impfung geschlafen hatten und dabei sehr viel Zeit im Tiefschlaf verbrachten, hatten noch ein Jahr später erheblich mehr Antikörper im Blut als eine Kontrollgruppe, die nach der Impfung die ganze Nacht über wach geblieben war. Direkte neuronale Verbindungen zwischen Darm und Gehirn Darm und Gehirn kommunizieren nach neueren Untersuchungen nicht nur über Hormone, sondern es gibt auch direkte Nervenverbindungen, die eine schnellere Informationsübertragung ermöglichen. Die Informationsübertragung über Hormone läuft dabei zwar parallel aber wesentlich, diese ist aber insgesamt nachhaltiger wirksam.

Nach einer Untersuchung von Kaelberer et al. (2018) verhalten sich spezielle Zellen in der Darmwand wie Sinneszellen, die das Gehirn etwa über den Zuckergehalt im Darm informieren, indem sie den Vagusnerv stimulieren. Dadurch gelangen in Bruchteilen von Sekunden Signale in die Hirnregion, die den Appetit reguliert und die Darmtätigkeit steuert. Man vermutet, dass man damit die biologische Grundlage einer neuen Sinnesleistung gefunden hat, die das Gehirn darüber informiert, wann der Darm mit Nahrung und Kalorien gefüllt ist. In Experimenten an Mäusen konnte man zeigen, dass Signale aus dem Darm in weniger als hundert Millisekunden über Nerven ins Gehirn gelangen, während die hormonelle Übertragung hingegen mehrere Minuten benötigte. Die Zellen in der inneren Zellschicht der Darmwand (enteroendokrine Zellen) zeigen dabei eine Ähnlichkeit mit Geschmacks- oder Geruchssinneszellen, die Signale über Synapsen von Nervenzellen übertragen. Als man experimentell Darmgewebe oder endokrine Darmzellen zusammen mit sensorischen Nervenzellen des Vagus in einem Nährmedium kultivierte, bildeten sich Kontakte zwischen beiden Zelltypen, die synaptischen Verbindungen ähnelten. In vivo-Aufnahmen zeigten dabei, dass enteroendokrine Zellen notwendig und ausreichend sind, um einen Zuckerreiz in den Vagus zu übertragen, denn die Zugabe von Glukose erzeugte zusätzlich elektrische Signale in den Nervenzellen, wobei die aktivierten Darmzellen den Neurotransmitter Glutamat in den Synapsen freisetzten und damit das Feuern der Nervenzellen auslösten. Man vermutet auch, dass es verschiedene Arten dieser Zellen gibt, die auf unterschiedliche Nährstoffe reagieren. Einige der Sinneszellen könnten auch durch Stoffwechselprodukte von Krankheitserregern aktiviert werden und an deren Abwehr beteiligt sein. Diese synaptisch verbundenen enteroendokrinen Zellen werden als Neuropodenzellen bezeichnet, wobei der von ihnen gebildete neuroepitheliale Kreislauf die Darmwand mit dem Hirnstamm verbindet. Anmerkung: Die meisten asiatischen Kulturen siedeln Seele und Gesundheit seit jeher im Bauch an, wobei die neuesten Ergebnisse von Mikrobiologie und Neurobiologie ihnen offensichtlich zu großen Teilen Recht geben.

 

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Barnum-Effekt

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Der Barnum-Effekt oder Forer-Effekt bezeichnet die Neigung von Menschen, vage und allgemeingültige Aussagen über die eigene Person als zutreffende Beschreibung zu akzeptieren, daher manchmal auch als Täuschung durch persönliche Validierung (personal validation fallacy) bezeichnet. Der Begriff wurde von Paul Meehl eingeführt und ist nach Phineas Taylor Barnum benannt, der ein riesiges Kuriositätenkabinett unterhielt, das für jeden Geschmack etwas bieten konnte („a little something for everybody“). Typische Barnum-Aussagen nehmen auf bei den meisten Menschen vorhandenen Wünsche und Ängste Bezug, formulieren diese in einem Sowohl-als-auch, verwenden Allgemeinplätze oder Mehrdeutigkeiten, so dass die meisten Menschen auch zustimmen können, denn irgendwie passen die Aussagen ja doch. Solche Aussagen werden dann oft als überraschend oder gar besonders zutreffend erlebt, wobei diese Wirkung bewusst eingesetzt werden kann, um andere Menschen auch zu manipulieren. Bertram Forer verwendete 1948 in seinem Experiment mit Studenten, denen er nach einem angeblichen Persönlichkeitstests in der Auswertung Aussagen wie „Ich bin tendenziell selbstkritisch“, „Ich werde unzufrieden, wenn ich mich eingeschränkt fühle, und mag ein gewisses Maß an Veränderung“, „Auch wenn ich nach außen kontrolliert und selbstdiszipliniert erscheine, bin ich manchmal innerlich unsicher“ präsentierte, die er Horoskopen entnommen hatte. Solche Aussagen enthalten Ambivalenzen, die zutiefst menschlich sind, wie etwa die Sehnsucht nach Sicherheit und Stabilität, die aber mit dem Wunsch nach Veränderung und Aufregung konkurriert. Barnum-Aussagen sind in der Regel nicht überprüfbar und widerlegbar, denn sie betonen vor allem Aspekte, die allenMenschen gemeinsam sind, oder Eigenschaften, die Menschen gerne besitzen würden. Solche Barnum-Aussagen sind z.B. in Zeitungshoroskopen zu finden, wie auch später Michel bestätigte, indem er in einer Zeitschrift ganz persönliche Gratis-Horoskope mit individuellem Persönlichkeitsprofil annoncierte, aber in Wahrheit an alle ein und dasselbe Gutachten verschickte. In dem beigefügten Fragebogen sollten die Horoskopierten nun beantworten, wie gut von diesem Profil ihre Persönlichkeit getroffen sei. Über 90 Prozent waren begeistert von der Analyse, wobei als Grundlage für die astrologische Prophezeiung die Persönlichkeit des französischen Serienmörders Marcel Petiots verwendet wurde. Eine typische Beschreibung einer Persönlichkeit, die den Barnum-Effekt berücksichtigt: „Sie nehmen nicht alles einfach unbewiesen hin, sondern prüfen gern kritisch, ob das, was man Ihnen erzählt, auch wirklich stimmt. Zudem sind Sie ein Mensch, der ein gewisses Maß an Abwechslung und Veränderung bevorzugt und sich ungern durch Verbote oder Beschränkungen einengen lässt. Vermutlich gibt es aber auch manchmal Situationen in Ihrem Leben, in denen Sie sich fragen, ob Sie die richtige Entscheidung getroffen haben.“ Kommunikationstrainer dressieren ihre Schützlinge, oft Politiker und Spitzenmanager, dadurch erfolgreich, dass sie eine Mischung aus einfach formulierten Wünschen, unklaren aber gescheit klingenden Formulierungen und suggerierenden Behauptungen mit sozialen Untertönen verwenden. Zwar spielt dabei die Realität natürlich auch eine Rolle, aber ein solcher Etikettenschwindel bringt mehr Punkte, woran aber nicht die Manager oder Politiker schuld sind, sondern in erster Linie ein Volk von Leichtgläubigen, das nur bestimmte Standardtexte hören will. Die Barnum-Statements bilden die Grundlage des Cold Reading, indem man den GesprächspartnerInnen nur unspezifische, allgemein zutreffende Aussagen anbietet. Auch wenn es natürlich Ausnahmen gibt und manche Aussagen besser als andere funktionieren, finden sich die meisten Menschen automatisch darin wieder und validieren diese. Du bist auf die Zuneigung und Bewunderung anderer angewiesen. Du hast eine Neigung zur Selbstkritik. Du hast beträchtliche Fähigkeiten, die du noch nicht zu deinem Vorteil nutzt. Deine Persönlichkeit weist einige Schwächen auf, die du aber allgemein auszugleichen weißt. Deine sexuelle Entwicklung hat dir Schwierigkeiten bereitet. Nach außen hin bist du diszipliniert und kontrolliert, innerlich neigst du dazu, dich besorgt und unsicher zu fühlen. Manchmal zweifelst du stark an der Richtigkeit deines Tuns und an deinen Entscheidungen. Du bevorzugst ein gewisses Maß an Abwechslung und Veränderung und bist unzufrieden, wenn dich Regeln und Verbote einengen. Du bist stolz auf dein unabhängiges Denken und nimmst die Aussagen anderer nicht ohne Beweis hin. Du hast die Erfahrung gemacht, dass es unklug sein kann, dich anderen allzu bereitwillig zu öffnen. Manchmal verhältst du dich extrovertiert, redselig und aufgeschlossen, dann wieder introvertiert, auf der Hut und zurückhaltend. Einige deiner Hoffnungen sind ziemlich unrealistisch. Sicherheit ist eines deiner größten Ziele im Leben. Wer etwa Cold Reading praktizieren will, muss diese Kernaussagen verinnerlichen, um sie dann in Gesprächssituationen schnell parat zu haben, wobei es aber nicht darum geht, diese auswendig abzuspulen, sondern sie in eigene Worte zu fassen und auch mit etwas Feingefühl der jeweiligen Situation anzupassen. Wer diese Barnum-Statements anwenden will, um Vertrauen zu schaffen, muss mit Fingerspitzengefühl vorgehen, also diese etwa so einzuleiten: „Geht es dir auch manchmal so, dass…“, „Manchmal fühle ich mich so, als ob…“ oder „Wenn ich ehrlich bin, fällt es mir sehr schwer, Gefühle auszudrücken“. Eine solche Einleitung wirkt wie ein privates Geständnis und schafft Vertrauen, so dass sich das Gegenüber leichter öffnet. Auch den Statements Fragen wie „Kennst du das?“ oder „Geht es dir auch so?“ folgen zu lassen, funktioniert gut, denn dadurch bringt man sein Gegenüber dazu, aktiv über die Statements nachzudenken und etwas von sich preiszugeben.

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Big-Fish-Little-Pond-Effekt

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Großer-Fisch-kleiner-Teich-Effekt, der Big-Fish-Little-Pond-Effekt ist ein Effekt der Selbstkonzeptforschung, der beschreibt, dass das akademische Selbstkonzept von Personen sinkt, wenn sie sich in einer Bezugsgruppe befinden, die über höhere Fähigkeiten verfügt. Begründet wird der Big-Fish-Little-Pond-Effekt mit sozialen Vergleichen, die dazu führen, dass das Selbstkonzept eines Individuums sinkt, wenn die persönlichen Leistungen niedriger sind als Leistungen der gewählten Vergleichsgruppe.

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Brunner-Syndrom

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Das Brunner-Syndrom ist ein genetisch bedingter Monoaminooxidase-A-Mangel, der mit einer impulsiven Aggressivität einhergeht. Das Brunner-Syndrom – benannt nach dem Erstbeschreiber H. G. Brunner (s. u.) – ist demnach eine erbliche Stoffwechselstörung, die ausschließlich Männer betrifft bei gleichzeitig oft geminderter Intelligenz zu starker Impulsivität, überhöhtem sexuellen Verlangen, extremen Stimmungsschwankungen und dem Hang zur Gewalttätigkeit führt. Entdeckt wurde diese Mutation 1993 von H. G. Brunner bei einer Familie, deren männliche Mitglieder in fünf Generationen durch ihr aggressives Verhalten und ihren Hang zur Kriminalität auffielen, wobei bei allen das MOA-A-Gen so stark verändert war, dass keinerlei Monoaminooxidase A mehr produziert wurde. Daneben gibt es noch eine Reihe weiterer Mutationsformen dieses Gens, die allerdings weniger eindeutige Auswirkungen haben. Bei einer Untersuchung von Männern, die in ihrer Kindheit misshandelt worden waren, etwa durch Prügel oder Vernachlässigung, zeigte sich, dass Männer mit diesem defekten MOA-A-Gen auch als Erwachsene deutliche Spuren ihrer Vergangenheit trugen, also aggressiver und asozialer waren als Männer mit normalhohen MOA-A-Werten.

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Charpentiersche Täuschung

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Die Charpentiersche Täuschung, auch Größen-Gewichts-Täuschung, beschreibt eine haptische Sinnes- oder Wahrnehmungstäuschung, die auftritt wenn einer von zwei Körpern mit gleichem Gewicht, jedoch größerem Volumen, als leichter empfunden wird als der Körper mit geringerem Volumen. So erweckt etwa ein zehn Liter Eimer mit Wasser beim Tragen den Eindruck, er weise ein geringeres Gewicht auf als ein zehn Kilogramm schwerer Ziegelstein.

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Coolidge-Effekt

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Als Coolidge-Effekt wird in Biologie und Psychologie der wachsende Widerwille männlicher Individuen einer Art bezeichnet, ohne Abwechslung immer wieder mit demselben Weibchen zu kopulieren. In Experimenten bei Rattenmännchen wurde nachgewiesen, dass wiederholter Geschlechtsverkehr mit demselben Weibchen den sexuellen Appetit des Männchens dämpft, während eine gleichbleibende bzw. gleichbleibend hohe sexuelle Aktivität zu beobachten ist, wenn immer andere Weibchen angeboten werden. Benannt wurde der Effekt nach Calvin Coolidge, einem Präsidenten der Vereinigten Staaten, der angeblich mit seiner Frau eine Farm besuchte, wo Frau Coolidge auf einen Hahn aufmerksam wurde, der gerade eine Henne bestieg. Als man ihr mitteilte, der Hahn vollzöge diesen Akt bis zu zwölf Mal am Tag, soll sie geantwortet haben: „Sagen Sie das meinem Mann!“ Als der Präsident von den Wundertaten des Hahnes erfuhr, fragte er: „Immer mit der gleichen Henne?“ Nachdem ihm versichert wurde, dass es jedes Mal eine andere sei, entgegnete er: „Sagen Sie das meiner Frau!“

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Crowding-Effekt

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Der Crowding-Effect bezeichnet die Schwierigkeit bei Lesenden, aus einer Vielzahl von visuellen Informationen einzelne herauszufiltern und zu interpretieren. Crowding ist daher ein selektives Aufmerksamkeitsproblem, wobei visuelle Einheiten nicht zu nahe beieinander stehen dürfen. Nach neuesten Forschungen spielt er bei manchen Formen der Dyslexie bzw. Legasthenie eine wichtige Rolle. Der Crowding-Effekt führt nämlich bei Legasthenikern dazu, dass die Betroffenen benachbarte Buchstaben visuell kaum voneinander trennen können, wodurch Störeffekte entstehen, die zu Lesefehlern führen und die Lesegeschwindigkeit senken, sodass die Kinder allmählich die Lust am Lesen verlieren, da es für sie zu anstrengend ist, vor allem im Vergleich zu anderen Kindern. Siehe dazu das Stichwort Legasthenie. Als Crowding bezeichnet man auch die Fähigkeit des menschlichen Gehirns, nach einer Verletzung oder Operation eines Teils des Gehirns, im Zuge einer Reorganisation andere Funktionen auf Kosten der ursprünglichen Funktion zu übernehmen. So kann etwa die Übernahme von Funktionen der Sprache durch die rechte Hirnhemisphäre dazu führen, dass gleichzeitig visuell-räumliche Funktionen beeinträchtigt werden.

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Dunning- Kruger- Effekt

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Als Dunning-Kruger-Effekt bezeichnet man eine Spielart jener kognitiven Verzerrung, nach der inkompetente Menschen eine Tendenz zeigen, das eigene Können zu überschätzen und die Leistungen kompetenterer Menschen zu unterschätzen. Der psychologische Fachbegriff geht auf eine Publikation von David Dunning und Justin Kruger aus dem Jahr 1999 zurück. Dunning & Kruger hatten in Studien entdeckt, dass beim Erfassen von Texten, beim Schachspielen oder in der Arbeitswelt Unwissenheit häufig zu mehr Selbstvertrauen führt als Kompetenz. Wenig kompetente Personen neigen aber nicht nur dazu, ihre eigenen Fähigkeiten zu überschätzen, sondern sind häufig auch nicht in der Lage, überlegene Fähigkeiten bei anderen zu erkennen. Dunning: „Wenn jemand inkompetent ist, dann kann er nicht wissen, dass er inkompetent ist. […] Die Fähigkeiten, die man braucht, um eine richtige Lösung zu finden, [sind] genau jene Fähigkeiten, die man braucht, um eine Lösung als richtig zu erkennen.“

Übrigens belegen zahlreiche Studien, dass in der modernen Arbeitswelt an vielen Stellen Kompetenz ein Karrierehindernis darstellt, denn wer sich ernsthaft mit einer Sache beschäftigt, merkt schnell, was er auf diesem Gebiet alles noch nicht weiß und wo Probleme drohen. Das lässt echte Experten in Diskussionen oder bei Meetings eher abwägend und zurückhaltend auftreten, während jene Menschen, die weniger Kompetenz haben und sich nicht mit Details aufhalten, viel leichter im Brustton der Überzeugung Vorschläge machen, deren völlige Realitätsferne weder ihnen selbst noch anderen auffällt. –> Peter-Prinzip.

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Easterlin- Paradox

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„Geld: ein Mittel, um alles zu haben – bis auf einen aufrichtigen Freund, eine uneigennützige Geliebte und eine gute Gesundheit“
George Bernard Shaw

Das Easterlin-Paradox ist eine Theorie über den Zusammenhang zwischen Einkommen und Glück, und wurde durch den Ökonomen Richard Easterlin postuliert. Easterlin stellte anhand von Metastudien fest, dass Menschen im untersuchten Zeitraum trotz Einkommenszuwächsen nicht glücklicher geworden waren. Eine mögliche Erklärung ist, dass relatives Einkommen ein besserer Prädiktor von subjektiver Zufriedenheit, ist als absolutes Einkommen. Easterlin wiederholte seine Studie mehrmals und kam stets zum selben Ergebnis, dass wenn grundlegende Bedürfnisse gestillt sind, mehr Reichtum nicht zu mehr Glück führt. Das Easterlin-Paradox bestätigte sich in vielen Gesellschaften, wobei Easterlin seine Hypothese später noch einmal am Fallbeispiel China überprüft hat: In China ist das Nationalprodukt pro Kopf und Jahr seit 1990 um mindestens acht Prozent pro Jahr gestiegen, es hat sich mehr als vervierfacht. Easterlin fand aber keine Steigerung der Zufriedenheit in dem Ausmaß, das man vom Zuwachs des Wohlstands erwarten hätte können, sondern im Gegenteil zeigen Befragungen seit Beginn der 90er-Jahre das Gleiche: 1990 lag die Zufriedenheit auf einer zehnstufigen Skala, bei 7,29, dann ging sie zurück, bis 2001 um 0,76 Punkte, und erst 2007 hob sie sich wieder, erreichte aber nicht die Höhe von 1990. Ähnliches fand Easterlin in den postsozialistischen Gesellschaften Osteuropas, wobei der anfängliche Abschwung vom Schwund alter Sicherheiten erklärbar ist. Als in China die Wirtschaft noch im Staatsbesitz war, gab es die eiserne Reisschüssel, d. h., die Mitarbeiter wurden durchgefüttert und waren unkündbar, die Gesundheitsversorgung war frei zugänglich. Die Menschen fühlten sich auch gesund, die Reicheren wie die Ärmeren im gleichen Maß. Heute liegen sie in dieser Einschätzung um 28 Prozent auseinander, viele Arme können sich die teuer gewordene Medizin nicht leisten. Zufrieden sind heute 71 Prozent der Reichen (1990: 68), aber nur 42 Prozent der Armen (1990: 65), d. h., die Schere ist weit aufgegangen. Alle verdienen heute mehr, auch die Armen, doch fühlen sie sich nicht wohler. Macht Geld nicht doch glücklicher? Aber obwohl frühere Untersuchungen (Kahneman & Deaton, 2010) gezeigt hatten, dass das erlebte Wohlbefinden über einem Einkommen von 75000 Dollar im Jahr nicht mehr wesentlich ansteigt, doch basierte dieses Forschungsergebnis auf einem Datensatz mit einem Maß für erlebtes Wohlbefinden, das möglicherweise nicht das tatsächliche emotionale Erleben widerspiegelt, denn es handelte sich um retrospektive Angaben. Die Forschung unterscheidet grundsätzlich zwischen zwei Formen des Wohlbefindens: die Gefühle der Menschen in einem konkreten Augenblicken ihre Lebens, also das erlebte Wohlbefinden bzw. Echtzeit-Wohlbefinden, und das Wohlbefinden bei einer Bewertung des Lebens durch Menschen, wenn sie innehalten und nachdenken, also das evaluative Wohlbefinden. Killingsworth (2021) hat nun in einer Datenanalyse gezeigt, dass bei über einer Million Echtzeit-Berichten zum erlebten Wohlbefinden das Ausmaß des Wohlbefindens linear mit dem logarithmischen Einkommen ansteigt, und zwar mit einer ebenso steilen Steigung oberhalb von 80000 Dollar wie darunter. Dies deutet darauf hin, dass höhere Einkommen immer noch das Potenzial haben, das alltägliche Wohlbefinden der Menschen zu verbessern, und dass beim Wohlbefinden nicht ein diesbezügliches Plateau in wohlhabenden Ländern erreicht wird. Dabei war auch die Steigung für Besserverdienende genauso steil wie für Geringverdienende, sodass es auch hier keine Hinweise auf ein Plateau des erlebten Wohlbefindens gibt. Es gab auch keine Hinweise auf eine Einkommensschwelle, bei der das erlebte und das bewertete Wohlbefinden auseinanderklaffen, was darauf hindeutet, dass ein höheres Einkommen sowohl mit einem besseren Gefühl im Alltag als auch mit einer größeren Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt einhergeht. Allerdings wurden jenseits der 80000 Dollar bei höheren Einkommen mehr positive Gefühle registriert, während es darunter vor allem weniger negative waren, d. h., mehr Geld macht Gutverdiener glücklicher und Geringverdienende weniger unglücklich. Drei Viertel des Zusammenhangs zwischen Einkommen und Wohlbefinden lassen sich übrigens durch einen einzigen Faktor erklären, und zwar durch Kontrolle über das eigene Leben, und nicht durch Geld bzw. Reichtum als solche, denn diese ermöglichen eben eine gewisse Kontrolle über das eigene Leben.

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Elaboration Likelihood Model

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Abk. ELM, ein duales Prozessmodell der Informationsverarbeitung. Die Auseinandersetzung mit den widersprüchlichen Ergebnissen der Einstellungs- und Persuasionsforschung der 70er Jahre führte zur Entwicklung dieses Modells durch Petty und Cacioppo. Es bietet einen umfassenden Rahmen, um Prozesse der Einstellungsbildung und Einstellungsänderung verstehen zu können (Einstellung). Angenommen werden zwei qualitativ unterschiedliche Wege, über die persuasive Kommunikation (Überzeugungsversuche) Einstellungen bilden und verändern können: der zentrale und der periphere Weg der Informationsverarbeitung. Welcher Weg beschritten wird, ist von der Motivation und Fähigkeit einer Person zur Informationsverarbeitung abhängig.

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Ellsberg Paradoxon

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Das Ellsberg-Paradoxon ist ein Paradoxon der Wahl, bei dem die Entscheidungen der Menschen zu Inkonsistenzen mit der subjektiven Theorie des erwartenden Nutzens führen. Das Paradoxon wurde von Daniel Ellsberg in seiner Arbeit „Risiko, Mehrdeutigkeit und die wilden Axiome“ niedergeschrieben. Es wird allgemein als Beweis für eine –> Ambiguitätsaversion, bei der eine Person Entscheidungen mit quantifizierbaren Risiken gegenüber solchen mit unbekannten Risiken bevorzugt.

Die Ergebnisse von Ellsberg beschreiben, dass Entscheidungen mit einem zugrunde liegenden Risikograd in Fällen bevorzugt werden, in denen die Wahrscheinlichkeit eines Risikos klargestellt wird, und nicht in einer Situation, in der die Wahrscheinlichkeit eines Risikos unbekannt ist.Ein Entscheidungsträger wird überwiegend eine Wahl mit einer transparenten Risikowahrscheinlichkeit bevorzugen, selbst in Fällen, in denen die unbekannte Alternative einen größeren Nutzen bringen kann.Angesichts eines bestimmten Auswahlsatzes, bei dem jede Auswahl ein unterschiedliches Maß an Risikotransparenz aufweist, werden die Menschen auch dann Entscheidungen mit kalkulierbarem Risiko bevorzugen, wenn ein geringeres Nutzenergebnis erzielt wird.

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Footing

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Footing – etwa übersetzbar als Fußspuren setzen bzw. hinterlassen – bezeichnet die Strukturen bzw. den Rahmen, die die an einer Interaktion Teilnehmenden schaffen, um mit anderen überhaupt interagieren zu können. Der Begriff kommt ursprünglich aus der Linguistik und bezeichnet die Art und Weise, wie Menschen in einem Gespräch die Äußerungen ihres Gegenüber in den Rahmen ihrer Äußerungen einpassen. Footing bezeichnet demnach also eine Form der persönlichen Positionierung oder Ausrichtung in einem Diskurs. Im sprachlichen Kontext meint dies etwa die unterschiedliche Anpassung des Sprachniveaus in einem bestimmten Kontext: zu einem vierjährigen Kind wird man anders sprechen als zu einem Kellner in einem vornehmen Restaurant, zu einem Blinden anders als zu einem Sehenden. Wie Goffman dargelegt hat, benötigen Menschen zum richtigen Umgang miteinander Informationen über die Eigenschaften des anderen, wobei es manchmal schwierig ist, etwa die Intelligenz oder die Gesellschaftsschicht eines Diskurspartners unmittelbar zu erfassen, und stützt sich deshalb auf Gesten und Signale, die mit solchen Eigenschaften verbunden sind, also Kleidung, sprachliche Ausdrucksweise usw. Goffman meint, dass Menschen im Laufe der Interaktion einen Konsens über die wechselseitigen Vorstellungen voneinander erarbeiten und Selbstdarstellung gleichsam ein Theaterspiel sei. Das Selbstbild ist jedoch nicht immer aktiv, denn man signalisiert nicht ständig etwas über sich selbst. Das geschieht nur in solchen Situationen, die Goffman einen Bühnenauftritt (on-stage) nannte, einen dramaturgisch Rahmen (frame) des Handelns: wenn man für ein Referat vor einer Zuhörerschaft erscheint, wenn man als Arzt oder als Verkäufer seinen Beruf ausübt, wenn eine junge Frau von einem jungen Mann begleitet wird, wenn man mit einem älteren oder ranghöheren Menschen zusammentrifft. In diesen Situationen wird man versuchen, manche Aspekte seines Selbstbildes in Erscheinung treten zu lassen, manche eher zu verbergen. Diese Selbstdarstellung ist unterschiedlich motiviert, denn etwa im Lehrerberuf versucht man, kompetent zu erscheinen, damit SchülerInnen die Unterweisung akzeptieren. Manche pflegen ein Image von physischer Attraktivität oder von hohem Sozialstatus, weil ihnen die dadurch möglichen sozialen Beziehungen gefallen. Goffman meinte auch, dass die Beherrschung und das Verständnis einer gemeinsamen Körpersprache ein Grund dafür ist, um eine Ansammlung von Individuen überhaupt als Gesellschaft bezeichnen zu können. Bateson fasst übrigens den Begriff des footing weiter und bezieht auch die Art und Weise ein, wie Menschen an ein Phänomen herangehen, sodass etwa sowohl Künstler als auch Wissenschaftler einen signifikanten Teil in ihre Produkte einbringen, also deutliche Fußspuren hinterlassen.

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Endowment Effekt

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Der Endowment-Effekt (Besitztumseffekt) besagt, dass der wahrgenommene Wert eines Gutes höher ist, wenn man es besitzt, als wenn man weggibt. Was einmal in unserem Besitz ist, hat für uns allein aus dem Grund mehr Wert, da wir es besitzen, was den rationalen Homo oeconomicus widerlegt und in zahlreichen Experimenten bestätigt wurde. Menschen haben oft Dinge, die sie nicht benutzen, die keinen festen Aufbewahrungsort haben, als ewig unerledigte Aufgaben herumliegen oder sogar schlechte Erinnerungen wecken, aber aus Angst, man könnten diese Dinge doch noch brauchen, verhindert man, dass sie entsorgt werden. Der Durchschnittseuropäer besitzt heute etwa zehntausend Gegenstände, wobei sich in den Dingen, die er aufhebt, sich die Persönlichkeit spiegelt, wobei diese auch in gewissem Ausmaß die Identität eines Menschen festigen. Menschen mit starkem Endowment-Effekt haben sich ökonomisch in der Vergangenheit eher durchgesetzt als andere, denn wer bei einem Tausch weniger bereit ist, sein eigenes Gut herzugeben, hat gegenüber dem anderen Drohpotential, um etwa den Preis hochzutreiben, was bei jedem Handel einen u. U. überlebenswichtiger Vorteil darstellen kann. Manche Ökonomen warnen vor Schäden durch den Endowment-Effekt, etwa wenn der Besitzer an einer Aktie auf Talfahrt festhält, nur weil sie in seinem Besitz ist. Menschen tragen Verantwortung für ihr Eigentum und sind in ständiger Sorge darum, sodass Besitz auch zur Last werden kann.

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Frühjahrsmüdigkeit

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Untersuchungen zeigen, dass der menschliche Körper über eine Art Jahresrhythmus verfügt, der Menschen jedes Jahr unbewusst informiert, dass der Frühling kommt, denn in der Frühlingszeit durchlebt der Mensch eine Hormonumstellung, die sich einerseits durch zunehmenden Tatendrang und Lebensfreude bemerkbar macht, andererseits gibt es Menschen, die nicht einen plötzlichen Tatendrang verspüren, sondern eine Frühjahrsmüdigkeit, die vor allem durch heftige Temperaturschwankungen in den Frühjahrsmonaten bedingt ist, durch die ihr Körper überfordert ist. Etwa vier bis fünf Prozent der Menschen spüren die Auswirkungen so stark, dass sie im Alltag beeinträchtigt sind, besonders wenn man in dieser Hinsicht vulnerabel ist, kann der Körper nicht so schnell nachziehen, da die biologischen Abläufe nicht nachkommen. Außerdem ist die Schlafdauer im Sommer generell kürzer, und zwar eine halbe bis eine Dreiviertelstunde, was zusätzlich zum Müdigkeitsempfinden beiträgt. Frühjahrsmüdigkeit ist aber eher keine Erkrankung, sondern eine Befindlichkeit, gegen die etwas unternommen werden kann. Dabei ist mehr Schlaf eher kontraproduktiv. Der Körper verfügt im Frühling über zu wenig von dem stimmungsaufhellenden Hormon Serotonin, und im Winter wurde der Hormonvorrat aufgebraucht und der Körper braucht Licht zu dessen Produktion. Ein wesentliches Element, um die Frühjahrsmüdigkeit zu überwinden, ist Bewegung an frischer Luft. Um den Kreislauf anzukurbeln, helfen auch Wechselduschen am Morgen, denn diese sorgen für eine gut durchblutete Haut und eine angeregte Stimmung. Der veränderte Stoffwechsel und der sich umstellende Hormonhaushalt belasten den Körper und macht, wobei sich der Körper auch an die Zeitumstellung und den Blutdruckabfall durch Wärme erst wieder gewöhnen muss. Wenn die Temperaturen steigen, weiten sich die Blutgefäße und der Blutdruck sinkt, wobei bei Temperatursprüngen die Gefäße aufgehen, der Blutdruck sinkt und wieder umgekehrt, was für den Körper eine Anstrengung bedeutet. Es empfiehlt sich, einer Müdigkeit nicht nachzugeben, sondern an die frische Luft zu gehen und viel Flüssigkeit aufzunehmen. Sobald die Sonne da ist, empfiehlt sich Bewegung im Freien, und zwar ohne Sonnenbrille, da dadurch die Produktion von Vitamin D angeregt wird. Auch gesunde Ernährung hilft, den Vitamin- und Mineralhaushalt in Ordnung zu bringen. Auch das kann helfen, Belastungen besser wegzustecken. Man sollte in jedem Fall auf den Ablauf der Symptome zu achten, denn wenn sie länger (mehr als zwei oder drei Wochen) andauern, sollte man es abklären lassen. Übrigens enthalten Kakaobutter und dunkle Schokolade viel Vitamin D, denn Kakaobohnen werden nach der Fermentation getrocknet, indem man sie auf Matten legt und sie ein bis zwei Wochen der Sonne aussetzt, wobei sich die Vorstufen des Vitamins in den Kakaobohnen, die vermutlich aus harmlosen Pilzen stammen, zu Vitamin D2 umwandeln. In den fertigen kakaohaltigen Produkten variiert der Gehalt allerdings sehr stark, wobei in dunkler Schokolade relativ viel Vitamin D enthalten ist, in weißer Schokolade hingegen nur wenig. Allerdings müsste müsste man Unmengen an dunkler Schokolade essen, um darüber den Bedarf an Vitamin D2 zu decken, was aufgrund des hohen Zucker- und Fettanteils eher ungesund ist. Ein Forschungsprojekt an der Universität Freiburg, das an der Sonne getrocknete Champignons untersuchte, fand darin ebenfalls beträchtliche Mengen Vitamin D. Für eine Tagesdosis genügt es, 30 Gramm in fünf Millimeter dicke Scheiben geschnittene Pilze an einem Sommertag 30 Minuten in die Mittagssonne zu legen. Aus Sicht der Medizin kann eine Frühjahrsmüdigkeit auch auf eine Schilddrüsenerkrankung hinweisen, denn Müdigkeit, Desinteresse, Heiserkeit, Frieren, Verstopfung und Gewichtszunahme trotz unveränderter Essgewohnheiten können nämlich auch auf eine Schilddrüsenunterfunktion aufgrund der Autoimmun-Erkrankung Hashimoto-Thyreoiditis hinweisen.

Zu deren weiteren Symptomen zählen trockene Haut, brüchige Nägel, spröde Haare, vermehrter Haarausfall, erhöhte Blutfettwerte, Zyklusstörungen und verminderte Fruchtbarkeit. Da aber diese Beschwerden vielfältig und unspezifisch sind, ist es oft schwer, eine solche richtige Diagnose zu stellen. Immerhin spielt die Schilddrüse eine zentrale Rolle im menschlichen Stoffwechsel, wobei sie durch die Produktion lebenswichtiger Hormone maßgeblichen Einfluss auf Herz, Hirn und Verdauung besitzt.

Tipp: Die meisten Menschen leiden nur wenige Tage an der Frühjahrsmüdigkeit, wobei sich der Organismus bei manchen Menschen schwerer mit der Umstellung tut als bei Menschen, die gar nicht frühjahrsmüde werden. Wer alljährlich an Frühjahrsmüdigkeit leidet, sollte insbesondere gegen Ende des Winters möglichst oft ins Freie gehen, und zwar auch bei bedecktem Himmel, nicht zu sehr eingehüllt, um den Organismus frühzeitig an die Umstellung zu gewöhnen. Das hat den Zusatzeffekt, dass die Vitamin-D-Produktion in der Haut frühzeitig angekurbelt wird, und auch das Immunsystem profitiert davon, indem die Infektanfälligkeit geringer wird. Durch die in unseren Breiten übliche Zeitumstellung auf Sommerzeit, also den Verlust einer Stunde, werden die diese Prozesse noch begünstigt, denn das bedeutet eine Stunde weniger Schlaf, was bei empfindlichen Menschen schon einige Tage zu höherer Tagesmüdigkeit führen kann. Nach Statistiken kommt es in diesen Tagen auch zu mehr Arbeits- und Verkehrsunfällen.

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Halo-Effekt

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(engl. halo effect; hergeleitet vom Lichteffekt „Halo“, daher auch Hof-Effekt oder Halo-Hof-Effekt) oder Überstrahlungseffekt ist ein Beurteilungsfehler bzw. eine Wahrnehmungsverzerrung. In der Personenwahrnehmung gibt es aber zahlreiche andere Effekte, die die Wahrnehmung einer Person und somit auch die Bewertungen von Eigenschaften oder Merkmalen der Person beeinflussen. Eine dieser Wahrnehmungsverzerrungen ist der Halo-Effekt, der zum Bereich der sozialen Wahrnehmung gehört. Diese kognitive Verzerrung wird manchmal auch als Heiligenschein-Effekt bezeichnet, da im zwischenmenschlichen Kontakt oft ein einziges positives Persönlichkeitsmerkmal die gesamte Person in einem gutem Licht erscheinen lässt. Manche Menschen machen sich das zunutze, indem sie bei neuen Bekanntschaften darauf achten, dass die ersten preisgegebenen Informationen über die eigene Person einen möglichst sympathischen Eindruck vermitteln, denn diese erste eine Eigenschaft dominiert später den Gesamteindruck. Das Gegenüber wird auf Basis dieser spärlichen, aber als positiv erachteten Kenntnisse über die eben kennengelernte Person ein Persönlichkeitsbild konstruieren, bei dem eben jene forcierten Attribute den Gesamteindruck dominieren. Dabei ist auch die Reihenfolge, in der man Informationen über eine Person erhält, entscheidend, denn zuerst erfahrene Merkmale werden stärker gewichtet als nachfolgende – siehe dazu Priming. Handelt es sich dabei noch um ein Merkmal, dass das Gegenüber schätzt, können selbst negative Eigenschaften, von denen die andere Person in der Regel erst nach und nach Kenntnis nimmt, davon überlagert werden. So empfiehlt es sich bei Vorstellungsgesprächen eigene Vorzüge gleich zu Beginn des Gesprächs möglichst unauffällig herausstellen, um weitere Informationen zur eigenen Person im Laufe des Gesprächs mit jenem Heiligenschein zu versehen. Siehe dazu allgemein auch weitere Fehler bei der Beurteilung von Menschen. Der Begriff wurde im 19. Jahrhundert von Edward Lee Thorndike in die Psychologie eingeführt. Das klassische Experiment wurde schon 1920 von Edward Lee Thorndike beschrieben, der während des Ersten Weltkriegs erforschte, wie in der Armee Vorgesetzte ihre Untergebenen beurteilen. So bat er Offiziere, ihre Soldaten nach solchen Gesichtspunkten zu bewerten: Kondition, Charakter, Führungsqualitäten, Intelligenz und mehr. Ihm fiel dabei auf, dass Soldaten mit hübschem Gesicht und einer guten Körperhaltung in fast allen Bereichen gute Bewertungen erhielten, während Soldaten mit einem weniger einnehmenden Äußeren in fast allen Bereichen schlechter eingeschätzt wurden. Diese Hypothese wurde später vielfach bestätigt, denn so gelten Brillenträger oft als klug, Dicke als gemütlich, Menschen mit zusammengewachsenen Augenbrauen als minderbegabt, schöne Menschen als sympathisch und hässliche als unsympathisch. Der Halo-Effekt bezeichnet vor allem jene unbewusste Wahrnehmungsverzerrung, die sich bei jeder Begegnung mit anderen Menschen unwillkürlich vollzieht, sei es mit einer bekannten oder unbekannten Person. Dieser Halo-Effekt fließt in den positiven oder negativen Gesamteindruck einer Person bei der Bewertung von Eigenschaften mit ein, sodass man somit auch andere Eigenschaften durchaus positiv beurteilt, obwohl man sie weder aktuell beobachtet hat noch diese schlüssig ableitbar sind. Diese Fehlbeurteilung entsteht somit aus einer allgemein positiven Einschätzung von Eigenschaften einer Person, welche gar nicht beobachtbar sind und über die man keine Informationen besitzt. Gleiches gilt für vermutete negative Merkmale einer Person – z. B. unordentliche Kleidung, ungeschickte Ausdrucksweise -, die ebenfalls auf nicht beobachtete Merkmale generalisiert werden. Dieser Effekt hängt mit der Neigung von Menschen zusammen, sich bei jeder Begegnung rasch einen Gesamteindruck des Gegenüber zu verschaffen. Auf Grund dieses Eindrucks wählen Menschen dann ihr Verhaltensweisen gegenüber dieser Person, etwa einen passenden Kommunikationsstil. Kommt es nun auf Grund des Halo-Effekts zu einer Fehlbeurteilung, entspricht also die Reaktion der Person nicht den Erwartungen, so hat das zur Folge, dass man durch das Verhalten irritiert werden kann. Generell werden unbewusst weniger attraktive Personen vermehrt auch als langweilig, unintelligent und erfolglos empfunden, während attraktivere Personen hingegen als deutlich freundlicher, intelligenter, zufriedener und erfolgreicher eingeschätzt werden. als die unattraktiveren. Vor allem Kinder und Jugendliche sind in ihren Urteilen stark vom Halo-Effekt beeinflusst, sodass sie diese etwa auf Grund ihres äußeren Erscheinungsbildes oft als Vorbilder ansehen. Der Halo-Effekt spielt eine bedeutende Rolle auch bei der Entstehung von Vorurteilen. Attraktiven Menschen werden übrigens auch Kompetenzen zugeschrieben, die mit der Attraktivität überhaupt nichts zu tun haben, sodass positive Persönlichkeitsmerkmale wie Offenheit oder auch Humor hervorstechen können, was dann andere Stärken und Schwächen überstrahlt und zu einer Wirklichkeitsverzerrung führt. Im Berufsalltag können Äußerlichkeiten von Menschen auch zur Hürde werden, etwa bei der Beurteilung der Leistung, bei Beförderungen, die nicht auf der Arbeitsleistung basieren oder bei Konflikten. Akustische vs visuelle Personenwahrnehmung Das Einordnen von Menschen in soziale Kategorien, ein Prozess der sozialen bzw. Personenwahrnehmung, etwa nach ethnischer Zugehörigkeit, passiert spontan und hilft den Menschen, die komplexe Welt einfacher und damit verständlicher zu machen und so leichter mit Komplexität umgehen zu können. Aus einer solchen Kategorisierung kann bekanntlich auch eine unreflektierte Bewertung über Stereotype werden und zur Diskriminierung von bestimmten Menschen führen. Bisher ist man davon ausgegangen, dass visuelle Eindrücke bei der Kategorisierung fremder Personen Priorität haben. Tamara Rakic et al. (2010) belegen nun in einer Untersuchung die Bedeutung der Sprache für die ethnische Zuordnung, denn mit der Sprache werden nicht nur Informationen übermittelt, sondern die Sprache selbst liefert Informationen über die Person, die spricht. An der Sprache lässt sich einiges über Temperament, Alter oder Gemütszustand ableiten, und wer mit einem Akzent spricht, der verrät meist seine ethnische Herkunft. in der Studie hat man Versuchspersonen Fotos von deutsch und italienisch aussehenden Personen zusammen mit einem schriftlichen Statement der Abgebildeten gezeigt. Anschließend mussten die Versuchspersonen die Aussagen diesen Personen wieder korrekt zuordnen. Im Einklang mit früheren Befunden wurden hierbei Verwechslungsfehler bevorzugt innerhalb der Gruppen der deutsch aussehenden und der italienisch aussehenden Personen gemacht, Aussagen von deutsch aussehenden wurden aber nicht fälschlicherweise italienisch aussehenden zugeordnet (oder umgekehrt). Interessant wurde es jedoch, als Akzente hinzukamen: Nun sprachen deutsch aussehende Personen einmal hochdeutsch und einmal mit italienischem Akzent, ebenso italienisch aussehende Menschen. Dabei zeigte sich, dass sich die Versuchspersonen bei der Kategorisierung nahezu ausschließlich am gesprochenen Akzent orientierten, während das Aussehen – das im ersten Experiment, in Abwesenheit weiterer Information, zur Kategorisierung herangezogen wurde – nun keine Rolle mehr spielte. Dies belegt die große Bedeutung der Sprache als Informationsquelle bei der ethnischen Kategorisierung von Personen und steht im Einklang damit, dass akzentfreie Sprache auch bei der Integration eine entscheidende Rolle spielt. Der Halo-Effekt wird auch in Erwartungshaltungen über das Verhalten der Mitmenschen wirksam, denn diese bestimmt maßgeblich, ob Menschen miteinander kooperieren. Ursprüngliche Erwartungen, also in der Regel Vorurteile, sind zudem schwer zu revidieren, wobei dies vor allem gilt, wenn es sich um eine negative Vorstellung handelt. Die eigene Erwartung wird dann zusätzlich zur selbsterfüllenden Prophezeiung, denn wer bei seinen Mitmenschen etwa von Egoismus ausgeht, trifft dann tatsächlich häufiger auf unkooperatives Verhalten bei seinen Mitmenschen, und generalisiert diese negativ bewertete Eigenschaft auch auf andere Bereich der Persönlichkeit des Beurteilten. Auch die Wohngegenden, in denen Menschen leben, haben so einen Halo-Effekt, wobei schon kleine Details wie kaputte Scheiben in verlassenen Gebäuden oder Müll auf den Straßen desolate Zustände wie die komplette Verwahrlosung eines Quartiers nach sich ziehen, und als Anzeichen der Verwahrlosung Menschen den Eindruck vermitteln, dass dort die sozialen Normen außer Kraft sind. Auch Kleider machen Leute Auch Bekleidung lässt Menschen als fähig oder unfähig erscheinen, wobei Menschen andere Menschen innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde auch auf Grund ihrer Kleidung beurteilen, denn wie Oh et al. (2019) in Experimenten gezeigt haben, wird jenen Menschen, die aufgrund ihrer Bekleidung reicher wirken, tendenziell mehr zugetraut. Dabei hatte man untersucht, wie Probanden ein und dieselbe Person abhängig von ihrer Oberbekleidung einschätzen. In mehr als achtzig Prozent der Fälle wurde ein und dasselbe Gesicht als fähiger eingestuft, wenn es auf einen Oberkörper mit reicher wirkender Kleidung montiert war, und zwar sogar dann, wenn ein Bild für nur 129 Millisekunden gezeigt wurde. Auch wenn die Probanden und Probandinnen explizit gebeten wurden, nicht auf die Kleidung zu achten, hielten sie mehrheitlich Gesichter mit reicher wirkender Kleidung für fähiger. Diese Effekte stimmen mit jenen Arbeiten überein, die gezeigt hatten, dass Menschen mit niedrigerem ökonomischen Status als weniger fähig empfunden werden, was häufig auch zu sozialer Ausgrenzung mit Nachteilen für die körperliche und psychische Gesundheit führen kann. Halo-Effekt auch bei Gegenständen wie Lebensmitteln Der Halo-Effekt wirkt sich aber nicht nur bei der Beurteilung von Menschen aus, sondern auch bei Gegenständen wie Produkten im Supermarkt. Liest man auf dem Etikett etwa das Wort biologisch, natürlich oder zuckerfrei, beurteilt man das Lebensmittel oft auch als gesund und wertvoll. Untersuchungen haben gezeigt, dass viele KonsumentInnen fettreiche Kartoffelchips oder kalorienreiche Kekse automatisch für fett- und kalorienärmer halten, wenn diese ein Bio-Siegel tragen. Menschen glauben daher auch automatisch, dass ein Diät- oder Light-Produkt gesund ist, obwohl das für diese Lebensmittel überhaupt nicht zutrifft.

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Hawthorn- Effekt

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Der Hawthorne-Effekt beschreibt den verzerrender Einfluss bei experimentellen Untersuchungen, bei denen nicht die durchgeführte experimentelle Manipulation sich auf die abhängigen Variablen auswirkt, sondern allein die Tatsache, dass eine Untersuchung durchgeführt wird.

Konkret wurden in einer Produktionsanlage der Western Electric Company von Elton Mayo, Fritz Jules Roethlisberger und William John Dickson Untersuchungen durchgeführt,  die  sich mit der Frage beschäftigten, welche Effekte technische und physische Merkmale auf die Arbeitsleistung besitzen. Dabei gingen die Forscher von der Annahme aus, dass soziale Faktoren keinerlei Einfluss auf die Produktivität besitzt. Bei den bekannten Beleuchtungsexperimenten wurden Arbeiterinnen separiert und die Lichtstärke immer mehr verringert, wobei deren Leistungskurve  erst. dann abfiel, als sich die Sichtverhältnisse so verschlechterten, dass die Mitarbeiterinnen nach Gedächtnis und Gefühl arbeiten mussten. Die Produktivität stieg dabei sowohl in der Versuchsgruppe als auch in der Kontrollgruppe mit gleichbleibender Beleuchtung, war also unabhängig von den Lichtbedingungen. In weiteren Untersuchungen konnten diese Ergebnisse bestätigt werden bzw. es zeigte sich, dass vor allem informelle Beziehungen am Arbeitsplatz eine wesentliche Rolle spielen. Die Hawthorne-Studien begründeten den Anfang der Human-Relations-Bewegung (menschliche Beziehungen), denn sie zeigten deutlich, dass auch der Arbeitsplatz ein soziales System ist, bei dem MitarbeiterInnen nicht nur als Individuen sondern als Teil einer Gruppe agieren. Die Produktivität von MitarbeiterInnen hängt unter Umständen wesentlich mehr von den Arbeitsnormen der jeweiligen Gruppe, als bloß von der individuellen Leistungsfähigkeit ab. Das Verhalten von MitarbeiterInnen wird wesentlich von nicht ökonomischen Bedingungen gesteuert und nicht allein von ökonomischen Anreizen. Bei der Festlegung und Durchsetzung von Standards für die Produktion spielen informelle FührerInnen eine größere Rolle als formelle Führer wie Vorgesetzte, Meister oder Abteilungsleiter. Die Einbindung von informellen Führern in Entscheidungsprozesse stellt eine wichtige Erkenntnis aus den Hawthorne-Studien dar, die auch generell die Bedeutung von Führung zeigten, denn durch eine erhöhte Partizipation der MitarbeiterInnen im Entscheidungsprozess und durch einem demokratischen Führungsstil konnte eine erhöhte Produktivität erreicht werden.

  1. Definition: Die Tatsache, dass die den Versuchspersonen während der Untersuchung zuteil gewordene Aufmerksamkeit auch bei Verschlechterung der äußeren Arbeitsbedingungen zu höherer Arbeitsleistung führte, wurde als Hawthorne-Effekt (auch Western-Electric-Effekt) bekannt
  2. Definition: Die Untersuchung von Elton Mayo und seinen Mitarbeitern in den Hawthorne-Werken brachten die Erkenntnis zutage, dass keineswegs der Lohnanreiz alleine das Verhalten der Arbeiter bestimmt. Die Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen als „subjektiver Faktor“ wurde hervorgehoben. Die Führungskraft wurde angehalten, sich auch um die persönlichen Belange der Untergebenen zu kümmern. Arbeitsgruppen sollten nach Sympathiebeziehungen gebildet werden, um die Arbeitszufriedenheit zu erhöhen und auf diesem Wege auch eine Produktivitätssteigerung zu erreichen. Die „informale Organisation“ als Netz persönlicher Beziehungen sollte genutzt werden, um ohne wesentliche Veränderungen Konflikte zu lösen und Leistungssteigerungen zu ermöglichen.
  3. Definition: Ob man es strahlend hell machte oder auf schummeriges Mondlicht drosselte, die Produktivität stieg. Als die Forscher nicht weiter kamen, wandten sie sich an die Arbeiter selbst und fragten sie, ob sie sich das erklären konnten! Sie sagten nämlich, die freuten sich, dass Wissenschaftler ihnen so viel Aufmerksamkeit schenkten, und da wollten sie auch zeigen, was sie können.
  4. Definition: Der Hawthorne-Effekt ist allgemein weniger bekannt und unterliegt somit auch keiner missverständlichen Interpretation. Er ist nach einer nordamerikanischen Industrieanlage benannt, in der über mehrere Jahre unterschiedliche Variablen überprüft wurden, die vor allem von Mayo (1933) zusammenfassend dargestellt sind. In der ersten Phase (1924-1927) ging es um physikalische, in der zweiten um die sozialen Einflüsse auf das Leistungsverhalten von Arbeitern (vgl. Bausch, Christ, Königs & Krumm, 2000, S. 219).
  5. Definition: Der Hawthorne-Effekt bedeutet, dass alleine die Beteiligung an Studien zu einer positiven Rückkopplung führt (vgl. Gams, Korbmacher, Schipke & Sunderdiek, 2005, S.452). Die Hawthorne-Studie ist eines der berühmtesten Beispiele in der Psychologie, wie die Art eines Experiments den Ausgang beeinflusst.

 

 

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Illusion of truth-effect

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Dieser auch truth effect oder the illusory truth effect genannte Effekt beschreibt die Tatsache, dass in der Vergangenheit häufig wiederholte Informationen den Eindruck vermitteln, dass sie wahrer sind als aktuelle Informationen. Da das menschliche Langzeitgedächtnis komplexe Informationen mit vorangegangen, ähnlichen Informationen verbindet, doch der Kontext und die speziellen Charakteristika einer Information nach einer bestimmten Zeit vergessen werden, bleibt oft nur die Basisinformation übrig. Darum erinnert sich etwa ein Konsument z.B. nicht an die wiederholten Warnungen vor einem Produkt, sondern nur noch an das Produkt selbst. Besonders ältere Menschen sind durch das Nachlassen der Gedächtnisleistung davon betroffen. Die Ergebnisse einer Studie (Skurnik et al., 2005) weisen diesen Effekt als ausschlaggebend bei Betrügereien nach, denn für ältere Menschen kann eine solche verminderte Merkfähigkeit problematisch werden. Zweifel gegenüber der Glaubwürdigkeit von Quellen, die die Annahme eines Arguments zunächst verhindern, verblassen nach einiger Zeit, das Argument wird in wachsendem Grade akzeptiert (Sleeper Effect). Vor allem Unsicherheit macht manche Menschen anfälliger für den Wahrheitseffekt, sodass es etwa oft genügt, bei anderen Zweifel zu säen, d. h., Menschen werden in der Unsicherheit verführbarer. Diesen Effekt macht sich nicht nur diePolitik sondern auch die Werbung zunutze. Zwar kann das menschliche Gehirn im Grunde Wiederholungen auch aussortieren, doch hat es häufig gar kein großes Interesse daran, denn seine Aufgabe ist es ja, dass sich ein Mensch im Hier und Jetzt gut bewegen und für die Zukunft gute Entscheidungen treffen Kann. Letztlich bedeutet das, dass das Gehirn eigentlich gar nicht das Interesse daran hat, die Welt und damit die Wahrheit faktisch so abzubilden, wie sie tatsächlich ist. Wenn das Gehirn viele ähnliche Informationen erkennt und diese Informationen auch noch im Augenblick der Unsicherheit Klarheit bieten, macht das Gehirn einen Fehlschluss und interpretiert Häufigkeit als Wichtigkeit, wobei andere Informationen zunehmend ausgeblendet werden. Allerdings macht Allgemeinbildung, Grundwissen Menschen weniger beeinflussbar durch diesen Effekt.

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Kaffeetassen-Syndrom

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Kaffeetassen-Syndrom oder cup of coffee syndrome hat der amerikanische Familientherapeut Fred Humphrey das Verhalten benannt, wenn sich an einem Arbeitsplatz zwei Menschen, die zwar verheiratet sind, aber nicht miteinander, sich häufiger in den Kaffeepausen treffen. Sie freuen sich nicht zuletzt auf Grund des Berufsalltags über die Möglichkeit, kurz entspannt zu plaudern, wobei solche Gespräche nicht selten immer vertraulicher werden. Bei diesen Gesprächen redet man dann nicht nur über die Arbeit, sondern teilt auch Privates und Persönliches miteinander. Die Themen werden mit der Zeit immer intimer und persönlicher. Oft sind manche Menschen geradezu süchtig nach diesen Pausen und dem Menschen, mit der man diese Pausen teilt. Dann kann man es während der Arbeit kaum mehr erwarten, seiner Kollegin oder seinem Kollegen eine Neuheit zu erzählen, sobald sich diese ereignet hat, weil man mit der Zeit einfach eine vertrauliche Beziehung zu ihm aufgebaut hat. Ein kleiner Streit mit dem eigenen Partner oder Probleme bei der Kommunikation mit diesem, und schon entsteht das Gefühl, dass der Kollege oder die Kollegin bei der täglichen Tasse Kaffee mehr Verständnis zeigt als der eigene Partner.

 

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Labyrinth-Effekt

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Der Labyrinth-Effekt – auch IKEA-Effekt – bezeichnet den psychologischen Hintergrund der Gestaltung von Warenhäusern aber auch von Spielcasinos, die absichtlich wie Labyrinthe konzipiert werden, wobei das Ziel ist, dass die Kunden sich im Warenhaus bzw. im Casino verlieren und in der Verwirrung weitaus mehr einkaufen oder mehr Spielmöglichkeiten nutzen als ursprünglich geplant. Besonders KundInnen werden auf eine Art und Weise durch das Warenhaus geführt, die das Zurückgehen erschwert, denn wenn man etwas sieht, legt man es in seinen Einkaufswagen, weil man später in der Regel nicht mehr an den gleichen Ort zurück kommt. Dieser Effekt wird zusätzlich durch die Abseitslage mancher Warenhäuser am Stadtrand unterstützt, damit man die Gelegenheit benutzt, wenn man schon einmal die weite Anreise auf sich genommen hat. Auch in Casinos versucht man, SpielerInnen durch die Gestaltung am Gehen zu hindern, denn selbst wenn sie das Casino verlassen möchten, können sie den Ausgang nur schwer finden bzw. werden durch zusätzliche Spielmöglichkeiten zum Bleiben verlockt. Vor allem in Casinos mit anschließenden Hotels gehen die Menschen normalerweise schon durch die Casino-Lobbys, um die Aufzüge oder die Rezeption zu erreichen.

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Leib-Seele-Problem

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Das Leib-Seele-Problem in der Psychologie stellt die grundsätzliche Frage nach dem Zusammenhang zwischen körperlichen (Leib Körper) und geistigen Vorgängen (Geist Denken Seele Bewusstsein). Das Leib-Seele-Problem ist ein klassisches Problem der abendländischen Philosophie, denn seit der griechischen Antike gibt es die Auffassung, der Mensch habe einen Körper und eine Seele. Die Grundfragen sind dabei: Wie kommt die Welt in den Kopf? Wie wird ein Gedanke zur Tat? Existiert der Geist (oder die Seele) auch unabhängig vom Gehirn? Gibt es eine eigenständige mentale Substanz = Geist? Ist Geist nur die Information, die im Gehirn aufgenommen, gespeichert, verarbeitet und ausgegeben wird? Im Laufe der Wissenschaftsgeschichte haben sich drei Grundpositionen herausgebildet: Der Idealismus meint die physikalische Welt sei nur eine geistige Vorstellung und existiere nur in den Köpfen. Der Dualismus meint Geist und Materie seien zwei verschiedene Substanzen, die an bestimmten Stellen miteinander kommunizieren können. Der Materialismus (auch Physikalismus bzw. Monismus) meint, es gebe nur Materie und Energie, und der Geist sei keine eigenständige Substanz, sondern nur eine Eigenschaft von Materie und Energie. Vor allem Descartes hat das Leib-Seele-Problem in der neuzeitlichen Philosophie aufgeworfen, indem er zwar den dualistischen Standpunkt vertrat, dass es zwei Substanzen gibt – res extensa (Materie) und res cogitans (Bewusstsein) -, sich aus empirischen Gründen jedoch zur Annahme einer Wechselwirkung zwischen beiden genötigt sah. Descartes beschrieb in den Meditationen die verschiedenen Schritte eines Prozesses der Selbstkenntnis, der mit der Prämisse „cogito ergo sum“ einsetzt. Dabei ging es Descartes nicht allein um das Denken, wie die übliche Übersetzung nahelegt, sondern um jeden bewussten Wahrnehmungszustand. Als sich die Psychologie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als eigenständige wissenschaftliche Disziplin entwickelte, wurde die Selbstbeobachtung noch als unabdingbare Notwendigkeit betrachtet, wobei zwischen den verschiedenen Schulen ein Methodenstreit darüber ausbrach, mit welchen Mitteln die Selbstbeobachtung ausgeführt werden sollte und welche Elemente man dabei entdecken könnte. Die Erfolge von Reflex- und Konditionierungsstudien führten schließlich aber zu einer Kehrtwende und zum Erfolg der Behavioristen, deren theoretisches Ziel die Voraussage und Kontrolle von Verhalten war, während Introspektion keine Rolle in ihren Methoden und geradezu verpönt war. Das Bewusstsein und die Überprüfung seiner Inhalte verschwanden in der Folge weitgehend aus der Psychologie, doch mit den neuen technologischen Möglichkeiten wie der funktionellen Magnetresonanztomografie wird es wieder möglich, für gewisse Gehirnaktivitäten die gleiche objektive Zugänglichkeit zu erzeugen, die im Zeitalter des Behaviorismus den äußeren Verhaltensmustern vorbehalten war. Daher ist man neuerdings zu einer Korrelation von Physiologie und Bewusstseinsinhalten zurückgekehrt, wie sie auch in der Anfangszeit der experimentellen Psychologie praktiziert worden ist. Neuere Entwicklungen Als der deutsche Pathologe Virchow Ende des 19. Jahrhunderts sagte, er habe bei all seinen Sektionen noch nie eine Seele gefunden, war eine stofflose Ichvorstellung längst in den philosophischen Entwürfen eines Hume, Locke, Kant oder Schopenhauer in Zweifel gezogen worden. Die Skepsis gegenüber dem Vorhandensein eines Seelenstoffs hat sich seitdem in Medizin und Philosophie immer weiter fortgesetzt, sodass das die abendländische Geistesgeschichte seit Platon und Aristoteles begleitende Leib-Seele-Problem auf pragmatische Weise zugunsten des Leibes zu lösen versucht wurde. Das kumulierte schließlich in der Aussage des Evolutionsbiologen Richard Dawkins, dass Menschen nichts anderes als Roboter, blind programmiert zur Erhaltung der selbstsüchtigen Moleküle, die Gene genannt werden, seien. Heute hat sich die Ichvorstellung in ein komplexes, multi-perspektivisches Phänomen aufgesplittert, wobei Thomas Metzinger schließlich mit dem Ego-Tunnel eine neue Philosophie des Selbst definierte. Darin bezeichnet der Autor den Menschen auf der Basis neurowissenschaftlicher Untersuchungen aus den Hirn-, Bewusstseins- und Kognitionswissenschaften als selbstlose Ego-Maschine, wobei das menschliche Gehirn zwar einen Ego-Tunnel als Wirklichkeitsgenerator erzeugt, dass es aber niemanden gibt, der in diesem Tunnel lebt. Allerdings wehren sich in jüngster Zeit wieder einige Philosophen gegen diese zeitgenössischen hirnphysiologisch und neuropsychologisch dominierten philosophischen Tendenzen, die die Existenz eines Geistes verneinen und sich im Zerebralfundamentalismus der Ich-, Willen- und objektiven Wertlosigkeit verfangen und die Menschen als reine Gehirnwesen zu definieren versuchen. Manche Philosophen wie Peter Strasser versuchen daher, dem Primat des Biologischen wieder einmal einen Primat des Geistes entgegen zu setzen, wobei Begriffe wie Würde oder Ethik bemüht werden, denn nach ihrer Ansicht kann nur die Teilhabe am Geist eine Moral hervorbringen, die Universalität beanspruchen kann. Der menschliche Körper wird in den letzten Jahrzehnten im Kontext der Geisteswissenschaften insgesamt auf sehr unterschiedliche Weise aufgefasst, denn während etwa im Zusammenhang mit dem body turn der Körper als Verkörperung des Sozialen gesehen wird, nehmen neumaterialistische Theorien den Körper als eigensinnig, vital und zugleich als durch soziale Prozesse entstanden, einen zunehmend breiteren Raum in den theoretischen Diskussionen ein. Die Biologie und besonders die Neurobiologie im 20. Jahrhundert begann sich daher erneut mit diesen Grundfragen zu beschäftigen, sodass es aktuell darüber eine lebhafte Diskussion zwischen Philosophen und Neurobiologen gibt. Diese Diskussion bleibt meist deshalb fruchtlos, da beide sich auf keine gemeinsame terminologische Basis einigen können bzw. im Diskurs die eigene Interpretation der Phänomene für gültig erachten. Im Zusammenhang mit der Rezeption der Neurowissenschaften kristallisiert sich im Zusammenhang mit dem menschlichen Körper zunehmend auch der Begriff der somatischen Dimension heraus, in der der Körper in seiner materiellen Beschaffenheit eine somatische Dimension als vitale Dimension aufweist, die zwar potentiell durch Sozialität vereinnahmbar ist, die aber nicht einfach mit der leiblichen Identität gleichgesetzt werden kann. Als wandelbaren energetisches Gebilde vermag die somatische Dimension vielmehr eigensinnig zu sein, kann sich den sozialen Zumutungen und Vereinnahmungen auch entziehen. So betont Foucault (2014, S. 30), dass der Körper nichts weniger als ein Ding ist, denn der Körper läuft, handelt, lebt, begehrt, lässt sich widerstandslos von Absichten durchdringen. Aber das eben nur so lange, bis es einem Menschen schlecht geht, bis sich sein umdreht, bis Schleim seine Brust verstopft oder bis sich etwa Zahnschmerzen in seinem Mund ausbreiten. Historisches: Der Dualismus Körper und Geist setzt schon im antiken Griechenland ein, spätestens bei Platons These der menschlichen Seele als Abbild der kosmischen Seele, die unabhängig vom Körper ist, und bildet ein Leitmotiv der abendländischen Geschichte bis Descartes und der Naturphilosophie der Romantik. Dieser Dualismus findet sich auch bei Thomas von Aquin und seiner Zwei-Seelen-Lehre, in der er eine angeborene Seele, die sich der Mensch mit Tieren und Pflanzen teilt, und eine göttliche, die ihm mit der Taufe eingehaucht wird, unterscheidet. In diesem religiösen und spirituellen Diskurs überlebte der Seelenbegriff lange und blieb aber auch im Alltagsverständnis und in den Wissenschaften gegenwärtig. Als sich die professionelle Psychologie im 19. Jahrhundert herausbildete, hantierte sie teilweise durchaus noch mit dem Seelenbegriff, obwohl die Definitionen bzw. Grenzen zu Geist, Bewusstsein, oder Innenleben immer mehr verschwammen.

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Marmeladen-Paradoxon

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Der Begriff des Marmeladen-Paradoxons oder paradox of choice bezieht sich auf eine Studie, in der gezeigt wurde, dass eine besonders große Auswahl von Marmeladen die Kauflust der Menschen reduziert. Gibt es nämlich zu viele Optionen, verwischen die Unterschiede zwischen den Angeboten und die KundInnen verzichten aus Furcht vor Reue bei einer Fehlentscheidung lieber ganz auf den Kauf. Iyengar & Lepper (2000) haben dieses Phänomen in einer kleinen Untersuchung erforscht, indem sie in einem Delikatessengeschäft in Kalifornien Probiertische aufbauten, wo sich die KundInnen kleine Toastbrote nehmen und verschiedene Marmeladensorten probieren konnten. In einer Versuchsanordnung präsentierte man den vorbeigehenden Kunden sechs verschiedene Sorten zum Probieren, in einer anderen vierundzwanzig. Von den KundInnen, die am Tisch mit der großen Auswahl vorbeischlenderten, probierten sechzig Prozent mindestens eine Sorte, aber nur zwei Prozent der Passanten kaufte ein Glas. Die kleine Auswahl lockte zwar nur vierzig Prozent der Vorbeigehenden zum Probieren an, doch am Ende kauften zwölf Prozent der Kundinnen auch ein Glas Marmelade. Man kann auch vermuten, dass ein Zuviel an Auswahlmöglichkeiten sich auch im Bereich von Beziehungen auswirken könnte, etwa wenn man auf Singlebörsen oder in sozialen Medien auf einen unendlich großen Pool von potentiellen KandidatInnen trifft.

 

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Matrix-Effekt

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Menschen, die eine gefährliche Situation überlebt haben, berichten häufig, dass die Zeit dabei plötzlich ganz langsam abläuft, wodurch sie scheinbar ganz ruhig reagieren konnten. Dieser Effekt wird auch als Matrix-Effekt bezeichnet, da in dem gleichnamigen Film manche Szenen ganz langsam ablaufen, etwa wie im Alltag ganz real bei Autounfällen, Stürzen und anderen Grenzsituationen. Offenbar verändert sich das Zeitempfinden in solchen Extremsituationen, da das Gehirn in diesem Fall auf Hochtouren läuft, da es automatisch auf Kampf oder Flucht eingestellt ist. Alle dabei ablaufenden psychischen Prozesse werden beschleunigt, sodass es dem Betroffenen scheint, dass die Zeit langsamer vergeht, was natürlich nicht der Fall ist, sondern allein auf Grund der inneren Beschleunigung. Übrigens ist das Zeltempfinden eine artspezifische Größe, das sich zwischen Menschen und manchen Tieren grundlegend unterscheidet – so besitzen Schnecken etwa einen Moment von 4 Reizen pro Sekunde, während Raubvögel sogar eine Gewehrkugel verfolgen können, denn sie verarbeiten etwa 100 Reize pro Sekunde. Da sich der Matrix-Effekt einer experimentelle Untersuchung verschließt, vermutet man als Ursache, dass das Gehirn in lebensbedrohlichen Situationen deshalb damit reagiert, da die Reize mit der Existenz des Betroffenen und dessen Übeleben zusammenhängen, sodass das Gehirn bzw. das neuronale System in eine Art Überlebensmodus schaltet.

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Mere-Exposure-Effekt

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Ein früher schon einmal verarbeiteter Reiz wird lediglich aufgrund dieser früheren Darbietung positiver eingeschätzt. Diese vorherige Darbietung führt später zu einer vereinfachten Verarbeitung des Reizes, wobei das Individuum diese vereinfachte Reizverarbeitung fälschlicherweise den positiven Eigenschaften des Reizes zuschreibt. Dabei handelt es sich aber offensichtlich um eine Fehlzuschreibung, denn die erleichterte Verarbeitung resultiert aus der früheren Verarbeitung des Reizes und nicht aus dessen positiven Eigenschaften. Mere exposure ist somit ein ähnlich anspruchsloses Lernmuster mit einer spezifischen Wirkung auf Einstellungen. Die Idee eines „Effekts der bloßen Darbietung“ auf die Bewertung eines Gegenstandes lässt sich bis zu den Pionieren der wissenschaftlichen Psychologie zurück verfolgen (etwa Fechner, James, Maslow). Es dauerte aber gut hundert Jahre, bis Zajonc (1968) den ersten systematischen experimentellen Beweis dieses Effektes vorlegte. In diesem berühmten Experiment wurden den Probanden und Probandinnen vermeintlich chinesische Schriftzeichen vorgelegt. Die Probanden und Probandinnen sollten die Darbietung der Zeichen aufmerksam verfolgen, wobei die Darbietungshäufigkeit der einzelnen Zeichen variiert wurde. Anschließend sollten die Probanden auf einer Skala die von ihnen vermutete positive bzw. negative Bedeutung der Zeichen einschätzen. Es zeigte sich, dass mit zunehmender Darbietungshäufigkeit die Zeichen positiver bewertet wurden. Zajonc konnte somit nachweisen, dass die Ursache des Mere-Exposure-Effektes die Darbietungshäufigkeit und deren Wirkung die verbesserte Einstellung gegenüber dem Reiz ist. Diese Erkenntnis macht man sich vor allem in der Werbung zunutze, indem man die KonsumentInnen immer wieder mit dem Produkt konfrontiert, sodass durch die Bekanntheit auch eine positive Einstellung entsteht. Moreland & Beach (1992) untersuchten, ob sich die Zuneigung zu Menschen erhöht, wenn man sie ein ganzes Semester lang im Seminarraum zu Kursen sieht. Dazu schleusten sie eingeweihte weibliche Forschungshelferinnen in einen großen Collegeseminarraum ein. Sie kamen nur herein, setzten sich in die erste Reihe, wo sie jeder sehen konnte, und durften aber keinen Kontakt mit dem Lehrenden oder anderen Studenten aufnehmen. Die Helferinnen unterschieden sich darin, wie oft sie die Klassen besuchten, von fünfzehn Teilnahmen bis zur Kontrollbedingung von keiner Teilnahme. Als man am Ende des Semesters Studenten Dias von den Frauen zeigt, und diese von den Studenten nach Zuneigung und Attraktivität beurteilen ließ, stellte sich heraus, dass die bloße Exposition einen maßgeblichen Einfluss auf die Zuneigung hatte. Die Studenten nahmen nie Kontakt mit den Frauen auf, aber sie mochten die Frauen umso mehr, je häufiger sie diese in den Seminarräumen gesehen hatten. Siehe dazu auch den Nähe-Effekt. Der Mere-Exposure-Effect ist vermutlich auch dafür verantwortlich, warum manche Menschen sich auf einem Foto oder einem Selfie eher unattraktiv finden, denn sie sehen sich anders als im Spiegel, d. h. so, wie sie von anderen Menschen gesehen werden. Weil dieses Bild Menschen im Gegensatz zum Spiegelbild fremd erscheint, reagieren sie ablehnend darauf. Allerdings dürfte dieser Effekt zurückgehen, je mehr Fotos man von sich selbst macht, den man gewöhnt sich an den Anblick aus der anderen Perspektive. Der Mere-Exposure-Effekt kann auch erklären, warum ältere Menschen die moderne Musik junger Menschen eher ablehnen bzw. nicht verstehen. Einerseits gibt es Indizien dafür, dass sich die Fähigkeit des Gehirns, subtile Unterschiede zwischen verschiedenen Akkorden, Rhythmen und Melodien zu erkennen, mit zunehmendem Alter verschlechtert, sodass für ältere Menschen neuere, weniger bekannte Musik wirklich alle gleich klingt, andererseits eben auch am Mere-Exposure-Effekt, denn je mehr die Menschen einer Musikform ausgesetzt sind, desto eher neigen sie dazu, diese zu mögen. Wenn man als junger Mensch sehr viel Zeit damit verbringt, Musik zu hören oder Musikvideos anzuschauen, werden die eigenen Lieblingslieder und -künstler vertraut und erfüllen den eigenen Alltag. Bei Menschen nehmen danach aber die Berufs- und Familienpflichten in der Regel so zu, dass wenig Zeit bleibt, neue Musik zu entdecken, sondern sie hören viel lieber die alten, vertrauten Lieblingslieder aus der Jugend, in der sie noch Zeit für Musik hatten.

 

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Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom

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Das Münchhausen-Syndrom kann auch in Form des Münchhausen-Stellvertreter-Syndroms auftreten, wobei jemand bei anderen Krankheiten vortäuscht oder diese sogar bewusst herbeiführt, um sich anschließend als Retter zu präsentieren. Das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom bezeichnet meist das tatsächliche Verursachen von Krankheiten oder deren Symptomen bei Dritten, meist bei Kindern, um anschließend die medizinische Behandlung zu verlangen. Es handelt sich um eine subtile Form der Kindesmisshandlung, die bis zum Tod des Opfers führen kann. Häufig ist der von der Störung Betroffene ein Elternteil, meist die Mutter, oder ein Erziehungsberechtigter, wobei in der Regel eine symbolische Beziehung zwischen TäterIn und Opfer besteht. Die Störung gehört wie das Münchhausen-Syndrom zu den artifiziellen Störungen. Häufig findet man in der Lebensgeschichte der Täterinnen oder Täter Selbstverletzungen oder Selbstbeschädigungen, so dass anzunehmen ist, die Täter misshandeln andere stellvertretend für die eigene Person. Das Münchhausen-Syndrom reicht in Organisationen dabei von hoch destruktiven Praktiken bis hin zu Taktiken, die die Effektivität einer Organisation langsam, aber gründlich korrodieren lassen. Ein Aspekt des Münchhausen-Syndroms ist die Pseudologia Phantastica, die zu den narzisstischen Persönlichkeitsstörungen zu zählen ist. Allerdings ist nicht jeder, der lügt, schon ein Pseudologe, denn Selbstwertkrisen kennt jeder Mensch und neigt daher auch einmal dazu, sein Leben ein wenig schöner und spannender zu sehen, als es tatsächlich ist.

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Name-Letter-Effekt

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Der Name-Letter-Effekt besagt, dass das Gehirn bei spezifischen Auswahltests Buchstaben bevorzugt, die im eigenen Namen vorkommen. Der belgische Sozialpsychologe Nuttin behauptete 1985, dass der Anfangsbuchstabe des Vornamens eines Menschen allerlei Entscheidungen seines Leben unbewusst beeinflussen würde. In seiner extremen Interpretation besagt der Name-letter-effect, dass selbst die Wahl des Wohnorts und von Lieblingsgetränkemarken, aber auch die Wahl von Freunden durch eine solche Sympathie für den Anfangsbuchstaben des Vornamens mitbestimmt wird. Als Ursache vermutet man impliziten Egoismus und unbewusste narzisstische Tendenzen, denn eine solche Wahl hilft, das Ich und ein gesundes Selbstwertgefühl zu stabilisieren. Dieser Effekt wurde in verschiedenen Studien und für verschiedene Sprachen nachgewiesen. Eine amerikanische Untersuchung (Kooti et al., 2014) der Benutzer von Twitter und Google+ und deren Netzwerken bestätigte, dass Menschen öfter mit anderen in Kontakt treten, deren Vornamen mit den gleichen Initialen beginnen. Dass es sich dabei um kein statistisches Artefakt handelt wird dadurch ausgeschlossen, indem mögliche Einflussfaktoren, dass etwa gleichaltrige Menschen aus gleichen sozialen Umfeldern häufiger dieselben Vornamen haben, methodisch berücksichtigt wurden.

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Pinocchio-Komplex

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Die meisten Menschen sind in der Lage zu unterscheiden, ob ein Lachen anderer positiv gemeint oder gegen sie gerichtet ist, doch es gibt auch Menschen, die verunsichert werden, wenn ein anderer Mensch ihnen gegenüber eine bestimmte Mimik zeigt. Solche Menschen sind emotional eher zurückgezogen und zeigen nach außen hin wenig Gefühle, erscheinen oft als ausdruckslos und hölzern, weshalb der Psychoanalytiker Michael Titze (2007, 2009) diese Phobie bei der wissenschaftlichen Beschreibung als „Pinocchio-Komplex“ bezeichnete. Diese Menschen werden auch als Gelotophobiker (vom Griechischen „Gelos“ für „Lachen“ und „Phobia“ für „Angst“) bezeichnet, da sie den Spaß, den andere haben, als negativ und bedrohlich bewerten, da sie sind nicht in der Lage sind, die emotionale Botschaft eines anderen richtig zu entschlüsseln. Eine Ursache dieser Phobie könnte in einem Trauma in der Kindheit liegen. Yam & Barnes (2019) haben herausgefunden, dass besonders moralische Menschen weitaus weniger Sinn für Humor haben als weniger tugendhafte Menschen. Dazu verglich man das moralische Selbstbild von Probanden und deren Bewertung von Witzen. Offenbar zweifeln besonders moralische Menschen an ihrer eigenen ethischen Korrektheit, wenn sie über Witze lachen, die moralisch verwerflich sind und über die man ihrer Meinung nach keine Witze machen sollte. Darüber hinaus zeigte sich, dass auch ethisch einwandfreie Witze moralische Menschen eher wenig berühren, über die weniger ethische Menschen besonders viel lachen.Daher kommt es auch dazu, dass Menschen mit einem hohen selbst auferlegten ethischen Standard als impliziter moralische Vorwurf durch das Leben gehen, was notwendigerweise bei anderen Aversion auslöst.

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Other-Face-Effekt

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Es gelingt Menschen, im Bruchteil von Sekunden Gesichter zu erkennen und richtig einzuordnen, wobei das Gehirn vermutlich blitzschnell die charakteristischen individuellen Abweichungen von einem prototypischen Gesicht feststellt, etwa wie ein Karikaturist in seiner Zeichnung nur die wesentlichen Merkmale eines Gesichts herausarbeitet bzw. sogar überbetont. Das ist aus evolutionärer Sicht ein Überlebensvorteil, um etwa Freund von Feind unterscheiden zu können. Auch  Neugeborene bevorzugen schon in den ersten Minuten ihres Lebens Strukturen, die in ihrem Aufbau Gesichtern ähnlich sind, auch wenn sie  alles noch verschwommen sehen und auch  keine Details erkennen können, wobei jedes kreisförmige Schema, das mehr Merkmale in der oberen Hälfte als in der unteren Hälfte aufweist, eine Hinwendung produziert. Die menschliche Gesichtserkennung hängt  auch stark vom kulturellen Kontext ab, wobei in weniger als einer Zehntelsekunde im Unterbewusstsein unbekannte Gesichter der gleichen Kultur eingeordnet werden. Dieser „Other-Face-Effekt“ manifestiert sich neuronal im ersten Lebensjahr, wobei etwa im Alter von drei Monaten der Mensch beginnt,  Gesichter instinktiv zu identifizieren, und mit neun Monaten diese Fähigkeit aber wieder verliert und dazu übergeht, dann neue Gesichter automatisch nach derselben gelernten Kategorie zu klassifizieren, sodass es später schwer fällt,  Gesichter aus anderen Kulturkreisen mit anderen generellen Merkmalen zu differenzieren. Die menschliche Fähigkeit zur Gesichtserkennung ist also das Ergebnis eines neuronalen Prozesses im visuellen System, das von Geburt an lernt, Dinge aus der Umgebung sofort in ein grobes Muster einzuordnen, Eine speziellen Zellgruppe auf der Gehirnrinde hinter dem Ohr (fusiform face area) ist für die Erkennung von Gesichtern verantwortlich, denn beim Anblick eines Menschen werden dort elektrische Signale ausgesandt, die sich mit Hilfe eines Elektroenzephalogramms  aufzeichnen lassen. Untersuchungen zeigten, dass die Aktivität je nach ethnischer Herkunft des Gegenübers variiert, denn bekommt ein europäischer Proband einen Europäer zu Gesicht, zeigten sich andere Potenzialschwankungen als beim Betrachten eines chinesischen Gesichts, während das selbe Phänomen sich auch bei den asiatischen Teilnehmern beobachten ließ. Das erfolgreiche Erkennen von vertrauten Personen ist entscheidend für soziale Interaktionen. Wenn man das Gesicht einer Person sieht, weiß man in der Regel sofort, ob man sie schon einmal gesehen hat oder nicht. Bereits nach circa vierhundert Millisekunden zeigen sich dabei im rechten temporalen Cortex messbare Gehirnaktivitäten als Zeichen dafür, dass ein Gesichter als bekannt wahrgenommen wird. Ambrus et al. (2021) haben in drei Experimenten mit menschlichen Probanden beiderlei Geschlechts untersucht, wie Repräsentationen von Gesichtsvertrautheit und -identität bei unterschiedliche Kontaktqualitäten entstehen: kurze Wahrnehmungsexposition, umfangreiche Medienvertrautheit und persönliche Vertrautheit im realen Leben. Mit Hilfe einer multivariaten repräsentativen Ähnlichkeitsanalyse konnte man zeigen, dass die Art der Vertrautheit einen tiefgreifenden Einfluss auf die Repräsentationen von Gesichtern hat, wobei sich zusätzlich die Vertrautheit der Repräsentationen von Gesichtsvertrautheit und Identität unterschiedlich formt, d. h., wenn man jemanden kennenlernt, erscheinen Vertrautheitssignale vor der Bildung von Identitätsrepräsentationen. Insgesamt zeigte sich, dass die Qualität des Kontaktes einen großen Einfluss auf die Repräsentationen der Gesichtsvertrautheit hat, denn diese war stark nach persönlicher Vertrautheit, schwächer nach medialer Vertrautheit und nicht vorhanden nach perzeptueller Vertrautheit. In allen Experimenten fand man keine Verstärkung der Identitätsrepräsentation von Gesichtern, was darauf hindeutet, dass Vertrautheits- und Identitätsrepräsentationen während der Gewöhnung an Gesichter unabhängig voneinander entstehen. Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung einer umfangreichen, realen Gewöhnung an ein Gesicht für die Entstehung robuster Repräsentationen der Gesichtsvertrautheit und schränken Modelle der Gesichtswahrnehmung und des Erkennungsgedächtnisses ein. Zwar können Erwachsene menschliche Gesichter besser erkennen als alle anderen visuellen Reize, doch verkehrt sich das ins Gegenteil, wenn man Menschen auf dem Kopf stehende Gesichter präsentiert. Am Kopf stehende Gesichter werden schwerer erkannt als andere Gegenstände des Alltags. Das liegt vermutlich auch daran, dass uns Menschen üblicherweise in aufrechter Haltung entgegenkommen, während Gegenstände im Alltag schon das eine oder andere Mal verkehrt liegen oder stehen können.

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Peter- Prinzip

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Ein von L.J. Peter und R. Hull (1969) formuliertes Prinzip, (auch bezeichnet, als die Hierarchie der Unfähigen) das sich mit den Aufstiegspraktiken in Organisationen beschäftigt.

Grundidee: Wenn die Beförderung von der Bewährung auf einer hierarchisch niedrigeren Position abhängig ist, wird in einer ausreichend komplexen Hierarchie jeder Beschäftigte so lange befördert, bis er seine Stufe der Inkompetenz erreicht hat.

Anforderungen an das Personalmanagement: J. Billsberry (1996) leitet aus diesem Prinzip drei Anforderungen an das Personalmanagement ab:

  1. Damit sich Mitarbeiter nicht auf eine Position begeben, der sie nicht gewachsen sind, benötigen sie ein regelmäßiges, nachvollziehbares und ehrliches Feedback (Leistungsbeurteilung).
  2. Um Schwächen in der Selektion geeigneter Kandidaten zu reduzieren, sollte unter Achtung des Mehraugenprinzips im Rahmen von Potenzialfestsstellungsverfahren über potentielle Kandidaten auf den einzelnen Hierarchieebenen diskutiert und eine Reihenfolge festgelegt werden (Management-Audit).
  3. Damit der Wissens- und Erfahrungshintergrund der Potenzialkandidaten erhalten und ausgeweitet wird, ist eine konsequente berufsqualifizierende Weiterbildung Karriereplanung und notwendig (Personalentwicklung).
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Pinocchio-Effekt

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Als Pinocchio-Effekt bezeichnen Moliné, et al. (2018) das Phänomen, dass sich beim Lügen die Temperaturen von Stirn und Nase verändern, was sich etwa mit einer Wärmebildkamera registrieren lässt. In einem Experiment sollten sich Probanden zunächst eine dreiste Unwahrheit ausdenken, um sie anschließend einem Bekannten am Telefon zu erzählen. Dabei sank die Nasentemperatur bei Lügnern etwa um ein Grad, während gleichzeitig sich die Stirn leicht erwärmte. Je größer dabei die Temperaturdifferenz zwischen Stirn und Nase war, desto wahrscheinlicher war dabei die Unwahrheit. Erklärt wird das damit, dass es für Menschen anstrengend ist, die Unwahrheit zu sagen, denn es erfordert eine hohe kognitive Leistung, wobei sich die Stirn erhitzt. An exponierten Stellen im Gesicht wie eben der Nase verhält es sich jedoch umgekehrt, denn hier ziehen sich die Blutgefäße bei einer emotionalen Belastung zusammen. In der genannten Untersuchung konnten in achtzig Prozent aller Fälle die Lüge entlarvt werden. Fraglich bleibt jedoch, ob diese Methode auch bei notorischen LügnerInnen angewendet werden kann, denn diese sind darin äußerst geübt, die Unwahrheit zu sagen und vermeiden etwa nicht wie die meisten normale LügnerInnen jeden Augenkontakt. Nicht zu verwechseln ist der Pinocchio-Effekt mit der Pinocchio-Illusion, einer Sinnestäuschung, die durch Irritationen verschiedener Muskelgruppen durch Vibration im ausgelöst werden kann, und eine vorübergehende Störung der Tiefensensibilität und damit des Lageempfindens einzelner Körperteile bewirkt. So schätzen in diesem Zustand Menschen mit verbundenen Augen die Länge ihrer Nase bis zu 30 cm. Ursache ist das gestörte Lageempfinden des Armes, das dem Gehirn eine vermehrte Streckung des Armes signalisiert.

 

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Rubber-Hand-Illusion

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Als Rubber-Hand-Illusion oder Puppenhand-Illusion bezeichnet man eine Sinnestäuschung, die auf Experimenten aus dem Jahr 1998 basiert, die die Psychiater Matthew Botvinick und Jonathan D. Cohen zum ersten Mal durchgeführt haben. Dabei legt eine Versuchsperson ihre rechte Hand auf einen Tisch und die Wissenschaftler verdecken diese Hand und legen eine künstliche Hand daneben, die allerdings echt wirkt. Anschließend streicheln sie mit einem Pinsel oder einer Bürste im gleichen Rhythmus sowohl die verdeckte, echte Hand als auch die sichtbare, unechte und schon nach kurzer Zeit haben die Probanden das Gefühl, die künstliche Hand sei Teil ihres Körpers. Erklärt wird dies dadurch, dass das Gehirn versucht, die Widersprüche zwischen den verschiedenen Sinneseindrücken zu verarbeiten und diese auflöst, indem es die sensorische Präzision verändert und damit seine Aufmerksamkeitszuteilung variiert. Da auf diese Weise der somatosensorische Input vermindert wird, verschwindet der Widerspruch zwischen den Informationen, die das Auge übermittelt und der Information über die Armposition. Das Gehirn unterdrückt also störende somatosensorische Informationen aktiv, wenn es mit zwei gegensätzlichen Informationen konfrontiert wird.

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Savant-Syndrom

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Das Savant-Syndrom bezeichnet eine psychische Krankheit, die sich dadurch auszeichnet, dass ein Mensch mit einer an sich eingeschränkten geistigen Leistungsfähigkeit über eine ganz außergewöhnliche Begabung (Inselbegabung) verfügt, etwa im Rechnen oder Zeichnen. Der Ausdruck „Savant“ bedeutet „Wissende(r)“. Ein Beispiel für das Saveant-Syndrom ist das fotografische Gedächtnis des Engländers Stephen Wiltshire, der dieses im detaillierten Nachzeichnen von Metropolen zeigt, die er nur kurze Zeit mit dem Hubschrauber überflogen hat. Eine halbe Stunde lang flog er über Tokyo, danach zeichnete er drei Tage lang die Ansicht der Stadt in Schwarz-Weiß auf einer rund zehn Meter langen Leinwand, mit exakten Straßenverläufen und maßstabsgetreu in kleinsten Einzelheiten aus dem Gedächtnis nach. Siehe dazu seine Webseite: http://www.stephenwiltshire.co.uk/ Es gibt übrigens viele Menschen, die im Sinne eines Savant in der Lage sind, sich detailliert an viele Ereignisse zu erinnern, ohne eine Behinderung aufzuweisen. Manche Hirnforscher nehmen das als einen Beleg dafür, dass alle Menschen diese Fähigkeiten haben, dass diese aber von ihrem Gehirn absichtlich unterdrückt würden, wobei man gewisse Unterdrückungsvorgänge, die man durch transkranielle Magnetstimulation ausschalten kann, gefunden hat. Man darf bei diesen Beobachtungen allerdings nicht außer Acht lassen, dass Vergessen nicht notwendigerweise mit vollständiger Auslöschung gleichzusetzen ist. Vergessen ist nämlich in vielen Fällen auch nur ein Auslagerungsprozess unterschwelligen Inputs vom Arbeitsspeicher des Bewusstseins auf eine passive Gedächtnisebene. Aus diesem unterbewussten Speicher kann man vergessen Geglaubtes bedarfsweise etwa mit Hilfe einer spontaner Assoziation wieder aufzutauchen lassen.

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Stereotype-Threat-Theorie

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In der Stereotype-Threat-Theorie wird die Annahme vertreten, dass Personen ein Gefühl der Bedrohung erleben, wenn sie sich in einer Situation befinden, in der sie befürchten, auf Basis negativer Stereotypen beurteilt zu werden bzw. durch ihr eigenes Verhalten diese negativen Stereotype unbeabsichtigt zu bestätigen. Die Stereotype-Threat-Theorie beschreibt das meist unbewusste Gefühl der Bedrohung durch ein negatives Stereotyp, wie sie z. B. Frauen oder Menschen mit Migrationshintergrund in bestimmten Leistungssituationen empfinden. So erklärt man etwa bei Mathematiktests von Mädchen, denen zuvor erklärt wurde, dass Mädchen schlechter rechnen können, deren Resultate tatsächlich schlechter ausfallen, aber auch Angehörige von Minderheiten schneiden bei solchen Tests unter ähnlichen Bedingungen ebenfalls schlechter ab. Dieses Gefühl tritt daher in Situationen auf, in der jemand befürchtet, nur auf Grundlage von bestehenden Vorurteilen beurteilt zu werden bzw. durch das eigene Verhalten diese Stereotype dann noch zu bestätigen. Eine solche Zuschreibung von Merkmalen einer Gruppe entwickelt dadurch eine Eigendynamik, die den Betroffenen ebenfalls gar nicht bewusst ist, sie aber in ihrem Verhalten beeinflusst. So gibt es zahlreiche Studien, die zeigen, dass Frauen besser abschneiden, wenn der Druck des negativen Geschlechtsstereotyps reduziert ist. So können Vorurteile die Leistungsfähigkeit bei Prüfungen in der Schule oder an der Universität negativ beeinflussen, etwa wenn man als Frau die Einstellung hat, dass Mathematik Männersache sei, auch wenn man in diesem Fach durchaus talentiert und interessiert ist. Man setzt sich durch eine solche Einstellung selber unter Druck, so dass Leistung schlechter ausfällt, als sie sein könnte. Besonders gefährdet sind vor allem Menschen, denen ein Fach sehr wichtig ist und die darin dementsprechend gut abschneiden wollen. Wenn in diesem Fachbereich das Selbstkonzept und das vermutete Urteil anderer gegenüber der Gruppe, der man angehört, nicht übereinstimmen, dann entsteht kognitive Dissonanz. Diese Dissonanz wirkt über Testsituationen hinaus und kann sich sowohl auf den Wissenserwerb und Lernprozess als auch auf akademische und berufliche Entscheidungen auswirken. Häufig versucht man in dieser Situation dem Widerspruch zu entgehen, indem man den Bereich abwertet. Erforscht wird „Stereotype Threat“ mit Hilfe von Experimenten, bei denen zwei Gruppen an demselben Leistungstest arbeiten, aber unterschiedliche Vorinformationen erhalten. In jener Gruppe, der im Vorfeld gesagt wurde, dass in dem Test Mädchen typischerweise schlechter abschneiden als Buben, zeigten sich danach deutlichere Geschlechterunterschiede zugunsten der Buben als in der Gruppe, der gesagt wird, dass es beim Test um Problemlösung und nicht um etwa mathematische oder naturwissenschaftliche Leistungsfähigkeit geht, was den Druck, den Mädchen in diesen Fachbereichen oft haben, vermindert. Die motivationale Orientierung, mit der Menschen an eine Bearbeitung von Testaufgaben offensichtlich herangehen, übt also einen starken Einfluss darauf aus, ob und wie stark eine Leistungsreduktion durch Stereotype Threat auftritt. Stafford (2017) betont in einer Studie, dass die Unterschiede zwischen Männern und Frauen vor allem beim Erlernen neuer Aufgaben untersucht wurde, bei denen die Angst, entsteht, Vorurteile zu bestätigen, was dann die eigene Leistung verschlechtert. Professionelle Schachspielerinnen hingegen, die seit vielen Jahren an Schachspielen gewöhnt sind, werden durch die Professionalisierung vor dieser Vorurteilsfalle geschützt bzw. nutzen diese ehr zu ihrem Vorteil aus, da sie in ihrer Leistung von Männern eher unterschätzt werden.

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Stroop-Effekt

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Der Stroop-Effekt bezeichnet ein experimentalpsychologisches Phänomen, das bei mentalen Verarbeitungskonflikten auftritt. Er zeigt, dass trainierte Handlungen nahezu automatisch ablaufen, während ungewohnte Handlungen eine größere Aufmerksamkeit benötigen. Diese Stroop-Interferenz ist ein eindrucksvolles Beispiel für den hohen Grad an Automatisierung des menschlichen Leseprozesses. Dieser Effekt tritt auf, obwohl die die Anweisung erfolgt ist, den Wortinhalt überhaupt nicht zu beachten. Im klassischen Experiment sollen die Probanden die Farben der dargebotenen Wörter benennen. Handelt es sich dabei um Farbwörter, die nicht ihrer Druckfarbe entsprechen, steigen Reaktionszeit und Fehlerzahl. Bei dem von John Ridley Stroop durchgeführten Experiment wurden Wörter in unterschiedlichen Farben präsentiert und der Proband hatte die Aufgabe, die jeweilige Farbe zu benennen, wobei es in Abhängigkeit vom Inhalt des präsentierten Wortes unterschiedlich lange dauerte, und zwar inwieweit die Person am Inhalt des Gelesenen interessiert war. Je größer das Interesse war, desto länger brauchte er, um die Farbe zu nennen. Stroop hatte dieses Verfahren im Anschluss an Untersuchungen Wundts, Cattells und anderer zu den Farbbenennungsversuchen mittels Farbvorlagen und Farb-Wort-Vorlagen entwickelt, um die in Konflikt stehenden Reize in ein und dieselbe Testaufgabe einzubeziehen. Hier ist ein kleiner Text, bei dem man versuchen muss, nicht das Wort sondern nur die Farbe zu benennen, in der das Wort geschrieben ist: Beim Stroop-Test werden die Probanden und Probandinnen aufgefordert, die Farbe eines gedruckten Wortes zu nennen. Die Bedeutung des Wortes differiert dabei von seiner Farbe, das Wort „grün“ etwa hat die Farbe „rot“. Deshalb steigt die Fehlerzahl bei Störung der exekutiven Funktionen. Das Originalverfahren bestand aus einer Wortkarte, einer Farbkarte und einer inkongruenten Farb-Wort-Karte.

Stroop-Effekt

Als Interferenzmaß benutzte Stroop die zeitliche Differenz beim Lesen zwischen Farbkarte und Farbwortkarte. Man ließ Männer und Frauen zwischen 18 und 80 Jahren auf ein Laufband gehen, wobei sie bei angenehmer Gehgeschwindigkeit den Stroop-Test absolvieren mussten. Es zeigte sich zum einen, dass die Probanden mit zunehmendem Alter immer schlechter abschnitten, zum anderen wurde beim Lösen der Aufgabe der Schwung des rechten Arms gebremst, so dass die Schwungbewegungen beider Arme asymmetrisch wurden. Da die Verarbeitung von Sprachaufgaben wie dem Stroop-Test in der linken Gehirnhälfte erfolgt, sind die Auswirkungen am rechten Arm zu sehen, denn seine Bewegungen werden von der linken Hemisphäre gesteuert. Ausgenommen davon waren nur junge Frauen, denn ihre Arme schwangen auch beim Lösen der Sprachaufgabe symmetrisch, und man vermutet, dass das etwas mit dem Östrogenspiegel zu tun hat.

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Subsumtionstheorie

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In seinem Gedächtnismodell der Subsumtionstheorie (subsumieren: lat. einordnen, unterordnen) beschreibt Ausubel (1968) die Annahme, dass neues Wissen von den Lernenden in einer bestimmten Art und Weise aufgenommen wird, und geht davon aus, dass während des Prozesses der Rezeption neues Wissen in ihre kognitive Struktur eingebracht wird. Die kognitive Struktur repräsentiert alle bisherigen Lernerfahrungen eines Individuums, wobei je allgemeiner und inklusiver die Lernerfahrungskonzepte sind, desto höher oben stehen sie in dieser kognitiven Struktur, während speziellere Konzepte in dieser Struktur unten stehen und dadurch eine Hierarchie innerhalb der Lernerfahrungen bilden. Als besondere Konzepte beschreibt Ausubel die so genannten Ankerideen. Es handelt sich bei den Ankerideen um inklusive Konzepte, auf die neue Information bezogen werden, etwa vergleichbar mit einer Wäscheleine, auf die neue Lehrstoffideen aufgehängt werden. Subsumiert werden kann auf verschiedene Arten:

Korrelative Subsumtion: Bereits etablierte Konzepte werden durch neuen Lehrstoff erweitert. Derivative Subsumtion: Der Lernstoff wird als etabliertes Konzept verstanden und als solches eingeordnet.

Überordnendes Lernen: Bereits etablierte Konzepte werden unter einem neu erlernten Konzept eingeordnet.
Kombinatorisches Lernen: Neue Inhalte werden als gleichwertig zu etablierten eingeordnet. Auslöschende Subsumtion: Diese beschreibt das Vergessen durch Verschmelzung untergeordneter Konzepte in übergeordnete, bis keine Unterscheidung zwischen den Konzepten mehr möglich ist. Dieses, besonders für das Lernen über das Lesen von Texten entwickelte Modell, bietet konkrete Maßnahmen zur Optimierung von Texten, um die Merkleistung der Lernenden steigern zu können. Ausubel selbst entwarf dazu drei konkrete Vorschläge:

Advanced Organizers: Dabei handelt es sich um vor den eigentlichen Text gestellte kurze Texte, die die zentralen Ideen des Textes in inklusiver Form beinhalten. Dadurch werden Ankerideen bereitgestellt, auf die die neuen Ideen des vermittelnden Textes bezogen werden können. Sequentielle Organisation: Es soll durch die Strukturierung des Textes möglich sein, neue Informationen aufgrund von bereits im Text zuvor dargebotenen Informationen zu verstehen. Festigen: Die gelesenen Konzepte sollen durch Zusammenfassungen, Hervorhebungen im Text und Herausarbeiten von Unterschieden gefestigt werden.

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Terror-Management-Theorie

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Die Terror-Management-Theorie ist ein sozialpsychologischer Erklärungsversuch zur Angst vor dem Tod und wurde von S. Solomon et al. (2004) entwickelt, und befasst sich mit typischen Reaktionsmustern, die Menschen im Umgang mit Todesangst und dem Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit entwickeln. Der theoretische Ausgangspunkt ist die auf evolutionsbiologischen Zielvorstellungen basierende Annahme der eigenen Unvergänglichkeit, die mit der menschlichen Einsicht kollidiert, dass Menschen über ein reflektierendes Selbstbewusstsein verfügen und genau wissen, dass sie vergänglich sind und dem Tod nicht entgehen können. Sie besagt demnach, dass das Bewusstwerden der eigenen Sterblichkeit (Mortalitätssalienz) Angst verursachen kann, die durch zwei Bewältigungsmechanismen unter Kontrolle gehalten wird: Weltanschauung und Selbstwert. Die kulturelle Weltanschauung kann durch soziale Normen, höheren Sinn, Transzendenz oder die Hoffnung auf Unsterblichkeit eine Struktur und Wertestandards schaffen, die dem Individuum ein Gefühl von Sicherheit geben. Der Selbstwert kann durch den Glauben an und eine Lebensführung nach den Wertestandards dieser Weltanschauung erworben werden und ist eine emotionale Ebene der Selbsterhaltung. Allerdings werden auch anderen Menschen gegenüber, die über andere Weltanschauungen oder Kulturen verfügen, zur Zielscheibe von Vorurteilen und Ethnozentrismus. Der Mensch weiß im Gegensatz zu Tieren, dass er eines Tages sterben wird, und das macht ihm Angst, und um diese Angst zu reduzieren, erfindet er sich eine Religion und glaubt an das ewige Leben, am besten in einem Paradies. Auch wenn man annimmt, dass dadurch im Christentum gläubige Menschen auf eine Existenz nach dem Tode hoffen, was ihnen die Angst vor dem Sterben nehmen sollte, so sind auch Atheisten relativ furchtlos. Jong et al. (2017) haben in einer Metaanalyse eine schwache negative Korrelation zwischen Religiosität und Angst vor dem Tode gefunden, gleichgültig wie Religiosität dabei definiert war, ob als Glaube an Gott oder ein irgendwie geartetes Nachleben oder auch nur als frommes Verhalten wie Kirchgang und Gebet. Nur die intrinsisch Religiösen, also Menschen, die an die Inhalte ihrer Religion glauben, unterscheiden sich von den extrinsisch Religiösen, die einfach pragmatisch die sozialen und emotionalen Vorteile einer religiösen Gemeinschaft schätzen. Aber immerhin bei der Hälfte der Studien zeigte sich überhaupt kein Zusammenhang zwischen Religiosität und Angst vor dem Tode, sondern in 18 Prozent der Studien fürchteten sich die religiösen Menschen sogar mehr als der durchschnittliche Ungläubige vor dem Ende ihres Lebens. Auch bei den überzeugten Atheisten zeigte sich eine leicht reduzierte Todesangst, sodass man gemäß der Terror-Management-Theorie, dass jede starke Weltanschauung die Angst reduziert, wobei der Atheismus die gleiche Terror-Management-Funktion wie traditionelle Religionen erfüllt.

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Theory of Mind

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Die Theory of Mind beschreibt die Fähigkeit, sich in die Gedanken anderer hineinversetzen zu können, d. h., die Gedanken und Überzeugungen anderer logisch erschließen zu können. Die Entwicklung der Theory of Mind ist ein wichtiger Baustein in der Entwicklung von Kindern. Mit dem Begriff der Theory of Mind beschreibt man in der Psychologie ein kognitives System, das Menschen erlaubt, sich selbst und anderen mentale Zustände zuzuschreiben, was sowohl für einfachere Zustände wie beispielsweise Schmerzen als auch komplexere Zustände wie das Verstehen von Überzeugungen gilt. Die Fähigkeit zur Zuschreibung von mentalen Zuständen baut dabei auf dem Wissen auf, dass jeder Mensch die Welt aus einer ganz eigenen also subjektiven Perspektive repräsentiert, wobei es auf der Basis dieses Verständnisses gelingen kann, Handlungsvorhersagen für das Gegenüber abzugeben und gegebenenfalls das eigene Verhalten in einer Interaktion entsprechend anzupassen. Verwandt mit der Theory of Mind ist die Annahme von Metakognitionen, die das Wissen über eigene kognitive Prozesse und die Fähigkeit beschreiben, diese kognitiven Prozesse zu kontrollieren, wobei es dabei vordringlich um Selbstzuschreibungen mentaler Zustände geht. In Abgrenzung zur Empathie bezieht sich dieser Begriff der Perspektivenübernahme vorwiegend auf den kognitiven Prozess des Hineinversetzens in ein Gegenüber, nicht das Mitfühlen mit dem anderen. Der Ansatz der Theory of Mind bezieht sich demnach letztlich auch auf das Verständnis von Menschen für das Funktionieren des menschlichen Verstandes und den Einfluss, den dieser auf das jeweilige Verhalten ausübt. Die Theory of Mind ist somit meist eine naive Psychologie, mit deren Hilfe sich Menschen die mentalen Zustände und inneren Prozesse anderer Menschen zu erklären versuchen. Dadurch sind sie in der Lage, die Gefühle, Wahrnehmungen und Gedanken anderer einzuordnen und deren Verhaltensweisen einzuschätzen. In Psychologie und Hirnforschung versteht man unter „Theory of Mind“ die Fähigkeit, Bewusstseinsvorgänge wie Gefühle, Bedürfnisse, Ideen, Absichten, Erwartungen und Meinungen anderer Personen zu antizipieren bzw. das eigene und das Verhalten anderer durch Zuschreibung mentaler Zustände zu interpretieren. Menschen besitzen bekanntlich ein besonderes Einfühlungsvermögen, denn um andere Menschen zu verstehen, müssen sie fremde Gedanken, Wünsche und Gefühle genauso entziffern wie versteckte Absichten oder unterschwellige Meinungen. Für diese anspruchsvolle Fähigkeit im menschlichen Gehirn ist ein ganzes Netzwerk verschiedener Areale zuständig das als Theory-of-Mind-Netzwerk (TOM) bezeichnet wird. Bisher wurden darunter hoch komplexe geistige Leistungen verstanden, doch neuere Experimente legen nahe, dass dieses System schon bei einfachen Handlungen eine wichtige Rolle spielt. Momentan versuchen Forscher die Funktionsweise im Detail zu verstehen, also welche Komponenten eher für Wünsche, welche für die Meinungen oder die Stimmungen anderer zuständig sind. Nach Ansicht von Neurowissenschaftlern kann man aber zwei Arten der Theory of Mind unterscheiden, und zwar eine kognitive im Sinne von „ich weiß, was du weißt“, und eine zweite affektive im Sinne von „ich weiß, was du fühlst“. Manche Menschen wissen daher zwar ganz gut, wie die anderen denken, aber sie können nicht emotional nachvollziehen, wie die anderen Menschen sich fühlen, sodass sie kein emphatisches Verhalten und kein echtes Mitgefühl zeigen können. Für Erwachsene ist es manchmal einfach zu bemerken, wann Mitmenschen aus falschen Überzeugungen heraus handeln, wobei diese Form von Erkenntnis als elementar für die soziale Kompetenz gilt. Bereits in einer vorgeschichtlichen Stammesgruppe war es wichtig zu wissen, wie die Hierarchie aufgebaut ist, wer Freund und wer Feind ist und dass eine Hand die andere wäscht, d.h., Allianzen zu bilden und zu kooperieren gehörte schon damals zu den Fähigkeiten, die das Überleben in einer Gemeinschaft sicherten. Die dabei entwickelte Theory of Mind half den Menschen einzuschätzen, wie ein anderer wohl reagieren wird, wenn man ihn um Hilfe bittet oder wenn man ihn bedroht. Hilfsbereitschaft, Mitgefühl oder Rücksichtnahme sind daher nicht primär höfliche, sondern überlebenswichtige Werte einer Gesellschaft, wobei Kulturpessimisten heute befürchten, dass Mitgefühl kein anzustrebender Wert mehr ist, sondern die Hilfsbereitschaft nachlässt, da sich viele Menschen auf dem Egotrip befinden. Um die Fähigkeit einer Theory of Mind zu entwickeln, müssen Menschen in der Lage sein, eine Außenperspektive zu sich selbst einzunehmen, wobei das nur gelingt, wenn man die Innenperspektive des anderen akzeptiert. Anmerkung: Der Mensch ist eigentlich von Natur aus sozial und bereit zu helfen, wobei die menschliche Kultur vor allem durch Kooperation entstanden ist. Allerdings ist der Mensch von der Evolution her nicht auf Situationen angelegt, in denen er auf Fremdes trifft, sondern er ist darauf angelegt, vor allem jenen Menschen zu helfen, die er gut kennt. Dabei dürfen das auch nicht zu viele sein, denn der Mensch hat sich in überschaubaren Gruppen entwickelt, wie es sie etwa noch auf dem Land gibt. Das Leben in der Stadt läuft unter völlig anderen Bedingungen ab, sodass die menschliche Hilfsbereitschaft in Extremsituationen auf engere Beziehungen beschränkt bleibt. Menschen sind bekanntlich soziale Frühgeburten und kommen mit einem Stirnhirn zu Welt, das bei der Geburt noch unreif ist und biologisch gesehen noch nicht funktionieren kann. Doch genau in diesem Areal speichern Menschen später die Informationen und Überzeugungen über sich selbst ab und entwickeln ihre Selbstnetzwerke. Damit sich solche Netzwerke entwickeln, ist die Resonanz der Umwelt vor allem in den ersten Jahren bedeutsam. Säuglinge brauchen daher Resonanz auf ihr Verhalten, denn erst die Reaktionen der Bezugspersonen zeigen dem Säugling, dass er ein Jemand ist. In diesem Prozess entsteht ohne Empathie kein Selbst, denn es zeigt sich bei vielen Menschen, die als Erwachsene eine große Leere oder Traurigkeit empfinden, dass in den ersten Lebensmonaten niemand da war, der ihnen etwas zurückgegeben hat. Wenn Kinder keine Empathie erfahren, kann sich kein stabiles Selbst bilden. Wenn ein Kind in den ersten fünf Jahren viele Anregungen erhält, Aufgaben gestellt bekommt, an denen es sich bewähren kann, dann werden im Gehirn dieses Kindes viele Gene für Nervenwachstumsfaktoren aktiviert und lassen das Gehirn dieses Kindes wachsen. Wird ein Kind aber vernachlässigt und bekommt keine emotionale Zufuhr, erlebt keine Fürsorge, dann werden Stress-Gene aktiviert, d. h., das Kind hat das Gefühl, nicht gut genug zu sein und nicht gemocht zu werden. Bisher ging man davon aus, dass Kinder diese Gabe mit ungefähr vier Jahren entwickeln, doch nach neueren Untersuchungen merken schon Kleinkinder im Alter von zwei Jahren, wenn sich ein anderer irrt und können sein Verhalten entsprechend vorhersagen. So nimmt man heute auch an, dass Geschwister Glück und Partnerschaft beeinflussen, denn wer unter Geschwistern aufwächst oder schon früh in einer Kindergruppe wie im Kindergarten interagiert, der merkt schnell, dass andere Kinder anders denken und macht sich darüber erste Gedanken. Wenn Eltern jedoch nur ein Kind haben, dann dreht sich oft alles um das Kind, d.h., es hat nicht mehr das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein, sondern denkt, es sei der Mittelpunkt der Welt. Solche Kinder haben wenige Lernanreize, die Innenperspektive anderer Menschen zu ergründen, um deren Verhaltensweisen ihnen gegenüber vorherzusagen, denn oft reicht es, einen Wunsch einfach zu äußern, damit er erfüllt wird. Heute wird diese Fähigkeit des Perspektivenwechsels auch manchen Tieren wie Primaten und manchen Vogelarten zugesprochen. Kognitionsbiologen bemühen sich seit einiger Zeit, bei Menschenaffen und intelligenten Tieren nachzuweisen, was experimentell nicht einfach ist, da sich auch Tiere an der Kopf- oder Augenbewegung von Artgenossen orientieren können. Bugnyar et al. (2016) nutzten in einer ausgeklügelten Experimentieranordnung aus, dass Raben Futter vor Artgenossen verstecken. Zunächst wies man nach, dass Raben Futter nur dann gut verstecken, wenn dominante Artgenossen sichtbar und gleichzeitig hörbar sind. In einem zweiten Schritt zeigte man diese Raben ein Guckloch, das ihnen erlaubte, in in Nachbarraum zu spähen. Wenn dieses Guckloch in der Folge offen war und die Raben vom Nachbarraum Laute anderer Raben hörten, versteckten sie ihr Futter in der gleichen Weise, wie wenn ihre Artgenossen sichtbar wären. Da die Anwesenheit von Artgenossen beim offenen Guckloch über Playback simuliert wurde, konnten die Raben definitiv nicht das Verhalten von Artgenossen beurteilen, dennoch agierten sie, als ob sie beobachtet würden, d. h., sie besaßen offenbar ein Verständnis der Sichtweise der anderen. Die Informationsweitergabe zwischen Individuen bildet die Basis aller Langzeittraditionen und Kulturen und spielt eine wesentliche Rolle in der Anpassung an sich verändernde Umweltbedingungen, wobei auch Tiere einander häufig beobachten, um neue Informationen etwa über potentielle Nahrungsquellen oder Raubfeinde zu erhalten. Solche sozialen Interaktionen reichen von aggressiven Zusammentreffen bis hin zu freundlichen Begegnungen, die wesentlich für das Entstehen enger sozialer Beziehungen sind. Bisher war bekannt, dass räumliche Nähe zwischen Artgenossen das Lernen fördern kann, jedoch war kaum etwas über die Rolle bekannt, die unterschiedliche soziale Beziehungen beim Beobachten und Lernen spielen können. In einer Studie (Kulahci et al., 2016) wurde das Sozialverhalten von Raben analysiert und es zeigte sich, dass nicht alle sozialen Verbindungen gleichermaßen das Beobachten und das Lernen voneinander beeinflussen, sondern dass vor allem Netzwerke, die auf freundlichen Interaktionen beruhen wie das nahe Beieinandersitzen oder einander das Gefieder zu kraulen, maßgeblich dafür verantwortlich sind, wie Information in einer Rabengruppe weitergegeben wird. Man hat dabei Raben mit einer Aufgabe konfrontiert, die sie nicht kannten und für deren Lösung nur ein Tier angelernt wurde. Ausgehend von diesem Individuum wurde dann beobachtet, wie sich die Lösung der Aufgabe als Wissen in der Gruppe verbreitet. Dabei zeigte sich, dass enge soziale Beziehungen die gegenseitige Toleranz erhöhen, was dazu führte, dass Tiere mit positiven Beziehungen zueinander einander auch aus nächster Nähe bei der Aufgabenbewältigung beobachten durften. Raben, die enge Beziehungen zu jenen Artgenossen pflegten, die die Aufgabe bereits lösen konnten, waren früher in der Lage diese Aufgabe zu meistern als diejenigen, die kaum enge Beziehungen zu anderen hatten. Insbesondere bei jungen Raben bestanden diese engen Beziehungen, vor allem zwischen Geschwistern, was auch die Bedeutsamkeit verwandtschaftlicher Bindungen zeigt, die beim Lernen helfen. Aus Verhaltensstudien geht hervor, dass sich auch Primaten bis zu einem gewissen Grad in die Gedankenwelt anderer hineinversetzen können, d. h., sie erkennen deren Motive und begreifen, was diese wissen. So konnte man nun auch zeigen, dass Menschenaffen sogar begreifen, dass sich jemand irren muss, wenn er an etwas glaubt, was nicht mit der Realität übereinstimmt. An Experimenten dazu nahmen Schimpansen, Bonobos und Orang-Utans teil, wobei die Tiere mit zwei Versionen einer Trennwand vertraut gemacht wurden einer blickdichten und einer, die aus einem leicht durchsichtigen Material bestand, sodass die Tiere noch erkennen konnte, was sich dahinter abspielte. Man zeigte den Probanden eine Szene, bei der die Augenbewegungen der Zuschauer durch Eyetracker erfasst wurden, da sich in diesen Augenbewegungen die Erwartungen der Tiere widerspiegeln: Wenn sie glauben, dass jemand gleich ein bestimmtes Objekt ergreifen wird, betrachten sie dieses auffällig häufiger. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Tiere bei ihren Erwartungen zum Wissen und Verhalten anderer auch auf ihre eigenen Erfahrungen verlassen (Kano et al. 2019). Experimente zur Theory of mind Getestet wird die Entwicklung dieser kognitiven Fähigkeit mit einer Reihe von Experimenten, etwa mit der False-belief-Aufgabe, die von Wimmer & Perner (1983) entwickelt wurde. Dabei sahen Kinder, wie eine Person beispielsweise ein Buch in einen gelben Koffer legte, und anschließend beobachteten sie, wie eine andere Person das Buch in der Abwesenheit der ersten aus dem gelben Koffer nahm und in einen roten Koffer legte. Schließlich wurden die Kinder gefragt, in welchem der Koffer die erste Person nach dem Buch suchen würde. Dabei antworteten 86 Prozent der Sechs- bis Neunjährigen richtig, über die Hälfte der Vier- bis Sechsjährigen, aber kein Kind, das jünger war. Das bedeutet vermutlich, dass im Alter von vier bis fünf Jahren Kinder zwischen Glauben und Realität unterscheiden, also verstehen, dass es Überzeugungen geben kann, die nicht der Realität entsprechen. Manche vermuten auch, dass jüngere Kinder diese doch komplexen Aufgaben zum Teil einfach noch nicht verstehen. In einfachen Aufgaben mit wenig Ablenkungsmöglichkeiten und geringen Anforderungen an das Sprachverständnis können auch dreijährige Kinder unter Umständen schon richtige Antworten in den False-belief-Aufgaben geben, wobei bereits Zweijährige fähig sein können, anderen eine falsche Überzeugung zuzuschreiben. Die Entwicklung der Theory of Mind bei Kindern hat auch mit der Gehirnentwicklung zu tun, denn die Fähigkeit, Überzeugungen anderer einzuschätzen, ist auch eine Funktion, die sich aus dem Zusammenspiel verschiedener kognitiver Fähigkeiten ergibt wie etwa dem Gedächtnis, der Aufmerksamkeit, der Sprache, der Gesichts- und Blickerkennung sowie der Fähigkeit, auch Kausalzusammenhänge zu begreifen. Im Rahmen einer Studie (Wiesmann et al., 2017) hatte man überprüft, warum Kleinkinder sich erst ab einem Alter von etwa vier Jahren in andere Menschen hineinversetzen können, denn erst dann bildet sich eine entscheidende Faserverbindung, eine Art Datenautobahn im Gehirn, heraus. In der Studie untersuchte man 43 Kinder im Alter von drei und vier Jahren und führte zwei Standardtests zur „Theory of Mind“ durch. Während einem der Tests wurde vor den Augen der Kinder eine Schokoladenbox mit Stiften gefüllt und die Kinder gefragt, was andere wohl in den Box vermuten würden, wobei die Dreijährigen „Stifte“ antworteten, die Vierjährigen hingegen „Schokolade“. Bei Kindern unter vier Jahren ist offenbar der Fasciculus Arcuatus zwischen einer Region im hinteren Schläfenlappen und einem Areal im Frontallappen im vorderen Großhirn noch nicht völlig ausgebildet. Bei allen Dreijährigen fehlte diese Verbindung im Gehirn, die Vierjährigen hatten sie. Grosse Wiesmann et al. (2020) haben sich angesichts dieser Tatsachen, dass bei einer nonverbalen Testung sogar Säuglinge bereits vor dem Alter von zwei Jahren Handlungserwartungen zeigen, die mit den Überzeugungen anderer kongruent sind, die Frage gestellt, ob diese Verhaltensweisen vielleicht nur unterschiedliche Systeme für das Verständnis des Geistes anderer widerspiegeln. Sie konnten nun zeigen, dass diese Fähigkeiten durch die Reifung unabhängiger Hirnnetzwerke unterstützt werden, was auf unterschiedliche Systeme für explizite verbale Theory of Mind und frühe nonverbale Handlungserwartungen hindeutet. Untersucht wurden diese Zusammenhänge mithilfe eines Videoclips, in dem eine Katze zu sehen ist, die eine Maus dabei beobachtet, wie sie in einer Kiste verschwindet. Anschließend kehrt die Katze der Kiste für einen Moment den Rücken zu, die Maus huscht unbemerkt in die benachbarte Box, und als die Katze sich wieder der Szenerie widmet, will sie nach ihrer Beute schauen und läuft auf die erste Kiste zu. Erst Vierjährige sind in der Lage, die Frage, wo die Katze nach der Maus suchen wird, richtig zu beantworten, d. h., im Alter von vier Jahren sind die entsprechenden Hirnregionen dafür ausgereift. Mithilfe der Eye-Tracking-Methode analysierte man das Blickverhalten und stellte fest, dass sowohl die Drei- als auch Vierjährigen richtig voraussehen konnten, wo die Katze nachschauen wird. Sie erkannten also, dass die Katze die Maus noch immer in ihrem ersten Unterschlupf erwartet und dort suchen wird, obwohl sie selbst wussten, dass sich die Maus an der anderen Stelle befindet. Als man die Dreijährigen explizit danach fragte, wo die Katze nach der Maus suchen werde, gaben sie die falsche Antwort, d. h., sie konnten zwar mit ihrem Blick richtig vorhersagen, wo die Katze suchen wird, dies aber in einer Frageform nicht beantworten. Erst Vierjährigen gelang es im Schnitt, die richtige Antwort zu geben. Das erklärt sich also daraus, dass bei beiden Entscheidungsprozessen, der non-verbalen Variante über den Blick und der verbalen über die Antwort, andere Hirnstrukturen beteiligt sind. Man kann hier also Areale für die implizite und die explizite Theory of Mind unterscheiden, wobei beide Bereiche zu unterschiedlichen Zeitpunkten so weit entwickelt sind, dass sie ihre Funktionen erfüllen können. Im supramarginalen Gyrus, der Region für die non-verbale Perspektivübernahme, ist der Cortex bereits früher entsprechend weit ausgereift. Damit können bereits Dreijährige die Handlungen anderer vorhersehen, doch erst im Alter von vier Jahren sind dann der temporoparietale Übergang und der Precuneus entsprechend herangereift, also jene Regionen, durch die man verstehen kann, was andere denken und nicht nur, was sie fühlen und sehen oder wie sie handeln werden. Kurz: In den ersten drei Lebensjahren scheinen also Kinder noch nicht zu verstehen, was der andere denkt und dass das womöglich falsch ist. Es scheint einen Mechanismus in der frühen Kindheit zu geben, eine frühe Form der Perspektiveinnahme, bei dem man einfach den Blick des anderen übernimmt. In dieser Entwicklungsphase ist ein Kind also schlicht darauf angewiesen, das zu übernehmen, was etwa die Eltern wissen und sehen. Osterhaus & Koerber (2021) konnten nun nachweisen, dass Kinder rund um das erste Schuljahr herum verstehen, dass es zwischen Menschen zu Missverständnissen kommen kann. Dazu wurden die Kinder zum ersten Mal im Kindergarten interviewt und dann bis ans Ende der Grundschulzeit begleitet, wobei man jährlich ihre Kompetenzentwicklung gemessen hat. Auf diese Weise ließ sich sehr genau verfolgen, wann Entwicklungsschritte auftreten und wovon diese abhängen. Die SchülerInnen bekamen Aufgaben gestellt, etwa die Geschichte über ein Mädchen, dass eine Überraschungsparty versehentlich ausplaudert, wobei knapp 90 Prozent der Neunjährigen schon erkennen, dass solche Situationen nicht auf Absicht beruhen. Diese Fähigkeit scheint auf einen relativ simplen Prozess zurückzugehen, bei dem Kinder das, was in ihrem sozialen Umfeld passiert, mehr oder minder automatisch wahrnehmen und bewerten. Und je mehr Erfahrung sie hierin haben, desto besser scheint diese Bewertung zu funktionieren. Andere Fähigkeiten scheinen sich aber nicht in erster Linie durch ein Mehr an Erfahrung zu entwickeln, denn so hängt das Verständnis davon, dass zwei Menschen dieselbe Information anders interpretieren, nicht mit dem Alter zusammen, mit dem einzelne Kinder diesen grundlegenden Meilenstein im Verständnis anderer erlangten. Nur rund 60% der Neunjährigen lösten eine entsprechende Aufgabe korrekt. Stattdessen hing diese Fähigkeit mit der Intelligenz der Kinder zusammen, denn zum Ende der Grundschule schnitten intelligentere SchülerInnen bei den entsprechenden Tests besser ab. Darüber hinaus zeigte sich, dass diese Einsicht eine wesentliche Grundlage ist für viele weitere Entwicklungen in der Fähigkeit, andere Menschen zu verstehen. Zu den komplexen Fähigkeiten, die sich im Verlauf der Grundschule entwickeln, gehört Sarkasmus zu erkennen, die Gefühle anderer an den Augen abzulesen, sich in die Gedankenwelt eines anderen zu versetzen und einen Fauxpas auszumachen. Für Erziehende es deshalb als Lernziel wichtig, mit Kindern entsprechende Situationen durchzusprechen, ihnen zu erklären, warum die Beteiligten Bestimmtes denken und es an die Erfahrungswelt der Kinder rückkoppeln. Auch sollte man Kindern die passenden Begriffe dafür beibringen, denn wenn ein Grundschulkind an der Augenpartie eines Menschen nicht ablesen kann, dass dieser durchsetzungsfähig ist, liegt dies wahrscheinlich daran, dass es keinen Begriff von diesem Zustand hat. Gerade bei Konflikten ist es wichtig, dass Kinder über die nötigen Tools verfügen, um sich in andere hineinzuversetzen und Konflikte so effektiv zu lösen. Eine wichtige Grundlage für die Theory of Mind ist daher auch die Sprachentwicklung. Schon Kinder mit zwei Jahren benutzen Worte, die Emotionen beschreiben – allerdings meist ihre eigenen. Mit etwa drei Jahren fangen Kinder dann an, auch kognitive Ausdrücke wie „Ich denke“, zu verwenden. Die Fähigkeit, eigene Gedanken, Wünsche und Absichten zu haben, ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass sich Verständnis für Überzeugungen anderer herausbilden kann (siehe Info-Kasten). Aufgaben zur Theory of Mind, die sprachlich ablaufen, bewältigen Kinder erst im Alter von vier Jahren, wobei dieses erste Level der Theory of Mind auch Affen zu beherrschen scheinen, denn sie lassen etwa beim Futter immer dem dominanten Affen den Vortritt. Wenn man aber einem nicht dominanten Affen im Experiment eine Situation zeigt, aus der klar wird, dass der dominante Affe eine Futterquelle nicht sieht, dann rennt dieser los und holt sich das Essen, und signalisiert damit: „Ich weiß, dass er nicht weiß“, was offenbar auch ohne Sprache funktioniert. Aber wenn es komplexer wird, etwa „Er denkt, dass sie denkt, dass er denkt“, dafür benötigt man die Sprache als strukturgebendes Mittel. Alle Wenn-dann-Beziehungen, vor allem, wenn sie über das Hier und Jetzt hinausgehen, kommen offenbar ohne die Sprache nicht aus. Jürgen Langenbach weist in einem Artikel darauf hin, dass etwa in der Kurzgeschichte Anton Tschechows „Ein Chamäleon“ die Grundzüge der „theory of mind“ zu finden sind. Die Erzählung handelt von der Macht: „Der Polizeiaufseher Gorelow kommt irgendwo auf dem Land in eine Situation, in der ein Mann von einem Hund in die Hand gebissen worden ist, der Mann will Schadenersatz, und er will Strafe für den Hund. Gorelow hält beides für gerechtfertigt und befiehlt, den Hund zu erschlagen. Aber vorsichtshalber fragt er die Herumstehenden, ob jemand wisse, wem der Hund gehöre. „Dem General Shigalow“, antwortet einer, Gorelow schwenkt um, nimmt Partei für den Hund (bzw. den Herrn) und gegen den Gebissenen. Ein Zweiter in der Menge dementiert: Der General habe doch ganz andere Hunde. Gorelow schwenkt wieder um, und so geht die Geschichte dahin, man wird hineingezogen in die Person des Polizeiaufsehers – ob nun voll Verständnis oder Abscheu –, man fühlt und denkt mit ihm mit. Exakt das sind die beiden Bestandteile der „theory of mind“ (ToM). Die bezeichnet das für das soziale Leben grundlegende Vermögen, sich in andere hineinzuversetzen und das eigene Verhalten daran zu orientieren. Das ist nicht einfach – man muss zunächst lernen, dass andere erstens andere sind und zweitens doch auch so, wie man selbst ist. Es braucht Einfühlungsvermögen, es braucht Mitdenken, …“ In Experimenten zeigte sich, dass die Qualität der Literatur entscheidend ist, ob sie als Gehirntraining geeignet ist, denn in der guten Literatur bleibt vieles ungesagt und schwingt zwischen den Zeilen mit, Wendungen sind weniger vorhersehbar, Gut und Böse verschwimmen, jeder Protagonist bringt in seine Geschichte eine eigene, oft widersprüchliche Vorstellungswelt mit. Erst das ermöglicht es LeserInnen, bei der Lektüre verschiedene Perspektiven einzunehmen, d. h., die Zweideutigkeit guter Literatur ist näher am richtigen Leben, weshalb gute Literatur die theory of mind auch mehr trainiert als seichte Unterhaltungsliteratur oder trockene wissenschaftliche Texte.

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Timewarp-Effekt

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Der Time-warp-Effekt oder Zeitsprung-Effekt besagt, dass Menschen in einer bestimmten Situation das Gefühl haben, in einer anderen, stillstehenden aber besonderen Zeit zu sein. Dieser Effekt wird etwa in Kaufhäusern oder Spielcasinos ausgenützt, um eine immer gleiche und damit austauschbare Stimmung zu erzeugen: dieselbe Musik, dieselben Lichteffekte, dieselben Klänge, keine Fenster, daher kein Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang, die Temperatur ist konstant angenehm und irgendwann fühlt sich die Zeit so an, als würde sie stehen bleiben. Daher gibt es in Casinos keine Uhren, sodass es für SpielerInnen dadurch nie Zeit ist, mit dem Spielen aufzuhören. Es ist bekannt, dass Menschen, die mit einer Aktivität sehr intensiv beschäftigt sind, die Zeit und alles um sich herum vergessen (Stichwort Flow). Dabei ist es gleichgültig, um welche Form von Tätigkeit bzw. Spiel es sich handelt: zu Hause vor dem Computer, in einem Spielcafé vor einem Spielautomaten oder im Casino am Pokertisch. Die meisten SpielerInnen befinden sich dann in einem tranceähnlichen Zustand und versuchen nur, möglichst oft zu gewinnen. SpielerInnen verlieren dabei vollkommen ihr Zeitgefühl, Tag und Nacht verschmelzen ineinander. Zwar weisen manche Casinos die SpielerInnen nach exzessiven Spielsessions darauf hin, dass sie eine Pause machen sollten, doch das tun sie nur auf Grund einer gesetzlichen Vorschrift.

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Tür-Effekt

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Der Tür-Effekt – Doorway Effect – beschreibt das Phänomen, dass Menschen beim Gehen durch eine Tür Erinnerungen löschen. Radvansky, Krawietz & Tamplin (2011) ließen sechzig Probanden und Probandinnen unterschiedliche Objekte auswählen, in eine Kiste verpacken und von einem Tisch zu einem anderen bringen. Stand der Zieltisch im gleichen Raum wie der Tisch, von dem die Auswahl getroffen wurde, konnten sich die Probanden und Probandinnen daran erinnern, welche Objekte sie von einem Ort zum anderen transportiert hatten. Wenn der Zieltisch jedoch in einem anderen Raum stand, also die Probanden und Probandinnen den Raum gewechselt und eine Tür durchschritten hatten, gelang es ihnen weniger gut, die transportierten Objekte wiederzuerkennen. Offensichtlich löst das Überqueren einer Türschwelle das Vergessen aus, wobei die Türe eine Art Grenze darstellt, die Denkvorgänge und Erinnerungen voneinander trennt. Das Gehirn koppelt bekanntlich Gedanken oft an die räumliche Umgebung, wobei interessanterweise auch das Zurückkehren in den ursprünglichen Raum dabei wenig hilft, d. h., beim räumlichen Aktualisierungseffekt werden die Gedanken beim Überschreiten der Türschwelle praktisch gelöscht. Aus evolutionärer Perspektive konnten sich die Menschen besser orientieren, wenn sie etwa aus ihrer Behausung in den Wald gingen, wobei sich die Aufmerksamkeit auf die neue Umgebung richtete, um mögliche Gefahren nicht zu übersehen. Ähnlich wie beim –> Zeigarnik-Effekt zieht das Gehirn vermutlich einen Schlussstrich unter die erledigte Aufgabe. Der von Bluma Zeigarnik (1900-1988) beschriebene Zeigarnik-Effekt beschreibt, dass unerledigte Handlungen besser in der Erinnerung des Menschen gespeichert werden als erledigte. Der Tür-Effekt tritt aber nicht nur auf, wenn man physisch von einem Raum in einen anderen geht, sondern auch dann, wenn man bei Überlegungen gedanklich zu einem anderen Thema springt, wonach es manchmal schwerfällt, sich daran zu erinnern, was man gerade zuvor gedacht hat.

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Werther-Effekt

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Als Werther-Effekt wird in der Medienwirkungsforschung die Annahme bezeichnet, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen Suiziden, über die in den Medien ausführlich berichtet wurde, und einer Erhöhung der Suizidrate in der Bevölkerung besteht. Goethes zeichnete in seinem Klassiker der Literatur “Die Leiden des jungen Werthers”, einem Briefroman, ein Porträt der jugendlichen Psychologie mit all ihrer Widersprüchlichkeit, Einsamkeit und Absolutheit der Gefühle. Werther, möchte in der unerfüllten Liebe zu Lotte die Regeln der Gesellschaft abstreifen und sich als Individuum grenzenlos erleben, liebt, dichtet, wütet und scheitert letztendlich. Inzwischen ist nachgewiesen, dass Medien durch die Art und Weise der Berichterstattung auch die gesellschaftliche Information und Einstellung zum Suizid beeinflussen. Aufgrund wissenschaftlicher Untersuchungen ist es mittlerweile erwiesen, dass manche Formen der medialen Berichterstattung über Suizide weitere Suizide auslösen können, sodass Medien durch die Form ihrer Berichterstattung einen Beitrag zur Suizidprävention leisten können. Eine Studie Etzersdorfer & Sonneck (2001) zur Berichterstattung über Wiener U-Bahnsuizide zeigte, dass die ab Mitte 1987 eine veränderte und zurückhaltende Medienberichterstattung mit einem deutlichen Rückgang der U-Bahnsuizide übereinstimmte, wobei diese Zahl seither auf verringertem Niveau blieb. Medien können daher einen bedeutenden Beitrag im öffentlichen Bewusstsein leisten, indem eine Krise nicht als schicksalhafte Krankheit mit völligem psychischen Zusammenbruch ohne Veränderungsmöglichkeiten dargestellt wird, sondern als eine zeitlich begrenzte Phase tiefer Verzweiflung, die auch mittels konkreter und aktiver Hilfe der Umwelt gelindert werden kann und auch Chancen der Neuorientierung beinhaltet. Ein restriktives Berichtverbot über Suizide stellt keine wünschenswerte Lösung dar, da so die Realität dieser Thematik im öffentlichen Bewusstsein weiterhin tabuisiert wird. Nachahmungs- oder Imitationssuizide werden medial verstärkt durch eine Erhöhung der Aufmerksamkeit, wenn der Bericht auf der Titelseite erscheint, bei sensationserregende Überschriften und spektakulärem Stil in Sprache und Darstellung. Insbesondere durch Details zur Person (Name, Foto, Lebensumstände, Abschiedsbrief), Details zur Suizidmethode („starb durch …“), Details zu Suizidort (durch Nennung oder Foto), Details zur Suizidhandlung (filmische Rekonstruktion des Suizides vor Ort), Details zu Suizidforen im Internet (z.B. Bekanntgabe der genauen Adressen), vereinfachende Erklärung („Selbstmord wegen Scheidung“), Heroisierung der Person („…wählte einen besonderen Tod“), Romantisierung des Suizides („…nun ewig vereint“) und Interviews mit Angehörigen in der Schockphase. Der Imitationseffekt wird vermieden, wenn in den Medien die individuelle Problematik beschrieben wird, ohne vorschnell nach einer einzigen Erklärung zu suchen, und ein sorgfältiger Umgang mit Wertungen und sprachlichen Formulierungen, durch das Aufzeigen von konkreten Alternativen und Lösungsansätzen bzw. durch die Darstellung von Beispielen konstruktiver Krisenbewältigung, etwa in Form von Interviews mit ähnlich Betroffenen, wobei diese im Bericht direkt ermutigt werden, Hilfe anzunehmen. Hilfreich ist auch die Informationen über spezielle Institutionen mit aktuellen Telefonnummern und Adressen sowie deren Arbeitsweisen, und die Schaffung eines öffentliches Bewusstseins für die Suizidproblematik, dass Suizidalität oft mit seelischen Krankheiten, vor allem Depressionen einhergeht und diese behandelbar sind. Wichtig ist auch die gezielte Information zur Einschätzung von Suizidgefahr, etwa Warnsignale und der Hinweis auf Risikogruppen, um Angehörigen zu ermöglichen, die Signale der Suizidgefahr zu erkennen. Den präventiven Effekt medialer Berichterstattung bezeichnet man auch als Papageno-Effekt.

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Wonder-Woman-Pose

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Die Wonder-Woman-Pose gehört zu den Power Posen und bedeutet, sich gerade hinzustellen, Hände in die Hüften zu stützen, Schulter zurücknehmen, Füße hüftbreit aufstellen und den Blick geradeaus zu richten. Diese Wonder-Woman-Pose soll angeblich bei regelmäßiger Übung dafür sorgen, dass der Organismus binnen zwei Minuten 25 Prozent mehr Testosteron ausschüttet und das Stresshormon Cortisol um 30 Prozent reduziert wird. Angeblich soll dadurch, dass der Körper diese starke Haltung einnimmt, dem Gehirn suggeriert werden, dass alles nicht schlimm ist und die Stresshormone heruntergefahren werden.

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Zeigarnik Effekt

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Der von der russischen Psychologin Bluma Zeigarnik beschriebene Zeigarnik-Effekt beschreibt, dass unerledigte Handlungen besser in der Erinnerung des Menschen gespeichert werden als erledigte. Die russische Psychologin hatte das Phänomen bei einem Kellner in einem Café beobachtete, denn ihr war aufgefallen, dass der Kellner sich die Bestellungen der verschiedenen Gäste im Kopf merken konnte, doch nachdem die Speisen und Getränke gebracht hatte, konnte er sich wenige Minuten später nicht mehr sie erinnern. Offenbar erinnerte er sich nur an Bestellungen, die er noch nicht abgeschlossen hatte. Zeigarnik untersuchte das Phänomen schließlich in einem Experiment, bei dem sie Probanden verschiedene Aufgaben stellte, z. B. etwas zu zeichnen oder zu basteln. Manche Aufgaben durften die Probanden dabei beenden, bei anderen unterbrach man sie während der Aufgabe. In der anschließenden Befragung konnten sich die Probanden deutlich besser an jene Aufgaben erinnern, die sie nicht abgeschlossen hatten. Zeigarnik schloss daraus, dass das Gehirn für bevorstehende Aufgaben eine gewisse Aufmerksamkeit zur Verfügung stellt, die es abbaut, sobald die Aufgabe erledigt ist und keine weitere Handlungen mehr erfordert. Auch wenn der Effekt in der Folge oft nicht replizierbar war und deshalb umstritten ist, bleibt das Grundprinzip zumindest einleuchtend und kann im Alltag oft beobachtet werden, nicht zuletzt bei KellnerInnen in Lokalen. Eine Grundlage für diesen Effekt bildet die Annahme Kurt Lewins, dass Intentionen gespannte Systeme darstellen, wobei die Spannung so lange erhalten bleibt, bis die zugehörige Intention erledigt ist. Aus der Sicht der Gedächtnisökonomie bedeutet das, dass unabgeschlossene Handlungen mentale Ressourcen binden und den Menschen geradezu in eine zwanghafte Haltung führen, eine Handlung unbedingt abschließen zu wollen, d. h., Bücher müssen zu Ende gelesen, Filme zu Ende geschaut und Gespräche zu Ende geführt werden. Regisseure und Drehbuchautoren machen sich den Zeigarnik-Effekt zunutze, um Handlungen so zu verschachteln, dass die Spannung erhalten bleibt, denn sie wissen, dass nicht abgeschlossene Ereignisse im menschlichen Gehirn festgehalten werden, sodass eine Waffe, die zu Beginn des Films bedeutungsschwer an der Wand hängt, auch irgendwann im Film abgefeuert werden wird. Aber auch in Filmserien wird versucht, durch eine am Ende einer Folge aufgetretene Situation das Interesse für die Fortsetzung wachzuhalten (Cliffhanger). Es ist daher kein Wunder, dass sich eine Fernsehsendung von gestern Abend untertags immer wieder ins Gedächtnis drängt. Auch wenn dieser Effekt nicht in allen Untersuchungen in dieser Form nachgewiesen werden konnte, bildet er auf Grund seiner Nachvollziehbarkeit ein gutes Erklärungsprinzip für dieses alltägliche Phänomen.

Forschung zum Zeigarnik-Effekt: Es ist auch dem Zeigarnik Effekt geschuldet, wenn manche Menschen am Wochenende Schlafprobleme haben, denn sie machen sich Sorgen über unerledigte Arbeit. Manche Arbeitnehmer fühlen sich auch an freien Tagen von der Arbeit belastet, d. h., sie grübeln über unerledigte Aufgaben nach. In einer Untersuchung (Syrek et al., 2017) wurden Berufstätige aufgefordert, über einen Zeitraum von zwölf Wochen einen Online-Fragebogen zu ihrer Arbeitsbelastung auszufüllen. Jeweils am Freitagnachmittag wurden Angaben zum erlebten Zeitdruck und über unerledigte Aufgaben am Ende der Woche registriert, und am Beginn der Arbeitswoche sollten die Probanden Daten zu ihrer Schlafqualität und die Art ihrer arbeitsbezogenen Gedanken liefern, wobei zwischen zwei Arten des Denkens unterschieden wurde: Sorgenvolles Grübeln lag dann vor, wenn sich ein Proband am Wochenende angespannt fühlte, weil er über die Arbeit nachgedacht hatte. Problemorientierte Gedanken hingegen waren, wenn man am Wochenende in seiner Freizeit Lösungen für arbeitsbezogene Probleme gefunden zu haben glaubte. Sorgenvolles Grübeln ist ein Zustand, in dem negative, wiederkehrende Gedanken über die Arbeit auftreten, ohne dass nach Lösungen gesucht wird, während problemlösendes Grübeln eher ein kreatives, von der Arbeit losgelöstes Nachdenken über Probleme darstellt. Es zeigte sich, dass wer mehr unerledigte Aufgaben hat, stärker von Schlafstörungen betroffen ist, wobei ein positiver Zusammenhang zwischen sorgenvollem Grübeln und Schlafstörungen gefunden werden konnte.

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360°-Feedback: Unter einem 360°-Feedback versteht man den Vorgang in einer Gruppe, bei dem Menschen, die in unterschiedlicher Beziehung zu dem zu Beurteilenden stehen und bzw. oder aus unterschiedlichen Gründen an den Ergebnissen interessiert sind, eine Rückmeldung zu der Leistung der Person in einer Gruppe geben. Ein 360°-Feedback ist ein Instrument der Meta-Steuerung in einer Organisation. Diese Form einer Beurteilung ergibt ein differenzierteres Feedback, sie ist eine bessere Grundlage etwa für die Personalentwicklung bzw. stärkt die Eigenverantwortlichkeit der Mitarbeitenden für ihre persönliche Entwicklung, erfordert jedoch eine ausgeprägte Vertrauenskultur in einem Unternehmen. Ein 360°-Feedback initiiert Reflexion und Kommunikation und kann damit ein Instrument des kontinuierlichen Lernens und der ständigen Weiterentwicklung in Organisationen sein.

A.

ACTH: Adrenokortikotropes Hormon aus der Hirnanhangdrüse, –> Stressreaktion

Adaptive Modifikation: Anpassung komplexer synaptischer Verschaltungsmuster, –> Neuroplastizität

Adaptive Reorganisation: Neustrukturierung neuronaler Netzwerke, –> Neuroplastizität

Adenohypophyse: Hirnanhangdrüse, –> Stressreaktion
Die Adenohypophyse ist eine Drüse und wird auch als „Hypophysenvorderlappen“ bezeichnet. Die Adenohypophyse gibt ihre Hormone direkt in das Blut ab, sie ist also endokrin. Zusammen mit der Neurohypophyse, die ein Hirnabschnitt ist bildet sie die Hypophyse. Die beiden Systeme sind über eine Kontaktfläche eng miteinander verknüpft.

Adler, Alfred: (1870-1937) ist der Begründer der –> Individualpsychologie. Aus der Sicht der Individualpsychologie ist der Mensch unteilbar, das heißt Körper, Seele und Geist bilden eine Einheit (individere= unteilbar). Deshalb haben Störungen in einem Bereich Auswirkungen auf viele anderen Lebensbereiche.
Bei einer Autopanne würde Freud die Kühlerhaube öffnen und anfangen, den Motor zu reparieren, Jung würde mit einem Kanister losmarschieren, um Benzin zu besorgen, Adler dagegen würde sich über eine Karte beugen und das Fahrtziel studieren

Adrenalin: Hormon des Nebennierenrindenmarks: –> Stressreaktion

Adrenokortikales System: Hormone aus der Hirnanhangdrüse, regen die Sekretion von Kortisol durch die Zellen der Nebennierenrinde an, –> Stressreaktion

Affekte: Affekte sind einschießende heftige Gefühle, die meist körperlich deutlich erlebbar sind, sie gehen mit hoher psychischer Erregung einher und rufen meist eine soziale Reaktion hervor. Affekte sind das Ergebnis unbewusster emotionaler Verarbeitungsprozesse, wobei Affekte häufig als diffuse Zustände erlebt werden, die sich in körperlichen Reaktionen zeigen können, etwa in Anspannung, einem Druck in der Brust oder in einer Verkrampfung. Ein bewusster Zugang zum Auslöser besteht bei den Affekten im Gegensatz zu Emotionen zumeist nicht, denn Emotionen beinhalten in der Regel kognitive Verarbeitungsprozesse und beziehen sich meist auf einen konkreten biografischen Kontext, sodass sie dem Bewusstsein zugänglich sind. Emotionen besitzen im Gegensatz zu Affekten meist Zwischentöne und gehören zu den herausragenden menschlichen Spezifitäten. Der Begriff wird auch sehr unterschiedlich definiert, doch meist versteht man darunter ein intensives, relativ kurz dauerndes Gefühl. In der weitesten Bedeutung wird jede emotionale Regung als affektiver Prozess bezeichnet. Affektive Störungen (mood disorders) sind psychische Störungen (z. B. Major Depression, bipolare Störung), die durch emotionale Extreme charakterisiert sind.

Adrenokortikales System: Hormone aus der Hirnanhangdrüse, regen die Sekretion von Kortisol durch die Zellen der Nebennierenrinde an, –> Stressreaktion

Affektive Hemmung: nennt man eine Beeinträchtigung der Wiedergabe von gelernten Inhalten aufgrund des Auftretens starker affektiver Erregungen zwischen Einprägung und Reproduktion eines Lernstoffs. Also das, was bei Prüfungsangst geschieht.

Ähnlichkeitshemmung: Ähnlichkeitshemmungen sind den Lernprozess störende Überlagerungen zweier einander ähnlicher Lerninhalte.

Aktualneurose: Unter einer Aktualneurose – auch Angstneurose, Schreckneurose, Neurasthenie – versteht man vor allem in der Psychoanalyse eine spontan auftretende Form der Neurose, die durch Organismusstörungen und die damit verbundenen Angstreaktionen gekennzeichnet ist. Die Genese der Symptome besteht in einer unmittelbaren Auswirkung eines aktuellen auslösenden Affektreizes. Zu den typischen Aktualneurosen zählen etwa Angstneurosen, wobei das kennzeichnende Merkmal die Aktualität des Auslösers ist, die im Gegensatz zu jenen Neurosen stehen, bei denen der Auslöser in der Kindheit zu suchen ist und deren Auftreten keines aktuellen Auslösers bedarf. Aktualneurosen stellen im Gegensatz zu den klassischen psychoanalytischen Neurosen ein Krankheitskonzept dar, das keine in der frühen Kindheit zurückliegende Konflikte oder andere psychische Traumatisierungen aufweist. Der Begriff wurde von Sigmund Freud geprägt und bezeichnet im Gegensatz zur Psychoneurose, die auf seelische Ursachen zurückzuführen ist, dass die Neurose durch eine organischen Schädigung der Sexualität verursacht wurde – etwa Onanie oder frustrane Erregung (Erregungen ohne Abfuhr der Libido). Freut erkennt dabei zwei Formen der Aktualneurose an: die Angstneurose und die Neurasthenie. Die Angstneurose entsteht durch eine schädliche Form des Sexuallebens (etwa Coitus interruptus), die Neurasthenie als Folgeerscheinung von Onanie. Da die Aktualneurose eben keinen Angriffspunkt für eine psychoanalytische Behandlung bot, wurde dieses Konzept von Freud nicht weiterentwickelt und geriet so in Vergessenheit. Nach seinem späteren Konzept stellte er aus der Sicht seiner psychoanalytischen Techniken der Behandlung die narzisstischen Neurosen den Übertragungsneurosen gegenüber.

Amygdala: Hirnregionen, –> Limbisches System

Ambiguitätsaversion: Ambiguität
Ambiguität bezeichnet eine Situation unter Unsicherheit, in der der Entscheider keine eindeutigen Vorstellungen über die Wahrscheinlichkeiten möglicher Ereignisse hat. Die extremste Form der Ambiguität ist der Verlust der Enscheidungsfähigkeit. Der Entscheider kann hier keinerlei Wahrscheinlichkeitsvorstellungen angeben. Allgemein besteht Ambiguität aber bereits dann, wenn Wahrscheinlichkeiten nicht objektiv gegeben sind (wie bei Glücksspielen), sondern subjektiv geschätzt werden. –> Buridans Esel

Ambiguitätstoleranz: Das Konzept der Ambiguitätstoleranz stammt von Else Frenkel-Brunswik, einer österreichisch-US-amerikanische Psychoanalytikerin und Psychologin, die Mitarbeiterin von Karl und Charlotte Bühler am Psychologischen Institut der Universität Wien war, und wegen des Anschlusses Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich in die USA emigrierte und im gleichen Jahr den Psychologen Egon Brunswik heiratete. Else Frenkel-Brunswiks Konstrukt der Ambiguitätstoleranz wurde in großen Versuchsreihen empirisch untersucht, wobei vor allem Ökonomen über Ambiguitätstoleranz geforscht haben, etwa im Zusammenhang mit Kaufentscheidungen. Nach Frenkel-Brunswik gibt es bei vielen Menschen diese charakterstische Eigenschaft einer Intoleranz der Ambiguität, die das Nicht-Ertragen-Können von Mehrdeutigkeit kennzeichnet. Einige Menschen können mehrdeutige und gegensätzliche Sachverhalte nicht ertragen und sind daher unfähig, sich in die Sichtweise anderer Menschen im Sinne eines Perspektivenwechsels hineinzuversetzen, sodass eine starre, unflexible, zwanghafte Haltung vorherrscht. Dabei werden Zwischentöne und komplexe Sachverhalte abgelehnt, da sie die Menschen irritieren, eine Abwehrtendenz, die eng verwandt ist mit einer negativen Einstellung gegenüber Andersartigem und der Ablehnung des kulturell Fremden. Unter Ambiguitätstoleranz versteht man in den Erzieungswissenschaften und hier besonders in der Theorie der Identitätsbildung von Krappmann (2000) die Fähigkeit von Heranwachsenden, widersprüchliche Bedürfnisse auzuhalten, denn nur durch die Rollendistanz und Empathie lernt das Individuum neue und auch widersprüchliche Erwartungen der anderen, die den eigenen entgegengesetzt sind, zu ertragen. Die Ambiguitätstoleranz ist demnach eine für die Identitätsbildung entscheidende Variable, da Identitätsbildung offenbar immer wieder verlangt, konfligierende Identifikationen zu synthetisieren. Ohne sie ist ein Individuum nicht in der Lage, angesichts der in Interaktion notwendigerweise auftretenden Ambiguitäten und unter Berücksichtigung seiner Beteiligung an anderen Interaktionssystemen und einer aufrechtzuerhaltenden biographischen Kontinuität zu handeln. Die Errichtung einer individuierten Ich-Identität lebt von Konflikten und Ambiguitäten. Werden Handlungsalternativen, Inkonsistenzen und Inkompatibilitäten verdrängt oder geleugnet, fehlt dem Individuum die Möglichkeit, seine besondere Stellung angesichts spezifischer Konflikte darzustellen. Wenn die Ambiguitätstoleranz eines Individuums in einer konkreten Situation nicht ausreichend vorhanden ist oder wenn eine Situation so widersprüchlich ist, dass ein zu hohes Maß an Ambiguitätstoleranz gefordert wird, kommt es zur Abwehr, d. h., entweder verdrängt es alle Widersprüche zwischen den Erwartungen anderer und den eigenen Bedürfnissen, oder das Individuum beharrt auf den eigenen Bedürfnissen, d. h., die Rollenerwartungen werden nicht hinterfragt, sondern deren Bedeutung wird geleugnet. Vor allem das Bedürfnis, im Leben Irritationen zu vermeiden, beschreibt man in der Psychologie oft als Intoleranz gegenüber Ambiguität, wobei Menschen mit einer solchen Intoleranz alle mehrdeutigen oder unklaren Situationen als bedrohlich bzw. anstauslösend empfinden. Diese Menschen neigen dann dazu, wenig offen für unterschiedliche Perspektiven zu sein und halten im Zweifel lieber am Althergebrachten fest. Die bei diesen Menschen oft damit verbundene Suche nach einfachen, schnellen und eindeutigen Antworten verstärkt jedoch Stereotype und verhindert informiertes Abwägen von Alternativen.

Angst und Furcht sind –> Emotionen, die bei einer Bedrohung (oder der bloßen Vorstellung davon) bei vielen Tieren einschließlich des Menschen auftreten. Als grundlegende stammesgeschichtlich herausgebildete Warn- und Schutzfunktion treiben Angst und Furcht zur Flucht und aktiven oder passiven Vermeidung von Situationen an, die Schmerz, Verletzung und Tod zur Folge haben können. Das ständige „Sichern“ vieler Arten verdeutlicht die Erwartung einer Gefahr, ohne daß diese von einem bestimmten Objekt ausgehen muß. Häufig wird unterschieden zwischen

  • Angst als allgemeinem, gegenstandslosem, frei flottierendem, ungerichtetem und diffusem Gefühl, das nicht zu konkreten Handlungen führt (oder führen kann) und
  • einer spezifischen, gegenstandsgerichteten, d.h. auf ein konkretes Objekt oder eine bestimmte Situation bezogenen Furcht, die zu Verstecken, Flucht oder Angriff verleitet – die Angst kommt „von innen“, die Furcht „von der Außenwelt.

Ampakine:

Eine Gruppe von Wirkstoffen, die die Aufmerksamkeitsspanne vergrößern, das Gedächtnis verbessern und das Lernen erleichtern – neudeutsch als „Neuroenhancer“ bezeichnet. Ihre vermutete Wirkung beruht auf einer leichteren Übertragung an Synapsen, die Glutamat benutzen.

Amygdala: Ein wichtiges Kerngebiet im Temporallappen, welches mit Emotionen in Verbindung gebracht wird: es bewertet den emotionalen Gehalt einer Situation und reagiert besonders auf Bedrohung. In diesem Zusammenhang wird sie auch durch Schmerzreize aktiviert und spielt eine wichtige Rolle in der emotionalen Bewertung sensorischer Reize. Die Amygdala – zu Deutsch Mandelkern – wird zum limbischen System gezählt.

Angstschwindel: Der Angstschwindel ist eine eher diffuse Form eines psychogenen Schwindels, der häufig als Benommenheit, Unsicherheit auf den Beinen, mangelnde Standfestigkeit, Schweben wie auf Wolken, verbunden mit Übelkeit erlebt wird, wobei Haltungsveränderungen diese Schwindelform kaum beeinflussen. Vor allem Agoraphobiker klagen über Schwindel, Ohnmachtsangst und Übelkeit, obwohl sie im Laufe des Lebens kaum ohnmächtig wurden, haben sie aber häufig Angst davor. Bei Menschen mit Angststörungen, die über Schwindelzustände klagen, obwohl keine neurologischen oder organischen Ursachen festgestellt werden können, lassen sich zwei relativ gut abgrenzbare Syndrome unterscheiden: Phobischer Attacken-Schwankschwindel mit und ohne Paniksymptome und psychogene Stand- und Gangstörung. Ohne subjektiven Schwindel im Kopf fühlen sich die Betroffenen “schwindlig auf den Füßen“ und beschreiben ein Schwanken beim Stehen und Gehen, bewegen sich langsam und zögerlich. Die ständige Angst führt zu chronischer Muskelverspannung mit erst recht zu Gleichgewichtsstörungen, d. h., die Betroffenen haben oft Angst vor dem Umfallen, obwohl ihnen dies noch nie passiert ist, und entwickeln agoraphobische Tendenzen.

Anxiolytika: Anxiolytika sind ein neuerer Begriff für Medikamente, die in der Behandlung von Angststörungen eingesetzt werden, wobei sie beruhigend und spannungslösend wirken. Früher wurden Anxiolytika meist als Sedativa oder Tranquilizer bezeichnet. Antidepressiva sind oft eine wirksame Alternative zu Tranquilizern, da sie spannungslösend und stimmungsaufhellend wirken. Tranquilizer sind die am häufigsten verordneten Psychopharmaka, machen jedoch schon nach kurzer Zeit körperlich abhängig. Betablocker, die ebenfalls eingesetzt werden, reduzieren hauptsächlich die körperlichen Begleiterscheinungen der Angst.

Arbeitsgedächtnis: Im Arbeitsgedächtnis – working memory – werden kurzfristig Informationen bereit gehalten, d.h., wenn etwa jemand eine längere Zahl wie eine Telefonnummer nennt und man sich diese über murmelndes Repetieren gemerkt hat, um sie in seinem Notizbuch niederzuschreiben, dann hat man direkt nach dem Aufschreiben diese Zahl auch schon wieder vergessen. Das liegt daran, dass keine Verknüpfungen im Langzeitgedächtnis entstanden sind. Das Arbeitsgedächtnis ist auch ein neueres Verständnis des Kurzzeitgedächtnisses, zu dem die bewusste, aktive Verarbeitung von eingehenden auditiven und visuell-räumlichen Informationen sowie von Informationen aus dem Langzeitgedächtnis gehört. Hier wird durch Aktivierung neuronaler Netze etwa beim Sprechen der Anfang und die Mitte eines Satzes vorgehalten, während das Ende gerade gehört wird, wobei in diesem Zusammenspiel zwischen Arbeitsgedächtnis und aktueller Wahrnehmung eine Information über den Satzinhalt entsteht. Solche Mechanismen sind etwa auch beim Lesen oder Kopfrechnen unbedingt erforderlich. Das visuelle Kurzzeitgedächtnis etwa hilft den Menschen, Objekte über einen kurzen Zeitraum im Gedächtnis zu behalten, auch wenn diese Objekte gar nicht mehr sichtbar sind. Anders als bisher angenommen basiert das visuelle Kurzzeitgedächtnis aber nicht nur auf einer Art von Information über ein Objekt, also etwa nur über dessen Farbe oder nur zum Namen des Objekts, sondern es können mehrere Arten von Information gleichzeitig im Kurzzeitgedächtnis aufrechterhalten werden. Offenbar ist das Kurzzeitgedächtnis komplexer ist als zuvor vermutet. Liu et al. (2929) registrierten die Gehirnaktivität bei Epilepsie-Patienten mithilfe von Elektroden, während die Probanden Bilder von Objekten wie einer Banane präsentiert bekamen und sich diese für kurze Zeit merken sollten. Es zeigte sich, dass neuronale Netzwerke Bilder in ähnlichen Schritten verarbeiten wie Menschen, denn sieht ein Mensch oder ein neuronales Netzwerk eine Banane, werden im ersten Schritt einfache Eigenschaften wie die gelbe Farbe und die glatte Textur verarbeitet. Im Verlauf des Betrachtens wird die verarbeitete Information immer komplexer, denn so erkennen Mensch und Netzwerk schließlich, dass es sich um eine spezielle Halbmondform handelt, bis am Ende die Banane benannt werden kann. Man verglich die verschiedenen Verarbeitungsschritte des neuronalen Netzwerks mit den Gehirndaten und stellte fest, welche Aktivitätsmuster zur Verarbeitung einfacher visueller Eigenschaften wie der gelben Farbe der Banane gehören, und welche zu komplexeren Eigenschaften wie ihrem Namen. Dabei wurden die Objekte nicht wie ursprünglich angenommen nur in einer Form im Kurzzeitgedächtnis abgebildet, sondern in mehreren Formen gleichzeitig, und zwar werden beim Betrachten zunächst einfache Merkmale der Banane im Gedächtnis präsent gehalten, und erst danach kommen komplexere Eigenschaften wie der Name hinzu. Während der Merkphase werden dann aber einfache und komplexe Informationen gleichzeitig aufrechterhalten. Für die Aufrechterhaltung eines intakten Arbeitsgedächtnisses verbraucht das Gehirn viel Energie, denn durch diese grundlegende Fähigkeit des menschlichen Gehirns, sich für eine kurze Zeit Informationen zu merken, sind Menschen erst in der Lage, die sie umgebende Umwelt zu verstehen. Bei vielen psychiatrischen Erkrankungen ist dieser Mechanismus aber gestört, insbesondere im Zusammenhang mit Schizophrenie. Zum Arbeitsgedächtnis gehören sowohl die auditiven (phonologische Schleife) als auch die visuell-räumlichen (visuell-räumlicher Notizblock) Elemente, die durch einen zentralen Exekutivprozessor koordiniert werden. Diese voneinander getrennten mentalen Untersysteme gestatten es uns, Bilder und Wörter gleichzeitig zu verarbeiten. Dies ist auch eine Erklärung dafür, warum wir reden können (verbale Verarbeitung), während wir Auto fahren (visuell-räumliche Verarbeitung). Zwar erhöht ein schlechtes Arbeitsgedächtnis nicht direkt die Ablenkbarkeit, doch ermüden die Betroffenen schneller beim Zuhören, beim Lesen oder beim Schreiben. Die Konzentration nimmt vor allem durch das Problem ab, Zusammenhänge mit kurz zuvor Gehörtem oder Gelesenem herzustellen, was dadurch zu Fehlinterpretationen, Verarbeitungslücken und Verschriftungsfehlern führt. Oft wird die Abklenkbarkeit durch Umgebungslärm und andere Störreize zusätzlich beeinträchtigt. Studien haben übrigens einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Kapazität des Arbeitsgedächtnisses und abschweifenden Gedanken nachgewiesen, wobei das Arbeitsgedächtnis die Menschen in ihren alltäglichen Planungen dadurch unterstützt, dass diese während einer automatisch ablaufenden Betätigung an etwas anderes denken können. Die Ergebnisse zeigen auch einen Zusammenhang zwischen der Kapazität des Arbeitsgedächtnisses und freiem Gedankenlauf, denn Menschen mit größerer Kapazität des mentalen Arbeitsspeichers können ihren Gedanken während Routineaufgaben wie Kartoffelschälen, Turnen oder Kaffeekochen freien Lauf lassen und erledigen die Aufgaben dennoch fehlerlos. Eine begrenzte Kapazität des Arbeitsgedächtnisses erklärt übrigens, warum es so schwierig ist, sich an die Melodie eines Lieds zu erinnern, während man ein anderes hört. Schichtaufnahmen des Gehirns zeigen, dass die Frontallappen aktiv sind, wenn sich die zentrale Exekutive auf komplexes Denken konzentriert, und dass die Areale in den Parietal- und Temporallappen, die dazu beitragen, die auditiven und visuellen Informationen zu verarbeiten, auch aktiv sind, wenn sich solche Informationen in unserem Arbeitsgedächtnis befinden. Nach Walshe et al. (2019) hängt es mit der Entwicklung des Gehirns, im speziellen des Arbeitsgedächtnisses zusammen, dass jugendliche Fahrer die höchste Rate an Kraftfahrzeugunfällen haben. Je schlechter das Arbeitsgedächtnis, das für das Gefahrenbewusstsein entscheidend ist, bei unter 20-Jährigen entwickelt ist, desto häufiger haben sie Autounfälle, und zwar unabhängig davon, wie risikofreudig sie fahren. Bei Untersuchungen mittels der transkraniellen Magnetstimulation konnte auch gezeigt werden, dass bei Menschen mit hoher motorischer Erregbarkeit bereits geringe Impulsstärken ausreichen, um in bestimmten Muskeln eine sichtbare Reaktion auszulösen. Auch schnitten Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einer hohen motorischen Erregbarkeit bei bestimmten Arbeitsgedächtnisaufgaben im Durchschnitt besser ab als Menschen mit einer niedrigen Erregbarkeit. Offensichtlich bestehen hier Zusammenhänge, die bei der Erklärung bestimmter Erkrankungen wie ADHS berücksichtigt werden sollten (Schickten et al., 2013). Da das menschliche Arbeitsgedächtnis dafür verantwortlich ist, Gelerntes abzuspeichern, befürchten manche ForscherInnen, dass die neuen Technologien mit ihrer ständigen Informationsflut für das Gehirn die wichtigen Leerlaufpausen nimmt, was schließlich zur Überlastung des Arbeitsgedächtnisses führen kann. Bekanntlich ist das menschliche Gehirn auch in Phasen des Leerlaufs aktiv, denn das Gehirn ist so konstruiert, dass es immer wieder in einen weniger aktiven Zustand verfällt, was dafür genutzt wird, Erinnerungen zu festigen und Informationen vom Arbeitsgedächtnis in das Langzeitgedächtnis zu übertragen. Daher ist es zum Beispiel sinnvoll, während eines Lernvorganges immer wieder die Aufnahme der Informationen zu unterbrechen. Durch die Permanenz der Online-Medien gehen diese Phasen des Entspannens zunehmend verloren. In Computermodellen der Hirnfunktion wurde festgestellt, dass Menschen im Arbeitsgedächtnis nur etwa drei bis vier Dinge gleichzeitig vorhalten können, d. h., wenn man versucht, mehr aufzunehmen, wird das System überlastet und Daten gehen zwangsläufig verloren. Das kann etwa passieren, wenn man während der Arbeit twittert, chattet oder auf Facebook liest und dabei zusätzliche Informationen die Wahrnehmung überfluten, denn die über die verschiedenen Sinne einströmenden Stimuli benötigen alle die gleichen begrenzten Ressourcen im Arbeitsgedächtnis. Dadurch wird die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses für die eigentliche Aufgabe kleiner und auch die Verarbeitung der Daten funktioniert durch Interferenzen nicht mehr reibungslos. Wenn dann auch noch der Leerlauf wegfällt, kann das Arbeitsgedächtnis diese Überlast nicht abarbeiten, als Folge gehen Informationen verloren. Schon der Kurzzeitspeicher im modalen Gedächtnismodell Atkinsons und Shiffrins (1968, 1971) war als working memory konzipiert worden, dem bei einer Fülle kognitiver Aufgaben zentrale Bedeutung im Sinne eines zeitweiligen Haltens bzw. von Informationen zugesprochen wurde. Hiervon ausgehend entwickelte man die Idee eines aus verschiedenen Subkomponenten zusammengesetzten Kurzzeitgedächtnisses im Sinne eines „work space“, das – im Unterschied zu dem statischen Modell Atkinsons und Shiffrins – in sehr dynamischer Weise Informationen verwaltet und verarbeitet, also nicht nur zur kurzfristigen Speicherung und Verarbeitung von Informationen bzw. als temporäres und selektives „Fenster“ des Langzeitspeichers zu verstehen ist, sondern Raum für Prozesse wie Entscheidungen, Problemlösen etc. bietet. Evidenz hierfür gaben eine Reihe von Untersuchungen im dual-task-Paradigma, bei denen Probanden zum einen mit das Kurzzeitgedächtnis belastenden und „ausfüllenden“ Gedächtnisspannenversuchen und gleichzeitig zum Beispiel mit einer Entscheidungsaufgabe konfrontiert wurden. Interessanterweise führten solche Versuche keineswegs zu katastrophalen Ergebnissen bei mindestens einer dieser Aufgaben, wie nach dem modalen Gedächtnismodell zu erwarten gewesen wäre, zwar stieg die Bearbeitungszeit deutlich in Abhängigkeit von der in der Gedächtnisspannenaufgabe verwandten Anzahl von Items, die Fehlerquote blieb konstant gering.

AssoziativerKortex: Netzwerk der Großhirnrinde –> Kortex

Assoziation: Eine Assoziation ist eine gedankliche Verknüpfung zwischen Begriffen im Gedächtnis. Sie entsteht bei Kontiguität, also dem zeitlich oder räumlich gleichem oder ähnlichen Auftreten von Objekten oder Gedanken.

Axon: zentraler, für die Erregungsleitung wesentlicher Teil des langen Fortsatzes der Nervenzellen –> Neuron

Arbeitsüberlastung: Die Arbeitszufriedenheit (work satisfaction) ist die zusammenfassende Bewertung der unterschiedlichen Dimensionen von Arbeit. Bruggemann (1974) hat ein Fünf-Faktoren-Modell der Arbeits(un)Zufriedenheit entwickelt, wonach sich diese in drei Schritten ergibt: In einem Soll-Ist-Wert-Vergleich entwickeln Beschäftigte ausgehend von ihren Bedürfnissen einen Soll-Wert, den sie mit dem Ist-Wert ihrer Arbeit vergleichen. Wenn der Ist-Wert den Soll-Wert übersteigt, entsteht Zufriedenheit, falls nicht, Unzufriedenheit. Wenn zufriedene Personen ihr Anspruchsniveau gleich halten, kommt es zu einer stabilisierten Zufriedenheit, wenn sie es anheben und ehrgeiziger werden, entwickelt sich eine progressive Zufriedenheit. Wenn Berufstätige mit unbefriedigendem Soll-Ist-Vergleich ihr Anspruchsniveau senken, weil sie sich innerlich an die negativen Umstände anpassen, entsteht resignative Zufriedenheit. Personen, die nach einem negativem Soll-Ist-Vergleich unzufrieden sind, versuchen entweder ihre Situation zu verändern, was eine konstruktiven Unzufriedenheit zur Folge hat, oder, wenn sie dies nicht versuchen, entsteht eine fixierte Unzufriedenheit.

Arousal: Arousal bezeichnet in der Psychologie ganz allgemein die Alarmreaktion des Organismus, bei der Stresshormone ausgeschüttet werden, die im ganzen Körper wirken, vor allem im Gehirn, im vegetativen Nervensystem und auf den Stoffwechsel. Der Mensch empfindet dabei eine Erregung, etwa durch sexuelles Verlangen, Ärger oder Angst. Das Niveau des Arousal kann situationsabhängig verschieden ausfallen und wird als elektrische Spannung mit Hilfe des EEG gemessen. Ein niedriges Arousal ist dabei durch eine niedrige Frequenz (< 10 Hz) und eine hohe Amplitude gekennzeichnet, höheres Arousal dagegen durch schnelle, unregelmäßige Fluktuationen und kleine Amplituden. In der Neuropsychologie bezeichnet man mit Arousal eine allgemeine Aktivierung des Cortex, die durch ankommende sensorische Impulse ausgelöst wird. Die Vermittlung dieser Impulse erfolgt über die Bahnen der Formatio reticularis des Hirnstammes. Resultat einer Stimulation dieser Bahnen ist eine erhöhte Aufmerksamkeit oder Wachheit sowie eine schnellere Reaktionsfähigkeit.

Asomatognosie: Asomatognosie bedeutet wörtlich ein „Nichtwissen“ um den eigenen Körper. Der Begriff bezeichnet den Verlust der Wahrnehmung oder des Gefühls der Zugehörigkeit eigener Körperteile. Eine Asomatognosie entsteht meist durch eine Schädigung des rechten Parietallappens, entsprechend ist meist die linke Körperseite betroffen.

Aufmerksamkeit: Aufmerksamkeit dient uns als Werkzeug, innere und äußere Reize bewusst wahrzunehmen. Dies gelingt uns, indem wir unsere mentalen Ressourcen auf eine begrenzte Anzahl von Bewusstseinsinhalten konzentrieren. Während manche Stimuli automatisch unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen, können wir andere kontrolliert auswählen. Unbewusst verarbeitet das Gehirn immer auch Reize, die gerade nicht im Zentrum unserer Aufmerksamkeit stehen.

autobiografisches Gedächtnis: Im autobiografischen Gedächtnis oder episodischen Gedächtnis sind die persönlichen Erlebnisse eines Menschen abgelegt und helfen ihm, sich in der Zukunft und der ¬Gegenwart zu orientieren, es prägt im weitesten Sinne die Persönlichkeit eines Menschen, formt seine Identität und spiegelt die persönliche, subjektiv erlebte Lebensgeschichte wider. Das autobiografische Gedächtnis im erwachsenen Gehirn ist dabei ein neuronales Netzwerk, zu dem unter anderem der Hippocampus und präfrontale Areale gehören, wobei sich die Aktivierung dieser Regionen bei Kindern und Erwachsenen unterscheiden. Wenn man nämlich bestimmte Ereignisse aus der Vergangenheit wachrufen will, nutzen Kinder und Erwachsene zwar insgesamt ähnliche Gehirnregionen, doch werden bei Erwachsenen jedoch viele Areale wesentlich stärker aktiviert. Neurowissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass sich die Hirnstrukturen für das autobiografische Gedächtnis während der Kindheit und noch bis ins junge Erwachsenenalter durch Aufbau- und Abbauprozesse stark verändern. Das autobiographische Gedächtnis ist vermutlich dem menschlichen Selbstbild verwandt, wobei es vorwiegend jene Areale der Hirnrinde beansprucht, die zum sogenannten Ruhezustandsnetzwerk (default mode network) gezählt werden. Indem Menschen Begebenheiten aus ihren Erinnerung hervorholen, frischen sie diese auf und erzählen sich gewissermaßen selber neu. Je häufiger Menschen aber eine Begebenheit sprachlich wiedergeben, desto semantischer wird die Erinnerung, denn beim Wiederaufrufen von ursprünglich sinnlichen Erfahrungen verschiebt sich der Inhalt zum gut organisierten sprachlichen Wissen. Das zeigt sich physiologisch daran, dass sich mit dem Alter die Hirnrindenaktivität während des Erinnerns von den hinteren, sensorischen Regionen zunehmend in die vorderen, ordnenden verschiebt. Erinnerungen sind in diesem Netzwerk aus Hirnarealen als bestimmte Muster neuronaler Aktivität gespeichert, und will man eine Gedächtnisspur abrufen, muss man das Muster erneut aktivieren, wodurch diese immer wieder mehr oder minder leicht verändert werden. Neben Sprache und Gehirn entwickeln sich im Alter von drei bis vier Jahren viele kognitive Schemata wie Konzepte von Zeit, Ort und Routinen, wodurch Kinder erst die Regelmäßigkeiten ihrer Welt kennenlernen. Das ist für das autobiografische Gedächtnis wichtig, denn erst wenn man einen Eindruck von der Grundstruktur des Alltags hat, kann man spezifische Ereignisse davon abgrenzen und sich besser an sie erinnern. Auch das Bewusstsein für die eigene Person, also das Selbstkonzept, entwickelt sich erst im Alter von zwei bis drei Jahren, wodurch Kinder begreifen lernen, dass sich ihr eigenes Wissen von dem anderer Menschen unterscheidet, und allmählich beginnen können, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Eltern können das etwa dadurch fördern, wenn sie abends vor dem Schlafengehen mit dem Kind den Tag noch mal der Reihe nach durchgehen, wodurch das Erlebte zeitlich, örtlich und kausal strukturiert und dadurch die Bildung von Gedächtnisstrukturen erleichtert wird, die für den späteren Abruf wichtig sind. Untersuchungen zeigen, wenn Mütter detailliert mit ihrem Kind über Vergangenes sprechen, setzt seine Erinnerung früher ein, und zwar unabhängig von der Sprachfähigkeit des Kindes, die ja eine weitere Voraussetzung für das Bilden von Erinnerungen darstellt. Übrigens sind viele Melodien Teil des autobiographischen Gedächtnisses, wobei diese auch Jahrzehnte später noch aktiviert werden können. Selbst bei Menschen mit Alzheimer-Krankheit sind Melodien oftmals das letzte, woran sich diese noch erinnern. Andere Dinge, wie die binomischen Formeln oder die Texte neuer Pop-Songs, hat man hingegen schon nach ein paar Tagen wieder vergessen. Vor allem an Lieder, die man während der Jugend hörte, kann man sich besonders gut erinnern, denn in der Jugend, vor allem während der Pubertät, reagieren Menschen besonders emotional auf Musik. Viele Dinge passieren das erste Mal und Musik spielt auch als sozialer Faktor eine große Rolle, denn man hört diese gemeinsam mit Freunden, man geht auf Konzerte und in Clubs, sodass Melodien mit prägenden Ereignissen verknüpft werden, bestimmte davon werden darüber hinaus emotional aufgeladen. Dadurch landen manche Liedtexte und Melodien im autobiographischen Gedächtnis, werden wie andere prägende Ereignisse des Lebens sicher verwahrt und als Teil der Identität wahrgenommen. Rhythmus, Melodie und Text werden dabei von unterschiedlichen Arealen des Gehirns verarbeitet, d. h., viele Teile des Gehirns sind beim Musikhören involviert, was das Musikgedächtnis besonders robust macht, denn selbst wenn die Gehirnleistung in bestimmten Gehirnarealen nachlässt, sind noch genügend Informationen an anderer Stelle gespeichert. Hinzu kommt, dass manche dieser Melodien aus der Jugendzeit überraschend einfache Melodien aufweisen, was die Lieder noch einprägsamer und das Erinnern noch leichter macht.

Außerkörperliche Erfahrungen: Außerkörperliche Erfahrungen (out-of-body experiences), sind ein seltsames Phänomen, denn die Betroffenen haben dabei im wahrsten Sinne des Wortes das Gefühl, neben sich zu stehen und die Welt von außerhalb ihres Körpers, oft aus der Vogelperspektive, wahrzunehmen. Vor allem Menschen, die einmal eine Nahtoderfahrung gemacht haben, aber auch Menschen mit Epilepsie, Migräne oder –> Depersonalisations- bzw. –> Derealisationsstörungen berichten bisweilen davon. Man vermutet, dass außerkörperliche Erfahrungen vor allem dann auftreten, wenn das Gehirn den Input aus verschiedenen Sinneskanälen nicht richtig verarbeiten kann, vor allem im Bereich des Seh- und Tastsinnes. In der Neurowissenschaft werden solche Erlebnisse den dissoziativen Störungen zugerechnet, die etwa durch Unfälle oder vorübergehendes Kreislaufversagen hervorgerufen werden können oder durch geringere Einschnitte wie Müdigkeit oder Stress zustande kommen. Eine neue Studie deutet nun darauf hin, dass auch das Gleichgewichtssystem eine bedeutende Rolle spielen könnte, denn unter Menschen mit Schwindel und Benommenheitsgefühlen scheinen solche Erfahrungen besonders häufig aufzutreten.

Axon: Das Axon ist der Fortsatz der Nervenzelle, der für die Weiterleitung eines Nervenimpulses zur nächsten Zelle zuständig ist. Ein Axon kann sich vielfach verzweigen, und so eine Vielzahl nachgeschalteter Nervenzellen erreichen. Seine Länge kann mehr als einen Meter betragen. Das Axon endet in einer oder mehreren Synapse(n).

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Basalganglien: Basalganglien sind eine Gruppe subcorticaler Kerne (unterhalb der Großhirnrinde gelegen) im Telencephalon. Zu den Basalganglien zählen der Globus pallidus und das Striatum, manche Autoren schließen weitere Strukturen mit ein, wie z. B. das Claustrum. Die Basalganglien werden primär mit der Willkürmotorik in Verbindung gebracht.

Basisemotionen: Einige Forscher sind der Meinung, dass alle Emotionen sich aus einigen wenigen Basisemotionen zusammensetzen lassen. Diese werden auch als Primäremotionen bezeichnet. Hierzu zählen Furcht, Wut, Freude, Trauer, Vertrauen, Ekel, Überraschung und Neugierde. Primäremotionen treten infolge eines Ereignisses sehr rasch auf. Ebeno rasch können sie wieder verschwinden und komplexeren Sekundäremotionen Platz machen.

Behaviorismus: Der Behaviorismus ist eine der wichtigsten theoretischen Strömung innerhalb der Psychologie. Vor allem in den USA nahm der Behaviorismus von den 20er Jahren bis ca. 1960 die dominierende Rolle in der psychologischen Forschung ein. Das Augenmerk der Behavioristen lag auf der objektiven Erfassung verhaltensmäßiger Reaktionen auf Reize. Kognitive Prozesse wurden dabei vernachlässigt. Wichtige Vertreter des Behaviorismus sind Watson, Tolman, Hull und Skinner.

Belastungsstörung/-/stress disorder: Als Belastungsstörung wird in der Psychologie die pathologische Reaktion auf dauerhaften oder kurzfristig sehr hohen Stress bezeichnet. Unterschieden werden die akute Belastungsstörung – oft als Nervenzusammenbruch bezeichnet – und die posttraumatische Belastungsstörung nach einem traumatischen Erlebnis. Sie kann noch lange Zeit nach dem eigentlichen Stressereignis schwerwiegende Folgen haben.

Biomarker: In der Medizin versteht man unter einem Biomarker eine Substanz, die Hinweise auf den physiologischen Zustand eines Organismus gibt. Biomarker können entweder im Körper selbst entstehen oder chemische Verbindungen beschreiben, die Ärzte dem Körper zuführen, um an ihrem Schicksal bestimmte physiologische Funktionen zu testen. In Bezug auf die Alzheimer- Krankheit sind mehrere Indikatoren als mögliche Biomarker im Gespräch. Hierbei handelt es sich beispielsweise um die Konzentration an löslichem Amyloid- Vorläuferprotein im Blut sowie um die Aktivität des Enzyms, welches das Vorläuferprotein so zerschneidet, dass hieraus das plaquebildende Beta- Amyloid hervorgeht. Oft werden auch krankheitsbezogene Veränderungen, die mit bildgebenden Verfahren nachgewiesen werden, als Biomarker bezeichnet. So kann man zum Beispiel den Abbau von Gehirngewebe im MRT erkennen.

Blut-Hirn-Schranke: Eine selektiv durchlässige Membran, die von den Zellen in den Wänden der kapillaren Blutgefäße im Gehirn gebildet wird. Sie verhindert das Eindringen von Schadstoffen über das Blut, erlaubt jedoch den Übergang von Nährstoffen aus dem Blut ins Gehirn.

Broca-Areal: Ein Areal des präfrontalen Cortex (Großhirnrinde) der dominanten Hemisphäre, das maßgeblich an der motorischen Erzeugung von Sprache beteiligt ist. Erstmals beschrieben von dem französischen Neurologen Paul Pierre Broca im Jahr 1861.

Brodman Areal: Der Neuroanatom Korbinian Brodman teilte bereits 1909 die Großhirnrinde (Cortex) in unterschiedliche Felder ein. Dabei ging er nach histologischen Kriterien vor – er unterschied diese Felder auf Grund ihres Zellaufbaues. Später zeigte sich, dass dieser unterschiedliche Aufbau des Cortex oft mit unterschiedlichen Spezialisierungen einher geht.

Buridans Esel: Ein Esel steht zwischen zwei gleich großen und gleich weit entfernten Heuhaufen. Er verhungert schließlich, weil er sich nicht entscheiden kann, welchen er zuerst fressen soll.
Entscheidung setzt somit Merkmale der Differenzierung voraus. Sind diese nicht gegeben, wird eine Entscheidung oft auf irrationale Merkmale gestützt.

C.

c- AMP: zyklisches Adenosinmonophosphat, Substanz, die bei der Vermittlung der Hormonwirkung innerhalb der Zelle beteiligt ist –> Genexpression

Cerebellum: Das Cerebellum (Kleinhirn) ist ein wichtiger Teil des Gehirns, an der Hinterseite des Hirnstamms und unterhalb des Okzipitallappens gelegen. Es besteht aus zwei Kleinhirnhemisphären, die vom Kleinhirncortex (Kleinhirnrinde) bedeckt werden und spielt unter anderem eine wichtige Rolle bei automatisierten motorischen Prozessen.

CRF: Corticotropin releasing factor: Stoff, der in der Hirnanhangdrüse ein Hormon (ACTH) freisetzt und seinerseits die Tätigkeit der Nebennierenrinde reguliert, –> Stressreaktion

D.

Deafferenzierung: Unterbrechung der Erregungsweiterleitung an das zentrale Nervensystem

Degeneration, terminale, retrograde: Rückbildung von Fortsätzen und Verbindungsstellen der Nervenzellen

Dendrit, Dendritenbaum: Fortsatz, oft weit verzweigt, der Nervenzellen

Desensibilisierung: psychische Desensibilisierung bezeichnet den Vorgang des schrittweisen Abbaus von neurotischen Angstreaktionsgewohnheiten. Der Patient wird in einen angstfreien Zustand versetzt. Danach wird er schwachen Angstreizen ausgesetzt. Nach mehrmaliger Konfrontation mit diesen schwachen Angstreizen verlieren diese Angstreize ihre angsterregende Wirkung. Jetzt wird mit stärkeren Angstreizen fortgefahren. Da der Patient mit schwachen Reizen beginnt und sich dann zu stärkeren steigert bezeichnet man das Verfahren als systematisch. Eltern wenden das Verfahren der systematischen Desensibilisierung oft intuitiv bei ihren Kindern an ohne es extra erlernt zu haben.

Dysstress: veraltete Bezeichnung für schädigende Stressreaktionen, gegenüber Eustress, als förderlichen Einfluss –> Stressreaktion

Depersonalisation: In der Psychologie versteht man unter dem Depersonalisationssyndrom einen Zustand der Entrücktheit und Entfremdung, wobei Menschen mit diesem Syndrom ihre Emotionen und Empfindungen als fremd oder nicht zu ihnen zugehörig erleben. In den meisten Fällen besteht aber die Einsicht, dass diese Fremdheit in ihnen selbst entsteht und nicht von außen gesteuert ist. Krankheitswertig ist diese Störung dann, wenn Betroffene von der Furcht beherrscht sind, „verrückt“ zu werden.

Derealisation: Als Derealisation oder Derealisationserleben wird in der Psychologie eine zeitweilige oder dauerhafte abnorme oder verfremdete Wahrnehmung der Umwelt bezeichnet, wobei die Umwelt dabei häufig als Ganzes plötzlich unvertraut scheint, auch wenn jedes Detail problemlos wiedererkannt und eingeordnet werden kann. Bei der Derealisation existiert ein Gefühl der Unwirklichkeit gegenüber der Umwelt, Objekte, Menschen oder die gesamte Umgebung werden als fremd, unvertraut, unwirklich, roboterhaft, fern, künstlich, zu klein oder zu groß, farblos oder leblos erlebt. Das Derealisationserleben steht in enger Beziehung zum Depersonalisationserleben, bei dem die eigene Person als fremd empfunden wird. Beide Störungsbilder werden unter der Gruppe der Ich-Störungen subsumiert, da letztlich die Integrität, das Einheitserleben und die klare Grenze zwischen Ich und Umwelt gestört sind. Derealisationserlebnisse leichterer Art sind nicht ungewöhnlich und können beim psychisch Gesunden etwa in Situationen mit großer emotionaler Beteiligung oder bei ausgeprägter Müdigkeit und Erschöpfungszuständen auftreten. Auch werden sie durch psychotrope Substanzen wie beispielsweise Alkohol, Cannabis oder Medikamente hervorgerufen. Derealisation ist ein Entfremdungserlebnis, d.h., die Umwelt wird wie hinter einer Glaswand, unter einem Schleier oder auch als weit entfernt wahrgenommen, das Zeitgefühl verändert sich, indem eine Minute wie eine Stunde wahrgenommen wird, manchmal bleibt auch scheinbar die Zeit stehen oder läuft rückwärts. Nach der ICD-10-Klassifikation müssten mindestens die folgenden Kriterien erfüllt sein: Die Umgebung wird als fremd, leblos, unwirklich etc. angenommen. Der/die Betroffene akzeptiert, dass es sich hierbei nicht um ein durch äußere direkte Ursachen entstandenes Störungsbild handelt, sondern dass hier ein subjektiver spontaner Wechsel stattgefunden hat (Krankheitseinsicht). Dem/der Betroffenen ist bewusst, dass es sich hierbei nicht um einen toxisch verursachten Verwirrtheits- oder epileptischen Zustand handelt. Menschen mit Derealisation beschreiben ihren Zustand etwa auf folgende Weise: „Die Umgebung erscheint wie eine Bühne, auf der die anderen Menschen spielen.“ „Objekte erscheinen fremd, verzerrt oder farblos.“ „Ich sehe die Umgebung wie durch einen Nebelschleier.“ „Zwischen mir und der Umwelt befindet sich eine Glaswand.“ „Die Welt erscheint mir zweidimensional.“

E.

Epilepsie: Erkrankung des zentralen Nervensystems, die von krampfartigen Anfällen geprägt ist. Eine Epilepsie kann das Leben der betroffenen schwer beeinträchtigen, denn die Erkrankung ist unberechenbar, schränkt einen Menschen im Alltag extrem ein, stigmatisiert und führt oft auch früher zum Tod, denn Menschen, die an Epilepsie leiden, haben eine um das Dreifache erhöhte Sterberate als der Durchschnitt der Bevölkerung. Durch die typischen, plötzlich und unkontrolliert auftretenden Anfälle ist die Gefahr, sich im Alltag zu verletzten, erheblich erhöht, viele Betroffene dürfen daher kein Auto fahren und können ihren Beruf nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr ausüben.

Epigenom: Die Epigenomik ist die Lehre von den epigenetischen Modifikationen an der Erbsubstanz einer Zelle, dem Epigenom. Das Epigenom markiert das Genom in zweierlei Weise, und zwar beim Ein- und Ausschalten von Genen. In der Epigenomik versucht man, die Stellen und die Funktionen aller chemischen Marker, die das Genom markieren, aufzuzeichnen und zu verstehen. Die systematische Analyse der epigenetischen Schalter von Zellen sowie der Vergleich der Epigenome unterschiedlicher Zelltypen erlaubt dann die Bestimmung des DNA-Codes sowie der epigenetisch wirksamen Strukturen (DNA-Methylierung, Histon-Modifikationen, die Lage der DNA im Raum etc.) und ihres Einflusses auf die Genaktivität. Auf Grund der epigenetischen Signatur kann man dann eine Art Stammbaum der untersuchten Zelltypen aufstellen, mit dessen Hilfe die Verwandtschaft einzelner Zellen beurteilt werden kann, etwa ob sie auf die gleichen mehr oder weniger weit ausdifferenzierte Arten von Vorläuferzellen zurückgehen. Ein möglicher Ansatz ist dabei die interdisziplinäre Verknüpfung von epigenetischer Forschung an Tieren und Menschen, etwa bei der Untersuchung vom epigenetischen Effekten von Stress. Aus Tierversuchen kann man Erkenntnisse über epigenetische Effekte gewinnen und Therapieansätze entwickeln, die auf die genetischen und epigenetischen Eigenschaften bei Menschen anwendbar sind.Expositionstherapie: siehe Konfrontationstherapie

Expirience- dependend plasticity: durch individuelle Erfahrungen ausgelöste Anpassungen der Struktur und Funktionen neuronaler Verschaltungen im Zentralnervensystem, –> Neuroplastizität

Expositionstherapie: siehe Konfrontationstherapie

Extinktion: Auslöschen, Vergessen von bereites gelernten Gedächtnisinhalten

Externalisierung: In der Psychologie versteht man unter Externalisierung die Verlagerung und Abwälzung von Motiven oder Zuschreibungen nach außen. Durch eine Externalisierung sieht der Mensch oft die einzige Möglichkeit, sich wieder in seiner ganzen Persönlichkeit positiv wahrzunehmen, denn das belastende Problem wird quasi aus dem Selbst herausgezogen. Bei der Externalisierung als Abwehmechanismus werden negative Selbstanteile wie etwa Aggressionen zuerst vom Ich abgespalten und dann auf ein Gegenüber projiziert. Wenn nun das Gegenüber sich unbewusst mit den abgespaltenen, projizierten Anteilen identifiziert und so handelt, wie es der Erwartung entspricht (z. B. aggressiv), werden durch diese Externalisierung unangenehmer oder unerträglicher Selbstanteile der ursprünglich inneren Konflikte in der Außenwelt inszeniert, um das innerpsychische Gleichgewicht aufrechtzuerhalten.

Emotionen:
„was bedeutet Menschen werden nicht durch die Dinge an sich beunruhigt, sondern durch die Meinungen, die sie darüber haben“. Epiktet

Emotionen sind kurzlebige psychologisch-physiologische Phänomene, die der Anpassung an sich wandelnde Umweltbedingungen dienen. Die Psychologie definiert Emotionen demnach als komplexe, sehr oft genetisch vorgeformte Denk-, Erlebens- und Verhaltensmuster, die plötzlich auftreten und in der Regel nicht länger als drei bis dreißig Sekunden dauern. Emotionen können schnell in eine andere Emotion übergehen und ihre Intensität ändern, wobei sich Emotionen im Laufe der Entwicklung des Menschen vermutlich herausgebildet haben, um diesem ein schnelles Reagieren und Handeln zu ermöglichen.

Emotionen sind dabei essenziell für das menschliche Überleben, wobei ständig bei der Bewertung unserer Umgebung Emotionen hervorgerufen werden. Trifft man etwa auf eine unbekannte Situation, stimulieren die aufwallenden positiven oder negativen Gefühle physiologische Reaktionen im Körper und bereiten auf eine passende Ver­haltensreaktion vor. Gleichzeitig ist man aber immer noch in der Lage, die Situation weiter rational gründlich zu bewerten, anstatt automatisiert bzw. instinktiv zu handeln. Emotionen sind daher eine fortschrittliche Form der evolutionären Anpassung an eine sich verändernde Umwelt. Emotionen sind demnach komplexe, in weiten Teilen genetisch präformierte körperliche Verhaltensmuster, die sich im Laufe der Evolution herausgebildet haben, um bestimmte Anpassungsprobleme zu lösen bzw. lebenserhaltende und vermehrungsfördernde Funktionen hatten, und dem Individuum ein schnelles und der Situation adäquates Handeln zu ermöglichen.

Im Grunde dienen die negativen Emotionen, also die mit den Stresssystemen verbundenen Emotionen dazu, schädliche Situationen zu vermeiden oder sie zu bewältigen, während positive Emotionen mit den Belohnungssystemen verknüpft sind, d. h., sie steuern letztlich das Verweilen in günstigen Lebensbedingungen.

Ausgangspunkt für die Evolution der Emotionen sind vermutlich die schon bei Einzellern vorhandenen Anziehungs- und Vermeidungsreaktionen, aus denen sich beim Menschen, dem am radikalsten sozial agierenden Tier, das komplexeste Gefühlsleben im Artenspektrum entwickelt hat.

Alltagspsychologie: Untersuchungen zeigen übrigens, dass es bei negativen Emotionen günstiger ist, sich dem Ärger, der Wut, der Enttäuschung zu stellen, denn sich wegen schlechter Laune schlecht zu fühlen bewirkt, dass es den Menschen noch schlechter geht. Die negativen Gefühle nicht zuzulassen, sondern damit zu hadern und sie zu verdrängen, führt letztlich dazu, dass das Negative sich  potenziert und alles andere überrollt.

Studien haben gezeigt, dass Menschen, die negative Emotionen akzeptieren, psychisch gesünder sind, denn indem diese zugelassen werden, verlieren sie an Schrecken und an Wirkung.

Apropos Herz und Hirn: Auch wenn es zahlreiche sprachliche Wendungen gibt, wie etwas liegt einem Menschen am Herzen oder das bricht einem das Herz, ist dennoch nicht das Herz der Ort der Gefühle. Die Ergebnisse aller einschlägigen Studien beweisen, dass ausschließlich bestimmte Gehirnregionen für die emotionale Verarbeitung zuständig sind und Menschen manchmal entscheidungsunfähig machen, also den Verstand unterdrücken. Nach Stangl (1989) stellen Emotionen stammesgeschichtlich ältere und ursprüngliche Formen von Kognitionen dar. Im Alltag geht man immer noch davon aus, dass Gefühle letztlich ein biologisch determiniertes Programm ist, das schwer in den Griff zu bekommen ist, doch die Realität aus wissenschaftlicher Sicht ist, dass es keine Emotion ohne Verstand und keinen Verstand ohne Emotion gibt.

Emotion und Kognition sind zwei Seiten einer Medaille, denn ohne ihre Verknüpfung sind keine sinnvollen Entscheidungen zu treffen oder ist kein soziales Handeln möglich. Emotionen dienen nicht allein dazu, dem Gehirn Hinweise dafür zu liefern, welchen Reizen man sich zuwenden und von welchen man sich abwenden sollte, sondern sie werden auch flexibel durch kognitive Prozesse reguliert.

Wirklich ausgeliefert, wie es manchmal scheint, sind Menschen ihren Gefühlen in den meisten Fällen aber nicht, denn das ist auch das Ergebnis von Lernprozessen. Dennoch gibt es Faktoren, die die Fähigkeit, Gefühle rational einzuordnen und zu behandeln, stark einschränken, etwa in Stresssituationen. Steht man nämlich unter Druck, lösen Stresshormone Reaktionen aus, die ursprünglich auf eine potenzielle Bedrohung vorbereiten sollten, indem Herzfrequenz und Blutdruck steigen, die Wahrnehmung sich fokussiert. Diese Angsterscheinung kann jedoch auch konstruktiv genutzt werden, indem man etwa eine Aufgabe schneller und besser löst. Kann man das Gefühl nicht regulieren, tritt manchmal eine Art Schockstarre ein, wobei hier das alte Schema von Kampf oder Flucht zutage tritt. Genauso wie die eigenen Stimmungen lassen sich auch die Gefühle anderen Menschen gegenüber kognitiv steuern, denn die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzufühlen, besteht nicht nur in einem automatischen Mitfühlen, indem etwa bei der Beobachtung eines schmerzhaften Vorgangs im Gehirn dieselben Aktivitätsmuster ablaufen, wie wenn man selbst verletzt würde, sondern wie empathisch man reagiert, hängt auch davon ab, wie gut die Beziehung zum Gegenüber ist und inwieweit man eigene und fremde Gefühle voneinander trennen kann. Grenzt man sich nämlich zu wenig ab, ist man schnell überfordert und wendet sich eher ab, wobei diese Problematik oft in helfenden Berufen zu beobachten ist. Am Zustandekommen und Ablauf emotionaler Vorgänge sind beim Menschen daher sowohl kognitive Mechanismen der Verarbeitung externer oder interner Reize, neurophysiologische Muster, motorischer Ausdruck und Motivationstendenzen beteiligt. Die kognitive Komponente wird dabei meist als Auslöser von Emotionen angesehen, die motivationale Komponente eher als Folge der emotionalen Erregung denn als Teil der Emotion selbst betrachtet, aber es bestehen wie bei den meisten innerpsychischen Abläufen sehr enge Wechselwirkungen.

Nach Ekman (1973) sind die Basisemotionen und deren spezifische und gemeinsamen Eigenschaften hinsichtlich ihrer Funktionen größtenteils das Resultat evolutionärer Entwicklungsprozesse, wie etwa Ärger, Angst, Trauer, Freude, Ekel, Überraschung, Verachtung, Scham, Schuld, Verlegenheit und Scheu. Dabei handelt es sich um universelle Gefühle, die in allen Kulturen der Welt erkannt und ausgedrückt werden und die sich schon bei Kleinkindern beobachten lassen. In der Mehrzahl sind die Gefühle negative, was in der wichtigen Funktion begründet liegt, die Emotionen für den Menschen haben, denn sie liefern oft eine blitzschnelle Einschätzung der Lage und bereiten die Reaktion auf sie vor, also ob man von Freunden oder Feinden umgeben ist, ungerecht oder gerecht behandelt wird, oder ob eine Situation gefährlich ist oder nicht. Anmerkung: Manche Psychologen gehen von einer viel größeren Anzahl an Emotionen aus und nennen noch u. a. Bewunderung, ästhetische Wertschätzung, Vergnügen, Ehrfurcht, Langeweile, Ruhe, Verwirrung, Verlangen, Enttäuschung, empathische Schmerzen, Aufregung, Schrecken, Interesse, Nostalgie, Stolz, Romantik, Traurigkeit, Zufriedenheit, sexuelles Verlangen, Sympathie oder Triumph. Unterstellt man, dass alles, was die Evolution hervorbringt, einen Überlebensvorteil für die Art mit sich bringt, drängt sich vor dem Hintergrund des vielfältigen emotionalen Leids, das Menschen haben, die Frage auf, wozu Emotionen gut sein sollen. Nimmt man etwa das Gefühl Angst, so wird klar, dass nicht die Angst selbst einen Überlebensvorteil bietet, sondern lediglich das Erkennen von Gefahr, also ein kognitiver Prozess, und das Erinnern oder Schaffen einer adäquaten Bewältigungsstrategie. Unabhängig davon, wie angemessen eine Gefahrenzuschreibung ist, führt sie zu einer Ausschüttung von Stresshormonen und dadurch zu einer Aktivierung des Organismus. Der evolutionäre Vorteil liegt also in einer erhöhten Bewältigungsleistung bei der Gefahrenabwehr. Das, was Menschen Gefühle oder Emotionen nennen, sind daher eher Artefakte oder Konstrukte, die das häufig recht unangenehme Beiprodukt kognitiver Prozesse des Vergleichens, des Einschätzens und der Prognose beschreiben. Emotionen sind keine beobachtbaren, real existierenden Wesenheiten sind, sondern Konstrukte, die aus einem Arousalzustand und einer internen Attribution bestehen. Dabei wird auch deutlich, welche Auswirkungen unangemessene Attributionen auf  emotionales Erleben haben, etwa  durch  übertriebene oder oft absurde Gefahrenattributionen. Wenn Menschen über Attributionen, also über Ursachenzuschreibungen nachdenken, sind sie bereits wieder bei Erkenntnissen und daraus abgeleiteten Zuschreibungen gelandet. Daran wir auch deutlich, wie sehr der menschliche Organismus in seiner Erkenntnisfähigkeit begrenzt und dass seine Sicht der Welt egozentrisch ist. Letztlich sind es Werturteile, die das emotionale Erleben bestimmen, sodass belastende, krank machende Emotionen wie bestimmte Ängste, Wut, Niedergeschlagenheit, Hass oder Scham durch Kognitionen hervorgerufen und aufrechterhalten werden. Auch für belastende und krank machende Emotionen sind demnach in erster Linie nicht konkrete Personen, Ereignisse oder Situationen verantwortlich, sondern die eigenen bewussten oder unbewussten Werturteile über diese. Übrigens benutzen Menschen in ihrer Alltagssprache häufig die Bezeichnung Gefühl für etwas, was eigentlich nicht als Emotion einzuordnen ist, etwa physiologische Begleiterscheinungen, wie das Gefühl in Ohnmacht zu fallen, zu ersticken, zu erröten, oder Kognitionen wie das Gefühl zu haben, jemand lacht einen aus, der macht sich über mich lustig, dem kann man nicht trauen, oder Körpergefühle wie Schmerz, Hunger, Durst, Wärme und Kälte. Manche Psychologen rechnen dennoch auch die Triebe zu den Emotionen oder selbst den Hunger, denn er verursacht ein Hungergefühl, d. h.,  die Umwelt ist in diesem Fall die Innenwelt des Körpers, die permanent von einer Vielzahl Detektoren überwacht wird, wobei diese bei Hunger Alarm schlagen, sodass sich der Körper auf Nahrung vorbereitet und nach Nahrung Ausschau hält.. Mit Emotionen beschäftigen sich neben der Psychologie unter anderem Biologie, Neurologie und Hirnforschung, Philosophie, Kulturwissenschaften, Physiologie, Psychiatrie, Religion, Soziologie und Verhaltensforschung. Nach Daniel Dennett, einem Philosophen, sind Gefühle und Gedanken ebenso wie das menschliche Ich nichts weiter als Illusionen, die das Gehirn erzeugt, um einfacher funktionieren zu können. Der Geist ist also letztlich nicht mehr als das Gehirn und somit ein Produkt der Evolution.

Das ABC-Modell der Emotionen von Ellis (1962) dient in der Rational-Emotiven Verhaltenstherapie zur Beschreibung, zum Aufspüren und zur Diagnose von Situationen, Kognitionen, Emotionen und Verhalten. Die Abkürzung ABC steht dabei für Activating moment (Ausgangssituation), Belief system (Bewertungssystem) und Consequences (Konsequenzen).

Ellis‘ Ansatz, die selbstschädigenden Gedanken des Klienten zu betrachten, gehört zur kognitiven Wende in der Psychologie, also der Rückbesinnung auf das Denken und Fühlen in der Abkehr vom Behaviorismus, indem die Rational-Emotive Verhaltenstherapie auf die verändernde Kraft der Einsicht des Menschen setzt. Dieses ABC-Modell besagt, dass nicht die Ausgangssituation die Gefühlskonsequenz oder die Verhaltenskonsequenz bestimmt, sondern das Bewertungssystem, sodass jemand, der unter emotionaler Belastung leidet, diese durch eine Bewertungsänderung ablegen lernen kann. Die Ausgangssituation beschreibt den Zeitpunkt, in dem ein aktivierter Bewertungsvorgang zu einer emotionalen Konsequenz führt. Um einen Bewertungsprozess in Gang zu setzen, muss vorher etwas geschlussfolgert worden sein, wobei sich häufig diese Schlussfolgerungen auf etwas zuvor Wahrgenommenes beziehen. Die Wahrnehmungen bzw. die Schlussfolgerungen können dabei mehr oder minder bewusst oder unbewusst ablaufen. Da die Ausgangssituation die Grundlage für das zu diesem Zeitpunkt aktivierte Bewertungssystem und die daraus hervorgehenden Gefühls- und Verhaltenskonsequenzen bildet, ist offenkundig, warum es bei der Beschreibung der Ausgangssituation auf eine möglichst präzise Wiedergabe des dort Wahrnehmbaren ankommt. Wenn es nämlich nicht gelingt, die Situation annähernd objektiv zu betrachten, werden die Bewertungen auf verzerrter Realitätswidergabe beruhen, und das wird in vielen Fällen zu unnötigen emotionalen Turbulenzen führen. Zu einer objektiv beschriebenen Ausgangssituation gehören dabei möglichst wenig Gedanken, Erinnerungen, Spekulationen und Vorwissen. Menschen können im übrigen in derselben Situation völlig verschiedene Wahrnehmungen haben, wofür etwa das unkontrollierte Einfließen von Phantasien, soziokulturellen Normen und Erinnerungen, willkürliche oder unwillkürliche, mehr oder weniger sinnvolle Schlussfolgerungen und Spekulationen und die unterschiedlich gut ausgeprägte Fähigkeit, Fakten von Hypothesen und Meinungen zu trennen, verantwortlich sein können.

Erfolgsdruck: Erfolg liegt in der –> Psychologie vor, wenn die subjektiven Bedürfnisse, Erwartungen oder Wünsche eines Individuums mit den objektiven Situationen und Umständen in Einklang gebracht werden. Die Psychologie beschäftigt sich empirisch mit den Ursachen des Erfolgs. Wenn es um Erfolg in Schule und Bildung geht, ist die pädagogische Psychologie die zentrale Disziplin. Unternehmen messen
dagegen nur ihre materiellen Erfolge. Das sich entwickelnde soziale Kapital aus Vertrauen, persönlichem Netzwerk sowie Werten und Normen der Mitarbeiter bleibt in Bilanz sowie Gewinn- und Verlustrechnung unberücksichtigt. Jedoch scheint sich dies mittlerweile, jedenfalls bei modernen, in die Zukunft blickenden Unternehmen im Rahmen einer emphatischen Arbeits- und Unternehmenskultur zu ändern. Wesentliche Faktoren für nachhaltige Erfolge sind Selbstbild, Sozialverhalten, Intelligenz, Wissen, Kultur und Motivation, gleichgültig, ob für persönliche Ziele, Unternehmensziele oder gesellschaftliche Ziele.

F.

Fachkompetenz: Fachkompetenz ist in allen Berufen notwendig und stellt keinen Bestandteil der Allgemeinbildung dar. Im Personalwesen ist sie ein Beurteilungskriterium bei der Mitarbeiterbewertung. Mit Hilfe der Fachkompetenz steigen die Arbeitsqualität und damit die Produktqualität, sodass durch Fachkompetenz Fehlproduktion und Fehlerkosten minimiert werden und damit zur Gewinnmaximierung beitragen können. Wird Fachkompetenz durch Dritte bestätigt, kann dies zur Steigerung des Selbstbewusstseins beitragen.

Fehlattribution: Als Fehlattribution bezeichnet man eine falsche Ursachenzuschreibung zwischen körperlichem Erleben und kognitiver Bewertung. Im Versuch von Dutton und Aron (1974) wurden männliche Personen in eine riskante Situation gebracht, was eine starke körperliche Erregung hervorrief. Am Ende des Experiments wurden die Männer von einer attraktiven Frau interviewt. Zwei Drittel der Versuchspersonen riefen später bei der Dame an – sie hatten ihre Erregung durch das Risiko mit einer romantischen Regung fehlattribuiert.

Formatio reticularis: Die Formatio reticularis ist ein Netzwerk von über 100 einzelnen Kernen im Hirnstamm. Sie hat vielfältige Aufgaben, ist beispielsweise zuständig für die Integration motorischer, sensorischer und vegetativer Prozesse sowie für den Rhythmus von Wachen und Schlafen.

Framing: Veränderung der Darstellung eines Entscheidungsproblems, ohne dessen Inhalt zu verändern. D.h., dass Alternativen, Ergebnisse oder Begleitumstände in veränderter Weise dargestellt werden, de facto aber gar nicht verändert werden. Eine bestimmte Form der Darstellung eines Entscheidungsproblems heißt Frame. Bspw. können die Ergebnisse einer Entscheidung absolut oder als Veränderung gegenüber einem Referenzwert dargestellt werden. Im letzteren Falle werden die Ergebnisse zu Gewinnen oder Verlusten (gegenüber dem Referenzwert).
Bei unterstelltem Rationalverhalten hat Framing keinen Einfluss auf die Entscheidung, reale Entscheider lassen sich jedoch beeinflussen.
–> Asian Desease Problem

Frontallappen: Der frontale Cortex ist der größte der vier Lappen der Großhirnrinde und entsprechend umfassend sind seine Funktionen. Der vordere Bereich, der so genannte präfrontale Cortex, ist für komplexe Handlungsplanung (so genannte Exekutivfunktionen) verantwortlich, die auch unsere Persönlichkeit prägt. Seine Entwicklung (Myelinisierung) braucht bis zu 30 Jahren und ist selbst dann noch nicht ganz abgeschlossen. Weitere wichtige Bestandteile des frontalen Cortex sind das Broca- Areal, welches unser sprachliches Ausdrucksvermögen steuert, sowie der primäre Motorcortex, der Bewegungsimpulse in den gesamten Körper aussendet.

Frontotemporale Demenz: Die Frontotemporale Demenz – auch Pick- Krankheit genannt – gehört zu den neurodegenerativen Erkrankungen. Im Gegensatz zur Alzheimer- Demenz setzt die Pick- Krankheit meist vor dem 60. Lebensjahr ein und äußert sich zunächst durch Veränderungen der Persönlichkeit und des Sozialverhaltens. Es existieren auch Varianten, die mit Störungen der Sprache beginnen. In fortgeschrittenem Stadium werden auch Gedächtnisleistungen beeinträchtigt. Physiologische Ursache ist eine Degeneration von Nervenzellen im Stirn– und Schläfenlappen des Gehirns. Ähnlich wie bei Alzheimer scheint die Aggregation bestimmter Eiweiße bei der Pathogenese eine Rolle zu spielen. Was hierbei genau geschieht und welche weiteren Faktoren zur Entstehung der Pick- Krankheit beitragen, haben Mediziner aber bisher noch nicht verstanden.

Frankl Viktor: Viktor E. Frankl, der Begründer der Logotherapie wurde 1905 in Wien geboren, und stand anfangs im Schatten von Sigmund Freud und Alfred Adler, die mit der Psychoanalyse und der Individualpsychologie zwei Richtungen der Wiener Psychotherapie begründeten. Spätestens ab den 1950er-Jahren gewannen Frankls Erkenntnisse zunehmend an Bedeutung, weil sie die Grenzen zwischen Medizin, Psychologie, Philosophie und Literatur überschnitten, wobei das bestimmende Thema dabei der Mensch auf der Suche nach Sinn ist. Während Freud die Frustration des Willens zur Lust und Adler die Frustration des Willens zur Macht in ihrer Zeit als Hauptursachen psychischer Not betrachteten, sah Frankl eher die unerfüllte Sinnsuche mit der Folge eines existenziellen Vakuums als Ursache. Schon während seiner Arbeit in der Suizidprävention in Wien vor dem Anschluss kam Frankl zu der Überzeugung, dass Menschen, die einen Lebenssinn erkennen, von ihren Suizidgedanken loskommen könnten. Sein Buch „…trotzdem Ja zum Leben sagen“, schrieb er kurz nachdem er 1945 aus dem Konzentrationslager Türkheim befreit worden war. Sein Leidensweg seit der Deportation 1942 hatte Viktor E. Frankl in insgesamt vier Lager geführt. Überlebt hat er nach eigenen Aussagen, weil eine Aufgabe auf ihn wartete.

Freud Sigmund: (geboren am 6. Mai 1856 in Freiberg in Mähren als Sigismund Schlomo Freud; gestorben am 23. September 1939 in London) war ein österreichischer Arzt, Neurophysiologe, Tiefenpsychologe, Kulturtheoretiker und Religionskritiker. Er ist der Begründer der Psychoanalyse und gilt als einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts. Seine Theorien und therapeutischen Methoden werden bis heute angewandt, diskutiert und kritisiert.

Freuds damals neue Vorstellungen einer großen Bedeutung kindlicher, sexueller Konfliktlagen und Traumata bei der Entstehung von Neurosen fanden zunächst wenig Resonanz in der Ärzteschaft, sodass er eine lange Phase der Ausgrenzung durchlebte, bevor sich, ausgehend von Wien, allmählich ein Kreis von Anhängern um ihn scharte, um die psychoanalytische Lehre weiterzuentwickeln und zu verbreiten.
Grundlegendes Werk zur Erforschung des Unbewussten war Freuds 1899 erschienenes Buch „Die Traumdeutung“. Populär wurde auch seine Studie „Zur Psychopathologie des Alltagslebens von 1904“. Daraus sind bis heute berühmt, die später nach Freud benannten Fehlleistungen. Seine 1916/17 veröffentlichten Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse kommen einem Lehrbuch am nächsten und gelten bis heute als Freuds meistgelesenes Werk. Hohe Bekanntheit hat daraus das „Strukturmodell der Psyche“ mit den drei Instanzen Es, Ich und Über-Ich. Besonders in seinem Spätwerk zeigte sich Freud als scharfer Religionskritiker. Sein Bekenntnis zum Judentum war nicht religiös motiviert.

 

G.

GABA: GABA ist eine Aminosäure und der wichtigste inhibitorische, also hemmende Neurotransmitter, der bei der Informationsübertragung zwischen Neuronen an deren Synapsen als Botenstoff dient.

Gedächtnis: Das Langzeitgedächtnis wird in mehrere Gedächtnisformen unterteilt, die unterschiedliche Inhalte abspeichern.
Es ist ein relativ stabiles Gedächtnis über Ereignisse, die in der etwas entfernteren Vergangenheit passiert sind. Im Langzeitgedächtnis werden Inhalte zeitlich nahezu unbegrenzt gespeichert. Unterschiedliche Gedächtnisinhalte liegen in unterschiedlichen Gehirn- Arealen. Die zelluläre Grundlage für diese Lernprozesse beruht auf einer verbesserten Kommunikation zwischen zwei Zellen und wird Langzeitpotentierung genannt.

  • Das deklarative Gedächtnis besteht aus persönlichen Erinnerungen, episodisches Gedächtnis genannt, und dem Faktenwissen des semantischen Gedächtnisses. Das deklarative Gedächtnis ist eine Form des Langzeitgedächtnisses. Basierend auf den Inhalten werden zwei Arten unterschieden. Das episodische Gedächtnis – also die Geschichten unseres Lebens – und das semantische Gedächtnis, also das Faktenwissen. Beiden gemeinsam ist, dass die jeweiligen Inhalte in Worte gefasst, also beschrieben werden können.
  • Das episodische Gedächtnis ist eine Form des deklarativen Langzeitgedächtnisses. Es beinhaltet die eigene Biographie, also wichtige Erlebnisse und Erfahrungen der Vergangenheit inklusive ihrer Verortung in Raum und Zeit. Das semantische Gedächtnis ist eine Form des deklarativen Langzeitgedächtnisses. Es speichert das Weltwissen, also Fakten, Formeln, Geographisches, Kochrezepte, etc.
  • Zum nicht-deklarativen Gedächtnis gehören Fertigkeiten wie Laufen, Schreiben oder Fahrradfahren, aber auch erlernte Ängste oder Konditionierungen.
  • Neben dem Langzeitgedächtnis gibt es das Arbeitsgedächtnis, das Inhalte kurzzeitig speichert, etwa beim Lösen von Rechenaufgaben.

Genexpression: die von bestimmten Abschnitten (Genen) der Erbsubstanz (DNA) tatsächlich von der Zelle abgelesene und in entsprechende Eiweißmoleküle „übersetzte“ Information des Zellkerns. Der Kern enthält wesentlich mehr genetische Informationen, als die, die beispielsweise von einer bestimmten Nervenzelle Ex prämiert wird. Veränderungen der Genexpression führen oft zu grundlegenden Veränderungen der Struktur und Funktion der betreffenden Zellen. Wichtige Auslöser hierfür sind Mediatoren der interzellulären Kommunikation ( –> Zellkommunikation). Sie können durch Aktivierung von Rezeptoren auf der Zelloberfläche eine Sequenz von intrazellulären Mechanismen die Signalübertragung auslösen. (z.B. Erhöhung der c- AMP- Produktion, oder des intrazellulären Kalziumspiegels), die bis zur Änderung auf der Ebene der Genexpression reicht. Andere Mediatoren ( Kortisol) verbinden sich mit ihren Rezeptoren (zytoplasmatische Glukokortikoidrezeptoren) sogenannten ligandengesteuerten Transskriptionfaktoren, die dann in den Zellkern wandern und dort u.U. tiefgreifende Änderungen der Genexpression auslösen.

Gliazellen: Zellen des Nervenstützgewebes, auch an Nervenstoffwechselvorgängen beteiligt.

Glukokortikoide: Wirkstoffe aus der Nebennierenrinde, die zahlreiche Zellfunktionen beeinflussen

Glutamat: Salz der Glutaminsäure, wichtiger Neurotransmitter, –> Zellkommunikation.

Generalisierte Angststörung: Eine generalisierte Angststörung ist eine generalisierte Angst, die aber nicht auf bestimmte Situationen in der Umgebung beschränkt oder darin nur besonders betont ist, d.h. sie ist eigentlich frei flottierend. Generalisiert drückt aus, dass diese Form der Angststörung durch übertriebene, eigentlich unrealistische, andauernde Besorgnisse, Ängste und Befürchtungen in Bezug auf vielfältige Aspekte des Lebens charakterisiert ist. Früher wurde diese Störung Angstneurose genannt. Dieser Begriff stammt von Sigmund Freud, der diese Störung erstmals 1895 sehr genau beschrieben. Er zählte damals auch die Panikattacken dazu. Diese Ängste dauern an den meisten Tagen für mindestens sechs Monate an. Die Betroffenen leiden unter dem Gefühl der Unkontrollierbarkeit ihrer Befürchtungen, obwohl ihnen klar ist, dass diese unbegründet sind. Die Störung tritt oft in Kombination mit Panikstörungen auf, oder führt im Laufe der Zeit zu depressiven Zuständen. Die häufigsten Sorgen beziehen sich auf das Wohlbefinden der Familie, auf die Arbeit, die finanzielle Lage oder die Gesundheit. Menschen mit einer generalisierte Angststörung und psychisch gesunde Personen unterscheiden sich nicht bezüglich der Inhalte, über die sie sich Sorgen, wohl aber hinsichtlich der Zeit, Dauer und Intensität der Befürchtungen. Dazu gesellt sich ein permanent erhöhter Angstpegel, der in der Regel keine Panikattacken bewirkt, jedoch mit motorischer Anspannung und vegetativen Symptomen verbunden ist. Die Ängste werden meist nicht durch bestimmte äußere Reize oder Situationen ausgelöst, weshalb das Vermeidungsverhalten hier keine so große Rolle spielt wie bei Phobien, auch nicht durch bestimmte Körperwahrnehmungen wie bei Panikattacken. Äußere Reize können jedoch die innere Bereitschaft, sich Sorgen zu machen, aktivieren. Latent vorhandene Ängste etwa vor Erkrankungen in der Familie können durch Informationen über momentan gehäuft auftretende Fälle einer bestimmten Krankheit sofort manifestiert werden.
Die Symptomatik wird häufig mit einer Depression verwechselt. In mehr als der Hälfte bis zu zwei Drittel der Fälle kommt im Laufe der Zeit tatsächlich eine Depression hinzu, sozusagen als resignativer Folgezustand der chronischen Sorgen und Befürchtungen, die kein Abschalten mehr erlauben. Oft werden auch abhängig machende Beruhigungsmittel oder Alkohol als vorübergehende Entspannungsmittel eingesetzt, bis diese selbst zu einem Problem werden. Eine generalisierte Angststörung findet sich häufiger bei Frauen oft in Zusammenhang mit lang andauernden Belastungen oder äußeren Umständen.
Der Verlauf ist unterschiedlich, kann aber ohne Behandlung chronisch werden. Eine wirksame Psychotherapie muss sich mit den jeweiligen Angstinhalten und den damit verbundenen Gefühlen und Ohnmachtserlebnissen befassen, zu einer realistischen Einschätzung von Gefahren verhelfen und zu konkreten Verhaltensweisen ermutigen durch die die Befürchtungen einerseits herausgefordert, andererseits jedoch bewältigt werden.

Aufrechterhaltung und Entstehung generalisierten Ängste
Eine generalisierte Angststörung kann viele Ursachen und Auslöser haben.
Stress, Überforderung, Lebenskrisen, negative Lebens Erfahrungen, Veranlagung, körperliche Erkrankungen und Beschwerden sowie mentale Mechanismen (negatives Denkmuster). Die Symptome zeigen sich zu Beginn meist recht abgeschwächt und in Zusammenhang mit bestimmten Belastungen und Lebensproblemen, aber im Laufe der Jahre prägen Sie sich immer stärker aus. Man kann die ständigen Sorgen und Befürchtungen auch als Problemlösungsprozess ohne Problemlösung verstehen. Die Betroffenen spielen gedanklich alle möglichen Katastrophen durch, ohne jemals zu Lösungen zu gelangen, wie diese Katastrophen vermieden werden könnten. Das ständige grübeln ist nicht nur die Wurzel des Übels, sondern auch ein Lösungsversuch. Denn: sich zu sorgen, scheint ähnlich einem magischen Ritual noch größeres Leid verhindern zu können, nach dem Motto: ich muss mich ständig Sorgen, sonst passiert noch etwas Schlimmes. Der Zukunft ohne große Befürchtung entgegen zu blicken wäre ja geradezu eine Provokation großen Unheils! Wenn die Betroffenen dann tatsächlich eine vorübergehende Erleichterung erleben, weil sie sich lange genug mit einer Befürchtung beschäftigt haben und nun gleichsam vor einer realen Gefahr bewahrt bleiben, haben sie das grübeln letztlich verstärkt.
Wer an eine generalisierte Angststörung leidet dem fehlen also einerseits verlässliche Sicherheitsvorkehrungen oder Signale, zum anderen überschätzt ihr die Wahrscheinlichkeit von Gefahren und deren Auswirkungen. Wenn tatsächlich ein Verlust an Sicherheit erlebt wird dreht sich die Spirale weiter, die Suche nach Sicherheit verstärkt sich noch mehr. Blicken wir einmal auf den Ort des Geschehens. Solange der Betroffene dort gewisse Sicherheitssignale entdeckt, geht es ihm noch halbwegs gut. Wenn aber diese Krücke, etwa eine bestimmte Person, verschwindet schwindet mit ihr auch das Fünkchen Sicherheit.Dies macht blitzartig den generalisierten Ängsten Platz und führt zu einer rastlosen Suche nach einer anderen Quelle der Sicherheit. Die Betroffenen können sich kaum ein Gefühl von Sicherheit verschaffen und verlassen sich daher auf bestimmte Verwandte oder Freunde. Es fehlt Ihnen das Vertrauen, dass sie selbst oder andere in bestimmten Situationen schon das Richtige oder Bestmögliche tun werden. In dem sie sich verzweifelt bemühen, ein bestimmtes Restrisiko auszuschalten, stellen Sie es durch das permanente angstvolle grübeln ist recht in den Mittelpunkt.

Großhirn/Telencephalon: Das Großhirn umfasst die Großhirnrinde, (graue Substanz), die Nervenfasern (weiße Substanz) und die Basalganglien. Es ist der größte Teil des Gehirns. Die Rinde kann in vier Rindenfelder unterteilt werden: Temporallappen, Frontallappen, Okzipitallappen und Parietallappen.
Seine Aufgaben sind die Koordination von Wahrnehmung, Motivation, Lernen und Denken.

Gyrus parahippocampalis: Der Gyrus parahippocampalis verläuft im unteren, inneren Temporallappen entlang des Hippocampus. Diese Windung wird ausgekleidet vom entorhinalen Cortex. Sie ist mit zahlreichen Arealen der Großhirnrinde verbunden und projiziert ihrerseits an den Hippocampus, als dessen Tor sie auch gilt. Damit ist sie unter anderem an der Verfestigung von expliziten Gedächtnisinhalten beteiligt.

H.

Hedonistisches Glückserleben: Der Begriff Hedonismus lässt sich mit Freude oder Vergnügen übersetzen. Das heutige Verständnis von Hedonismus leitet sich von französischen Philosophen ab dem 17. Jahrhundert zurück. Ihre Auffassung von einem guten Leben bestand in einer erfüllten Lustmaximierung. Glück und Wohlbefinden wird dadurch erreicht, wenn die Summe aller positiven Empfindungen größer ist als die der negativen. Wer mit dieser Sichtweise sein Glück feststellen möchte, muss sicherstellen, dass die Lustbilanz positiv ist. Man sollte also mehr positive Erlebnisse (Köstliches Essen, Spaziergang in der Natur, sexuelle Aktivitäten, etc.) als negative Erlebnisse gehabt haben.
Hedonismus ist ein subjektives Konzept der Lustmaximierung, oder kurz „Spaß haben“.

Hippokampus: halbmondförmige Hirnstruktur des –> limbischen Systems, bedeutsam für Lern- und Gedächtnisleistungen.

HPA- System: Hypothalamo- hypophyseo- adrenokortikales System; neuronal ausgelöstes, hormonelles Reaktionssystem, an dem Zwischenhirn, Hirnanhangdrüse und Nebennierenrinde beteiligt sind.

Hypochondrie: Zustand einer gestörten psychischen Einstellung eines Menschen zum eigenen Körper, insbesondere die zwanghafte Befürchtung um die eigene Gesundheit. Die Hypochondrie äußert sich in übermäßiger Selbstbeobachtung auf Zeichen mit möglichem Krankheitswert und der Angst bzw. Überzeugung, eine schwere Krankheit zu haben, die durch eingehende Untersuchungen nicht verifiziert werden kann. Ärztliche Diagnosen ohne krankhaften Befund können einen Hypochonder, wenn überhaupt, nur kurz beruhigen, bis eine neue Beobachtung in den Mittelpunkt der Befürchtungen rückt. Hypochondrie gilt heute als Ausprägung verschiedener psychischer Grunderkrankungen, z.B. Depression oder Schizophrenie.

Hypothalamus: Teil des Zwischenhirns, –> limbisches System

 

I.

Ikonisches Gedächtnis: Ein Utrakurzzeitgedächtnis für visuelle Inhalte. Diese werden passiv aufgenommen und bereits nach einer Sekunde wieder überschrieben.

Inhibiting-Hormone: Im Hypothalamus produzierte Hormone, die die Freisetzung von weiteren Hormonen in der Hypophyse hemmen.

Individualpsychologie: Der Name “Individualpsychologie” verweist auf die Unteilbarkeit und Einzigartigkeit des Individuums.
Die Individualpsychologie betrachtet den Menschen als eine einzigartige, ganzheitliche Persönlichkeit, deren Handeln zielgerichtet ist. Die besondere Aufmerksamkeit gilt der Position des Einzelnen innerhalb seines sozialen Bezugsfeldes und den Mustern seiner Beziehungsgestaltung.
Während bei Freud die Frage nach dem Grund (Kausalität) im Vordergrund steht, betont Adler die Notwendigkeit nach dem Ziel und Zweck (Finalität) von Verhalten, Symptomen und Lebensäusserungen insgesamt zu fragen. Menschliches Verhalten kann im Zusammenhang mit selbst festgelegten Zielen verstanden werden, die dem Einzelnen normalerweise nicht bewusst sind.
Der Einfluss der Kindheit spielt in der Individualpsychologie eine große Rolle. Jedoch wird sie nicht breit analysiert, sondern aus Kindheitserinnerungen werden wichtige Erkenntnisse und Ressourcen für die Zukunft gewonnen.
Die Meinungen und Überzeugungen über sich selbst, seine Mitmenschen und die Welt, die sich der Mensch in seiner frühen Kindheit gebildet hat, spielen eine bestimmende Rolle für sein Verhalten und die Ziele, die er sich für sein Leben gesetzt hat. Der Mensch handelt weniger aufgrund von Tatsachen, sondern mehr aufgrund seiner Meinung und Überzeugung von den Tatsachen. Das Ergebnis ist eine „subjektive Wahrheit“, die er sich aufgrund seiner Erfahrungen und Schlussfolgerungen gebildet hat – seine eigene Wirklichkeit.

Inselbegabung/-/savant syndrome: Die Inselbegabung ist ein seltenes Phänomen, bei dem Menschen mit kognitiven Defiziten auf einem oder mehreren sehr begrenzten Gebieten ganz erstaunliche Fähigkeiten besitzen – zum Beispiel sechsstellige Primzahlen zu nennen oder nach einem Flug über eine Stadt diese aus dem Gedächtnis korrekt bis in die Einzelheiten zu zeichnen. Der wohl bekannteste Inselbegabte war Kim Peek, das Vorbild für den Film „Rain Man“.

Intelligenz:
„Das Problem der Welt ist, dass intelligente Menschen voller Zweifel und Dumme voller Selbstvertrauen sind.“ Charles Bukowski
„Ein Mensch, der sich etwas auf seine Intelligenz einbildet, ist wie ein Sträfling, der mit seiner großen Zelle prahlt.“ Simone Weil

In der Psychologie hat man sich bis heute nicht auf eine allgemein akzeptierte Definition geeinigt, vielmehr gibt es viele unterschiedliche Intelligenzen: mathematische, sprachliche, technische, musische, sogar soziale und emotionale Intelligenz. Intelligenz lässt sich auch nicht messen wie Körpergröße oder Gewicht, sondern man muss sie zum Beispiel durch die Menge der gelösten Aufgaben eines Tests erschließen, und zwar im Vergleich zur Leistung einer vergleichbaren Personengruppe gleichen Alters. Die Art der Testaufgaben hängt von der jeweils zugrunde gelegten Intelligenztheorie ab, wobei die meisten Intelligenztests Untertests enthalten, die verschiedene Teilfähigkeiten prüfen, wie rechnerisches Denken, logisches Schließen, das Sprachverständnis, das räumliche Vorstellungsvermögen, die Gedächtnisleistung, die Verarbeitungsgeschwindigkeit und auch allgemeines Wissen. Viele intellektuelle Fähigkeiten wie etwa das Allgemeinwissen, die man manchmal auch als Intelligenz betrachtet, sind aber Fähigkeiten, die zwar wie Intelligenz aussehen, doch meist das Resultat von Bildung und Lernen sind.
Der Psychologe Raymond Cattell unterschied die feste und flüssige Intelligenz: die flüssige Intelligenz (logisches Folgern, Verarbeitungsgeschwindigkeit, Kurzzeitgedächtnis) betrifft die pure Leistungsfähigkeit des „Denkapparats“, ohne jedes Lernen. Die feste Intelligenz (oder kristallisierte) hingegen ist das, was der Mensch im Laufe des Lebens daraus macht.
Anmerkung: Für viele Psychologen sind übrigens spezielle Intelligenzen, die in den Medien häufig genannt werden, etwa emotionale Intelligenz und soziale Intelligenz, ein Unsinn, denn hier sollte man vielmehr von Kompetenz sprechen. Auch so modische Kuriositäten wie Party-Intelligenz oder sexuelle Intelligenz haben mit der Auffassung der klassischen Intelligenz in der Psychologie absolut nichts zu tun. In der neueren psychologischen Forschung steht in der Betrachtung der Intelligenz der Informationsverarbeitungs-Ansatz im Vordergrund, wobei bedeutendster Vertreter Robert Sternberg ist. Man betrachtet Intelligenz nicht als eine fest stehende Eigenschaft, sondern als Prozess, also die Art und Weise, wie Informationen verarbeitet werden, macht den Unterschied aus. Intelligente Prozesse laufen insgesamt mit weniger Aufwand ab, beanspruchen dafür am Anfang mehr Zeit für das Einspeichern: das genaue Verstehen und Analysieren des zu lösenden Problems. Menschen, die regelmäßig und länger in die Schule gehen, entwickeln in der Regel einen höheren Intelligenzquotienten, wobei natürlich auch die allgemeine kognitive Auseinandersetzung mit Phänomenen außerhalb der Schule einen wesentlichen Katalysator für die Intelligenzentwicklung darstellt. Das menschliche Gehirn reagiert flexibel darauf, ob es gefordert wird oder eben nicht, d. h., bei mangelnder Herausforderung können Menschen durchaus verdummen. Übrigens hat Edwin G. Boring, von dem der oft zitierte Satz «Intelligenz ist, was der Test misst» stammt, auch angemerkt, dass es für die Psychologie besser gewesen wäre, wenn man einen anderen Begriff dafür verwendet hätte, da die Konnotation von Intelligenz viel weiter gefasst ist als das, was man in der Psychologie darunter versteht. In Metaanalysen zeigt sich übrigens die Intelligenz als jenes Persönlichkeitsmerkmal eines Menschen, mit dem sich berufliche Leistung über viele Berufsfelder hinweg am besten prognostizieren lässt, denn mit zunehmender Intelligenz können sich Menschen schneller auf neue Sachverhalte einstellen, komplexe Probleme richtig erfassen und rational durchdenken. Daher kommen sie mit größerer Wahrscheinlichkeit zu besseren Lösungen, behalten mehr Details in ihrem Gedächtnis und lernen schneller sowie umfassender. All dies ist in sehr vielen beruflichen Positionen oder bestimmten Phasen des beruflichen Lebens von Vorteil, beispielsweise, wenn etwa neue MitarbeiterInnen in relativ kurzer Zeit viel lernen müssen (Auszubildende, Trainees, Branchenfremde etc.), wenn man MitarbeiterInnen mit breitem Lernpotential identifizieren möchte oder wenn komplexe Aufgaben rational analysiert werden müssen (Experten, mittlere Führungspositionen bis hin zum Spitzenmanagement) (Kanning, 2013). Untersuchungen zeigen übrigens, dass Bildung und hohe Intelligenz Menschen zwar das Rüstzeug verleihen kann, um Probleme deutlicher zu erkennen, sie sind dann aber auch in der Lage, Fakten zu einer von ihnen gewünschten Auslegung zu verdrehen. Studien legten etwa nahe, dass hochgradig rechenfertige Menschen es bei der Untersuchung von Statistiken bevorzugten, lieber eine gewünschte als eine wirkliche Wahrheit zu erkennen.
Intelligenz und Gehirnstruktur
Für die Ausprägung von Intelligenz sind mehrere Gehirnregionen und deren Verbindung untereinander verantwortlich, wobei sich diese Gehirnareale hauptsächlich im Großhirnbereich am Hinterkopf und im Frontallappen (Großhirnbereich unter der Stirn) befinden. Zusätzlich bewirkt die Geschwindigkeit der Signalübertragung zwischen den einzelnen Bereichen vermutlich auch den Unterschied zwischen sehr hoher und sehr niedrigerer Intelligenz, wobei die Hypothese der neuronalen Effizienz besagt, dass ein intelligenter Mensch sein Gehirn weniger anstrengen muss als ein weniger intelligenter, um eine Aufgabe zu lösen, die beiden gleichermaßen vertraut ist. Das gilt allerdings nur bei mittelschweren Aufgaben, bei denen die sehr intelligenten Menschen weniger Gehirnressourcen einsetzen, während bei sehr leichten und sehr schwierigen beide Personengruppen gleiche Gehirnaktivität zeigen.
Dazu passt folgende Untersuchung: Genç et al. (2018) haben in einer Untersuchung der Gehirne von 259 Männern und Frauen mittels Neurite Orientation Dispersion and Density Imaging (einer Form der Magnetresonanztomografie) festgestellt, wieviele Dendriten zu anderen Nervenzellen in Verbindung stehen, wobei alle Probanden auch einen Intelligenztest absolvieren mussten. Dabei zeigte sich, dass je intelligenter ein Mensch ist, desto weniger Dendriten hat er in der Großhirnrinde. Anhand eines Datensatzes des Human-Connectome-Projekts konnte dieses Ergebnis bestätigt werden, denn der Zusammenhang zwischen Dendritenmenge und Intelligenz fand sich auch in dieser Stichprobe. Dadurch konnte bestätigt werden, dass intelligentere Menschen trotz ihrer vergleichsweise hohen Anzahl an Nervenzellen weniger neuronale Aktivität beim Bearbeiten eines Intelligenztests zeigen als die Gehirne von weniger intelligenten Menschen. Intelligente Gehirne zeichnen sich offenbar durch eine effiziente Vernetzung der Neuronen aus, sodass die hohe Denkleistung bei möglichst geringer neuronaler Aktivität erzielt wird. Faskowitz et al. (2022) haben Daten der funktionellen Magnetresonanztomographie von mehr als achthundert Probanden verwendet, um zu zeigen, dass höhere Werte der allgemeinen Intelligenz mit einer geringeren Rekonfiguration der Hirnnetzwerke zwischen dem Ruhezustand und sieben verschiedenen Aufgabenzuständen sowie mit einer Rekonfiguration der Netzwerke zwischen den Aufgaben verbunden sind. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Untersuchungen befanden sich entweder im Ruhezustand oder mussten verschiedene Aufgaben bearbeiten, während mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie die Aktivität ihrer Gehirnareale erfasst wurde. In den Versuchen mussten verschiedene Aufgabenarten bewältigt werden, wobei jede von ihnen für einen anderen kognitiven Prozess stand. Um etwa das Arbeitsgedächtnis zu aktivieren, mussten die Probanden entscheiden, ob in einer langen Bilderpräsentation das jeweils zuletzt gezeigte Bild einem vorherigen entsprach. Um die Sprachverarbeitung zu untersuchen, wurde eine Geschichte erzählt, und die Probanden mussten anhand von Alternativen entscheiden, was das Thema der Geschichte gewesen war. Für den Bereich der sozialen Kognition bekamen sie Video-Clips zu sehen, in denen sich geometrische Objekte bewegten, wonach sie entscheiden mussten, ob diese Objekte miteinander interagierten oder nicht. Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass die Netzwerkarchitektur von Menschen mit höheren Intelligenzwerten näher an der Netzwerkarchitektur liegt, die für verschiedene kognitive Anforderungen erforderlich ist. Die Rekonfiguration von Multitasking-Gehirnnetzwerken könnte daher eine neuronale Widerspiegelung der positiven Verhaltensvielfalt darstellen, einer Essenz des Konzepts der allgemeinen Intelligenz. Die Ergebnisse legen vereinfacht gesagt nahe, dass die funktionellen Netzwerke von Menschen mit einer höheren Intelligenz beim Wechsel zwischen verschiedenen kognitiven Zuständen angesichts einer Problemstellung eine geringere Anpassung erfordern, denn ihre Netzwerkarchitektur ist so gestaltet, dass der Wechsel etwa vom Ruhe- in den Arbeitsmodus nur geringe Umstellungen erfordert, dass also Anpassungen an neue Aufgaben für sie weniger aufwendig zu bewerkstelligen sind. Dieser Effekt trat dabei unabhängig von der Art der zu bearbeitenden Aufgabe auf, war also auch unabhängig von den verschiedenen zu bewältigenden kognitiven Anforderungen. Intelligenz ist demnach also ein Phänomen des gesamten Gehirns, sich an verschiedenen Anforderungen anzupassen, und je intelligenter ein Mensch ist, desto besser ist also die Netzwerkarchitektur seines Gehirns dafür geeignet, verschiedene kognitive Anforderungen zu erfüllen.

Intelligenzquotient (IQ): Kenngröße, die das intellektuelle Leistungsvermögen eines Menschen ausdrücken soll. Entsprechende Tests zur Ermittlung der Intelligenz gehen mit dem Konzept einher, dass ein allgemeiner Generalfaktor der Intelligenz existiert, der in der Bevölkerung normal verteilt ist. Die ersten IQ- Tests wurden Anfang des 20. Jahrhunderts von Alfred Binet entwickelt, der damit das relative Intelligenzalter von Schulkindern bestimmen wollte. Seiner Definition zufolge bezeichnet der IQ den Quotienten aus Intelligenzalter und Lebensalter multipliziert mit 100. Dies ist demnach auch der durchschnittliche IQ eines Menschen. 95 Prozent der Bevölkerung liegen mit ihren IQ- Werten zwischen 70 und 130. Erreicht jemand einen Wert unter 70, spricht man von Intelligenzminderung, während ein Ergebnis jenseits der 130 als Hochbegabung gilt.

Interneuron: Ein kleines multipolares Neuron, das zwischen zwei andere Neurone geschaltet ist und Impulse von einer Nervenzelle zur anderen leitet. Im Zentralen Nervensystem sind Interneurone meist hemmend und nutzen die Botenstoffe GABA und Glycin.

 

J.

James-Lange-Theorie: Eine Emotionstheorie nach William James und Carl Lange aus dem Jahr 1884, die davon ausgeht, dass Emotionen eine Art Schleife durchlaufen, bevor sie bewusst werden: Das Gehirn verarbeitet sensorische Signale, auf die es reagiert, indem es Veränderungen im Organismus hervorruft. Erst anhand dieser körperlichen Vorgänge wird die Emotion bewusst. Zum Beispiel schlägt das Herz schneller, was die Emotion Angst befördert.

Jennifer-Aniston-Zelle: Die neurowissenschaftliche Enkelin des Großmutterneurons: 2005 entdeckten Rodrigo Quian Quiroga und sein Team im Temporallappen von Epilepsiepatienten Nervenzellen, die spezifisch auf bestimmte Objekte reagierten — wie etwa auf das Bild der Schauspielerin Jennifer Aniston. Dabei war es unerheblich, aus welchem Blickwinkel die Fotos stammten. Neurone können sich also darauf spezialisieren, auf bestimmte Konzepte hin aktiv zu werden, schlossen die Wissenschaftler. Allerdings gibt es starke Hinweise darauf, dass diese Zellen jeweils nicht nur für ein einziges, sondern für mehrere Konzepte zuständig sind.

K.

Kampf-oder-Flucht-Reaktion: Nach der Theorie von Walter Cannon aus dem Jahr 1929 reagiert ein Tier – ebenso wie der Mensch – auf eine akute Bedrohung mit erhöhter Aktivierung. Es hat die Wahl zwischen Kampf oder Flucht. Beide Reaktionen werden durch die gleiche Stressempfindung ausgelöst.

Katecholamine: Signalstoffe ( Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin), der Zellkommunikation, wirken als Transmitter, Hormone und Modulatoren auf Nerven-, Körperzellen.

Karriereplanung: Unter Karriereplanung versteht man, ein Karriereziel festzulegen und die eigene berufliche Entwicklung danach auszurichten. Das definierte Ziel muss allerdings auch zu den Lebensprioritäten passen.
Die vier Karrierephasen im Leben
Im Rahmen der Karriereplanung sollte man zu bestimmten Zeiten die weitere berufliche Entwicklung und die eigenen Ziele reflektieren. Laut Experten durchläuft jeder Mensch in seinem Leben vier Karrierephasen. Die Zeitpunkte, wann die einzelnen Phasen erreicht werden, sind jedoch unterschiedlich und hängen unter anderem von der Persönlichkeit und dem Lebenslauf ab:

  1. Eintritts-Phase (Unsicherheit, erste Orientierung, Studien- und Berufswahl, Berufseinstieg)
  2. Aufbau-Phase (Know-how und Qualifikationen entwickeln, Erfahrungen sammeln, Erfolgs-Orientierung)
  3. Orientierungs-Phase (Beruf und Privatleben in Balance bringen, Prioritäten setzen)
  4. Identitäts-Phase (Wunsch nach Erfüllung im Job)

Klassische Konditionierung: Nach der Definition nach Zimbardo (1999) ist die klassische Konditionierung eine Lernform, bei der ein Reiz oder Ereignis das Auftreten eines anderen Reizes oder Ereignisses vorhersagt. Der Organismus lernt eine neue Assoziation zwischen zwei Reizen – zwischen einem Reiz, der zuvor die Reaktion nicht auslöste, und einem anderen Reiz, der nach den Gesetzen der Natur die Reaktion auslöst. Bekanntestes Beispiel: der Pawlowsche Hund, der beim Läuten einer Glocke Speichelfluss hatte.

Kleinhirnhemisphären: Wie das Großhirn verfügt auch das Kleinhirn über zwei Hemisphären. Sie werden auch als Pontocerebellum bezeichnet und spielen bei der Feinmotorik eine maßgebliche Rolle.

Körperschema: Das Körperschema ist die Vorstellung des eigenen Körpers, das zwar auf propriozeptiven (eigenempfindenden) Informationen gründet, aber dort nicht endet. So können zum Beispiel die Amputationen von Gliedmaßen zu Störungen führen – das amputierte Glied wird nach wie vor gespürt.

Kognition: Kognition ist ein Sammelbegriff für geistige Fähigkeiten, wie die des Denkens, Wahrnehmens und Erkennens.

  1.  „Kognition ist ein uneinheitlich verwendeter Begriff, mit dem auf die Informationsverarbeitung von Menschen und anderen Systemen Bezug genommen wird. Oft ist mit „Kognition“ das Denken in einem umfassenden Sinne gemeint. Auch wenn viele kognitive Prozesse im Menschen bewusst sind, haben „Kognition“ und „Bewusstsein“ nicht die gleiche Bedeutung. So können kognitive Prozesse im Menschen unbewusst und dennoch kognitiv sein, ein Beispiel hierfür ist das unbewusste Lernen“.
  2. [lat. „das Erkennen“, „Kennenlernen“ Sammelbegriff für alle Prozesse und Strukturen, die mit dem Wahrnehmen und Erkennen zusammenhängen (Denken, Erinnerung, Vorstellen, Gedächtnis, Lernen, Planen u.a.)
  3. (lat.), Erkenntnis; kognitiv, die Erkenntnis betreffend; erkennend (Wörterbuch der Psychologie, S. 276).
  4. Oberbegriff für die höheren geistigen Funktionen, insbesondere -> Denken, -> Wahrnehmen, Erkennen und Verstand
  5. Der erfolgreiche Problemlöser hat verschiedenartige Kognitionsprozesse zu bewältigen, nicht erst in den Phasen der Verarbeitung (Kodierung) der Ausgangslage und des Abrufes verfügbarer Information (Encodierung), sondern ebenso im (selektiven) Wahrnehmen und Beachten der Problemsituation, das bereits durch Erwartungen und Schemata gesteuert wird (perzeptive Inferenzprozesse – vgl. NEISSER 1961).
    Dafür stehen ihm bestimmte Kenntnisse zur „Definition“ von Problemen, wie eben Schemata, Unterscheidungsmerkmale und Kategoriensysteme und Kenntnisse über geeignete Operationen, differenziert nach Sachbereichen und Problemzuständen, zur Verfügung (epistemische Struktur).

Konditionierung: Konditionierung heißt die Etablierung einer Bedingung, die Verhaltensänderungen bewirkt.
Edward Lee Thorndike erforschte Ende des 19. Jahrhunderts Problemlösungen und die Rolle von Einsicht, wobei er in seinem paradigmatischen Experiment Katzen in einen Käfig setzte, der von innen durch Ziehen an einer Schnur zu öffnen war, legte außerhalb des Käfigs Futter hin und stoppte die Zeit, die die Katzen zur Selbstbefreiung benötigten. Seine Beobachtungen und Schlussfolgerungen führten zur Theorie der instrumentellen Konditionierung. Die Theorie der Klassischen Konditionierung entstand eher zufällig, denn 1905 stieß der Physiologe Iwan Pawlow bei der Arbeit mit Hunden auf dieses Prinzip. Eine klassische Konditionierung erfolgt, wenn ein ursprünglich neutraler Reiz (etwa ein Ton) einen Reflex, zum Beispiel Speichelfluss oder Lidschluss auslöst. B. F. Skinner hat sich v.a. mit dem operanten Verhalten, also der Rückwirkung der Konsequenzen eines Verhaltens auf dasselbe, beschäftigt und das Prinzip der operanten Konditionierung beschrieben. Diese Lernprinzipien wurden ab den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts in der Psychologie um die Prinzipien des Lernens am Modell (Bandura) und des Lernens durch Einsicht ergänzt.
Es wird zwischen zwei Arten von Konditionierung unterschieden. Die klassische Konditionierung, die sich mit dem Reiz-Reaktion-Verhalten und der operanten Konditionierung, die sich mit dem Verhalten-Belohnungs-Verhalten auseinander setzt. Ein neutraler Reiz wird dabei mit einem reflexauslösenden Reiz verbunden, wobei der neutrale Reiz später die Reaktion („bedingter Reflex“) alleine auslöst. Die klassische Konditionierung (Signallernen, Reiz-Reaktions-Lernen, assoziatives Lernen) wurde als erster Lerntyp experimentell von dem russischen Physiologen Pawlow untersucht.
In der operanten Konditionierung wird ein Verhalten durch das Herbeiführen einer Belohnung gelernt, wobei das Individuum selber entscheidet, wie oft es durch ein bestimmtes Verhalten belohnt oder bestraft wird. Die meisten Situationen, in denen etwas gelernt wird (und das bedeutet nicht ‚Einsicht‘ sondern allein die Erhöhung der Auftretenswahrscheinlichkeit eines bestimmten Verhaltens), lassen sich auf diese beiden Grundparadigmen des Lernens zurückführen. Meist sind die Verhältnisse aber komplexer und im Alltag treten vorwiegend Kombinationen dieser beiden Konditionierungformen auf. Ein ursprünglich neutraler Reiz, der durch klassische Konditionierung zu einem bedingten Reiz geworden ist, kann häufig die Rolle eines unbedingten Reizes übernehmen. Beispiel: Geld, ein für ein Kind bedeutungsloser neutraler Reiz, kann, wenn es immer zeitgleich mit annehmen Dingen präsentiert wird, zu einem konditionierten Reiz werden, der Wohlgefühl auslöst, das mit einer realen Bedürfnisbefriedigung assoziiert ist. Dieser konditionierte, ursprünglich neutrale Reiz, kann bei Formen der operanten Konditionierung (Lernen am Erfolg) die Rolle der Belohnung übernehmen. Wenn also Menschen etwas für Geld tun, dann liegt da bereits eine Kombination mehrere Konditionierungen vor. Meist später im Leben findet neben den diesen beiden Haupt- bzw. Grundparadigmen des Lernens klassische Konditionierung und operante Konditionierung (Lernen am Erfolg) eine für den Menschen bedeutsame dritte Form des Lernens auf, das soziale Lernen. Menschen lernen sehr viel und effektiv von Vorbildern (Eltern, Geschwistern und Peers), wobei der Lernende zusätzlich eine aktivere Rolle als beim klassischen oder operanten Konditionieren einnimmt. Auch das Lernen am Modell lässt sich in viele verschachtelte und nacheinander auftretende Konditionierungen klassischer und operanter Art zerlegen.

Konfabulation: Konfabulation bezeichnet eine Erinnerung oder Begründung von Verhalten, von deren Wahrheit der Erzählende völlig überzeugt ist, die objektiv jedoch falsch ist. Hinter den „Geschichten“ steckt also keine böse Absicht, keine bewusste Lüge. Der Grund ist vielmehr ein medizinischer, eine Schädigung im orbitofrontalem Cortex, eine Schizophrenie oder eine Kommissurektomie.

Konsolidierung: Der Prozess, wenn Informationen vom Kurz– ins Langzeitgedächtnis übergehen, also dauerhaft gelernt werden.

Konvergenz: Konvergenz von Neuronen entsteht durch die synaptische Verbindung mehrerer Neurone mit einem einzigen weiterleitenden Neuron. So wird z. B. im Auge die Information, die von bis zu 130 Rezeptoren aufgenommen worden ist, an nur ein Neuron in der Netzhaut weitergeleitet. Das Gegenteil ist Divergenz, wenn ein Neuron Signale an mehrere andere Neurone weitergibt.

Kortisol: Glukokortikoid der Nebennierenrinde mit vielfältigen Wirkungen auf Körper- und Nervenzellen, –> Stressreaktion, –> Zellkommunikation, –> Genexpression.

Kontrollverlust: Kontrollverlust liegt dann vor, wenn es eine große Differenz der Wahrscheinlichkeiten zwischen einem erwünschten Ergebnis und dem tatsächlichen Ereignis gibt, dass also der Mensch dem Geschehen ausgeliefert ist. Auch psychisch stabile Menschen erfahren Stress, wenn ihnen die Kontrolle über ihr Schicksal aus der Hand genommen wird. Ein solcher Kontrollverlust kann dabei Angst, Wut und Widerstand auslösen, wenn es nicht gelingt, die Kontrolle wiederzuerlangen.

Konversion: In der Psychologie ist die Konversion ein Abwehrmechanismus für psychische Konflikte, wobei Betroffene dabei körperliche Symptome entwickeln, die symbolisch für den psychologischen Konflikt stehen. Annähernd jede Belastungssituation kann Konversion hervorrufen, wobei ängstliche Menschen generell konversionsanfälliger sind, d. h., die entstehenden Symptome des Körpers sind nicht nur situations- sondern auch persönlichkeitsabhängig. Sigmund Freud beschrieb die Konversion als einen Mechanismus, dessen Erregungssumme ins Körperliche umgesetzt wird, wobei die Symptome zwar körperlich bedingt zu sein scheinen, sich mit körperlichen Erkrankungen allerdings nicht in Zusammenhang bringen lassen und vielmehr mit Belastungssituationen der Psyche in Verbindung stehen. Bei einer Konversion handelt es sich um einen Abwehrmechanismus im Kontext psychischer Belastungen, denn das Bewusstsein des Betroffenen will sich der Belastungssituation aus Angst vor den Folgen nicht stellen. Um sich mit dem Konflikt nicht konfrontieren zu müssen, wandelt der Betroffene das eigentlich psychische Problem in körperliche Beschwerden um, sodass das Bewusstsein die psychische Konfliktsituation nicht mehr als solche erkennt und ebenso wenig als echte Belastung akzeptieren muss. Die daraus resultierenden Symptome und Beschwerden auf der körperlichen Ebene stehen oft symbolisch für die Schwierigkeit, etwa anhaltende Übelkeit für eine übel machende Belastungssituation. Ein bekanntes Beispiel einer Konversion ist eine unmittelbar vor Prüfungen auftretende Erkrankung. Als Konversion bezeichnet die Psychoanalyse den Umschlag einer unerledigten Affektregung wie Angst, Aggression, Wut, Ärger, Schuldgefühl, Triebwunsch etc. ins Körperliche bzw. Somatische. Es kommt dabei zur Übertragung von Affekten wie Angst, Wut, Aggression, sexueller Triebwünsche, Ärger oder Schuld etc. auf Organe. Beispiele sind etwa Erröten, Ohnmachtsanfälle, Herzklopfen, Migräne, Magenleiden, Zittern usf. Deren Charakter als Abwehrmechanismus erweist sich aus der Tatsache, dass wiederum ins Es verdrängte (d.h. unbewusste) und von dort aus wirkende Affekte in ihrem Zustand der Unbewusstheit belassen werden, weil es offenbar psychisch zu aufwendig wäre, sich ihnen zu stellen, und darum deren Manifestation im Körper in Kauf genommen wird. Eine besondere Form der Konversion ist das Affektäquivalent, bei der sich der Körper anstelle der Psyche regt wie beim Wut- oder Angstzittern. Primärursache für Konversionen ist der fehlende Wille zur Akzeptanz bestimmter Situationen und Belastungen, denn Belastungssituationen wie fremdgehende PartnerInnen können Abwehrmechanismen wie die Konversion hervorrufen, d. h., die Betrogenen wollen den Betrug nicht bewusst akzeptieren, weil sie Angst vor den Folgen haben. –> Konversionsneurose.

Kurzzeitgedächtnis: Als Kurzzeitgedächtnis wird eine Art Zwischenspeicher des Gehirns bezeichnet, in dem Informationen mehrere Minuten lang behalten werden können. Der Umfang ist mit 7±2 Informationseinheiten (Chunks) sehr begrenzt. Dies können beispielsweise Zahlen, Buchstaben oder Wörter sein.

L.

Ligand: Signalstoff, von Zellen abgegeben, der an spezifischen Rezeptoren benachbarter Zellen anbindet und dort bestimmte Reaktionen auslöst. –> Zellkommunikation.

Limbisches System: gürtelförmig um den Hirnstamm gruppiertes Areal neuronaler Netze, die intensiv miteinander, sowie höher- und tiefergelegenen Netzwerken des Gehirns verbunden sind. Es erhält seine Informationen parallel zu diesen anderen Hirnregionen und wirkt modulierend auf die dort ablaufenden Verarbeitungsprozesse ein. Es hat eine zentrale Bedeutung bei der Entstehung von –> Emotionen ( Amygdala), für Lern- und Gedächtnisleistungen (Hippocampus) und für die Regulation vegetativer Funktionen (Hypothalamus).

Locus coeruleus: wichtigstes Kerngebiet des zentralen, noradrenergen Systems, –> Stressreaktion.

Leistungsmotivation: (achievement motivation) Die Leistungsmotivation ist ein Konstrukt zur Erklärung von intra- und interindividuellen Unterschieden des Leistungsverhaltens.

Lewy-Körperchen-Demenz: Eine neurodegenerative Erkrankung, die der Alzheimer- Krankheit, aber auch der Parkinson- Krankheit stark ähnelt – sowohl in Bezug auf ihre Ursachen als auch auf die Symptome. Die namensgebenden Lewy- Körperchen entstehen dadurch, dass sich in den Nervenzellen von Großhirnrinde und Hirnstamm Eiweißreste einlagern, wodurch die entsprechenden Neurone in ihrer Funktion beeinträchtigt werden. Zusätzlich zu einer Einschränkung kognitiver Fähigkeiten treten bei der Lewy- Körperchen- Demenz oft auch Halluzinationen oder Depressionen auf sowie Veränderungen der Beweglichkeit wie bei der Parkinsonschen Erkrankung.

Loci-Merktechnik: Eine Methode des Memorierens, bei der einzelne Inhalte – eines Vortrages zum Beispiel – bestimmten Orten auf einem bekannten Weg zugeordnet werden. Für den Abruf der Gedächtnisinhalte während des Vortrags wird dieser Weg im Geist abgegangen und die Inhalte in der entsprechenden Reihenfolge vorgetragen.

Libido: Die Libido ist nach S. Freud die psychische Energie, durch die der Mensch zur Suche nach Lustgewinn aktiviert wird.

Langzeitgedächtnis: Das Langzeitgedächtnis (long-term memory) oder Langzeitspeicher ist der relativ zeitüberdauernde und unbegrenzt aufnahmefähiger Speicher des Gedächtnissystems, zu dem Wissen, Fertigkeiten und Erfahrungen gehören. Der Langzeitspeicher hält Information über längere Zeitspannen verfügbar, wobei man fünf relativ unabhängige Systeme unterscheiden kann, die sich in der Evolution entwickelt haben. Die beiden ersten beiden Systeme sind großteils unbewusst, denn im prozeduralen Gedächtnis werden grundlegende Bewegungsabläufe gespeichert, wenn etwa das Neugeborene beginnt, Bewegungsabläufe zu wiederholen. Das perzeptuelle Gedächtnis (sensorischer Cortex) schließlich, das wie die beiden nachfolgenden auch bewusst arbeitet, sorgt dafür, dass man Objekte identifizieren und kategorisieren kann. Fakten ohne Kontext werden im semantischen Gedächtnis gespeichert. Das Priming im assoziativen Cortex führt dazu, dass man bereits Gesehenes unbewusst schneller wiedererkennt. Diese vier Gedächtnissysteme haben Menschen mit Säugetieren und Vögeln gemeinsam, während das episodisch-autobiografische Gedächtnis nur beim Menschen nachweisbar ist, das bewusst erlebte Momente des Lebens speichert. Als wichtigste Teilkomponenten werden beim Langzeitspeicher das episodische Gedächtnis (vorrangig rechte Gehirnrinde), das semantische Gedächtnis (vorrangig linke Gehirnrinde) und das prozedurale Gedächtnis (Kleinhirn und Basalganglien) unterschieden. Perioden der Ruhe oder des Schlafes begünstigen dabei die Gedächtnisstabilisierung. Vor allem im Schlaf werden dabei jene Verbindungen in der Hirnrinde gestärkt, die dem Langzeitgedächtnis zu Grunde liegen, wobei die Nervenzellen in einer bestimmten Reihenfolge aktiviert und dauerhaft miteinander verbunden werden, um einem bestimmten Gedächtnisinhalt zu entsprechen (neokortikale Repräsentation). Nach aktuellen Untersuchungen (Viney et al., 2013) wird das Abspielen von komprimierten Informationsinhalten im Tiefschlaf durch einen speziellen Neuronentyp in Gang gesetzt. Es gibt bei einer EEG-Ableitung im Tiefschlaf das Phänomen von sogenannten Ripple-Komplexen, hochfrequente Gehirnwellen, die nur eine Zehntelsekunde dauern, wobei diese von den Axo-axonischen Zellen, initiiert werden. Diese Axo-axonischen Zellen wirken dämpfend auf die Aktivität im Gehirn, wobei sie im Tiefschlaf plötzlich und konzertiert ihre Dämpfung für kurze Zeit stoppen. Dadurch lösen sie die hochfrequenten Ripple-Komplexe und das rasche Abspielen von Informationen aus, wobei dieser Vorgang in komprimierter Form erfolgt, also die vorhandenen Informationen vom Gehirn als relevant ausgewählt, komprimiert und ins Langzeitgedächtnis überführt werden.

Langzeitpotenzierung: Die Langzeitpotenzierung ist die zelluläre Grundlage für Lernen und Gedächtnisbildung. Sie beruht auf einer verbesserten Kommunikation zwischen zwei Zellen, man spricht von einer Stärkung der Verbindung. Diese Stärkung kann z.B. durch eine Vergrößerung der Verbindungsstelle, einen Einbau neuer Kanäle oder einer vermehrten Ausschüttung von Transmittern (Botenstoffen) erfolgen.

Luzider Traum: Während eines luziden Traumes ist sich der Träumende seines Zustandes bewusst und in der Lage, seine Handlungen zu steuern. Obwohl schon Aristoteles von diesem Phänomen berichtete und bis zu 80 Prozent aller Menschen angeben, schon einmal luzide geträumt zu haben, zweifelten Schlafforscher bis zum Ende der sechziger Jahre an der Existenz dieses Phänomens. Die meisten Beobachtungen von Klarträumen stammen aus der Phase des REM- Schlafes. Wissenschaftler haben festgestellt, dass luzide Träume mit einer veränderten Aktivität des präfrontalen Cortex einhergehen, der für die kritische Bewertung von Ereignissen zuständig ist. Luzides Träumen lässt sich erlernen und findet mittlerweile auch Anwendung in der Therapie, beispielsweise bei der Behandlung von Albträumen.

 

M.

Manie: Eine psychische Störung, die sich durch eine Veränderung der Stimmungslage auszeichnet. Manische Personen sind extrem rastlos. Am häufigsten manifestiert sich eine Manie als Teil einer bipolaren Störung, bei der manische und depressive Phasen einander abwechseln.Dieses Krankheitsbild geht damit einher, dass die verschiedene Neurotransmitter im Gehirn aus dem Gleichgewicht geraten sind. Dementsprechend behandeln Psychiater Manien häufig mit Neuroleptika, welche die Wirkung der Neurotransmitter abschwächen sollen.

Mark Verlängertes/Medulla oblongata/hindbrain: Bereich des Gehirns, der ins Rückenmark übergeht. Die Medulla oblongata umfasst zahlreiche Kerngebiete mit teils lebenswichtigen Aufgaben wie der Atmung, dem Herzschlag oder bestimmten Reflexen.

Mediator: Signalstoff, dient der Kommunikation zwischen Zellen

Mentales Training: Ursprünglich ein Konzept aus der Sportpsychologie: Athleten stellen sich Bewegungsabläufe vor und optimieren diese im Geiste. Vergleichbare Methoden finden heute zwar auch in anderen Lebensbereichen Anwendung, am besten untersucht ist die Wirkungsweise des Mentaltrainings aber bei Sportlern. Forschungsergebnissen zufolge verändert das Kopfkino tatsächlich das Gehirn. Das funktioniert, indem durch die Vorstellung von Bewegungsabläufen ähnliche Areale aktiviert werden wie bei realem Training.

Mesencephalon: Das Mittelhirn ist der oberste Abschnitt des Hirnstammes. Seine Regionen liegen um das Aquädukt, einen mit Hirnflüssigkeit gefüllten Kanal. Prominente Strukturen sind das Tektum (Mittelhirndach) und das Tegmentum (Mittelhirnhaube).

Mesolimbisches System: Ein System aus Neuronen, die Dopamin als Botenstoff verwenden und das entscheidend an der Entstehung positiver Gefühle beteiligt ist. Die Zellkörper liegen im unteren Tegmentums und ziehen unter anderem in die Amygdala, den Hippocampus und – besonders wichtig – den Nucleus accumbens, wo sie ihre Endköpfchen haben.

Metastudie: auch Metaanalyse, integriert und analysiert möglichst systematisch, repräsentativ und objektiv in Form quantitativer Größen die Ergebnisse verschiedener Einzelstudien in einem Forschungsbereich. Überblicksarbeiten werden angesichts der zunehmend unübersichtlicher werdenden Publikationsflut und widersprüchlicher Forschungsergebnisse immer wichtiger. In Abgrenzung zum traditionellen Sammelreferat oder narrativen Review werden Fragestellungen schärfer definiert, Primärstudien systematischer erhoben, Ergebnisse quantitativ integriert, die Zuverlässigkeit und Homogenität der Primäreffekte bestimmt und auf ihre Abhängigkeit von spezifischen Studienmerkmalen hin untersucht. Primärstudien und Auswahlkriterien werden ausführlich dokumentiert. Die Ergebnisdarstellung stützt sich auf Effektstärken, primär Korrelationskoeffizienten (r) oder Differenzmaße (d), deren statistische Absicherung, Homogenitäts- und Subgruppenanalysen und inhaltliche Interpretationen der Effekte sowie ihrer Unterschiede.
Die Aussagekraft von Metaanalysen hängt ab von der Systematik der Studiensuche und -auswahl sowie der Kategorisierung verschiedener Studienmerkmale. Werden z.B. nur veröffentlichte Publikationen oder gar nur Zeitschriftenartikel herangezogen oder auch Dissertationen und ”graue Papiere” (”Publikationsbias”)? Werden methodisch schwächere Studien ausgeschlossen oder wird methodische Qualität kodiert (”garbage in, garbage out”)? Welche verschiedenen Studien lassen sich noch zu einer gemeinsamen Metaanalyse oder zu homogenen Subgruppen zusammenfassen (”Äpfel und Birnen”)? Können verschiedene Maße einer Studie einzeln oder nur als Gesamtmaß berücksichtigt werden (”Abhängigkeit”)? Für diese methodischen Probleme wurden Lösungswege vorgeschlagen: So empfiehlt es sich,
– möglichst alle auffindbaren Studien heranzuziehen,
– den Publikationsstatus und ihre methodische Qualität aber zu kodieren und auf ihren Einfluß auf die Höhe von Effekten zu untersuchen.
– Kategorisierungen müssen explizit begründet werden und für Leser nachvollziehbar sein.
– Je Studie sollte ein Effekt (Mittelwert) in die Metaanalyse eingehen, allerdings können verschiedene Untersuchungen, die in einer Publikation veröffentlicht wurden, getrennt verrechnet werden.
Viele Originalarbeiten lassen sich nicht für Metaanalysen heranziehen, da Effektstärkemaße fehlen oder die dargestellten Ergebnisse ihre Berechnung nicht erlauben (so fehlen oft Streuungen oder präzise Irrtumswahrscheinlichkeiten). Treatments und ihre Zuordnung zu einzelnen Kategorien sind oft unklar. Metaanalysen sind somit auf die Qualität der Primärstudien angewiesen und deren Sicherung durch wissenschaftliche Standards.

Mimik: Fünf Muskelgruppen kontrollieren die sichtbaren Bewegungen an unserer Gesichtsoberfläche – und das gilt für alle Menschen auf der Welt. Aus diesem Grund hinterlassen die Basisemotionen Angst, Wut, Ekel, Trauer, Überraschung und Freude überall ähnliche Spuren im Gesicht, die wir in der Regel auch bei Fremden zuverlässig identifizieren können. Neurowissenschaftler vermuten, dass diese Fähigkeit dadurch zustande kommt, dass wir unbewusst den Gesichtsausdruck unseres Gegenübers nachahmen.

Modulator: Signalstoff, der die Kommunikation zwischen Zellen beeinflusst.

Monoaminerge Systeme: Transmittersysteme, die Monoamine (Noradrenalin, Serotonin und Dopamin) als Signalstoffe ausschütten.

Morbus Alzheimer, Alzheimer-Krankheit: Bislang unheilbare Form der Demenz, erstmals beschrieben von dem deutschen Psychiater Alois Alzheimer 1906. Zu den Symptomen gehören anfangs eine milde Vergesslichkeit und Orientierungsstörungen. Später kommt es zum Beispiel zu Sprachveränderungen und Gedächtnisverlust. Die Ursache ist noch unklar, es kommt jedoch zu pathologischen Eiweißablagerungen sowohl zwischen als auch in den Zellen. Betroffen sind corticale Areale.

Motivation: Motivation bezeichnet Prozesse, bei denen bestimmte Motive aktiviert und in Handlungen umgesetzt werden. Dadurch erhält Verhalten eine Richtung auf ein Ziel, eine Intensitätsstärke und eine Ablaufform. Die Motivation einer Person, ein bestimmtes Ziel zu verfolgen, hängt von situativen Anreizen, persönlichen Präferenzen und deren Wechselwirkung ab. Die resultierende Motivationstendenz ist zusammengesetzt aus den verschiedenen nach dem persönlichem Motivprofil gewichteten Anreizen der Tätigkeit, des Handlungsergebnisses und sowohl von internen, die Selbstbewertung betreffenden, als auch von externen Folgen.

Motoneuron: Neurone, die vom zentralen Nervensystem zur Muskulatur ziehen und deren Aktivität steuern.

Multiple Sklerose/Encephalomyelitis disseminata: Eine häufige neurologische Krankheit, die vorwiegend im jungen Erwachsenenalter auftritt. Aus noch ungeklärtem Grund greifen körpereigene Zellen die Myelinscheiden der Nervenzellen an und zerstören diese. Das kann im gesamten zentralen Nervensystem geschehen, weshalb zwei verschiedene Multiple- Sklerose- Patienten an ganz unterschiedlichen Symptomen leiden können. Besonders häufig sind Sehstörungen und Taubheitsgefühle in den Gliedmaßen.

 

N.

Nachbild: Ein Bild, welches wahrgenommen wird, nachdem das eigentliche Bild nicht mehr vorhanden ist. Ein Nachbild tritt normalweise dann auf, wenn man eine Bildvorlage ungefähr eine Minute lang fixiert hat. Blickt man danach auf eine weiße Fläche, zeichnet sich das zuvor betrachtete Bild in der jeweiligen Gegenfarbe dort ab. Nachbilder entstehen durch die „Übermüdung“ der Fotorezeptoren, die nach einiger Zeit der Betrachtung keine Signale mehr ins Gehirn senden.

Natrium-Kalium-Pumpe: Die Natrium- Kalium Pumpe ist ein Protein in der Membran von Zellen. Bei Energieverbrauch transportiert sie drei Natrium- Ionen aus dem Zellinneren in das Außenmedium und im Gegenzug zwei Kalium- Ionen aus dem Außenmedium in das Zellinnere.

Neglekt: Ein Neglekt ist eine Wahrnehmungsstörung, bei der aufgrund einer Gehirnläsion Körperteile oder Reize nicht beachtet werden. Die Störung betrifft die der Hirnläsion gegenüberliegenden Seiten. Sie tritt meist nach Läsionen im rechten Parietallappen auf. Dementsprechend werden visuelle, auditorische und somatosensorische Stimuli der linken Seite nicht beachtet.

Neocortex: Der Neocortex ist der stammesgeschichtlich jüngste Teil der Großhirnrinde. Da er relativ gleichförmig in sechs Schichten aufgebaut ist, spricht man auch vom Isocortex.

Neuroenhancement: Beim Neuroenhancement geht es darum, die kognitive Leistung zu verbessern. Dazu werden Medikamente gegen Demenz, Hyperaktivität oder Narkolepsie von Gesunden eingenommen, mit dem Ziel besser zu lernen, aufmerksamer oder länger wach und aktiv zu sein. Neben den ethischen Fragen, die sich dadurch ergeben, ist auch medizinisch umstritten, ob diese Selbstmedikation überhaupt funktioniert und was die längerfristigen Folgen sein könnten.

Neuromarketing: Ein recht junges, interdisziplinäres Forschungsgebiet im Bereich der Marktforschung, das auf den Erkenntnissen der Neuroökonomie aufbaut – und nicht ganz unumstritten ist. Das Konzept des Neuromarketings basiert auf der Annahme, dass Kunden Kaufentscheidungen in erster Linie auf Grund unbewusster emotionaler Reaktionen treffen. Neuromarketing- Strategen versuchen, solche Reaktionen im Gehirn potenzieller Konsumenten zu identifizieren, um diese und damit auch die Kaufentscheidungen am point of sale (dem Laden) mit Maßnahmen wie Musik oder Duftstoffen zu beeinflussen.

Neuron: Nervenzelle. Charakteristischer, extrem polarisierter Zelltyp des Nervensystems, der in der Lage ist, an der Zelloberfläche eintreffende Informationen aufzunehmen, in elektrische Impulse umzuwandeln und an nachfolgende Strukturen weiterzuleiten. Besitzt Fortsätze, meist mehrere stark verzweigte Dendriten zur Informationsaufnahme, sowie ein oft reichlich verzweigtes Axon zur Informationsweiterleitung in Projektionsgebiete. Am Axonende befinden sich Verdickungen (Präsynapsen), aus denen bei Erregung Botenstoffe ( Transmitter) in den synoptischen Spalt abgegeben werden. Sie binden an bestimmte Eiweiße (Rezeptoren) der postsynaptischen Membran nachgeschalteter Nervenzellen und lösen so eine erneute Erregung aus.

Neuronendoktrin: Die Neuronendoktrin bildet die Grundlage für unser heutiges Verständnis des Nervensystems. Demnach besteht das Gehirn nicht aus einem einzigen, zusammenhängenden Nervennetz, sondern aus individuellen Nervenzellen, die über Kontaktstellen miteinander kommunizieren. Dies entdeckte der Italiener Ramon y Cajal Ende des 19. Jahrhunderts, als er Nervenzellpräparate von Hühnern und Säugetieren anfärbte. Er nutzte dabei eine Färbetechnik, die Camillo Golgi entwickelt hatte. Für ihre Leistung durften sich die beiden – dummerweise zerstrittenen – Forscher im Jahr 1906 den Medizin- Nobelpreis teilen.

Neuroökonomie: Bezeichnung für ein Forschungsfeld an der Schnittstelle zwischen Neurowissenschaften, Wirtschaftswissenschaften und Psychologie. Übergeordnetes Ziel der Neuroökonomie ist zu verstehen, wie Menschen ökonomische Entscheidungen treffen. Dazu untersuchen Neuroökonomen, was in der Entscheidungsfindung im Gehirn passiert. Zu diesem Zweck greifen sie häufig auf Versuchsanordnungen aus der Spieltheorie zurück, bei denen es meist um den Gewinn oder Verlust von Geld geht. Die Gehirne ihrer Probanden untersuchen sie vor allem mit bildgebenden Verfahren. Die Neuroökonomie ist ein sehr junger Forschungszweig, der auf großes gesellschaftliches Interesse stößt.

Neuroplastizität: Gesamtheit der nach Abschluss der Gehirnentwicklung stattfindenden Anpassung der Struktur und Funktion der im –> ZNS angelegten neuronalen Verschaltungen an veränderte Anforderungs- und Nutzungsbedingungen.

Neurotrophe Faktoren: Substanzen, die das Wachsen von Nervenzellfortsätzen fördern.

NMDA-Rezeptor: Schaltstelle in der Membran von Neuronen, die nur unter ganz bestimmten Umständen aktiv wird: Zum einen müssen die Aminosäuren Glutamat oder Aspartat und Glycin an den Rezeptor andocken; zum anderen muss die postsynaptische Zelle depolarisiert sein. Sind diese beiden Voraussetzungen erfüllt, so öffnet sich ein Ionenkanal in der Mitte des Rezeptors und lässt Calcium- Ionen in das Zellinnere hineinströmen. Auf den Calciumeinstrom kann die Zelle auf viele unterschiedliche Weisen antworten. NMDA- Rezeptoren haben wir es beispielsweise zu verdanken, dass synaptische Verbindungen im Gehirn zeitlebens dazu in der Lage sind, sich zu verändern. Auch bei der Einspeicherung von Gedächtnisinhalten spielen sie eine wichtige Rolle.

Nondeklaratives Gedächtnis: Das nondeklarativen Gedächtnis ist eine Form des Langzeitgedächtnisses. Es beinhaltet Verhaltensweisen, Automatismen und Fähigkeiten. Im Gegensatz zum deklarativen Gedächtnis können die Inhalte kaum in Worte gefasst werden.

Noradrenalin: Transmitter und Hormon, –> Zellkommunikation, –> Neuroplastizität.

Noradrenerges System: Transmittersystem ZNS im Hirnstamm, peripherem Nervensystem, wirkt durch die Ausschüttung von Noradrenalin.

Nucleus paraventricularis: Wichtiges Kerngebiet im Zwischenhirn.

Neurobiologie: Die Neurobiologie ist ein Teilgebiet der Biologischen Psychologie, die ihrerseits ein Teilgebiet der Psychologie ist. Ziel der Neuropsychologie ist es, Verhalten und Erleben aufgrund physiologischer Prozesse zu beschreiben (deskriptiv) und zu erklären (explikativ). Die Neuropsychologie beschäftigt sich dabei in erster Linie mit den Folgen biochemischer, physiologischer und struktureller Veränderungen des zentralen Nervensystems, wobei diagnostisch dabei vor allem Beeinträchtigungen und Störungen der kognitiven Leistungsfähigkeit, potentiell vorübergehende Verwirrtheitszustände (Delirium) sowie Demenzen und hirnorganische Erkrankungen relevant sind. Dieser Wissenschaftsbereich der Psychologie befasst sich demnach mit den neuronalen Grundlagen des Verhaltens. Da sich die Neuropsychologie mit den neuronalen Grundlagen des Verhaltens beschäftigt, steht dabei die Beobachtung und das Messen von kognitiven Funktionen bei Patienten mit Dysfunktionen oder Schädigungen des Gehirns im Mittelpunkt. Die Untersuchung von Patienten mit zerebralen Schädigungen ermöglicht auch allgemeine Aussagen über die Struktur und Funktionsprinzipien des Gehirns und deren Auswirkung auf das menschliche Verhalten zu treffen. Mit Hilfe von bildgebenden Verfahren und der Methode der ereigniskorrelierten Potentiale können dabei aus verschiedenen Informationsverarbeitungsprozessen resultierende physiologische Veränderungen sowohl bei Patienten mit zerebralen Veränderungen als auch im gesunden Gehirn analysiert werden. Die Untersuchung von Patienten mit umschriebenen Läsionen z.B. im Rahmen von Einzelfallanalysen sind ein wichtiger Bestandteil der klinischen Neuropsychologie, da sie Erkenntnisse über die Funktionen einzelner Gehirnbereiche liefern kann.

Neurotransmitter: Neurotransmitter sind die Stoffe, die Nervenzellen miteinander austauschen, um Signale weiterzugeben, wodurch sie Denken, Handeln und Gefühle eines Menschen steuern. Neurotransmitter findet man nicht nur im Gehirn, sondern sie sind etwa auch an der Steuerung der Blutgefäße beteiligt. Nervenzellen haben definierte Kontaktstellen, um Botenstoffe abzugeben. Die Axone bilden Synapsen, die sich an Dendriten der anderen Zelle (Nervenzelle) oder der motorischen Endplatte einer Muskelzelle anheften. Grundsätzlich hat ein Botenstoff nicht nur eine konkrete Wirkungsweise, sondern meist mehrere.

Die wichtigsten Neurotransmitter:
Acetylcholin: Übertragung von Nervenimpulsen auf die Muskulatur und im vegetativen Nervensystem; Nikotin etwa bindet kurzfristig Acetylcholin–Rezeptoren.
Adrenalin und Noradrenalin: dienen der Aktivierung im vegetativen Nervensystem, Muskulatur, Herz, Gehirn, beim Stressgeschehen.
Serotonin: hat eine wichtige Rolle bei vielen psychischen Prozessen; ein Mangel führt u.a. zu Depressionen und Zwanghaftigkeit.
Dopamin: verantwortlich für psychische und psychosomatische Prozesse, Antriebssteigerung: ein Mangel führt zur Parkinsonschen Krankheit, erhöhte Dopaminaktivität in bestimmten Arealen führt zu Psychosen.

 

O.

Okzipitallappen/Lobus occipitalis: Einer der vier großen Lappen der Großhirnrinde. Der Okzipital– oder Hinterhauptslappen liegt über dem Kleinhirn. Nach vorne grenzt er an den Scheitel– sowie an den Schläfenlappen an. Der Sulcus calcarinus unterteilt den Okzipitallappen in eine obere und eine untere Hälfte, den Cuneus und den Gyrus lingualis. Funktional findet in diesem Bereich des Gehirns die zentrale Verarbeitung visueller Informationen statt — sowohl die primäre als auch die sekundäre Sehrinde haben ihren Sitz im Okzipitallappen.

Olfaktorischer Cortex: Der ofaktorische Cortex umfasst die Strukturen des Großhirns, die für die Verarbeitung von Geruchsinformationen zuständig sind. Der primäre olfaktorische Cortex ist der präpiriforme Cortex, ein entwicklungsgeschichtlich alter Teil des Cortex (Paleocortex) mit dreischichtiger Struktur.

Ontogenese: Entwicklung des Individuums von der befruchteten Eizelle zum erwachsenen Lebewesen.

Operante Konditionierung: Unter operanter Konditionierung versteht man die Beeinflussung eines gezeigten Verhaltens durch ein Resultat auf dieses Verhalten, z.B. durch sofortige Belohnung oder sofortige Bestrafung- .
Je nach dem Resultat (outcome) wird beim nächsten Mal wieder dasselbe oder eher ein anderes Verhalten an den Tag gelegt.

Orbitofrontaler Cortex: Windung im Bereich des orbitofrontalen Cortex der Großhirnrinde, die sich anatomisch etwa hinter den Augen befindet. Der orbitofrontale Cortex spielt eine entscheidende Rolle bei der Entscheidungsfindung und der Überwachung sozialer Interaktionen und entsprechend komplex ist er aufgebaut. Insgesamt besteht er aus vier verschiedenen Substrukturen: der mediale, laterale, anteriore und der posteriore Gyrus orbitalis sowie der Gyrus rectus.

Oxytozin: Ein im Nucleus paraventricularis und im Nucleus supraopticus des Hypothalamus gebildetes Hormon, welches aus dem Hypophysenhinterlappen ins Blut ausgeschüttet wird. Es leitet bei der Geburt die Wehen ein und wird beim Stillen sowie beim Orgasmus ausgeschüttet. Es scheint die Paarbindung zu erhöhen und Vertrauen zu schaffen. Neuere Erkenntnisse weisen darauf hin, dass das oft als Kuschelhormon bezeichnete Oxytozin jedoch weitaus komplexer ist und seine Effekte auch eine Abgrenzung zur andern Gruppen (out- groups) beinhalten.

P.

Paleocortex: Der Paleocortex ist ein stammesgeschichtlich sehr alter Teil des Endhirns, der zusammen mit dem Riechkolben das Riechhirn bildet. Der Paleocortex unterscheidet sich vom Isocortex durch seinen nicht- sechsschichtigen Aufbau.

Paradoxe Intention: Die Methode der paradoxen Intention ist dabei eine der besten und am raschesten wirkende Techniken bei sozialen Ängsten und ist eine kognitive Technik der Logotherapie Viktor Frankls. Dabei werden absichtlich jene Symptome provoziert oder zumindest simuliert, die Menschen mit sozialer Phobie aus Angst vor Auffälligkeit am meisten fürchten. Paradoxe Interventionen durchbrechen das Muster des Nicht-Auffallen-Wollens. Paradoxe Übungsaufgaben stellen eine gute Gelegenheit dar, unter bestimmten Umständen (sicherlich nicht jederzeit und überall) Schwäche zeigen zu können (nach dem Motto: „Es ist ein Zeichen von Stärke, seine Schwächen zeigen zu können“) und dabei die Erfahrung zu machen, dass man trotzdem liebenswert und sozial akzeptiert ist. Dem zugrunde liegt also die Vorstellung, dass sich selbst bestätigende und erfüllende Teufelskreise der Angst mit dieser Methode durchbrochen werden können. Die paradoxe Intention kann dabei als spezifische Technik der paradoxen Intervention angesehen werden.

Paradoxe Intervention: Die Paradoxe Intervention ist eine psychotherapeutische Methode aus der systemischen Therapie, die eingesetzt wird, um paradoxe Kommunikation aufzulösen. Durch die paradoxe Intervention soll eine festgefahrene Sichtweise erschüttert werden, um so eine Problemlösung möglich zu machen. Das mit der paradoxen Intervention ausgedrückte Verständnis besagt, dass das menschliche Verhalten berechenbar ist. Die Maßnahme dient der Manipulation der Klienten und ist schwer zu kontrollieren, und wird inzwischen nur noch selten eingesetzt. Allerdings sind paradoxe Aufgaben sind überall dort angebracht, wo sich soziale Systeme wie Familien, Paarbeziehungen oder Unternehmen den unmittelbaren Wegen zur Veränderung widersetzen oder wo solche wirkungslos sind. Wo Systeme durch dysfunktionale Muster zusammengehalten werden, wird jede Veränderung als Bedrohung der Stabilisierungsregeln empfunden, daher verschreibt man genau das, was sie ohnehin tun. Paradoxe Interventionen wirken deshalb, da man von der Prämisse ausgeht, dass jeder Mensch egozentriert autonom ist, d.h., dass die Selbstbestimmung über eine Abgrenzung im Sinne von Anders-Sein läuft und man nur dann autonom ist, wenn man sich einer Fremdbestimmung gegenüber abgrenzen kann. Wenn diese Prämisse zutrifft, führt eben die Vorschreibung von Minus zu Plus und vice versa. Die paradoxe Intervention ist nicht zu verwechseln mit der paradoxen Intention, bei der KlientInnen geradezu aufgefordert werden, sich in paradoxer Weise sich genau das herbeizuwünschen, wovor sie Angst haben. Dieser Methode zugrunde liegt die Vorstellung, dass dadurch sich selbst bestätigende und erfüllende Teufelskreise der Angst durchbrochen werden können. Die paradoxe Intention ist eine kognitive Technik der Logotherapie Viktor E. Frankls.

Anschauliches Beispiel aus der Literatur:
Ein älterer Herr sitzt um die Mittagszeit auf einer Bank im Park. Da kommt eine Horde junger Burschen, die ihn beschimpfen. Beim ersten Mal steigt er auf das Spiel ein, versucht die Burschen zu vertreiben, beschimpft sie ebenfalls. Am nächsten Tag das gleiche Spiel. Am dritten Tag kommt er auf eine glorreiche Idee: Er ruft die schimpfenden Burschen zu sich und lobt sie für das, was sie tun und verspricht ihnen, wenn sie am nächsten Tag wieder kommen, ihnen ein Eis zu spendieren. Jubelnd kommen die Burschen am nächsten Tag und beschimpfen den alten Mann so gut sie können. Dieser macht sein Versprechen wahr und lobt sie dafür, spendiert ihnen ein Eis und sagt: „Morgen sehen wir uns wieder, wenn ihr gut schimpft, bezahle ich euch wieder ein Eis.” Am anderen Tag, sind die Burschen nicht mehr gekommen. Mark Twain

Parahippocampaler Cortex: Der parahippocampale Cortex ist neben dem Hippocampus gelegen und Teil des Temporallappens. Er verarbeitet räumlich- visuelle Gedächtnisinhalte und scheint bei der Verfestigung von Gedächtnisinhalten beteiligt zu sein. Eingänge erhält er von zahlreichen polymodalen Cortexarealen, seine Ausgänge gehen an Hippocampus, Amygdala und Striatum.

Paralimbisches System: Zusammenfassende Bezeichnung für alle Hirnbereiche, die eng mit dem limbischen System verschaltet sind. Anatomisch zählen der posteromediale orbitofrontale Cortex, der Gyrus cinguli und die Insula zum paralimbischen System, das eine entscheidende Funktion bei der Vermittlung intensiver Emotionen hat. Insbesondere gilt dies für Angstgefühle. In Gehirnen von Psychopathen stoßen Neurologen häufig auf Anomalien im paralimbischen System.

Parasoziale Beziehung: Einseitige Beziehung zu einem Menschen oder einer fiktiven Gestalt, zu der es in der realen Welt keinerlei Interaktionen gibt. Film– und Sportstars, Romanfiguren oder auch verstorbene Mitmenschen können Gegenstand parasozialer Beziehungen sein. Das Phänomen als solches ist schon sehr alt. Mit dem Aufkommen der Massenmedien hat es in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts allerdings enorm an Bedeutung gewonnen.

Parasympathicus: Der Parasympathicus ist ein Teil des vegetativen oder autonomen Nervensystems. Letztere Bezeichnung spielt darauf an, dass dieser Teil des Nervensystems nicht dem Willen unterworfen ist. Er kontrolliert die Aktivitäten eines Großteils der innneren Organe sowie den Blutkreislauf. Im Gegensatz zu seinem Gegenspieler, dem Sympathicus, ist der Parasympathicus am aktivsten, wenn der Organismus sich in Ruhe befindet. Er steuert unter anderem die Verdauung und das Harnlassen. Als Botenstoff für die Signalübertragung innerhalb des Parasympathicus dient Acetylcholin.

Parasympathisches Nervensystem: Teil des vegetativen Nervensystems (Bremspedal) Gegenspieler des sympathischen Nervensystems (Gaspedal).

Pathogenese: Krankheitsentstehung

Personalentwicklung: Die Förderung und Entwicklung von Leistungsträgern gewinnt für Unternehmen an Bedeutung. Der arbeitsmarktliche Wandel und die permanente Verkürzung der Halbwertzeit von Wissen fordert einen verstärkten Einsatz vom Arbeitgeber, die Kompetenzen seiner Mitarbeiter auszubauen. Auch der technische und organisatorische Wandel verlangt einen anhaltenden Lernprozess. Die Unterstützung der Mitarbeiter in ihrer professionellen und persönlichen Entwicklung ermöglicht außerdem, Leistungs- und Kernkompetenzträger langfristig an das Unternehmen zu binden. Vielerorts wird dennoch lediglich Personalverwaltung, statt Personalentwicklung betrieben.

Perzeptives Feld: Die Gesamtheit aller Eindrücke, die ein Individuum zu einem gegebenen Zeitpunkt erreichen. Hierzu zählen sowohl Reize aus der Umwelt als auch innere Zustände, die ein Lebewesen entweder bewusst oder unbewusst wahrnimmt und zu einem Gesamtbild vereint.

Plastizität: Der Begriff beschreibt die Fähigkeit von Synapsen, Nervenzellen und ganzen Hirnarealen, sich abhängig vom Grad ihrer Nutzung zu verändern. Mit synaptischer Plastizität ist die Eigenschaft von Synapsen gemeint, ihre Erregbarkeit auf die Intensität der Reize einzustellen, die sie erreichen. Daneben unterliegen auch Größe und Vernetzungsgrad unterschiedlicher Hirnbereiche einem Wandel, der von ihrer jeweiligen Aktivität abhängt. Dieses Phänomen bezeichnen Neurowissenschaftler als corticale Plastizität.

Postsynapse: Nachgeschalteter Bereich der Verbindungsstelle zwischenNervenzellen.

Präfrontaler Kortex: Teil der Großhirnrinde.

Präsynapse: Vor der Verbindungsstelle zwischen Nervenzellen gelegener Bereich der Nervenfaser.

Priming: Als Priming bezeichnet man die Beeinflussung von Reaktionen bzw. von Gedächtnisinhalten durch Vorerfahrung. Dies geschieht meist unbewusst: Ein Reiz wird einer Versuchsperson unterhalb der Wahrnehmungsschwelle präsentiert. Obwohl die Versuchsperson diesen Reiz – ein Wort, ein Symbol auf dem Bildschirm – nicht bewusst wahrnimmt, beeinflusst er doch die weitere Verarbeitung.

Pharmakotherapie: Die Behandlung von Erkrankungen mittels Medikamenten.

Palpitationen: Als schnell und- oder kräftig empfundenes Schlagen des Herzens. Oft im ganzen Körper.

Prozedurales Gedächtnis: Das prozedurale Gedächtnis ist eine Form des nondeklarativen Langzeitgedächtnisses. Es beinhaltet Handlungsabläufe wie Fahrradfahren, Klavierspielen oder das Zeichnen einer bestimmten Figur.

Psychoanalyse: Von Sigmund Freud um 1900 entwickelte Forschungsmethode, welche darauf abzielt, die unbewußte Bedeutung von Worten, Handlungen oder Bildvorstellungen deutlich zu machen. Daraus entwickelte sich die psychotherapeutische Methode der Psychoanalyse, die sich auf diese Forschung gründet und sich entsprechender, spezifischer Interventionsmittel bedient.

Psychologischer Test:
Die Zahl der vorhandenen psychologischen Tests allein im deutschen Sprachraum kann auf mehrere Tausend geschätzt werden. Qualität und Stand der Entwicklung kann dabei sehr unterschiedlich sein. Bezüglich der Einteilung von Tests sind verschiedene Systeme üblich, in einigen werden die Kategorien vermischt.

  • Bei Urteilstests werden individuelle Eigenarten durch Beurteilung von Sachverhalten gewonnen. Hier gibt es keine richtigen oder falschen Antworten – ein Problem kann die Abgabe von Urteilen nach der Erwartung des Urteiles sein („einen guten Eindruck machen“). Begriffliche Überschneidungen gibt es
    • mit Persönlichkeitstests (Deutungstests sind auch Persönlichkeitstests; Leistungstests können auch Persönlichkeitsmerkmale erfassen – Intelligenz als Persönlichkeitsmerkmal; objektive Persönlichkeitstests sind Leistungstests, die hinsichtlich von „klassischen“ Persönlichkeitseigenschaften ausgewertet werden);
    • und mit Fragebögen (Urteilstests sind nur jeweils ein Teil davon, es gibt zahlreiche weitere Typen von Fragebögen auch außerhalb der Psychologie, z. B. Personalfragebögen).
  • Als Leistungstests werden solche Tests zusammengefasst, wo eine qualitative oder quantitative Bewertung der Güte der Antworten möglich ist (Lösungsmenge, Lösungsgüte, Zeit bis zur Lösung). Bei diesen Tests gibt es richtige und falsche Lösungen.
  • Deutungstests oder projektive Tests bilden eine weitere Art von Tests. Während im Fragebogen der Proband sein eigenes gewohnheitsmäßiges Verhalten und Erleben beschreibt (Selbstbeurteilung), wird er im projektiven Verfahren um eine gestaltende Deutung der Testvorlage gebeten.
    Eine weitere Einteilung kann danach erfolgen, ob Hard Skills/Fachkompetenz (vorwiegend Leistungsmerkmale) oder Soft Skills (soziale Kompetenzen, Neigungen, Interessen, Persönlichkeitsmerkmale im engeren Sinne) erfasst werden.
    Man kann jeden Test grundsätzlich in folgenden drei Dimensionen beschreiben und ihn entsprechend klassifizieren:
  • welche Merkmale gemessen werden (Intelligenz, Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Konzentration, Lernfähigkeit, Persönlichkeit, Einstellungen, Motivation, Beschwerden, Befindlichkeit u. a.),
  • auf welche Art die Merkmale gemessen werden (Urteilstests, Leistungstests, Deutungstests) oder
  • für welche Fragestellungen die Tests einsetzbar sind (Eignungstests, Fahrtauglichkeit, Tests zur Identifikation psychischer Störungen, Schultests u. a.).
    Multimodale Diagnostik ist ein Konzept, welches die Dimensionen systematisch variiert, um genauere Informationen zu erhalten.

Psychopharmaka: Bei einigen psychischen Erkrankungen ist auch die Ergänzung durch eine Pharmakotherapie, also die Behandlung mit spezifischen Arzneimitteln notwendig. Auch wenn die Pharmakotherapie von PsychologInnen meist eher zurückhaltend beurteilt wird, gilt sie unter medizinischen Experten oft als unverzichtbare Basis einer wirkungsvollen Therapie, etwa bei vielen Depressionsformen. Zu solchen Medikamenten zählen etwa die synthetischen Antidepressiva, Beruhigungs-, Schlaf- und Schmerzmittel, Neuroleptika und Psychostimulanzien, aber auch bestimmte Arzneimittel, die den Gehirnstoffwechsel anregen sollen.

Psychosomatik: Die Psychosomatik untersucht die Auswirkungen von emotionalen und kognitiven Prozessen auf den Körper, insbesondere auf das subjektive Krankheitsempfinden. Hierzu zählen seelische Probleme mit physischen Folgen wie etwa Essstörungen genauso wie Hypochondrie. Nachdem Psychologen zunächst theoretische Modelle zur Erklärung psychosomatischer Phänomene herangezogen hatten, ist das Fachgebiet seit Mitte des 20. Jahrhunderts auch Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Seit 2003 gibt es offiziell Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.

Psychotherapie: Die Psychotherapie ist eine Behandlung mit psychologischen Mitteln, und erstreckt sich von der Zuwendung und dem stützenden Gespräch bis zu spezifischen Behandlungsverfahren (z. B. verhaltenstherapeutisch, tiefenpsychologisch, gesprächspsychotherapeutisch u. a.).

Pyramidenbahn/Tractus corticospinalis: Die Pyramidenbahn ist ein System von Axonen (langen faserartigen Fortsätzen von Nervenzellen), die vom motorischen Cortex ins Rückenmark ziehen. 80 Prozent aller Fasern kreuzen in der Medulla oblongata auf die Gegenseite. In der Medulla verläuft sie an den Pyramiden vorbei, denen sie ihren Namen verdankt. Sie ist an der Fein– und Willkürmotorik beteiligt

 

Q.

Querschnittslähmung/-/spinal paralysis: Hiermit bezeichnen Ärzte eine Kombination von Symptomen, die auftritt, wenn der Nervenstrang im Rückenmark durchtrennt wird. Auf welcher Höhe der Wirbelsäule die Verletzung geschieht, ist entscheidend für deren Konsequenzen: Gliedmaßen und Organe, deren Innervierung unterhalb der lädierten Stelle vom Rückenmark abzweigt, kann der Körper künftig nicht mehr selbst steuern. Mögliche Folgen reichen von einer teilweisen Lähmung der Gliedmaßen bis hin zum kompletten Kontrollverlust über Mastdarm und Blase.

R.

Rezeptor: aufnehmende,reizempfangende Zellstruktur

Ressourcen: Als Ressourcen bezeichnet man in der Psychologie die einem Menschen zur Verfügung stehenden, von ihm genutzten oder beeinflussten, schützenden und fördernden Kompetenzen und Handlungsmöglichkeiten. Ressourcen ermöglichen es Menschen, Situationen zu beeinflussen oder unangenehme Einflüsse zu reduzieren. Man unterscheidet dabei innere (interne, individuelle, subjektive, personale) physische und psychische Ressourcen, und äußere (externe, objektive) physikalische, materielle, biologische, ökologische, soziale, institutionelle, kulturelle, organisationale, materielle) Ressourcen. Ressourcen bezeichnen somit all jene Potentiale, die Menschen in der Auseinandersetzung mit alltäglichen Problemen und Belastungen bzw. bei der Arbeit an ihrer Identität aktivieren können. Psychische Ressourcen umfassen neben individuellen Handlungskompetenzen auch innere Regulationsfähigkeiten, wie
Ambiguitätstoleranz, Selbstwert, Resilienz oder Anspruchsniveaus und personengebundene Faktoren wie Aussehen oder körperliche Gesundheit.
Vor allem in der psychologischen Stressforschung hat der Ressourcenbegriff in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen, da die Orientierung an menschlichen Ressourcen einen Perspektivwechsel ermöglicht hat, indem man von der Defizit- oder Krankheitsorientierung hin zu einer salutogenetischen Sicht übergehen konnte, bei der danach gefragt wird, über welche Ressourcen ein Mensch verfügen muss, um spezifische Probleme bewältigen zu können, bzw. wie dieses Bewältigungspotential gestärkt werden könnte.

Riemann, Fritz: Die Grundformen der Angst. Der Psychoanalytiker Fritz Riemann erkannte vier Grundängste, die jeder von uns als Kleinkind durchlebt. Sie formen unseren späteren Charakter. Riemanns Buch „Grundformen der Angst“ erschien vor über 50 Jahren. Es gehört bis heute zur psychologischen Ausbildung.

Warum brauchen manche Menschen viel Nähe und andere fühlen sich davon eingeengt? Warum fühlen sich manche Menschen nur wohl, wenn alles genau geregelt ist und anderen schnürt das die Luft ab? Genau das versuchte der Psychoanalytiker Fritz Riemann zu ergründen.
Seine Überlegungen und Erfahrungen mit Patienten sammelte Riemann in einem Buch, das fast 1 Million Mal gedruckt wurde.

Die vier Grundängste
Es sind vier Grundängste, die Riemann bei seiner Arbeit mit Patienten ausgemacht hatte:

  • Die erste Angst bringt Menschen dazu, Distanz zu halten. Riemann sprach vom schizoiden Charakter.
  • Die zweite Angst lässt Menschen die Nähe zu anderen Menschen suchen. In der Psychologie wird das der depressive Charakter genannt.
  • Die dritte Angst bedingt, dass man Chaos und Veränderung nur schwer aushalten kann. Alles soll so bleiben wie es ist. Der zwanghafte Charakter.
  • Die vierte Angst verhindert, sich zu binden, Verantwortung im Leben zu übernehmen. Diese Menschen möchten im Hier und Jetzt leben. Die Zukunft interessiert sie nicht. Es sind die Wechsler, der hysterische Charakter.

Wir alle tragen in uns Wesenszüge dieser vielen Charaktere. Das ist normal, nichts Schlimmes oder Krankhaftes. Man könnte natürlich auf diesen Gedanken kommen, bei den Begriffen, mit denen die Psychologen hantieren: Depressive, schizoide, zwanghafte Struktur … Diese Bezeichnungen sind aus klinischen Beobachtungen entstanden. Nähe-, Distanz-, Dauer- oder Wechsel-Typ klingt schon viel neutraler. Gemeint ist das Selbe.

S.

Sakkade: Schnelle Augenbewegung, die meist unbewusst stattfindet. Es handelt sich um eine schnelle und sprunghafte Blickbewegung, bei der das Auge sich spontan auf ein Objekt richtet. Beim Lesen beispielsweise springen die Augen von ein- em kurz- en Wort zum näch- sten. Während einer Sakkade findet keine Informationsverarbeitung statt.

Saltatorische Übertragung: Der Begriff leitet sich ab vom lateinischen „saltare“ – springen ab. Und genau dies tut ein Impuls entlang eines myelenisierten Nerv: Er springt von einem Ranvier´schen Schnürring zum nächsten, was die Geschwindigkeit der Erregungsleitung enorm erhöht.

Salutogenese: Lehre vom Prozess und Verlauf der Gesundung.

Sensorische Eingänge: Über das periphere Nervensystem eingehende Reize.

Schlafstörungen: Die bekanntesten Schlafstörungen sind Insomnie und Hypersomnie. Unter Insomnie, also Ein- und Durchschlafstörungen, zu wenig oder nicht erholsamer Schlaf, Einschlafschwierigkeiten, häufiges Erwachen in der Nacht, Wiedereinschlafschwierigkeiten, zu frühes Erwachen am Morgen, Gefühl nicht richtig tief zu schlafen, leiden 10–15 % der Bevölkerung.
Zu den Hypersomnien, also Störungen bei vermehrter Tagesschläfrigkeit, ungewolltes Einschlafen, Einnicken am Tage, Gefühl der ständigen Schläfrigkeit, Atempausen, häufig verbunden mit Schnarchen, die sich letztlich in einem übermäßigen Schlafbedürfnis äußern, zählt die Schlafapnoe, die allmählich zur Volkskrankheit avanciert, von der jeder vierte Mann und jede zehnte Frau betroffen sind. Sie gehört zu den häufigsten und folgenschwersten Schlafstörungen. Para-Somnien sind während des Schlafs auftretende Störungen, wie Albträume, Schlafwandeln, Sprechen im Schlaf, REM-Schlaf abhängiger Herzstillstand, Zähneknirschen u.a. Schlaf-Wach-Störungen schließlich sind Störungen der innneren Uhr und der Biorhythmen des Menschen. Der Schlaf von Menschen, die unter Schlafapnoe leiden, ist durch Atemstillstände derart gestört, dass sie am Tag spontan und unkontrolliert einschlafen. Hinzu kommen schlafbezogene Bewegungsstörungen wie das Syndrom der Ruhelosen Beine (Restless Leg Syndrom, RLS), unter dem schätzungsweise 5–10 % der Bevölkerung in Deutschland leiden.
Insgesamt verzeichnet die Internationale Klassifikation der Schlafstörungen 88 verschiedene Diagnosen. Wenn man das Schlaf-EEG in die einzelnen Frequenzspektren zerlegt, zeigt sich, dass bei Menschen mit Insomnie vermehrt Gehirnwellen mit schnellen Frequenzen auftreten, die einen höheren Bewusstseinsstatus anzeigen. Schlafgestörte nehmen ihren Schlaf wohl auch anders wahr, denn ihre Gedanken arbeiten im Schlaf weiter, wobei hinzukommt, dass auch die Herzfrequenz höher ist und das Stresshormon Cortisol aktiviert ist, alles Zeichen einer vegetativen und zentralnervösen Aktivität.
Man vermutet generell, dass bei Insomnie ein Ungleichgewicht zwischen neuronalem Wach- und Schlafsystem herrscht, wobei das Wachsystem bei den Betroffenen nicht völlig abschaltet. Nervenzellen im Thalamus, dem grössten Teil des Zwischenhirns, steuern nach Adamantidis et al. (2007) sowohl das Einschlafen als auch das Aufwachen, wobei der Thalamus mit nahezu allen anderen Gehirnregionen vernetzt ist und wichtige Funktionen wie Aufmerksamkeit, Bewusstsein oder Sinneswahrnehmungen unterstützt.
Eine Gruppe dieser thalamischen Nervenzellen kontrolliert das Aufwachen und Einschlafen, wobei man bei Mäusen mit Hilfe der Optogenetik thalamische Nervenzellen präzise steuern kann. Wenn sie dieses Area mit lang andauernden Impulsen stimuliert, wachen die Mäuse auf, wenn sie mit langsamen, rhythmischen Impulsen gereizt werden, haben die Tiere einen tiefen und erholsamen Schlaf.
Nacht- und Schichtarbeit stört übrigens ebenfalls die innere Uhr, wobei gesunde Menschen diese Irritationen einige Zeit verkraften können, insbesondere, wenn die Schichtpläne angepasst sind und die Schlafumstände gut sind. Auf Dauer besteht aber bei dieser Form der Arbeit die Gefahr von Schlafproblemen bis hin zu chronischen Schlafstörungen.
Richter et al. (2019) haben die Veränderungen der Schlafzufriedenheit und Schlafdauer von Müttern und Vätern über die Zeit vor der Schwangerschaft, während der Schwangerschaft und bis zu sechs Jahre nach der Geburt untersucht. Es zeigte sich, dass die Schlafzufriedenheit und -dauer mit der Geburt stark abnahm und in den ersten drei Monaten nach der Geburt einen Tiefpunkt erreichte, wobei Frauen stärker betroffen waren. Nach dem Rückgang der Schlafzufriedenheit und -dauer nach der Geburt erholte sich weder der Schlaf der Mütter noch der der Väter bis zu sechs Jahre nach der Geburt des ersten Kindes vollständig auf das Niveau vor der Schwangerschaft.
In einer Studie bei LaufsportlerInnen wurde übrigens nachgewiesen, dass jene Sportler, die am Morgen trainieren, einen längeren und besseren Schlaf haben als jene, die am Abend ihr Pensum üben. Das liegt daran, dass man sich nach einem intensiven Training zwar körperlich müde fühlt, doch Schlaf findet nicht im Körper sondern im Gehirn statt, und das schüttet Adrenalin aus, also ein Wachhormon, das den Kreislauf in Schwung hält. Die Schlafmedizin hat in den vergangenen Jahren eine Reihe von Zusammenhängen zwischen Schlafverkürzung, Schlafstörung und Schlaf zum falschen Zeitpunkt einerseits, sowie Störungen des circadianen Systems und deren Konsequenzen für die allgemeine Gesundheit andererseits nachgewiesen, woraus sich neue Perspektiven für eine Vielzahl von Erkrankungsbildern ergeben, bei denen Schlaf bislang nicht im Fokus stand. Insbesondere zeigen sich Beziehungen von Schlafstörungen zu emotionalen und Verhaltensauffälligkeiten. Darüber hinaus ist bei auftretenden Schlafschwierigkeiten das Risiko für weitere psychische, soziale und medizinische Risiken zu erwarten. In Studien zeigte sich unter anderem ein erhöhtes Risiko für Verhaltensprobleme bei Kindern mit Schlafschwierigkeiten, wobei Kinder mit einer Störung des Sozialverhaltens oder ADHS insgesamt weniger zu schlafen scheinen und mehr Schwierigkeiten mit dem Schlafen haben. Nach einer repräsentativen Befragung von Kindern und Jugendlichen im Alter bis zu 18 Jahren haben etwa zwanzig Prozent der Kinder allgemeine Schlafprobleme, dreizehn Prozent Einschlafprobleme und ca. neun Prozent Durchschlafprobleme, wobei solche kindlichen Schlafstörungen Folgen haben können. Nur ein Teil der Schlafstörungen bei Kindern wie das Schlafwandeln ist reifungs- und entwicklungsbedingt, sodass diese Störungen in der Regel spätestens in der Pubertät wieder abklingen, doch viele Kinder nehmen die Störungen mit ins Erwachsenenalter, denn sechzig Prozent der Kinder mit Schlafstörungen haben auch als Erwachsene Schwierigkeiten einzuschlafen oder durchzuschlafen. Wer demnach als Kind schlecht schläft, hat vermutlich auch als Erwachsener Schlafprobleme. Studien an Mäusen zeigen übrigens, dass die Schlafqualität einen stärkeren Einfluss auf die Gesundheit hat als die Schlafdauer, wobei die Schlafqualität einen erheblichen Einfluss auf das Risiko für die Entstehung von Demenzformen hatte. Um gut einschlafen zu können, bieten sich Rituale an, denn diese bringen Regelmäßigkeit in diese für das Wohlbefinden wichtige Phase des Tages. In einer Zeitschrift werden bestimmte Abläufe empfohlen, die angeblich erfolgreiche Menschen jeweils vor dem Einschlafen unternehmen, so etwa eingehende Körperpflege. Erfolgreiche Menschen nehmen sich danach jeden Abend wenigstens ein paar Minuten Zeit für ihre Körperpflege, denn sie wissen, dass sie nur zur Ruhe kommen, wenn sie sich körperlich wohl und gesund fühlen. Erfolgreiche Menschen vertrauen ihrem Körper und ihrer Intuition und essen am Abend, wonach ihnen ist und was ihnen persönlich gut bekommt, denn für sie ist die persönliche Erfahrung ausschlaggebender als Trends oder Empfehlungen von Experten, etwa vor dem Schlafengehen nichts mehr zu essen. Man kann die Zeit vor dem schlafengehen auch für die Weiterbildung in einem speziellen Bereich nutzen, etwa das Erlernen einer Fremdsprache. Dabei kommt hinzu, dass Lerninhalte, die man unmittelbar vor dem Schlafengehen aufnimmt, besser behalten werden, denn das Gehirn hat dann ungestört Zeit, diese zu verarbeiten und einzuordnen. Hilfreich ist es auch, schon den nächsten Tag vorzubereiten, denn um sich selbst zu strukturieren und zu beruhigen, organisieren viele erfolgreiche Menschen ihren Tag schon am Vorabend grob durch. Sich einmal bewusst vorzubereiten und zu sammeln, verhindert, dass später während des Einschlafens plötzlich das Gefühl entsteht, unvorbereitet zu sein und noch etwas tun zu müssen. Guter Schlaf fängt mit dem Frühstück an! Die Probleme beim Ein- und Durchschlafen von vielen vor allem älteren Menschen, also gemeinhin Schlafstörungen, könnten nach Untersuchungen von Samson et al. (2017) ein evolutionär bedingter Überlebensmechanismus sein. Bekanntlich organisieren einige in Gruppen lebende Tiere Nachtwachen, haben unterschiedliche Schlafzyklen, zeigen regelmäßiges Aufwachen und einen Wechsel zwischen leichten und tiefen Schlafphasen, um die Nachtstunden in bedrohten Gegenden sicher zu überstehen. Solche Verhaltensmuster fanden sich etwa auch bei Vögeln und Mäusen. Die afrikanischen Hadza, ein Stamm, der seit mehr als 50.000 Jahren an den Ufern des Eyasi-Sees in Tansania lebt, sind Jäger und Sammler, sie leben und schlafen zusammen in Gruppen aus 20 bis 30 Menschen, wobei ihr Lebensstil dem von Urmenschen sehr ähnlich ist. Während der insgesamt 220 Stunden Beobachtungszeit waren die untersuchten Personen nur 18 Minuten gleichzeitig im Tiefschlaf und es gab auch häufiges Aufwachen, dennoch klagte keiner der Probanden über Schlafprobleme. Deutliche Unterschiede gab es auch zwischen den Altersgruppen, denn ältere Gruppenmitglieder gingen generell früher schlafen und wachten früher auf als jüngere. Ursache dieser Unterschiede ist dabei die biologische Uhr, die dafür sorgt, dass der Körper sich an unterschiedliche Tageszeiten anpasst. Mit zunehmendem Alter verändern sich durch diese innere Uhr auch die Schlafgewohnheiten, denn während junge Menschen häufiger den Eulen zuzurechnen sind, werden ältere Menschen meist zu Lerchen. Diese Veränderungen sorgen dafür, dass in der gemischtaltrigen Gruppe der Hadza in der Nacht stets jemand in Alarmbereitschaft ist. Möglicherweise sind altersbedingte Schlafprobleme nur Reste aus früheren Zeiten, in denen dieses unterschiedliche Schlafverhalten sinnvoll war. Als weitere Ursache von Schlafstörungen wird auch die steigende Lichtverschmutzung angesehen, wobei anhand von Satellitenaufnahmen die Entwicklung der Lichtabstrahlung verfolgt wurde und es dabei eine deutliche Zunahme der Intensität des künstlichen Lichts und der Größe der beleuchteten Fläche nachgewiesen werden konnte. In Österreich hat es von 2012 bis 2016 im Schnitt einen Anstieg der Lichtabstrahlung von etwa 50 Prozent gegeben. Studien haben daher den Mangel an Dunkelheit neben dem Mangel an natürlichem Tageslicht als zentrale Ursache für Schlafstörungen ausgemacht, wobei vor allem Kunstlicht im blauen Bereich die Produktion des für den Tag-Nacht-Rhythmus so wichtigen Hormons Melatonin hemmt. Beim Menschen bringt künstliches Licht daher häufig die innere Uhr durcheinander, wobei vor allem LED-Licht am Abend dem Körper vorgaukelt, es sei noch Tag. Lichtverschmutzung wirkt sich massiv auch auf nachtaktive Tiere aus, die sich vor allem in Ballungsräumen mit einer Lichtglocke nur schwer orientieren könnten. Es sollte nach Ansicht von Experten daher über nachhaltigere Formen der Verwendung von Licht nachgedacht werden, d. h., darüber, wo ist wie viel Licht in welcher Intensität erforderlich. Dank moderner Technik sei es durchaus möglich, die Lichtemission um zwei Drittel zu senken, ohne dass Menschen es als dunkler empfinden. Es fehlen oftmals die Kompetenz und das Know-how, um die Qualität des Lichtes zu bewerten. Forscher empfehlen eine Außenbeleuchtung mit einer Farbtemperatur von maximal 3000 Kelvin. Kaltweiße LED und Energiesparlampen hingegen, mit einem hohen Anteil
kurzwelligen, blauen Lichts, beeinträchtigen besonders den Tag- und Nachtrhythmus höherer
Wirbeltiere sowie des Menschen.

Schlaganfall/Apoplexia cerebri/stroke: Bei einem Schlaganfall werden das Gehirn oder Teile davon zeitweilig nicht mehr richtig mit Blut versorgt. Dadurch kommt es zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff und dem Energieträger Glukose. Häufigster Auslöser des Schlafanfalls ist eine Verengung der Arterien. Zu den häufigsten Symptomen zählen plötzliche Sehstörungen, Schwindel sowie Lähmungserscheinungen. Als Langzeitfolgen können verschiedene Arten von Gefühls– und Bewegungsstörungen auftreten. In Deutschland ging 2006 jeder dritte Todesfall auf einen Schlaganfall zurück.

Schmerzgedächtnis: Aus einem akuten Schmerz kann ein chronischer werden, wenn er längerfristig auftritt. Hier zeigt sich, wie plastisch – wie lernfähig – das Nervensystem ist: Es reichen auch schon leichte Auslöser, um eine Schmerzempfindung hervorzurufen.

Selbsterfüllende Prophezeiung: Bezeichnung für das Phänomen, dass bestimmte Erwartungen in Bezug auf andere Menschen deren Verhalten dahingehend beeinflussen, dass sich diese Erwartungen bewahrheiten. Wenn beispielsweise ein Lehrer einzelne Schüler als besonders leistungsstark einschätzt, kann diese Haltung der Autoritätsperson dazu führen, dass die entsprechenden Schüler ein hohes Maß an Selbstvertrauen entwickeln und infolgedessen tatsächlich außergewöhnlich gut abschneiden.

Selbstzerstörende Prophezeiung: Bezeichnung für das Phänomen, dass Menschen aus bestimmten Erwartungen in Bezug auf ein zukünftiges Ereignis heraus ihr Handeln dahingehend ändern, dass das Ereignis nicht eintritt. So kann eine Warnung vor einem Bombenanschlag als Veranlassung dienen, zusätzliches Sicherheitspersonal einzustellen, welches den Anschlag letztendlich verhindert.

Selbstbild: Zwei Dinge verleihen der Seele am meisten Kraft: Vertrauen auf die Wahrheit und Vertrauen auf sich selbst. Lucius Annaeus Seneca

Unter Selbstbild versteht man in der Psychologie das Bild von sich selbst von seiner Persönlichkeit, wobei dieses Selbstbild durch Erlebnisse und Erfahrungen in der Kindheit, vor allem in den ersten sieben Lebensjahren, geformt worden ist. Vor allem sind es Fehler, Verletzungen, Niederlagen aber auch Erfolge, die das Selbstbild formen. In dieser frühen Phase des Lebens besitzen Menschen in der Regel noch keine eigene feste Meinung von sich selber und ist für alle Einflüsse von außen sehr empfänglich sind, d. h., man nimmt die Meinung der anderen – Eltern, Erzieher, Lehrer, Gleichaltrige – über sich selbst an. Daher entsteht das Selbstbild im Grunde genommen aus einem Fremdbild, denn Menschen haben es nicht freiwillig gewählt sondern es meist einfach übernommen und auch über Jahre hinweg beibehalten, ohne es auf seine Richtigkeit hinzu überprüfen. Ein Selbstbild setzt sich etwa daraus zusammen,
– wer man ist (Name, Alter, Geschlecht, Ausbildung, Beruf …)
– wie man seinen Körper sieht und bewertet
– welche Talente, Fähigkeiten und Fertigkeiten man an sich erkennt
– welche Bedürfnisse man hat
– welche Wünsche und Ziele man hat welche Wertvorstellungen man hat
– welche Erfahrungen man gemacht hat, welchen Besitz man hat, welche Beziehungen man hat – – wie man sie einschätzt
– welche Interessen man hat.
Das Selbstbild bzw. die Selbsteinschätzung stimmt selten zu hundert Prozent mit der Wahrnehmung anderer überein. Da ein Selbstbild auch über Selbstwertgefühle entscheidet, führt ein negatives Selbstbild dazu, dass man Minderwertigkeitsgefühle entwickelt, was in der Folge negative Auswirkungen auf das Selbstvertrauen hat. Das entwickelte Selbstbild beeinflusst aber auch das Verhalten, also wie man anderen gegenüber auftritt. Ein negatives Selbstbild kann zu zahlreichen seelischen Problemen wie Depressionen und Ängsten führen.

Selbstregulation: Menschen wissen und handeln nicht nur aufgrund äußerer Reize, sondern sie reagieren auch auf sich selbst und besitzen die Fähigkeit, ihr Verhalten anzupassen und zu lenken. Diese Selbstregulierung von Handlung und Motivation basiert letztendlich auf internen Normen und bewertenden Reaktionen eigenen Verhaltens. Menschen suchen Zufriedenheit durch Erreichen hoch bewerteter Ziele und werden durch Unzufriedenheit mit Leistungen, die unterhalb ihres eigenen Standards liegen, motiviert. Diskrepanzen zwischen Verhalten und persönlichen Standards erzeugen somit selbstreaktive Einflüsse, die als Motivatoren und Leitlinien für ein Verhalten dienen, das darauf zugeschnitten ist, die gewünschten Ergebnisse zu erreichen. Diese internen Standards besitzen bei sozialem und moralischem Verhalten eine größere Stabilität im Vergleich zu Bereichen, in denen es um das Erreichen von Leistungszielen und die Aneignung von Kompetenz geht.

Selbstkonzept: Selbstmanagement oder Selbststeuerung ist die Fähigkeit, die eigenen Gefühle und Stimmungen durch einen inneren Dialog zu beeinflussen und zu steuern. Mit dieser Fähigkeit sind Menschen ihren Gefühlen nicht mehr nur einfach ausgeliefert, sondern können sie konstruktiv beeinflussen. Ein Beispiel: Wenn etwas wütend macht, kann man sich durch einen inneren Dialog selbst beruhigen, um dann viel angemessener zu reagieren, als wenn man nicht in Lage wäre, sich selbst zu steuern. In der Psychologie werden die Begriffe Selbstmanagement, Selbststeuerung, Selbstregulierung und Selbstführung meist synonym verwendet. Ihr gemeinsamer Kern ist das Grundmodell der kybernetischen Systemtheorie, die das Verhalten sich selbst regulierender, lernender Systeme in den Natur- und Sozialwissenschaften analysiert und erklärt.

Semantisches Gedächtnis: Das semantische Gedächtnis ist eine Form des deklarativen Langzeitgedächtnisses. Es speichert das Weltwissen, also Fakten, Formeln, Geographisches, Kochrezepte, etc.

sekundäre Verstärker: Verstärkend wirkende Faktoren, die nicht angeboren, sondern erlernt sind (z.B. Geld). Sie entstehen durch die ursprüngliche Erfüllung eines primären Motivs (z.B. Hunger), werden später aber davon unabhängig.

Social Engineering: Social Engineering nennt man Methoden der zwischenmenschlichen Beeinflussung mit dem Ziel, bei Menschen vorwiegend manipulativ ein bestimmtes Verhalten hervorzurufen, diese etwa zur Preisgabe von vertraulichen Informationen, zum Kauf eines Produktes oder zur Freigabe von Finanzmitteln zu bewegen. Der Begriff unterstellt ein wissenschaftliche, insbesondere psychologische und soziologische Erkenntnisse einbeziehendes, zweckorientiertes und eher technokratisches Vorgehen der jeweiligen Akteure. Social Engineers spionieren das persönliche Umfeld ihres Opfers aus, täuschen Identitäten vor oder nutzen Verhaltensweisen wie Autoritätshörigkeit aus, um geheime Informationen oder unbezahlte Dienstleistungen zu erlangen. Meist dient Social Engineering dem Eindringen in ein fremdes Computersystem, um vertrauliche Daten einzusehen, sodass man dann auch von Social Hacking spricht. Auch Cyberkriminelle nutzen im Sinne von Social Engineering klassische Methoden der Psychologie und beeinflussen die Menschen, denn auch Phishing-Mails gehen mit dem Wissen um die Schwächen der menschlichen Psyche auf Beutezug durchs Web. Solche Emails arbeiten mit Sensationslust, etwa auf Berühmtheiten, oder stellen einen lukrativen Gewinn in Aussicht. Für Social Engineering greifen Cyberkriminelle auf daher grundlegende Muster der menschlichen Psyche zurück, und bringen sie unter anderem beim Phishing zum Einsatz, denn Cyberkriminelle wissen, wie Menschen denken und fühlen, was diese angreifbar macht. Insbesondere das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Vertrauen, aber auch Hilfsbereitschaft, Neugier oder Respekt vor Autoritäten machen Menschen anfällig für Social Engineering. In einer Untersuchung haben Wissenschafter belegt, wie einfach es ist, trotz Firewalls, Virenscanner oder Antispyware Menschen dazu zu bringen, ihre Passwörter aus freien Stücken zu verraten. Happ et al. (2016) brachten in einer einer Umfrage mit 1200 Teilnehmern diese dazu, ihr Passwort gegen Schokolade einzutauschen, wobei fast jeder zweite Proband (47,9 Prozent) sein persönliches Passwort verriet, wenn er unmittelbar vor der Bitte eine Tafel Schokolade bekommen hatte. Wenn es das Geschenk direkt zu Beginn gab und bis zur Bitte einige Zeit verging, waren es immerhin noch 39,9 Prozent. Aus der Kontrollgruppe, deren Teilnehmer die Schokolade erst nach der Umfrage bekamen, gaben immerhin noch 29,8 Prozent ihr Passwort heraus. Insbesondere jüngere Menschen waren für diese Form der Manipulation anfällig, was daran liegen könnte, dass auch die Interviewer ebenfalls eher jung waren. Die Ähnlichkeit der eigenen Lebenswelt ist offensichtlich ein Faktor, der manche dazu neigen lässt, die Bitten anderer eher zu erfüllen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, so die Autoren, dass viele Menschen offensichtlich den Herausforderungen des Informationszeitalters noch nicht gewachsen sind. Vertrauen geht auf das Grundvertrauen zurück, das sich jeder Mensch in den ersten zwei Jahren seines Lebens erwirbt, d. h., man vertraut etwa seinen Freunden, und einer bekannten Person bringt man, auch wenn man sie nicht näher kennt, mehr Vertrauen entgegen als einer unbekannten. Daher ist auch das Akzeptieren von angeblichen Facebook-Freunden, die man gar nicht richtig kennt, oft ein Fehler, denn als Freund erhält diese Person Zugriff auf zahlreiche wertvolle Informationen. Nutzer sollten sich auf Facebook daher nur mit Menschen anfreunden, die sie persönlich und wirklich gut kennen. Ein weiterer Angriffspunkt der menschlichen Psyche ist die Autorität, die vor allem beim Phishing zum Tragen kommt, wobei manche Attacken so professionell sind, dass sie selbst für erfahrene InternetnutzerInnen schwer als solche zu erkennen sind. Phishing-Mails, die sich als offizielle Email einer Bank tarnen und sensible Zugangsdaten abfragen, zählen mittlerweile zum Standardrepertoire Cyberkrimineller. Anders als Phising-E-Mails sind Pretexting-Angriffe gerade auf das Vertrauen einer Zielperson ausgerichtet und erfordern eine genaue Recherche zum Hintergrund der Betroffenen und eine vertrauenswürdige Geschichte. Für gewöhnlich geben Betrüger vor, dass sie gewisse Informationen benötigen, um die Identität zu bestätigen, um eine Transaktion durchzuführen oder um ein Problem zu lösen. Ein Beispiel war das Hacking der Ethereum Classic-Website, bei der sich Hacker die Erstellung eines falschen Kontos und durch die Pretexting-Methode als Eigentümer von Classic Ether Wallet ausgaben. Sie erhielten Zugriff auf das Domain-Register und leiteten es an ihren eigenen Server weiter. Cyberkriminelle extrahierten die Kryptowährung Ethereum von den Leuten, nachdem sie einen Code auf der Website eingegeben hatten, der ihnen ermöglichte, private Passwörter für Transaktionen einzusehen. Auch das Grundmotiv Neugierde machen sich Cyberkriminelle zunutze, indem sie Emails, SMS oder Nachrichten in versenden, die gefährliche Links oder infizierte Anhänge wie pdf-Dokumente enthalten. Neugierige Nutzer steigern die Chance, dass ein schädlicher Anhang geöffnet und der Rechner infiziert wird, wobei die Neugierde besonders beim Spear-Phishing ausgenutzt wird, indem die Interessen der Anwender vor dem Angriff ausgekundschaftet und anschließend entsprechende Spear-Phishing-Mails zielgerichtet an das potenzielle Opfer je nach individuellem Interesse versendet werden. Diese Neugier nutzen auch Baiter aus. Baiting bezeichnet eine Art des Social Engineering mit der geringsten menschlichen Interaktion, wobei die Baiters den NutzerInnen kostenlose Downloads für Filme, Musik oder Software anbieten. In manchen Fällen nutzen sie auch Medien wie USB-Sticks, indem sie einen infizierten USB-Stick in einem Café, einem Flur in einem Bürogebäude oder einem ähnlichen Ort liegen lassen, wo eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass ihn jemand findet. Wenn diesen Stick jemand mitnimmt, in den Computer steckt, dann wird Malware installiert. Untersuchungen zeigen, dass man auf diese Weise sogar in Firmennetzwerke eindringen kann, wenn man etwa mehrere Sticks auf dem Firmenparkplatz als Köder auslegt. Ein weiteres Grundmotiv menschlichen Handelns, das sich Cyberkriminelle zu nutze machen ist die Hilfsbereitschaft, denn Kriminelle gaben sich etwa als Mitglieder des Internationalen Roten Kreuzes im Zusammenhang mit einem aktuellen Konflikt oder einer aktuellen Katastrophe aus und appellieren per Email an die Hilfsbereitschaft der Anwender. Die Psychologie von Phishing-E-Mails Unter dem Begriff Phishing versteht man Versuche, über gefälschte Webseiten, E-Mails oder Kurznachrichten an persönliche Daten eines Internet-Benutzers zu gelangen und damit Identitätsdiebstahl zu begehen. Nach einem Jahresbericht von Verizon ist Phishing die häufigste Ursache für Datenschutzverletzungen. Phishing-Betrüger verschicken dabei unter Nutzung von Massenwerbungskampagnen, E-Mails an Tausende von Firmen-Mitarbeitern innerhalb nur weniger Stunden mit dem Ziel, dass wenigstens eine der angeschriebenen Personen auf den infizierten Link in der E-Mail klickt, der auf eine vorher präparierte, schädliche Website weiterleitet. Diese Aktion ermöglicht es dem Angreifer, die völlige Kontrolle über den betreffenden Rechner oder persönliche Informationen, wie Passwörter, zu erhalten. Aktuell stehen auch Klage-E-Mails hoch im Kurs, wobei diese Art von E-Mail vorgibt, dass der Empfänger verklagt werden würde. Man wird in einer Mail dazu angehalten, die angehängten Dokumente zu öffnen, durchzulesen und die E-Mail innerhalb von sieben Tagen zu beantworten. Gemäß diesen gefälschten Klage-E-Mails wird der Empfänger verklagt, sofern er nicht die Anweisungen befolgt. In einer Studie zur Psychologie von Phishing von Daniela Oliveira und Natalie Ebner erhielten während eines dreiwöchigen Experiments 158 Teilnehmer einmal täglich eine Phishing-E-Mail zugesandt. Ihnen wurde dabei mitgeteilt, sie wären an einer Erforschung der Internetnutzung beteiligt und die Forscher würden nachverfolgen, ob sie darauf geklickt haben, wobei die E-Mails auf echten Phishing-Kampagnen basierten. Man fand dabei heraus, dass Phishing so ausgefeilt ist, dass die meisten Menschen entsprechend anfällig für Angriffe sind: Phishing-E-Mails werden so erstellt, dass sie die menschliche Natur ausnutzen, wobei Phisher sich darauf verlassen, dass Menschen schnelle Entscheidungen treffen, ohne nachzudenken. Menschen sind offenbar anfällig für Phishing, weil es auf die Art und Weise Einfluss nimmt, auf welcher Basis das menschliche Gehirn Entscheidungen fällt. Wenn es um Entscheidungsfindung geht, kann das Gehirn nach der Dualprozesstheorie auf zwei Arten reagieren: entweder automatisch wie bei alltäglichen Aktivitäten, oder wie bei großen Entscheidungen, die hingegen größere Überlegungen und vermehrtes Nachdenken erfordern. Das Klicken auf E-Mail-Links fällt offenbar in die erste Kategorie, d. h., die Hacker verlassen sich auf eine schnelle Entscheidungsfindung bei Phishing-Opfern. Allerdings sind Menschen, die großen Belastungen, wie Stress, ausgesetzt sind, besser in der Lage, Täuschungen, wie Phishing-E-Mails, zu erkennen und sie stehen Online-Betrügereien skeptischer gegenüber. Deshalb verwenden manche Phishing-Kampagnen psychologische Auslöser, um die Menschen in gute Stimmung zu versetzen, da bei Menschen die Wachsamkeit nachlässt, sobald diese gute Laune haben.

soziale Deprivation: Langfristiger Entzug von zwischenmenschlichen Kontakten

Somatosensorische Projektionsfelder: Teile der Großhirnrinde, die Informationen aus dem Körper (Soma) aufnehmen.

Stressreaktion, neuroendokrine: Relativ unspezifische Reaktion des Körpers auf physische und psychische Belastung. Die Reaktion auf psychische Stressoren ist von der individuellen Bewertung abhängig. Sie beginnt mit einer unspezifischen Aktivierung assoziativer Netzwerke in kortikalen und limbisches Regionen. Als Folge dieser Arousal Reaktionen kommt es zur Aktivierung des zentralen noradrenergen Systems (Locus coeruleus), sowie des peripheren noradrenergen Systems (Sympatho- adreno- medulläres System, verstärkte Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin durch sympathische Nervenendigungen und das Nebennierenmark).
Im Falle stärkerer, anhaltender und als unkontrollierbar eingeschätzte Belastungen führt die auf hypotalamische Kerngebiete (Nucleus paraventricularis) übergreifende Erregung zur Freisetzung von CRF ( Corticotropin releasing factor) und Vasopressin. Beide Release Hormone stimulieren die Freisetzung von ACTH (adrenokortikotrophes Hormon) aus der Adenophyse (Hirnanhangdrüse).
ACTH wiederum regt die Sekretion von Kortisol durch die Zellen der Nebennierenrinde an. Dieses neuronalen getriggerte hormonelle Reaktionssystem bezeichnet man als hypothalamo- hypophyseo- adrenokortikales System (HPA- System). Die häufige Verwendung der Bezeichnungen Eustress für kurzzeitige Aktivierung des Stresssystems und Dissstress für eine langzeitige Aktivierung ist irreführend.
Sympathisches Nervensystem: Teil des vegetativen Nervensystems. Gegenspieler des Parasympathikus.

Stimmungen: 

  1. Begriff für motivationelle Zustandsformen (Motivation) eines Tieres, auch in Kombination mit Emotionen beim Tier.
  2. in der Psychologie ein – im Gegensatz zu den kurzfristigeren Affekten und Emotionen – länger anhaltender, gefühlsartiger Zustand, der auf die psychophysiologische Gesamtverfassung des Organismus zurückzuführen ist und relativ stark und schnell wechseln kann. Vor dessen Hintergrund bewirken einzelne Erlebnisse eine über ihre unmittelbare Wirkung hinausgehende Gefühlsbeeinflussung, wie z.B. Fröhlichkeit, Gereiztheit, Gleichmut, Trauer u.a. Abrupte Stimmungsumschwünge, z.B. im Zusammenhang mit Stress, Schwangerschaft und dem Menstruationszyklus, hängen von den Auswirkungen von Steroidhormone auf das Gehirn ab. Elektrische Reizungen im Tierexperiment sowie Episoden bei hirnchirurgischen Eingriffen am Menschen beweisen, daß das neurobiologische Korrelat für die den Stimmungen zugrundeliegenden Prozessen besonders in limbischen und hypothalamischen Strukturen (Hypothalamus, limbisches System) lokalisiert zu sein scheint. Die allgemeine „Gestimmtheit“ eines Menschen ist ein mehr oder weniger markantes Merkmal seiner Persönlichkeit.
  3. umgangssprachlich ein Begriff, der ein Lebensgefühl anzeigt und unabhängig von einzelnen Ereignissen das Erleben in einer entsprechenden Weise tönt, wie z.B. heiter oder traurig

Synapsen: Verbindungsstelle zwischen Nervenzellen

Synaptogenese: Neubildung von Verbindungsstellen zwischen Nervenzellen.

Schwindel: –> Angstschwindel

Stress: Die Stressreaktion ist ein allen Menschen und auch höheren Tieren angeborenes Verhalten, das bei Gefahr die Energiereserven im Körper mobilisieren soll, und rührt aus der stammesgeschichtlichen Entwicklung des Menschen her, als es in Gefahrensitutationen nur zwei Möglichkeiten zum Überleben blieben: Angriff oder Flucht. Stress löst im Gehirn eine komplexe Kette von Reaktionen aus, denn es signalisiert das Nervensystem der Nebennierenrinde, verschiedene Hormone freizusetzen, unter anderem das Hormon Cortisol. Die Nebenniere ist eine paarige Hormondrüse und befindet sich beim Menschen auf den oberen Polen beider Nieren. Das von ihr ausgeschüttete Cortisol wirkt im Gehirn über zwei verschiedene Rezeptortypen, den Mineralocorticoid Rezeptor und den Glucocorticoid Rezeptor. Das menschliche Stresssystem ist evolutionär sehr alt, denn wahrscheinlich half es schon den ersten Säugetieren beim Überleben. Seither hat sich dieses weiterentwickelt und verfeinert, wobei es Verhaltensoptionen in Notfallsituationen wie Kampf, Flucht, Verstecken oder Totstellen unterstützt. Alle diese Reaktionen verbrauchen Energie, die der Körper vorsorglich bereitstellen muss.

 

 

 

T.

Thalamus dorsalis: Der Thalamus ist die größte Struktur des Zwischenhirns und ist oberhalb des Hypothalamus gelegen. Der Thalamus gilt als „Tor zum Bewusstsein“, da seine Kerne Durchgangstation für sämtliche Information an den Cortex (Großhirnrinde) sind. Gleichzeitig erhalten sie auch viele kortikale Eingänge. Die Kerne des Thalamus werden zu Gruppen zusammengefasst.

Tau-Protein: Tau- Proteine sind vor allem im zentralen Nervensystem verbreitet. Ihre Funktion besteht darin, dass sie die Mikrotubuli stabilisieren – also jene Strukturen, welche den Zellen Form und Halt verleihen. Unter bestimmten Umständen hängen Enzyme den Tau- Proteinen zu viele Phosphatgruppen an. Dies hat zur Folge, dass die Proteine nicht mehr richtig abgebaut werden und innerhalb der Neurone toxische Aggregate bilden. Neben senilen Plaques gelten aggregierte Tau- Proteine als klassische Kennzeichen für die Alzheimer- Krankheit.

Tausendfüßlereffekt: Automatisierte Handlungsabläufe können durch bewusste Steuerungsversuche gestört werden.

Tegmentum: Tegmentum (von lateinischen „tegere“ „bedecken“). Es handelt sich um den rückwärtigen, unter dem Aquädukt gelegenen Teil des Mittelhirns. Hier finden sich Kerne wie die Substantia nigra, Formatio reticularis, Hirnnervenkerne und der Nucleus ruber.

Temporallappen: Der Temporallappen ist einer der vier großen Lappen des Großhirns. Auf Höhe der Ohren gelegen erfüllt er zahlreiche Aufgaben – zum Temporallappen gehören der auditive Cortex genauso wie der Hippocampus und das Wernicke- Sprachzentrum.

Testosteron: Geschlechtshormon –> Zellkommunikation, Vorstufe des Östrogens

Transmitter: Botenstoff zur Kommunikation zwischen Nervenzellen.

Trierer Inventar zum chronischen Stress (TICS) ist ein psychologisches Selbstbeurteilungsverfahren zur Erfassung verschiedener Bereiche chronischer –> Stressoren. Der psychologische Fragebogen wurde 2004 von Schulz, Schlotz und Becker entwickelt. Dabei wird jeweils die Häufigkeit verschiedener Belastungserfahrungen in den letzten drei Monaten auf einer fünfstufigen Ratingskala erfragt. Die Bearbeitungszeit wird auf 10 bis 15 Minuten geschätzt und die Auswertungszeit auf 5 bis 10 Minuten, wobei eine computergestützte Version zur Verfügung steht. Der Fragebogen bezieht sich auf ein interaktionsbezogenes Stresskonzept.

Der Fragebogen umfasst 57 Fragen, die zu folgenden 9 Skalen zusammengefasst werden:

  • Arbeitsüberlastung
  • Soziale Überlastung
  • Erfolgsdruck
  • Unzufriedenheit mit der Arbeit
  • Überforderung bei der Arbeit
  • Mangel an sozialer Anerkennung
  • Soziale Spannungen
  • Soziale Isolation
  • Chronische Besorgnis.

Trigger: Auslöser

U.

Ultrakurzzeitgedächtnis: Dieses Gedächtnis erlaubt die Wiederholung eines sensorischen Inputs – eines Satzes oder eines Bildes – ohne ihn aufmerksam wahrgenommen zu haben. Jede Sinnesmodalität hat hierzu einen eigenen Speicher, der nach kürzester Zeit wieder gelöscht wird. So ist die Fähigkeit, in einem Gespräch etwas zuvor Gesagtes zu wiederholen, obwohl man es nicht mit Aufmerksamkeit belegt hat, ein Beispiel für das auditive Ultrakurzzeitgedächtnis.

V.

Vasopressin: Hormon, auch bezeichnet als Adiuretin, ist ein Peptidhormon, das in den Nervenzellen des Hypothalamus gebildet wird und im Hypophysenhinterlappen freigesetzt wird. Der Name Vasopressin bezieht sich auf die gefäßverengende Wirkung.

Verhalten: Verhalten Definition – was bedeutet Verhalten ist in der Psychologie jenes Mittel, durch das sich ein Organismus an seine Umwelt anpasst. Verhalten bedeutet dabei bewusste und unbewusste Aktivität. Der Gegenstand der Psychologie ist dabei vor allem das beobachtbare Verhalten von Menschen und Tieren, d. h., beobachtet wird, was ein Individuum tut und wie es das Tun in einer vorgegebenen Verhaltensumgebung oder im größeren sozialen und kulturellen Kontext umsetzt. In der Psychologie wie in allen anderen Sozial- und Humanwissenschaften geht man davon aus, dass menschliches Verhalten nicht deterministische, d.h., auf Aktion A folgt immer Aktion B, sondern vorwiegend stochastische Eigenschaften aufweist. Dies wird damit begründet, dass die Auswirkungen des freien Willens nicht vollständig bzw. unumstößlich rekonstruiert und einheitlich bestimmt werden können, sodass nur wenige allgemeingültige Aussagen hinsichtlich der spezifischen Verhaltensweisen von Menschen getroffen bzw. deren Reaktionen vorhergesagt werden, vielmehr treten diese nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit ein (Stangl, 1989). Basis für das Verhalten von Lebewesen sind deren Neuronen, die weitverzweigte Netzwerke bilden, durch die Signale mit hoher Geschwindigkeit und in komplexen, sich ständig verändernden Mustern fließen, wobei das Ergebnis dieser Aktivität des Nervensystems letztlich die Erzeugung von Verhalten ist, von sichtbarem und unsichtbarem. Alle Sinneswahrnehmungen und jede koordinierte Bewegung, aber auch jedes Gefühl, jede Erinnerung und jeder Willen entstehen aus der Aktivität von unzähligen miteinander verknüpften Nervenzellen.

Ventromedialer präfrontaler Cortex: Anatomisch gehört der ventromediale präfrontale Cortex zum Stirnlappen der Großhirnrinde. Bei manchen Patienten mit Problemen in der Entscheidungsfindung stoßen Neurowissenschaftler auf Läsionen in dieser Hirnregion. Der ventromediale präfrontale Cortex wird auch dann aktiv, wenn wir negative Emotionen wie etwa Schuldgefühle zu unterdrücken versuchen. Er erhält Signale von vielen anderen Hirnarealen und innerviert seinerseits Amygdala, Hypothalamus sowie mehrere Bereiche des Cortex.

Vestibulo-okulärer Reflex: Drehen wir den Kopf, bewegen sich die Augen automatisch in die entgegengesetzte Richtung. Dieser Reflex bewirkt, dass auch bei schnellen Kopfbewegungen ein stabiles Bild auf der Netzhaut entsteht. Ermöglicht wird das durch die Verschaltung der Bogengänge des Gleichgewichtsapparates mit den Nervenkernen der Augenmuskeln im Hirnstamm.

Visuelle Assoziationsareale/Area peristriata: Als visuelle Assoziationscortices werden die Bereiche bezeichnet, die nicht der primären visuellen Verarbeitung dienen, aber doch stark an der visuellen Wahrnehmung beteiligt sind. Siehe auch Was– und Wo- Bahn.

Visuelle Invarianz: Dieser Begriff bezeichnet eine phänomenale Fähigkeit unseres Gehirns: Es ist in der Lage, ein und dasselbe Objekt immer wiederzuerkennen – egal aus welchem Blickwinkel wir es betrachten und weitgehend unabhängig davon, wie stark sich das Objekt in der Zwischenzeit verändert hat. Diese Eigenschaft haben wir spezialisierten Nervenzellen des Temporallappens zu verdanken, den so genannten Jennifer- Aniston- Zellen.

Visuelles System: Das visuelle System ist der Teil des Nervensystems, der visuelle Information verarbeitet. Es umfasst das Auge, den Sehnerv, das Chiasma opticum, den Sehtrakt, den Corpus geniculatum laterale, die Sehstrahlung, den primären visuellen Cortex und die visuellen Assoziationscortices.

Volition: Dieser Begriff der Psychologie beschreibt den kognitiven Prozess, in dem ein Individuum sich für eine Handlung entscheidet und sie ausführt. Grob gesagt könnte man Volition auch mit dem Willen gleichsetzen.

Vulnerabilität: Vulnerabilität bezeichnet in der Psychologie eine individuelle Disposition, durch die Menschen für das Auftreten einer Störung prädisponiert sind oder das Auftreten einer Störung zumindest begünstigt wird. Generell bedeutet Vulnerabilität die Anfälligkeit, an etwas zu erkranken, etwa an einer Schizophrenie. In der Psychologie wird Vulnerabilität als das Gegenteil von –> Resilienz betrachtet, wobei vulnerable Menschen besonders leicht emotional verwundet werden und daher eher psychische Störungen entwickeln. Resilienz und Vulnerabilität gehören dabei als Gegensatz zusammen, da Vulnerabilität nicht durch das bloße Ausschalten von Vulnerabilitätsfaktoren vermieden werden kann, und die Überwindung einer Leidenssituation für neue Leiden und Freuden sensibilisiert. Die meisten Menschen durchlaufen in ihrem Leben mehrere vulnerable Phasen, wie etwa die Pubertät, in denen eine erhöhte Gefahr besteht, eine psychische Störung zu entwickeln. Erhöht wird die Vulnerabilität oft durch entwicklungspsychologisch bedingte Übergänge wie den Berufswechsel bis hin zu kritischen Lebensereignissen wie Krankheit, Scheidung oder Arbeitslosigkeit. Zu den Schutzfaktoren zählen ein hohes Selbstwertgefühl, die Selbstwirksamkeitserwartung und ein Gefühl sozialer Verpflichtung, soziale Kompetenzen, um sich Ressourcen zugänglich zu machen, und bereits vorhandener Ressourcenreichtum.

W.

Wahrnehmung: Der Begriff der Wahrnehmung bezeichnet jenen Aspekt des psychischen Geschehens und Erlebens, der sich auf die Kopplung des Organismus an funktional relevante Aspekte der physikalischen Umwelt bezieht. Hierzu gehören nicht nur die haptische, visuelle, auditive, olfaktorische und gustatorische Wahrnehmung, sondern auch die Wahrnehmung des Leibes und seiner Teile sowie ihrer relativen Lage zueinander und zur Umgebung, die Wahrnehmung von Schmerzen, die Wahrnehmung von Gesichtern und Körperbewegungen und der durch sie vermittelten affektiven Ausdrücke und Signale sowie die Wahrnehmung der Sprache und die Wahrnehmung der Zeit. Die Beschäftigung mit der Wahrnehmung wurde zunächst durch erkenntnistheoretische Fragen der Beziehung von Außenwelt” und dem durch unsere biologische Konstitution kodeterminierten Wissen über diese Außenwelt” motiviert. Von den Vorsokratikern über Rationalismus-Empirismus-Kontroversen bis zur gegenwärtigen Philosophie des Geistes durchzieht die Frage nach der Natur der Wahrnehmung die Geschichte der Philosophie. In der Psychologie markiert die systematische Untersuchung (z.B. durch Fechner u. Helmholtz) von Prinzipien der Wahrnehmung den Ursprung der naturwissenschaftlichen Psychologie. Die Erforschung der Wahrnehmung, bei der Erkenntnistheorie, Psychologie, Ethologie, Neurophysiologie und der Bereich der sog. Künstlichen Intelligenz” eng miteinander verflochten sind (Spillmann & Werner, 1990), bildet den Kern der gegenwärtigen Kognitionsforschung; ihr Gegenstandsbereich reicht von der neuralen Transduktion über die perzeptuelle Repräsentation bis hin zu symbolischen kognitiven Prozessen und zu Fragen des Bewußtseinsproblems (Leib-Seele-Problem)

Natur der Wahrnehmung
Der überwiegende Teil des auf den Organismus treffenden raum-zeitlichen Energiemusters wird nicht für biologische Zwecke verwendet; nur einige Aspekte werden herausgefiltert, um den Organismus an seine Umwelt anzubinden (z.B. können wir weder die Polarisierungsebene von Licht wahrnehmen noch die Richtung magnetischer Felder). Bei der Umsetzung von physikalischer Energie in einen neuralen Code, d.h. die neurale Transduktion, läßt dieser seine physikalische Ursache nicht mehr erkennen (z.B. können Lichtempfindungen sowohl durch optische wie mechanische oder elektrische Reizung des Auges entstehen). Dies macht bereits deutlich, dass die Wahrnehmung nicht dem Erkennen der “physikalischen Realität” dient. Auf dem Missverständnis, dass es Aufgabe des Wahrnehmungssystems sei, eine physikalisch korrekte Beschreibung des physikalischen Inputs zu erlauben, beruht jedoch die Klassifikation der Wahrnehmungsphänomene in normale und illusionäre und die damit verbundene Auffassung, die als sog. Wahrnehmungstäuschungen bezeichneten Phänomene seien in stärkerem Maße als der “Normalfall” der Wahrnehmung erklärungsbedürftig. Die Fokussierung auf elementare physikalische Aspekte wurde begünstigt durch die enge geschichtliche Verflechtung von Sinnesphysiologie und Wahrnehmungspsychologie, sowie durch die metaphysischen Positionen eines Neuroreduktionismus. In der Regel werden die Sinnesmodalitäten selbst als natürliche und weitgehend isoliert betrachtbare Analyseeinheiten angesehen. Dies ergibt sich aus der prätheoretischen Zuschreibung bestimmter Klassen von Empfindungen zu Sinnesorganen, wie sie bereits in der Antike mit der Lehre von den fünf Sinnen (Sehen, Hören, Fühlen, Riechen und Schmecken) formuliert worden war. An die Stelle der Sinnesorgane traten mit der Ausdifferenzierung der Sinnesphysiologie die nach der Art der physikalischen Transduktion klassifizierten Rezeptoren. Für eine tiefere theoretische Einsicht in die Natur der Wahrnehmungsprozesse kann sich jedoch eine solche elementaristische Auffassung als hinderlich oder unfruchtbar erweisen, da sie die Bedeutung des Zusammenspiels der verschiedenen Modalitäten bei komplexen Wahrnehmungsleistungen unterschätzen wird. Beispielsweise konstituiert sich eine visuelle Objektwelt erst als Außenwelt durch das Zusammenspiel von visuellen, haptischen und motorischen Erfahrungen; rein visuelle Erfahrungen ohne korrespondierende visuo-motorische Erfahrungen führen, wie insbesondere Deprivationsexperimente zeigen, zu erheblichen Beeinträchtigungen visueller Wahrnehmungsleistungen. Die Struktur der Wahrnehmung ist nicht – dies ist eine der bedeutendsten Einsichten der Wahrnehmungspsychologie – auf die Struktur der Sinnesorgane reduzierbar. Die wesentliche Leistung des Wahrnehmungssystems ist nämlich gerade eine transmodale Repräsentation der biologisch-physikalischen Umwelt und somit ein “Freimachen” von den sensorischen Input-Kanälen (Befunde der Säuglingsforschung). Ein wesentliches der Wahrnehmung zugrundeliegendes Designprinzip ist eine weitgehende Abschottung der Wahrnehmung gegen bewußte willentliche Eingriffe sowie gegen interne Zustände des Organismus. Hierdurch wird eine schnelle und stabile adaptive Anbindung an biologisch relevante Aspekte der physikalischen Umwelt gewährleistet. Wahrnehmungsprozesse sind schnell, vergleichsweise starr und stereotyp und kaum der bewußten Kontrolle zugänglich. Damit haben Wahrnehmungs- und Denkprozesse gleichsam komplementäre Charakteristika. Denkprozesse sind hochgradig flexibel, jedoch von einer vergleichsweisen Langsamkeit und zögernden Unsicherheit und scheinen einer bewußten Kontrolle zugänglich zu sein (doch gilt auch für sie, wie für alle anderen kognitiven Prozesse, daß sie nicht selbst zum Bewusstsein gelangen, sondern nur das Endprodukt bewußt zugänglich ist) (Denken).

Beziehung zwischen proximalem und distalem Reiz
Auf den ersten Blick scheint die Unterscheidung von proximalem und distalem Reiz, durch welche die vom Organismus wahrzunehmende physikalische Objektwelt von den kausalen Effekten dieser Objekte auf die Sinnesorgane unterschieden wird, sehr klar zu sein. Doch unterstellt eine solche Unterscheidung, daß es eine räumlich wie zeitlich eindeutig bestimmte rezeptorale Eingangsebene gibt, auf der die physikalischen Energiemuster in einer festen kausalen Beziehung zu einem distalen Objekt stehen. In der jüngeren Wahrnehmungspsychologie betont man den computationalen Aspekt und spricht in idealisierter Weise statt vom proximalen Reiz vom sensorischen Input. Auch die Bestimmung und physikalische Beschreibung des distalen Reizes birgt wesentliche konzeptuelle Schwierigkeiten. Die Verwendung von Konzepten wie “Oberfläche”, “Schatten”, “Beleuchtung” oder “dreidimensionales Objekt” setzt die Zerlegung des auf den Organismus treffenden Energiemusters in diese Einheiten bereits als gegeben voraus (eine Annahme, die im Falle des Maschinensehens durchaus naheliegend ist, da die Maschine ja so konstruiert wurde, daß sie auf vorgegebene physikalische Objekte reagiert), während die Wahrnehmungspsychologie gerade die Aufgabe hat herauszufinden, wie das Wahrnehmungssystem derartige Objekte aus dem sensorischen Input erst konstituiert. Konzepte wie “Oberfläche”, “Beleuchtung” etc. sind selbst erst das Produkt perzeptueller Prozesse und können nicht als von diesen unabhängig betrachtet werden. Die Existenz physikalischer Objekte ist weder hinreichend noch notwendig für das korrespondierende Perzept (Beispiel: Objekte auf dem Monitor, “virtual reality settings”). Perzeptuelle und physikalische Kategorien fallen also auseinander, und es hängt vollständig von der Struktur des Beobachters ab, wie die physikalische Welt in “Objekte” und “Ereignisse” zerlegt wird.
Die Beziehung zwischen proximalem und distalem Reiz stellt sich nun in naiver Auffassung so dar, daß der sich auf die “Außenwelt” beziehende Wahrnehmungseindruck als gleichsam Punkt-für-Punkt durch den entsprechenden proximalen Reiz bestimmt angesehen wird. Doch läßt sich bereits durch einfache Phänomene demonstrieren, daß der Wahrnehmungseindruck keineswegs in einfacher elementaristischer Weise mit dem lokalen proximalen Reiz zusammenhängt. (In der klassischen Psychophysik und Wahrnehmungspsychologie suchte man dennoch die mit dieser elementaristischen Auffassung verbundene Meßinstrumentkonzeption dadurch zu retten, daß man diesen Phänomenen als sog. Kontext- oder Konstanzphänomenen einen besonderen und gleichsam untypischen Status zuschrieb.)
Damit stellt sich nun die Frage, wie sich die dem Organismus im sensorischen Input verfügbaren Informationen mit der von ihm erbrachten Wahrnehmungsleistung in Beziehung setzen läßt. Da jeder sensorische Input mit einer großen Klasse von “Interpretationen” konsistent ist, muß das Wahrnehmungssystem mehr “wissen”, als ihm durch den sensorischen Reiz zur Verfügung gestellt wird, und den sensorischen Input gleichsam im Kontext bestimmter “Vorannahmen” über die physikalische Welt “interpretieren”. Der Organismus muß also Regularitäten der physikalischen Welt (z.B. Oberflächen sind stetig, Objekte sind starr, spektrale Energieverteilung des Sonnenlichtes ist “glatt”, Licht kommt von oben), von der er sich im Verlaufe der Evolution eine interne Repräsentation gebildet hat, in geschickter Weise ausnutzen.
Der Organismus sieht also mehr, als ihm physikalisch an visueller Stimulierung angeboten wird; er sieht gleichsam etwas in die physikalische Situation hinein.

X.

Y.

Z.

Zellkommunikation: Wechselseitige Beeinflussung von Zellen durch Abgabe bestimmter Signalstoffe (Mediatoren), die als Liganden an spezifische Rezeptoren andere Zellen anbinden und durch deren Aktivierung eine spezifische Antwort auslösen (triggern) . Die Mediatoren der synoptischen Signalübertragung werden als Transmitter bezeichnet ( z.B. Serotonin und Glutamat). Die mit dem Blutkreislauf verteilten Signalstoffe heißen Hormone ( z.B. Sexualhormone wie Testosteron, oder Glukokortikoide wie Kortisol). Manche Signalstoffe werden sowohl als Transmitter, als Hormon und als Modulator benutzt (z.B. die Katecholamine Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin).

ZNS: Zentralnervensystem (Gehirn, Rückenmark), hat die Aufgabe, die über das periphere Nervensystem zugetragenen Informationen (sensorische Eingänge) zu verarbeiten, zum Teil zu speichern und in verarbeiteter Form über das periphere Nervensystem an die Erfolgsorgane weiterzugeben. Die Verarbeitung der eintreffenden Informationen und ihr Abgleich mit bereits gespeicherten Informationen erfolgt in regionalen, neuronalen Netzwerken, die zum Teil eng miteinander verflochten sind und deren Aktivität durch sog. globale Transmittersysteme moduliert und harmonisiert wird.

Zytokine: Signalstoffe zwischen Zellen, vor allem des Immunsystems.

 

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